Akkon
Akko oder Akkon, im Altertum auch Ptolemais, heute amtlich Hebräisch עכו ‘Akkô, Arabisch عكّا ‘Akkā (auch: Akers, Acre, Accho, Acco, Hacco und St. Jean d'Acre), ist eine alte Stadt in Galiläa im Nordbezirk Israels.
Die Altstadt liegt auf einer Landzunge am Nordrand der Bucht von Haifa und ist von einer, bis zu 150 m starken, Festungsanlage umgeben. Auf der Landseite ist die Altstadt heute von der Neustadt umschlossen. Während die Neustadt eine mehrheitlich jüdische Bevölkerung aufweist, wird die Altstadt fast ausschließlich von israelischen Arabern bewohnt und ist noch heute die orientalischste aller Städte Israels.
Akko hatte im September 2003 45.600 Einwohner.
An Stelle der früheren Bedeutung als Hafen ist heute die Industrie getreten, vor allem die Eisenverarbeitung. Die Stadt besitzt einen Bahnhof an der Strecke Nahariyya - Haifa.
Geschichte
Akko wird schon in den Amarnatexten (Amarnatafeln) des 14. Jahrhunderts v. Chr. erwähnt. Auch in der Bibel ist von Akko die Rede (Ri 1,31).
332 v. Chr. wurde die Stadt von Alexander dem Großen erobert.
Der Apostel Paulus verbrachte einen Tag in Ptolemais (Apostelgeschichte 21:7)
638 kam die Stadt unter arabische Herrschaft, die bis zur Besetzung durch die Kreuzritter 1104 anhielt. In arabischer Zeit wurde der Hafen von dem arabisch-ägyptischen Architekten Abu Bekr al-Bana' aus Steinlagen auf Sykomoren-Bohlen ausgebaut. Er hatte eine große Bedeutung für den Handelsweg zum Roten Meer. Die Einfahrt wurde nachts durch Ketten verschlossen.
1104 eroberten die christlichen Kreuzfahrer unter Balduin, dem jüngeren Bruder Gottfrieds von Bouillon die Hafenstadt.
1187 wurde Akkon von Saladin zurückerobert, fiel 1191 unter Richard Löwenherz wieder an die Kreuzritter (Belagerung von Akkon) und wurde die Hauptstadt des Rests des Königreichs Jerusalem. Dabei entstand der Sage nach durch Leopold V. der österreichische Wappenschild Rot-Weiß-Rot. Demnach soll Leopolds Gewand nach der Belagerung nicht mehr weiß (Kreuzfahrerkleidung), sondern blutüberströmt gewesen sein. Als er müde seinen Schwertgürtel abnahm, blieb an dieser Stelle ein weißer Balken übrig. So soll die Fahne entstanden sein. Vor Akkon starb der Sohn Barbarossas, Herzog Friedrich von Schwaben, der kurz zuvor den Kaiser in Tyrus beigesetzt hatte.
1198 wurde der Deutsche Orden (Deutschritterorden) hier gegründet.
1219 stiftete Franz von Assisi das noch heute existierende Franziskaner-Kloster.
1229 wurde Akkon nach dem Frieden von Jaffa zwischen Friedrich II. und dem Ayyubiden-Sultan Al-Kamil unter die Verwaltung des Johanniterordens gestellt (worauf der alternative Name St Jean D'Acre hinweist). Akkon wurde zur wichtigsten Verbindungsstadt nach Europa für arabische Kultur und Wissenschaft.
Nach der Eroberung Jerusalems durch die Moslems 1244 war Akkon einer der letzten Stützpunkte der Kreuzfahrer. Mit dem Fall der Festung am 18. Mai 1291 waren die Kreuzzüge definitiv gescheitert. Akkon wurde durch den ägyptischen Mamelukken-Sultan al-Malik al-Asraf Chalil zurückerobert.
1517 wurde Akkon unter Sultan Selim I. Teil des osmanischen Reiches.
Im 18. Jahrhundert ab 1749 wurde die z. T. noch immer verwüstete Stadt neu aufgebaut. Es entstand die heutige Festungsanlage, die von Jezzar Pasha, dem damaligen Gouverneur von Damaskus, auf der Grundlage der Kreuzritterfestung erbaut wurde.
1799 wurde Akkon 61 Tage lang vergeblich von Napoleon belagert. Einer Legende nach warf dieser beim Rückzug der Truppen mit den Worten "Wer Akkon erobert, erobert die Welt!" seinen Hut ins Meer. Von ihm zurückgelassene Kanonen stehen heute auf dem Festungswall.

1869 kam Baha'u'llah, der Religionsstifter der Baha'i, als Gefangener des Osmanischen Reiches in die Festungsstadt Akkon, wo 1873 eines seiner zentralen Bücher, das Kitab-i-Aqdas, entstand.
Am 17. Mai 1948, drei Tage nach der israelischen Unabhängigkeitserklärung wurde Akkon von der Hagana besetzt.
2001 wurde die Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
2006 war die Stadt Ziel von Raketenangriffen der Hisbollah während der Israel-Libanon-Krise 2006.
Kulturgeschichtliches
- Die mittelalterliche Zitadelle, überragt vom „Turm der Verdammnis“, beherbergt
- das älteste Hospital des Johanniterordens (Gegründet 1090),
- ein ebenerdiges zweischiffiges Refektorium (gebaut um 1100), vermutlich Urbild aller gotischen Kreuzrippengewölbe, wurde vom Deutschen Zeev Goldmann ausgegraben.
- Der Orden von Akka (Johanniter, später auch Malteser) kam im frühen 17. Jh. nach Preußen und gründete dort zahlreiche evangelische Krankenhäuser und Hilfsvereine, die noch heute bestehen.
- Akkon-Sprüche. Der Vagant Freidank, der vermutlich am Kreuzzug Friedrichs II. teilnahm (5. Kreuzzug), kritisiert in einer Serie von mittelhochdeutschen Sinnsprüchen, die Teil seiner Bescheidenheit genannten Spruchsammlung sind, das zwielichtige Verhalten der Christen
- In der bisher noch nicht wiedergefundenen ältesten Dominikanerkirche (Predigerkirche) Akkons wurde der kath. Heilige und Ordensgeneral der Dominikanerei Jordanus Baya beigesetzt. Sein Schiff zerschellte 1237 in der Nähe von Akkon vor der syrischen Küste.
Söhne und Töchter der Stadt
- Ghassan Kanafani, arabischer Schriftsteller
- Shoghi Effendi, Verwalter der Baha'i-Religion
- Ibrahim Hazimeh, palästinensischer Maler
Städtepartnerschaften
- Bregenz (Österreich)
- Pisa (Italien)
Heutige Bedeutung
- Heute ist "Akkon" in Deutschland und Österreich der Funkrufname im BOS-Funk der Johanniter-Unfall-Hilfe, die aus dem Johanniterorden entstanden ist.
Siehe auch
Quellen und Weblinks
- Private Homepage zur Geschichte der Stadt
- Ulrich Perwass Homepage Innenraumpanorama der Al-Jazzar-Moschee
- Schätze der Welt: Akko