Indien
Die Republik Indien (Bhâratîya Ganarâjya; Kurzform: Bhârat ) ist ein Staat in Süd-Asien. Sie grenzt an Pakistan, China, Nepal, Bhutan, Myanmar und Bangladesch. Indien ragt vom Himalaya aus in den Indischen Ozean.
- Fläche: 3.287.590 km²
- Einwohner: 1.029.991.145 (Stand 2001)
- Hauptstadt: Neu-Delhi (Niu Dili)
- Amtssprachen: Hindi, Englisch. Regionale Amtssprachen: Assamesisch, Bengali, Gujarati, Kannada, Kashmiri, Konkani, Malayalam, Manipuri, Marathi, Nepali, Oriya, Punjabi, Sanskrit, Sindhi, Tamil, Telugu, Urdu
- Nationalfeiertag: 26. Januar
- Religion: 82% Hindus, 12% Moslems, 1% Buddhisten, 1% Sikhs, 0.5% Jainas und 3.5% andere (v.a. Christen, Baha'i, Parsen)
- Staatsoberhaupt: A.P.J. Kalam, Präsident (seit 25.7.2002)
- Regierungschef: Atal Behari Vajpayee (BJP), Ministerpräsident (seit 1998)
Verwaltung
Indien ist eine Bundesrepublik (im Commonwealth).
Gliederung: 28 Bundesstaaten und 7 Bundesterritorien.
- Bundesterritorien:
- Bundesstaaten:
Geographie
Der Indische Subkontinent liegt bei 20° 00' Nord und 77° 00' Ost. Er wird nach Nordosten vom Himalaya begrenzt. Der höchste Punkt ist der Berg Kanchenjunga mit 8.598 m. Der Tiefpunkt liegt im indischen Ozean auf Höhe des Meeresspiegels.
Wirtschaft
Die indische Wirtschaft umfasst sowohl traditionell bäuerliche Betriebe, moderne Agrarbetriebe, Handwerksbetriebe und moderne Industrie, als auch eine breite Palette von Dienstleistungsunternehmen. Über ein Viertel der Bevölkerung ist zu arm, um sich eine adäquate Ernährung zu leisten. Indiens internationale Zahlungsfähigkeit blieb 2001 stabil, was sich in leicht sinkenden Devisenkursen und angemessenen Reserven an Auslandswährungen widerspiegelt. Das Wachstum des Produktionsoutputs hat sich verlangsamt und die Kürzung der Stromzufuhr in manchen Regionen dauert weiter an. Indien ist ein wichtiger Exporteur von Rohstoffen und Fertigprodukten, aber auch Arbeitskraft. Aus Indien kommen Softwareprodukte und Programmierer; es verfügt über eine große Zahl gut ausgebildeter Fachkräfte. Die wichtigsten Exportgüter sind Textilien, Chemikalien, Edelsteine, Juwelen (Schmuck) und Lederwaren. Indien importiert vor allem Rohöl, Maschinen, Diamanten, Dünger und Chemikalien.
Geschichte
Die Indus-Tal Zivilisation ist eine der ältesten der Welt, ihre Geschichte reicht mindestens 5.000 Jahre zurück. Arische Stämme drangen etwa 1500 v. Chr. in das Gebiet ein. Die Verschmelzung, zwischen Ariern und den frühen Bewohnern der Region, ließ die klassische indische Kultur entstehen und prägte den damals entstehenden Hinduismus entscheidend. Ab dem 6. Jh. v. Chr. entfaltete sich der Buddhismus, der während rund 1500 Jahren eine der maßgeblichen Geistesströmungen Indiens darstellte. Arabische und Türkische Invasionen begannen im 8. und 12. Jahrhundert und wurden ab dem 15. Jahrhundert durch europäische Händler fortgesetzt. Im 19. Jahrhundert hatte England die vollständige politische Kontrolle über alle Indischen Territorien. Der gewaltfreie Widerstand gegen die britische Kolonialherrschaft, vor allem unter Mahatma Gandhi und Jawaharlal Nehru, führte 1947 zur Unabhängigkeit. Der Subkontinent wurde damals in zwei Staaten aufgeteilt, den säkularen (Hindu-)Staat Indien und den kleineren islamischen Staat Pakistan. Nach zwei vorangegangenen Kriegen mit Pakistan, führte ein dritter Krieg 1971 zur Abspaltung Ost-Pakistans und zur Gründung eines neuen Staates Bangladesch. Heute sind die fundamentalen Probleme Indiens einerseits der fortdauernde Streit mit Pakistan um die Region Kaschmir, andererseits die starke Überbevölkerung, die zunehmende Umweltverschmutzung, die ausgedehnte Armut, sowie ethnische und religiöse Konflikte zwischen Hindus und Moslems.
Geschichliche Daten
- 2500-1500 v. Chr.: Entfaltung der antiken Hochkultur von Harappa und Mohenjo-Daro im nordwestlichen Industal (heute Pakistan).
- um 1400 v. Chr.: Die Arier dringen von Nordwesten zunächst in das Gebiet des heutigen Panjab ein und bringen die indogermanischen Sprachen nach Indien.
- 1000-600 v. Chr.: Die Arier gelangen in das Zweistromland von Ganges und Yamuna. Entstehung der ersten vedischen Texte (Brahmanas und Upanishaden und damit des Vedismus und Brahmanismus, aus denen später der heutige Hinduismus sich entfaltete.
In die gleiche Zeit fällt die Entstehung des Kastensystems zur Abgrenzung gegenüber den Ureinwohnern. - 6. Jh. v. Chr.: Entstehung des Buddhismus und des Jainismus.
Ende der vedischen Epoche. - 326 v. Chr.: Alexander der Große dringt nach Indien vor.
- um 322 v. Chr.: Chandragupta Maurya legt die Grundlagen für das erste indische Großreich.
- Um 270-235 v. Chr.: Ashoka dehnt das Reich der Maurya über ganz Indien aus (ausgenommen bleibt der südlichste Zipfel des Subkontinents [dravidisische Staaten]).
Hauptstadt wird Pataliputra (das heutige Patna).
Kaiser Ashoka, der sich zum Buddhismus bekennt, begründet das erste Großreich auf indischem Boden; zugleich den ersten, auf friedfertiger Toleranz beruhenden sozialen Wohlfahrtsstaat der Antike (Abschaffung der Kriegsführung als Mittel politischer Macht).
Das Reich zerfällt um 184 v.Chr. (nach anderen Angaben um 72 v.Chr.) in zahlreiche Einzelstaaten. - Um 250-100 v. Chr.: In der Nachfolge der Alexanderzüge entsteht im nordwestlichen Grenzgebiet von Baktrien und Gandhara (heute: Afghanistan und Pakistan) das hellenistische [Gräko-]Baktrische Reich. Entfaltung der buddhistischen Kunst und Kultur.
Das Reich zerfällt mit dem Eindringen der aus Zentralasien stammenden Skythen, die von den Indern Shaka genannt werden. - Um 50 v. Chr.: Die iranischen Parther verdrängen die Skythen (Shakas), werden ihrerseits aber von Kushana geschlagen, die in Baktrien und Gandhara ein blühendes Reich errichten, das unter König Kanishka (1./2. Jh. n.Chr.) seine größte Macht erreicht. Förderung und Entfaltung des Buddhismus (Kunstschulen von Mathura und Gandhara).
Das Reich zerfällt gegen Ende des 3. Jh. n.Chr. - 320-510 n. Chr.: In Nordindien herrscht die Dynastie der Gupta.
- 5. Jh.: Errichtung der buddhistischen Universität von Nalanda (mit über 10,000 Studenten die größte Lehrstätte der antiken Welt).
- 6./7. Jh.: Hunneneinbrüche verwüsten Nordindien.
- 606-647: Reich des Harshavardhana in Nordindien. Er gilt als einer der letzten großen Förderer des Buddhismus.
- 7.-9. Jh.: In Indien entsteht eine hinduistische Renaissance. Der Buddhismus wird allmählich zurückgedrängt.
- Ab dem 8. Jh.: Beginn der arabischen bzw islamischen Infiltration in Indien.
- 1199: Die eindringenden Muslime versetzen dem Buddhismus mit der Eroberung der bengalischen Pala-Dynastie den Todesstoß. Ende der buddhistischen Zivilisation auf indischem Boden.
- 1206-1290: Die Muslime begründen das Sultanat von Delhi.
- 1398: Die Mongolen unter Timur Leng erobern und verwüsten Delhi.
- 1526-1857: Das Reich der islamischen Großmoguln (vgl. Mogulreich) beherrscht Nord- und Zentralindien.
- 1627-1761: Reich der Marathen in Südwestindien, die letzte indische Großmacht vor der britischen Herrschaft.
- 1746: Beginn der Ausbeutung durch europäische Fremdherrschaft (Portugiesen, Franzosen, Briten).
- 1813-1948: Britische Vormacht in Indien. Indien wird als britische Kolonie ausgebeutet.
- 1866: Burma wird von Großbritannien besetzt und Britisch-Indien angeschlossen (bis 1937).
- 1915 (Jan.): Mahatma Gandhi (*1869) nimmt den gewaltlosen Kampf gegen die britische Fremdherrschaft auf. Er wird am 30.1.1948 von einem fanatischen Hindu ermordet.
- 1947 (15.8.): Indien erlangt die Unabhängigkeit von Großbritannien. Teilung des Landes in einen hinduistischen und islamischen Staat (Indien und Pakistan). Indien bleibt eine Monarchie innerhalb des Britischen Commonwealth. Staatsoberhaupt ist König Georg VI. von Großbritannien. Das Amt des Regierungschef übernimmt Jawaharlal Nehru (1889-1964), einer der zentralen Führer im indischen Freiheitskampf.
- 1949 (26.11.): Indien konstituiert sich als Republik. Erster Präsident wird Rajendra Prasad (1950-1962).
- 1950 (26.1.): Inkrafttreten der ersten indischen Verfassung.
- 1954 (1.11.): Frankreich gibt Indien seine letzten geraubten Gebiete zurück (Pondicherry, Karikal, Mahé und Yanam).
- 1959: Indien gewährt dem Dalai Lama, dem Oberhaupt der Tibeter, politisches Asyl. Dieser bildet in Dharamsala (Himajal Pradesh) eine tibetische Exilregierung.
- 1961 (18.-20.12.): Mit der Annexion der portugiesischen Besitzungen Goa, Diu und Damão werden die letzten Kolonien auf indischem Boden beseitigt.
- 1962 (20. Okt.): Indisch-Chinesischer Krieg. China annektiert im Nordosten (Himalaya-Region) indisches Territorium.
- 1965 (Sept.): Krieg mit Pakistan wegen der ungelösten Kashmir-Frage.
- 1966 (24.1.): Indira Gandhi (1917-1984), Tochter Jawaharlal Nehrus, wird Premierministerin.
- 1971 (Dez.) Indien greift in Ostpakistan zugunsten eines unabhängigen Bangla Desh ein.
- 1974 (18.5.): Indien zündet seine erste Atombombe.
- 1982 (19.7.): Mitglieder der Religion der Sikh rebellieren in Amritsar und rufen zum Kampf gegen die Regierung auf (Forderung nach einem unabhängigen Sikh-Staat in Panjab).
- 1984 (31.10.): Premierministerin Indira Gandhi wird von einem Sikh-Leibgardisten getötet.
- 1984 (3.12.): Giftgaskatastrophe in Bhopal (mehr als 2000 Tote, Opfer einer US-Firma).
- 1984 (31.12.): Rajiv Gandhi (*1944), Sohn von Indira Gandhi, wird neuer Premierminister (Rücktritt am 29.11.1989 und Ermordung am 21.5.1991).
- 1997: Mit Kocheril Raman Narayanan (*1920) übernimmt erstmals ein Kastenloser als Staatspräsident das höchste Amt im Staate.
- 1998 (19.3.): Atal Behari Vajpayee (*1926) wird Premierminister.
- 2002/2003: Indien droht Pakistan bei anhaltender Unterstützung der muslimischen Rebellen in Kashmir mit Krieg.