Nonverbale Kommunikation
Als nonverbale Kommunikation wird der Teil menschlicher Kommunikation bezeichnet, der sich averbal, also nicht lautsprachlich-auditiv ausdrückt, sondern mittels Körpersprache auf verschiedenen Kanälen kommuniziert wird.
Kommunikationskanäle nonverbaler Kommunikation
- Mimik
- Gestik
- Körperhaltung (diese werden visuell rezipiert)
- Olfaktorik (Geruchsinn)
- Kinästhetik (Tastsinn)
Der größte Teil von dem was kommuniziert wird, läuft oft unbewusst, über Körpersprache ab. Diese allgemeingültige Aussage stützt sich auf die Eisbergtheorie von Siegmund Freud, der den unbewussten Motiven für menschliche Entscheidungen eine wesentlich höhere Bedeutung beigemessen hat, als den bewussten.
Unbewusste nonverbale Kommunikation
Während den visuell aufgenommenen Informationen innerhalb der nonverbalen Kommunikaton gerne ein hoher Stellenwert beigemessen wird (Mimik und Gestik), hat tatsächlich beispielsweise der Geruchssinn eine enorme reale Bedeutung für das menschliche Verhalten in nonverbaler, direkter Kommunikation.
Dies hat seine Ursache in der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit für Pheromone bereits unterhalb der Wahrnehmungsschwelle durch das Großhirn. Somit steuern die sexuellen Botenstoffe des menschlichen Körpers das unbewusste Verhalten über den Geruchssinn und eine Signalverarbeitung durch das Stammhirn (auch "Reptilienhirn"). Die so gewonnenen Informationen werden anschließend im Großhirn kognitiv verarbeitet und mit archetypischen Verhaltensmustern gekoppelt. Im letzten Bearbeitungsschritt formt der Verstand die passenden Begründungen und Argumente, aufgrund von sozialisierter Erfahrung und entwickelt intelligente Strategieen, um die Paarung zu ermöglichen.
Während der fruchtbaren Tage sendet der Körper der menschliche Frau Pheromone aus, die dem männlichen Gegenüber unbewusst entsprechend Paarungsbereitschaft signalisieren. Nimmt der weibliche Körper allerdings über einen längeren Zeitraum keine männlichen Pheromone über den Geruchs- oder Geschmackssinn auf (z.B. in Frauenhaftanstalten), so bleibt der Eisprung aus. Der genetische Code verwandter Menschen sorgt auf dem gleichen Wege für sexuelle Unattraktivität und Abkehr, um die Zeugung von Nachwuchs ohne frisches genetisches Material zu verhindern.
Teilbewusste nonverbale Kommunikation
Bestimmte körpersprachliche Signale laufen teilbewusst ab. So bemerken wir i.d.R. durchaus bestimmte Veränderungen unserer Mimik selbst, über weite Strecken nehmen wir diese Veränderungen jedoch nicht wahr und setzen diese auch nicht bewusst zur Kommunikatioin ein. Bestimmte autonome Körperfunktionen wie z.B. Schweißbildung, Pupillenveränderung oder Pulsschlag, welche dem Gegenüber bei genauer Beobachtung durchaus auffallen, können ebenfalls nicht bewusst gesteuert werden, sind jedoch z.T. durchaus selbst wahrnehmbar.
Unter längerem Tranig ist es allerdings möglich, die diesen Veränderungen zugrunde liegenden Ursachen wie Stress (z.T. wahrnehmbar duch Schweißbildung), Angst (z.T. wahrnehmbar durch Pupillenerweiterung), extreme Trauer oder Freude (Herzklopfen/Tränenfluss) oder Vitalität (z.T. wahrnehmbar durch die Körperform), teilweise zu kontrollieren.
Ähnlich den olfaktorischen Körpersignalen, bilden die teilbewussten körpersprachlichen Signale auch eine körpereigene Ausdrucksform genetisch veranlagter Urinstinkte. Diese führt uns z.B. in Gefahr zu erhöhter Leistungs- und Wahrnehmungsfähigkeit oder hilft bei der Fortpflanzung, das jeweils beste erreichbare genetische Material zu gewinnen.
Längerfristige Veränderungen in den Lebensgewohnheiten des Menschen drücken sich ebenfalls körpersprachlich aus. Seien es die Beschaffenheit von Fingernägeln oder Haaren, ernährungsbedingte Veränderungen der Haut oder Fettablagerungen bzw. Muskelaufbau, Haltungsstörungen im Wirbelsäulenbereich aufgrund mangelnder Vitalität oder mimische Veränderungen aufgrund lang anhaltender einseitiger Lebenssituationen, der Mensch nimmt die Verfassung seines Gegenüber wahr.
Auch diese Fähigkeiten haben sich, ebenso wie die unbewussten nonverbalen Signale und die Botenstoffe körpersprachlicher Ausdrucksform im Laufe der Evolution auch als nützlich erwiesen, um im Wettbewerb um das beste genetische Material für den Arterhalt zu sichern.
Im Berufstand des Schauspielers zählt es zu den höchsten Leistungen, bis in die teilbewussten körpersprachlichen Bereiche hinein im Laufe der Proben „in den Ausdruck gehen“ zu können. Menschen die sich gut verstehen, gleichen sich dem andern in Tonfall, Mimik, Distanz, Lautstärke und Körperhaltung unbewusst an. Im NLP wird diese Fähigkeit "Pacing" genannt und ist Teil der Ausbildung in bewusster Kommunikation.
Bewusste nonverbale Kommunikation
Als Teil der gesellschaftlichen Sprache sind der bewusste Einsatz von Gesten, Mimik und Körperstellungen Bestandteil jeder menschlichen Kultur. In unterschiedlichen Gebieten der Erde haben gleichlautende Gesten z.T. gegenteilige Bedeutung.
Die Gestik des Menschen drückt sich durch Arme und Hände aus. „Laute Gesten“ spielen sich hierbei i.d.R. über Schulterhöhe ab (Warnhinweise, „Wedeln mit den Armen“ oder das „STOP“- Signal, die gestreckte „wütende Faust“ in Richtung Himmel). Die sog. „Unterstützungsgestik“ findet sich im Bereich zwischen Schulterhöhe und Gürtellinie. Sie kann auch ganze lautsprachliche Ausdrücke ersetzten (Gebärdensprache). Schließlich finden sich wiederum unbewusste Gesten am Ende eines locker herabhängenden Armes, z.B. in Form des ungeduldigen Fingerreiben, Fingernagelbeugen oder Schnipsen.
Die Mimik ist auf das Gesichtsfeld, insbesondere die Augen- und Mundpartie bezogen. Hier finden sich nuancenreiche Ausdrucksformen, die oft mehr über unser inneres Erleben sagen, als viele Worte. Auch diese Fähigkeit des „Lesens“ in einem Gesicht ist Teil unserer genetischen Veranlagung aus der Zeit, in der die Sprache noch nicht entwickelt war. Versuche diese extrem vielschichtige und facettenreiche Sprache in wissenschaftliche Kategorien zu systematisieren sind bisher kläglich gescheitert oder werden nicht anerkannt, da sie nicht falsifizierbar sind (siehe Physiognomie).
Im Gegensatz zu den teilbewussten Ausrucksformen nonverbaler Sprache, ist es hier ähnlich der Gestik relativ einfach möglich, nonverbale Ausdrucksformen zu erlernen. Durch erhöhte Aufmerksamkeit gelingt es beispielsweise Pokerspielern ihre Emotionen gezielt zu kontrollieren und ihre Mimik zu körpersprachlich zu steuern. Blinde Menschen erlernen mit Hilfe des Tastsinnes zuvor visuell rezipierte Informationen via Blindenschrift über die Finger aufzunehmen und als Verkäufer gehört es zur Grundausbildung den „selbstbewussten Händedruck“ zu trainieren.
Dennoch wird bei aller Übung und bewusster Wahrnehmung deutlich, dass nonverbale Kommunikation und Körpersprache zum überwiegenden Teil nicht steuerbar und oft auch nicht nachvollziehbar ist. Die Teile der Körpersprache, die der Mensch hingegen versucht zu kontrollieren, kommen beim Gegenüber sogar sehr häufig als inkongruent an, werden also als unstimmig zur verbalen Aussage aufgedeckt. Diese Fähigkeit hat den Menschen bis zur Entwicklung des Großhirns evolutionär begleitet. Versuche diese Abläufe kognitiv zu steuern stellen eine enorme Anforderung an die Konzentration und Übung dar und sind im Bereich der unbewussten Körpersprache von vorne herein zum Scheitern verurteilt.
Distanzen
Man unterscheidet zwischen:
- intimer Distanz (ca. Armlänge)
- sozialer Distanz (1-3 Meter)
- öffentlicher Distanz (< 3 Meter)
Diese Distanzzonen haben sich aufgrund der möglichen Bedrohung des Menschen durch seine Umgebung evolutionär gebildet. Wir lassen freiwillig nur ungern fremde Menschen in unsere Intimzone eindringen. Dies ist sicher mit ein Hauptgrund für die starke und ökonomisch wie ökologisch vollkommen unsinnige extreme Entwicklung des Individualverkehrs, der dem Menschen auch nach dem Verlassen seiner „Behausung“ eine gesicherte Intimzone gewährt.
In Großstädten stellt der eigene Pkw im Gegensatz zur Nutzung des öffentlichen Personen-Nahverkehr nach wie vor ein entsprechendes Statussymbol dar, dass ungern aufgegeben wird.
Die soziale Distanz hat sich aufgrund der mittleren Reichweite normal gesprochener Sprache gebildet. Hier kann von lebhafter Kommunikation ausgegangen werden, die andererseits nicht unmittelbar bedrohlich (handgreiflich) werden kann.
In der öffentlichen Distanz bewegen wir uns relativ sicher. Die „Obacht“ lässt nach, da potentielle Gegner aus dem Umfeld eine gewisse Distanz zu überbrücken haben, bis sie uns erreichen. Verbale Kommunikation ist mit erhobener Stimme möglich, oft werden Gesten zur Verständigung eingesetzt. Bei Versuchen an leeren Tischen in einem Restaurant bildet diese Zone regelmäßig die Zellenstruktur der Besetzung von Tischen, und zwar solange, bis der Raum gefüllt oder die attraktiven Plätze besetzt sind. Erst später werden soziale und intime Abstände gewählt.
Zitate
- “ Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare“
Christian Morgenstern - "Vultus loquitur quodcumque tegis" (Deine Miene spricht aus, was auch immer Du verheimlichst.
Seneca - “ Was jemand denkt, merkt man weniger an seinen Ansichten als an seinem Verhalten.“
Isaac Bashevis Singer Schriftsteller, Nobelpreisträger für Literatur