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Moostierchen

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Moostierchen
Moostierchen
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subregnum: Vielzeller (Metazoa)
Vorlage:Divisio: Gewebetiere (Eumetazoa)
Vorlage:Subdivisio: Bilateria
Stammgruppe: Urmünder (Protostomia)
Vorlage:Superphylum: Lophotrochozoen (Lophotrochozoa)
Vorlage:Phylum: Moostierchen
Wissenschaftlicher Name
Bryozoa
Klassen

Moostierchen (Ectoprocta), auch Bryozoen genannt, sind Vielzeller, die im Wasser leben. Aufgrund ihrer mikroskopischen Größe sind Einzeltiere schwer auszumachen, ausgedehntere Kolonien sind aber leicht als flächige Struktur, zum Beispiel auf angeschwemmtem Seetang, zu erkennen.

Moostierchen gehören zu den Lophotrochozoen, also einer Großgruppe der Urmünder (Protostomia). Ihr genaues Verwandtschaftsverhältnis zu anderen Lophotrochozoa-Stämmen ist zur Zeit unklar. Weder die häufig vermutete Beziehung zu den Kelchwürmern (Entoprocta), noch zu den Hufeisenwürmern (Phoronida) und Armfüßern (Brachiopoda) konnte durch molekulargenetische Testmethoden bestätigt werden. In älteren Lehrbüchern findet man sie aber oft mit den Phoronida und Brachiopoda zum Stamm der Tentaculata vereinigt.


Bau

Moostierchen bilden meist Kolonien (Zoarium) aus mehreren Einzeltieren (Zooiden). Das einzelne Zooid besteht aus einem Weichkörper und einer schützenden Schale, dem es umgebenden, extrazooidalem, Skelett (Zooecium). Der Weichkörper besteht aus dem Polypid (= Vorderkörper; frei bewegliche Teile) und dem Cystid (= Hinterkörper; in den das Polypid mittels Rückziehmuskeln komplett eingezogen werden kann). Das Polypid wird aus dem Cystid gebildet. Das Verdauungssystem ist in Mund, Mitteldarm, Enddarm und After gliedert. Der After ist dabei nicht endständig, sondern kommt durch den U-förmigen Darm in der Nähe des Mundes außerhalb des Tentakelkranzes (Lophophor genannt) zu liegen. Den Mund umgeben Tentakel, die auf einem kreisförmigen oder zweiteiligen Lophophor sitzen. Die Darmkanäle der Einzeltiere stehen nicht wie bei den Nesseltierkolonien miteinander in Verbindung.

Innerhalb der Kolonien kommt es zu Arbeitsteilungen. Stark rückgebildete Tiere bilden Stielglieder, Ranken oder Wurzelfäden. Andere Einzeltiere bilden Geschlechtszellen, wieder andere werden zu Ammentieren oder zu vogelkopfähnlichen Avicularien oder Vibrakularien, die das Festsetzen von Fremdorganismen auf der Kolonie verhindern. Bei den spezialisierten Tieren der Kolonie sind sowohl die Tentakelkrone als auch meist der Darm zurückgebildet.


Fortpflanzung und Entwicklung

Die Tiere können sich geschlechtlich oder ungeschlechtlich fortpflanzen.

Geschlechtlichen Fortpflanzung

Aus der geschlechtlichen Fortpflanzung gehen zwei verschiedene Typen von Larven hervor: Die als Cyphonaut bezeichnete planktotrophe Larve stellt die "primitive" Form dar. Sie ernährt sich über Wochen oder sogar Monate hinweg von Nahrungspartikeln im Plankton. Die lecitothrophe Larve setzt setzt sich schon nach einigen Stunden mit der Ventralfläche fest. Durch Metamorphose entsteht Ancestrula, die ersten 1-6 Zooide einer neuen Kolonie. Darauf folgt dann die ungeschlechtliche Fortpflanzung, durch welche die Kolonie weiter wächst.

Ungeschlechtlichen Fortpflanzung

Die ungeschlechtliche Fortpflanzung geschieht durch Knospen, ähnlich wie bei einer Pflanze. So können große Kolonien entstehen. Die so entstandenen Zooide innerhalb einer Kolonie sind folglich Klone, genetisch identische Nachkommenschaft der Larve durch die die geschlechtliche Fortpflanzung hervorgegangen ist.

Süßwassermoostierchen

Vorkommen

Es gibt heute rund 4000 Arten von Moostierchen, die im Meer (marin) und auch im Süßwasser (limnisch) vorkommen. Die Klasse der Phylactolaemata umfasst alle limnischen Arten.

In der Geologie haben sie aufgrund der weiten Verbreitung seit dem Ordovizium (Cyclostomata und Ctenostomata) eine hohe Bedeutung als Leitfossilien und für stratigrafische Bestimmungen.

Weiterführende Literatur

  • Hayward, P.J., & Ryland, J.S., 1999. Cheilostomatous Bryozoa. Part 2. Hippothoidea - Celleporoidea. Synopses of the British Fauna (New Series), 14: 1-416, (Barnes, R.S.K., & Crothers, J.H., editors). Field Studies Council, Shrewsbury.