Schweizer Mobilfunkmarkt
In der Schweiz besitzen fünf Netzbetreiber die Konzession für den Betrieb eines GSM-Mobilfunknetzes. Sie zählen insgesamt rund 7,1 Mio. Mobilfunkanschlüsse (Q2 2006) und versorgen 99,9% der Bevölkerung mit GSM-Mobilfunk. Daneben sind drei Netzbetreiber im Besitze einer UMTS-Lizenz und versorgen über 90% der Bevölkerung mit Mobilfunk der dritten Generation (3G). Die Marktdurchdringung mit Handys bezogen auf die Bevölkerung liegt in der Schweiz bei 94% und damit im Vergleich zur EU im Mittelfeld.
Die Schweizer GSM-Mobilfunkbetreiber
Die drei dominierenden Netze Swisscom Mobile, sunrise und Orange bieten landesweite und internationale Produkte für Privat- und Geschäftskunden an. Tele2 bietet mit seinem City-Netz Produkte für Privatkunden in Grossstädten und deren Agglomerationen an. Das Netz ist momentan in Zürich in Betrieb; weitere Städte sind geplant. Ausserhalb des eigenen Netzes können Tele2-Kunden das Netz von sunrise mitbenutzen. Der Anbieter in&phone konzentriert sich ausschliesslich auf Geschäftskunden und bietet Lösungen in Form eines lokalen Campus-Netzes für die Innen- und Aussenversorgung von Firmen(-geländen). Kunden von in&phone sind dank nationalem Roaming mit sunrise auch ausserhalb des eigenen Netzes erreichbar.
Swisscom Mobile
- Name und Hauptsitz: Swisscom Mobile AG, Bern
- Mutterkonzern: Swisscom AG, Ittigen bei Bern, Schweiz
- Netzcode / Netzart: 228-01 / GSM 900, GSM 1800, WCDMA (UMTS)
- Kundenzahl / Marktanteil: 4'563'000 (Q3 2006; inkl. Wholesale) [1] / 63,3% (Q2 2006)
- In Betrieb seit: März 1993
- Netzdienste: GPRS, HSCSD, EDGE, HSDPA
- Vorwahl [2]: 079 (international: +4179)
- Abdeckung: 99,8% der Bevölkerung mit GSM, 90% der Bevölkerung mit UMTS
- Provider, die das Netz mitbenutzen (Wholesale): M-Budget Mobile
sunrise
- Name und Hauptsitz: TDC Switzerland AG, Zürich (Markenname: sunrise)
- Mutterkonzern: Tele Danmark Communications A/S, Dänemark
- Netzcode / Netzart: 228-02 / GSM 900, GSM 1800, WCDMA (UMTS)
- Kundenzahl / Marktanteil: 1'317'000 (Q3 2006; ohne Wholesale) [3] / 18,3% (Q2 2006)
- In Betrieb seit: Dezember 1998
- Netzdienste: GPRS, EDGE, HSDPA (ab Q1 2007)
- Vorwahl: 076 (international: +4176)
- Abdeckung: 99% der Bevölkerung mit GSM, 60% der Bevölkerung mit UMTS
- Provider, die das Netz mitbenutzen (Wholesale): cablecom mobile, TalkTalkMobile, yallo
Orange
- Name und Hauptsitz: Orange Communications SA, Lausanne
- Mutterkonzern: Orange SA, Marke der France Télécom SA, Frankreich
- Netzcode / Netzart: 228-03 / GSM 1800, GSM 900 (nur EGSM; selten), WCDMA (UMTS)
- Kundenzahl / Marktanteil: 1'290'000 (Q2 2006; inkl. Wholesale) [4] / 18,3% (Q2 2006)
- In Betrieb seit: Juni 1999
- Netzdienste: GPRS, HSCSD, HSDPA (in Planung)
- Vorwahl: 078 (international: +4178)
- Abdeckung: 99% der Bevölkerung mit GSM, 70% der Bevölkerung mit UMTS
- Provider, die das Netz mitbenutzen (Wholesale): aba mobile, CoopMobile, mobilezone net
in&phone
- Name und Hauptsitz: in&phone SA, Vevey
- Mutterkonzern: in&phone SA, Vevey, Schweiz
- Netzcode / Netzart: 228-07 / GSM 1800
- Kundenzahl / Marktanteil: (keine Angaben)
- In Betrieb seit: Juni 2005
- Netzdienste: (keine Angaben)
- Vorwahl: 0773 (international: +41773)
- Abdeckung: lokale Firmennetze mit GSM, nationales Roaming mit sunrise
- Provider, die das Netz mitbenutzen (Wholesale): (keine)
Tele2
- Name und Hauptsitz: Tele2 Telecommunication Services AG, Zürich
- Mutterkonzern: Tele2 AB, Schweden
- Netzcode / Netzart: 228-08 / GSM 1800
- Kundenzahl / Marktanteil: >10'000 (Q2 2006) / <0,2% (Q2 2006)
- In Betrieb seit: Juni 2005
- Netzdienste: (keine Angaben)
- Vorwahl: 0772 (international: +41772)
- Abdeckung: Stadt Zürich und Umgebung mit GSM; weitere Städte im Aufbau. Nationales Roaming mit sunrise
- Provider, die das Netz mitbenutzen (Wholesale): (keine)
Geschichte der GSM-Mobilfunknetze in der Schweiz
Als erstes Mobilnetz der Schweiz nahm im März 1993 Swisscom Mobile (damals: Telecom) seinen Betrieb auf. Während rund fünf Jahren war Swisscom das einzige Mobilnetz der Schweiz; im Vergleich zu anderen Ländern gab es erst sehr spät eine Konzessionsvergabe an weitere Anbieter.
Im Dezember 1998 trat sunrise (damals: diAx) als zweiter Mobilfunkanbieter mit günstigen Preisen und innovativen Produkten in den Schweizer Markt ein. Der Konkurrenzkampf um Kunden führte zu einem ersten grösseren Preisrutsch. Anfänglich war das Netz jedoch nur entlang von Autobahnen und in städtischen Gebieten vorhanden. Durch den kontinuierlichen Ausbau des Netzes auch in ländlichen Regionen erreichte sunrise (resp. diAx) bald eine bessere Abdeckung, v.a. auch dadurch, dass das SBB-Netz als Backbone genutzt werden konnte.
Ein halbes Jahr später, im Juni 1999, startete Orange mit einer grossen Werbekampagne mit seinem Netz. Dieses deckte zu Beginn jedoch nur städtische Gebiete ab; in weiten Landesteilen war das Netz noch nicht ausgebaut. Dank dem nationalen Roaming mit Swisscom hatte Orange im Gegensatz zu sunrise von Beginn weg auch in Randregionen eine akzeptable Abdeckung. Im Juli 2003 schaffte Orange den Schritt in die Unabhängigkeit und beendete das nationale Roaming mit Swisscom nach über vier Jahren.
Am 18. Dezember 2003 erhielten zwei neue Mobilfunkanbieter, Tele2 und in&phone, je eine Lizenz für den Betrieb eines GSM-Mobilfunknetzes. Im Juni 2005 nahm Tele2 den Betrieb seines City-Netzes in der Stadt Zürich auf. Weitere City-Netze befinden sich zurzeit im Aufbau. Mitte 2006 soll der Netzbetrieb in Bern und Genf, später auch in Basel und Lausanne aufgenommen werden.
Aktuelle Produkte und Preise
Produkte ohne Grundgebühren (Preise in CHF; Stand: 27.08.2006)
- "NATEL® easy liberty" von Swisscom Mobile: netzintern und ins Festnetz 0.80 pro Anruf [5] (Fremdnetze 0.70/Min.), SMS 0.20
- "relax pronto" von sunrise: netzintern und ins Festnetz 0.49 pro Anruf [6] (Fremdnetze 0.49/Min.), SMS 0.15
- "PrePay Unlimited" von Orange: Einheitstarif 0.50 erste Minute, danach 0.25/Min., SMS 0.19
- "Mobile classic" von Tele2: Gespräche und SMS netzintern kostenlos, Festnetz und Fremdnetze 0.39/Min., SMS 0.19
Taktung: Bei der Taktung bestehen einige Unterschiede zwischen den Netzbetreibern. Während Swisscom Mobile Gespräche jeweils auf die nächsten 10 Rappen aufrundet, rechnen sunrise und Orange bereits nach der 10. Sekunde sekundengenau ab (Taktung 10/1). Tele2 rechnet Gespräche jeweils pro volle Minute ab (Taktung 60/60).
Dienstleistungen (Preise in CHF; Stand: 14.10.2006)
- SMS und MMS: Die SMS- und MMS-Preise der Netzbetreiber und Provider sind sehr unterschiedlich. Bei den Kurzmitteilungen (SMS) haben die Netzbetreiber in der Regel höhere Preise als die Provider. So bezahlt man je nach Netzbetreiber und Abonnement zwischen 0.15 und 0.25 pro SMS (auch ins Ausland); bei den Providern liegen die Preise zwischen 0.10 und 0.20 pro SMS. Bei den Multimedia-Mitteilungen (MMS) gibt es zwei Abrechnungsarten: Swisscom Mobile und Orange verrechnen ein MMS abgestuft nach Datengrösse. So kostet ein MMS mit bis zu 30 KB 0.50 (Swisscom) bzw. 0.60 (Orange), ein solches mit bis zu 300 KB 0.90 (Swisscom) bzw. 1.00 (Orange). Bei sunrise, cablecom mobile und CoopMobile kostet ein MMS hingegen unabhängig von der Datengrösse 0.50.
- Datenübertragung: Die Preise für Datenübertragung über GPRS, EDGE, UMTS oder HSDPA sind ebenfalls sehr unterschiedlich. Ohne Zusatzoption bezahlen Kunden von sunrise mit 3.50 bis 5.00 pro MB mit Abstand am wenigsten. Swisscom Mobile verrechnet 10.00 pro MB, Orange sogar 15.00 pro MB. Für die häufigere Nutzung bieten die Netzbetreiber Zusatzoptionen für je 5.00 pro Monat an. Währenddessen die "Portal Option" von Swisscom Mobile unbeschränktes Datenvolumen auf dem eigenen WAP-Portal beinhaltet, sind bei der Option "Mobile Internet" von Orange zusätzlich 2 MB Datenvolumen enthalten. Das Datenpacket "live package" von sunrise beinhaltet 5 MB Datenvolumen.
- Video-Telefonie: Bei Swisscom Mobile und sunrise gelten für Videotelefonate die normalen Gesprächstarife, Orange verrechnet separate Tarife. Voraussetzung für alle Netze: UMTS.
- Live-TV: Es werden je nach Anbieter bis zu 30 TV-Kanäle angeboten. Die Kosten belaufen sich auf 1.50 für 60 Minuten (sunrise: 30 Minuten), 4.00 für 24 Stunden (nur sunrise und Orange) oder 12.00 (sunrise) bzw. 16.00 (Swisscom, Orange) für einen Monat. Bei Orange fallen zusätzliche Datengebühren an, sofern man keine Datenoption abonniert hat. Live-TV ist bei Swisscom Mobile und sunrise über EDGE und UMTS und damit flächendeckend nutzbar, bei Orange ist Live-TV nur über UMTS verfügbar.
Provider
Momentan sind auf dem Schweizer Mobilfunkmarkt 7 Provider aktiv tätig. Sie bieten hauptsächlich einfache no frills- bzw. Prepaid-Produkte mit Einheitstarifen für Privatkunden an.
Provider mit Angeboten für Privatkunden:
Name | Unternehmung | genutztes Mobilnetz | Vorwahl | Kundenzahl |
cablecom mobile | Cablecom | sunrise | 0762 | 8'000 (Q3 2006) |
CoopMobile | Coop | Orange | 078 | 75'000 (17. Dezember 2005) |
M-Budget Mobile | Migros | Swisscom Mobile | 0774 | 255'000 (Q3 2006) |
mobilezone net | mobilezone | Orange | 078 | |
TalkTalkMobile | ThePhoneHouse | sunrise | 076 | |
yallo | TDC Switzerland | sunrise | 0762 |
Provider spielten in der Schweiz vor 2005 nur eine untergeordnete Rolle. Im Jahr 2005 gab es in der Schweiz einen wahrhaften Provider-Boom. Am 15. Mai 2005 machte yallo den Einstieg als erster Provider in den Mobilfunkmarkt. Das Schwesterunternehmen von sunrise vermarktete sein Produkt anfänglich nur online; mittlerweile ist es aber auch offline zugänglich.
Der Einstieg der beiden grössten Schweizer Detailhandelsunternehmen Coop und Migros in den Mobilfunkmarkt löste mit der Bekanntgabe der Tarife am 12. September 2005 einen Preiskampf zwischen den beiden neuen Anbietern aus. So wurden innerhalb weniger Stunden die Minutenpreise von M-Budget Mobile und CoopMobile gegenseitig unterboten.
Am 16. Dezember 2005 startete Cablecom in Kooperation mit sunrise sein Prepaid-Angebot cablecom mobile mit Minutenpreisen, die um bis zu 20% tiefer waren als die bestehenden Prepaid-Tarife. Der Einstieg von Cablecom löste den bisher grössten Preiskampf zwischen den Providern aus. In mehreren Runden senkten sämtliche Provider ihre Minutenpreise und unterboten sich gegenseitig. Dies führte dazu, dass der Prepaid-Minutentarif erstmals bei allen Providern unter 40 Rappen fiel.
Im Dezember 2005 lancierte abalon telecom mit abamobile als erster Provider ausschliesslich Angebote für Geschäftskunden. Am 16. Januar 2006 folgte mobilezone mit mobilezone net erstmals auch mit Postpaid-Angeboten.
Im Juni 2006 führte yallo einen internationalen Einheitstarif von 39 Rappen/Minute ein, zudem wurde der Tarif für netzinterne Gespräche auf 5 Rappen/Minute gesenkt. Das Angebot von yallo ist derzeit das mit Abstand günstigste auf dem Markt erhältliche Prepaid-Produkt für internationale Gespräche.
Aufgrund des anhaltenden Preiskampfes unter den Service-Providern werden die Preise wohl in Zukunft noch weiter sinken. Dies zeigt, dass im Schweizer Mobilfunkmarkt durchaus noch etwas zu bewegen ist.
Anmerkungen
- ↑ Als Kunden zählen bei Swisscom Mobile sämtliche SIM-Karten (auch solche für reine Datenübertragung und M2M-SIM-Karten), mit denen innerhalb der letzten 12 Monate Umsatz generiert wurde. Die Kundenzahl beinhaltet ausserdem die Kunden des Providers M-Budget Mobile, welcher das Netz von Swisscom Mobile mitbenutzt.
- ↑ Vom Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) zugewiesene Netzvorwahl, die von den Mobilfunkbetreibern bzw. Service-Providern bei der Aufschaltung von neuen Nummern vergeben wird. Aufgrund der Rufnummernportabilität kann seit dem 1. Mai 2000 die Vorwahl nicht mehr eindeutig einem Anbieter zugeordnet werden.
- ↑ Es zählen nur aktive Kunden, welche innerhalb der letzten 3 Monate Umsatz generiert haben. Die Kundenzahl von sunrise beinhaltet keine Wholesale-Kunden resp. Kunden der Provider cablecom mobile, TalkTalkMobile und yallo, welche das Netz von sunrise mitbenutzen. Auch M2M-SIM-Karten werden bei sunrise in der Kundenzahl nicht berücksichtigt.
- ↑ Es zählen nur aktive Kunden, welche innerhalb der letzten 3 Monate Umsatz generiert haben. Die Kundenzahl von Orange beinhaltet auch die Kunden der Provider aba mobile, CoopMobile und mobilezone net, welche das Netz von Orange mitbenutzen.
- ↑ Pro Anruf bis max. 60 Minuten; danach 0.80 pro weitere 60 Minuten.
- ↑ Pro Anruf bis max. 60 Minuten; danach 0.49 pro weitere 60 Minuten.
Weblinks
Netzbetreiber
Provider
Sonstiges