Heinrich Kloppers
Heinrich Kloppers (* 14. Juli 1891 in Hagelshoek; † 24. November 1944 in Neuengamme) war ein deutscher Arbeiter, Christ und Widerständler gegen das NS-Regime.
Leben
Kloppers wuchs als Sohn eines holländischen Einwanderers im Dorf Gildehaus (Kreis Grafschaft Bentheim) nahe der niederländischen Grenze auf, wurde sehr christlich erzogen und erlernte den Beruf des Webers in der örtlichen Textilindustrie.
Als Teilnehmer am Ersten Weltkrieg wurde er an der Westfront in Kämpfe verwickelt und verwundet. Aus dieser Zeit stammen erste Gedanken zu einer pazifistischen Grundeinstellung.
Nach dem Weltkrieg kehrte Heinrich Kloppers nach Gildehaus zurück, wurde kurz Mitglied eines Freikorps, arbeitete wieder in der Textilindustrie und war weiter dem evangelisch - reformierten Kirchenmilieu stark verbunden. 1924 heiratete er; aus der Verbindung stammt eine Tochter.
Ab 1924 baute Kloppers maßgeblich das linke Milieu im Dorf auf. Er war Gründungsmitglied der Ortsgruppe des Reichsbanners Schwarz - Rot - Gold, Mitglied der Freien Gewerkschaften und Vorsitzender der Fußballabteilung des örtlichen Arbeiterturnvereins.
Die politische Radikalisierung verschonte das Dorf nicht. In Gildehaus fanden die Nationalsozialisten großen Zulauf, zumal der NSDAP - Kreisleiter, der Arzt Dr. Josef Ständer, am Ort wohnte.
1929 wurde Kloppers Gemeinderatsmitglied der vereinigten Arbeiterliste. Für die Zeit bis 1933 sind etliche Auseinandersetzungen mit der NSDAP nachweisbar. Der unerschrockene Kloppers half dabei dem in Bedrängnis geratenen DVP -Bürgermeister Ernst Buermeyer.
Kloppers, zwischenzeitlich Krankenkontrolleur der AOK, verlor 1933 diesen Posten, weil er nicht zur NSDAP konvertieren wollte. Es entwickelte sich eine persönliche Feindschaft zum NSDAP-Kreisleiter. Das gesamte linke Milieu des Dorfes stand unter Beobachtung der Gestapo und des SD.
Als informeller oppositioneller Meinungsführer sagte Kloppers im Dorf auch nach 1933, obwohl er häufig gewarnt wurde, mal ungeschminkt, mal getarnt seine Meinung. Er führte eine illegale sozialdemkoratische Debattiergruppe an und widmete sich verstärkt der christlichen Jugendarbeit. Dabei beobachtete er das nationalsozialistische Milieu genau und machte darüber heimlich Aufzeichnungen.
Nach dem Hitlerattentat 1944 wurde Kloppers im Zuge der Aktion Gewitter] zusammen mit dem früheren Nordhorner Kommunistenführer Ferdinand Kobitzki verhaftet und nach einigen Wochen in der [KZ] Neuengamme eingeliefert. Zwischenzeitlich gelang es Heinrich Kloppers, mehrere Briefe aus den Gerichtsgefängnissen Bentheim und Osnabrück, in denen er auch von Folter sprach, nach Hause zu schicken.
Obwohl sich der Nordhorner Textilfabrikant Dr. Ben Povel, in dessen Fabrik Kloppers 1944 als Weber arbeitete, für seinen Arbeiter einsetzte, wurde Kloppers dem KZ zugeführt. Die politische Beurteilung der NSDAP-Kreisleitung: "War SPD-Gemeinderatsmitglied in Gildehaus / Bentheim. Nach 33 gehörte er zur Opposition und war stets Nörgler und Meckerer. Ist einer der gefährlichsten im Kreise Bentheim, der vor allem ein verstecktes Spiel treibt".
Heinrich Kloppers starb am 24. November 1944, angeblich um 4 Uhr früh an Lungenschwindsucht, im KZ Neuengamme. Die Beisetzung der Urne im Januar 1945 geriet zu einer eindrucksvollen Demonstration seiner Freunde, der Kirche und des nichtnazifizierten Teils der Arbeiterschaft.
Nach dem Krieg wurde versucht, den Fall straf- und zivilrechtlich aufzuarbeiten.
Literatur
- Herbert Wagner: Die Gestapo war nicht allein... Politische Sozialkontrolle und Staatsterror im deutsch-niederländischen Grenzgebiet 1929-1945. LIT-Verlag Münster 2004 ISBN 3-8258-7448-6 (darin S. 442 - 584: Anatomie nationalsozialistscher Verfolgung: Ein Arbeiter namens Heinrich Kloppers und Dorfgeschichte)