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Echtes Süßholz

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Lakritze, Süßholz
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subclassis: Rosenähnliche (Rosidae)
Vorlage:Ordo: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Vorlage:Familia: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Vorlage:Subfamilia: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Vorlage:Genus: Süßholz (Glycyrrhiza)
Vorlage:Species: Lakritze
Wissenschaftlicher Name
Glycyrrhiza glabra
L.

Lakritze (Glycyrrhiza glabra), auch Süßholz genannt, ist eine Pflanzenart aus der Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Diese Art ist in der Mittelmeerregion und in Westasien beheimatet. Sie ist frostempfindlich und bevorzugt volle Sonne und tiefe, humusreiche, durchlässige Erde. Im Spätsommer erscheinen bläulich-violette und weiße Schmetterlingsblüten in kurzen, aufrechten Ähren. Süßholz ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 100 Zentimetern erreicht. Die Wurzeln werden im Herbst geerntet. Aus ihnen wird die Lakritz-Süßigkeit hergestellt. In Teilen der Schweiz und Österreichs und in Süddeutschland wird Lakritze auch „Bärendreck“ genannt.

Inhaltsstoffe

Lakritz enthält Glycyrrhizin, das den Elektrolythaushalt des Körpers beeinflussen und zu Bluthochdruck und Kopfschmerzen führen kann. Es gibt noch keine gesetzlichen Höchstgrenzen für Glycyrrhizin, das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt dennoch vor übermäßigem Lakritzgenuss. Es wird empfohlen, nicht mehr als 50 Gramm Lakritze pro Tag zu essen. Ein weiterer charakteristischer Bestandteil von Lakritzwaren ist Ammoniumchlorid, auch Salmiak genannt. In Deutschland dürfen Lebensmittel ohne Warnhinweis auf der Verpackung nicht mehr als 2 % Salmiak enthalten. Lakritzwaren mit einem höheren Gehalt an Salmiak müssen einen Warnhinweis auf der Verpackung haben. Dieser lautet:

  1. Erwachsenenlakritz - kein Kinderlakritz bei Gehalten über 2 % bis 4,49 %
  2. Extra stark, Erwachsenenlakritz - kein Kinderlakritz bei Gehalten über 4,49  bis 7,99 %

Glycyrrhizin ist ein Glykosid, das der Lakritze ihren Geschmack verleiht und eine 50fach stärkere Süßkraft besitzt als Rohrzucker.

Weit verbreitet ist das Gerücht, dass Lakritz die Potenz des Mannes sinken lässt, was aber wahrscheinlich daher kommt, dass Bestandteile der Lakritze eine hormonähnliche Struktur aufweisen und daher durch übermäßigen Lakritzkonsum den Hormonpegel beeinflussen könnten.

Lakritze als Süßigkeit

süße Lakritze
Lakritzkonfekt
Datei:Salmiakki Koskenkorva.jpg
Salmiakki, der finnische "Lakritzschnaps"

Bei der Herstellung werden die Inhaltsstoffe aus den Wurzeln extrahiert und eingedickt. Vermischt mit Zucker, Mehl und Gelatine werden die üblichen Lakritzformen hergestellt. Angeblich hat Lakritz je nach Anbaugebiet einen unterschiedlichen Geschmack. Kenner sollen den Geschmacksunterschied zwischen den in Spanien, Italien, der Türkei und Frankreich angebauten Pflanzen herausschmecken können.

Die schwarze Farbe, die Lakritzsüßigkeiten in der Regel haben, ist künstlich erzeugt. In den Niederlanden und Skandinavien ist Lakritze (holl.: Drop, dän.: lakrids) sehr verbreitet und wird in den verschiedensten Geschmacksrichtungen und Formen als Süßigkeit angeboten. Hauptsächlich wird zwischen süßem (holl.: zoet, dän.: sød) und salzigem (holl.: zout, dän.: salted) unterschieden. Vor allem in Skandinavien wird der Lakritze Salmiak beigemischt, welches sehr intensiv im Geschmack ist. Auch in Norddeutschland sind Salmis (Salmiakpastillen) recht beliebt. In den meisten europäischen Ländern dagegen kennt man nur süße Lakritze.

Finnischer Salmiakki

In Finnland ist der sogenannte Salmiakki weit verbreitet und so etwas wie der Nationalschnaps. Die tiefschwarze Spirituose hat zwischen 30 und 40 vol% Alkohol und schmeckt intensiv nach Lakritz. Für Nicht-Kenner sehr gewöhnungsbedürftig, wird er von den allermeisten Einheimischen geliebt.

Medizinische Verwendung

Die medizinisch wirksamen Hauptbestandteile der Süßholzwurzel sind Glycyrrhizin, ein Gemisch aus K- und Ca- Salzen der Glycyrrhizinsäure, dem Diglucuronid der 18-β-Glycyrrhetinsäure, sowie nahe Verwandte der Triterpene wie Soyasaponin I und II, sowie Glabrinsäure und Oleanolsäurederivate. Ferner enthält die Süßholzwurzel Flavonoide, darunter Liquiritin, das Glucosid des Chalconderivates Isoliquiritigenin und weitere Chalcone. Auch Isoflavone, wie Formononetin, oder auch Sterine, Cumarine und höhere Alkohole sind nachgewiesen (Kommentar zur PH. EUR.NT 1998). Die Wirkung ist expektorierend (schleimlösend), antiphlogistisch (entzündungshemmend), spasmolytisch(krampflösend) und mineralcorticoidartig. Insbesondere in der Kombination mit Ammoniumchlorid und Anisöl wird Süßholzwurzelextrakt zu Salmiakpastillen verarbeitet. Dieses heute als „traditionell angewendetes Arzneimittel zur Schleimlösung im Bereich der Atemwege“ wurde bereits in Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis von 1925 beschrieben.

Die medizinische Wirkung der Süßholzwurzeln war schon in der Antike bekannt. Die Ägypter des Altertums schätzten Lakritze sehr und kannten ein Lakritzegetränk namens Mai sus. Theophrastos von Eresos, der um 350 v. Chr. lebte, schätzte Lakritze als Heilmittel gegen Husten und als Durstlöscher. Es soll daher zur Standardausrüstung der römischen Soldaten gezählt haben. Tim Richardson weist in seiner Geschichte der Süßigkeiten daraufhin, dass auch französische und türkische Soldaten im Ersten Weltkrieg Lakritze im Marschgepäck hatten.

In Mitteleuropa kennt man Lakritze als Heilmittel seit dem Mittelalter. In Großbritannien wurden Lakritztaler zu therapeutischen Zwecken hergestellt. Erst 1760 setzte ein Apotheker namens George Dunhill der Lakritze Zucker zu, so dass sie von da an als Süßigkeit verzehrt wurde. Auch heute wird Lakritze in der westlichen Medizin bei Husten und Magengeschwüren eingesetzt. In der chinesischen Medizin ist Lakritze nach wie vor ein Standardheilmittel. Es wird dort als Tonikum für das Herz eingesetzt sowie bei Geschwüren, Erkältungen und Hautunreinheiten verwendet.

Lakritze besitzt auch krampflösende Wirkung, wofür das Aglycon Liquiritigenin verantwortlich ist. Es bildet sich beim Trocknen der Wurzel teilweise spontan.

Im Februar 2005 wurde entdeckt, dass Lakritz Herpesviren bekämpfen kann. Der Süßholzzucker blockiert die Produktion eines Virusproteins, das normalerweise die Entdeckung des Erregers durch die Zelle verhindert. Ohne dieses Protein bemerken die Zellen den Eindringling und leiten ihren eigenen Tod ein. Die dafür nötige Dosis ist allerdings viel zu hoch, um durch normalen (gesundheitlich unbedenklichen) Lakritzkonsum erreicht zu werden. Die Entdeckung des die Herpesviren enttarnenden Effektes wurde nicht am lebenden Menschen, sondern an Zellkulturen gemacht.

Nach einer neuen klinischen Studie wirkt Lakritz-Extrakt stimulierend auf das Immunsystem.

Literatur

Commons: Echtes Süßholz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien