Robert Grimm
Robert Grimm (* 16. April 1881 in Wald ZH; † 8. März 1958 in Bern) war ein sozialdemokratischer Schweizer Politiker und Publizist. Er war die treibende Kraft im Landesstreik von 1918 und gilt als markanteste Führerpersönlichkeit der schweizerischen Arbeiterbewegung.
Der gelernte Buchdrucker und Typograf trat 1899 der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP) bei. 1909 wurde der Arbeitersohn Chefredaktor der «Berner Tagwacht», die er zum Kampfblatt der Arbeiterschaft machte. Grimm vertrat die SP auf Kongressen der Zweiten Internationale; nach deren Zerfall infolge der Burgfriedenspolitik zu Beginn des Ersten Weltkriegs organisierte er die internationalen sozialistischen Kongresse von Zimmerwald (Zimmerwalder Manifest, 1915) und Kienthal (1916), um die sozialistischen Kräfte Europas neu zu bündeln. Mit Lenin verstand er sich nicht besonders gut; er lehnte dessen Überzeugung, dass eine Veränderung der Gesellschaft nur auf dem Weg der Gewalt möglich sei, ab.
Im letzten Kriegsjahr, 1918, erfolgte auf Grimms Initiative die Gründung des Oltener Aktionskomitees, dessen Präsident er wurde. In dieser Funktion war Grimm die treibende Kraft bei der Organisation des Landesgeneralstreiks vom 11. bis 14. November 1918, der schwersten Krise in der Geschichte des schweizerischen Bundesstaates. Der Massenstreik war für Grimm das proletarische Kampfmittel par excellence.
Obwohl dem Oltener Komitee weder eine bolschewistische Beeinflussung noch die Planung eines Umsturzes nachgewiesen werden konnte, wurden Grimm und zwei seiner Mitstreiter zu je sechs Monaten Gefängnis verurteilt. In dieser Zeit schrieb er sein Buch «Die Schweiz in ihren Klassenkämpfen». Wofür der Staat ihn strafte, das lohnte ihm die Arbeiterschaft: von 1920 bis 1955 sass der «Klassenkämpfer» als Vertreter der Arbeiter im schweizerischen Nationalrat.
Robert Grimm gehörte innerhalb der SP dem marxistischen Zentrum zwischen dem radikalen und dem reformistischen Flügel an. Unter seinem Einfluss lehnte die SP 1920 auch den Beitritt zur Dritten Internationale ab, was die Abspaltung des revolutionären Flügels und die Gründung der Kommunistischen Partei der Schweiz zur Folge hatte. Als Verfasser des Parteiprogramms von 1935 schliesslich machte er die Sozialdemokratie durch die Absage an die proletarische Diktatur und die Bejahung der Landesverteidigung regierungstauglich.
Mit seiner Politik, die sich stets für eine sozialistische Alternative einsetzte, hat Grimm den Schweizer Sozialstaat massgeblich mitgeprägt. «Als grossartiger Redner», urteilt der Historiker Karl Lang, «verkörperte er in positivem Sinne den Volkstribun.» Vielleicht wurde er gerade darum nie in den Bundesrat gewählt.
Politische Ämter
- 1907–1909 Grossrat von Basel-Stadt (Kantonsparlament)
- 1909–1918 Berner Stadtrat (Stadtparlament)
- 1910–1938 Berner Grossrat (Kantonsparlament)
- 1918–1938 Berner Gemeinderat (Stadtregierung)
- 1938–1946 erster sozialdemokratischer Berner Regierungsrat (Kantonsregierung)
- 1911–1919 Nationalrat (für den Kanton Zürich)
- 1920–1955 Nationalrat (für den Kanton Bern)
- 1926 Vizepräsident des Nationalrats
- 1946 Nationalratspräsident
- 1911–1943 Präsident der SP des Kantons Bern (Geschäftsleitungsmitglied bis 1958)
- 1915–1917 und 1919–1936 Mitglied der Geschäftsleitung der SP Schweiz
- 1936–1945 Präsident der sozialdemokratischen Fraktion
(Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz, siehe Weblink)
Literatur
- Robert Grimm: Geschichte der Schweiz in ihren Klassenkämpfen. Bern 1920
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Grimm, Robert |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Politiker und Publizist |
GEBURTSDATUM | 16. April 1881 |
GEBURTSORT | Wald ZH |
STERBEDATUM | 8. März 1958 |
STERBEORT | Bern |