Zum Inhalt springen

Bürgerressource

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. November 2006 um 18:03 Uhr durch Heied (Diskussion | Beiträge) (Allgemeiner gesellschaftlicher Nutzen: Stil, Ortho. "ß§ bleibt hier auch bei NDR !!!). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:QS-Antrag2 Ein bisschen mehr infos reinpaken --Kuru 16:21, 5. Nov. 2006 (CET)

Bürgerressource als Ausdruck bürgerlichen Handelns

Formen

Häufigster Ausdruck dieses bürgerlichen Handelns sind Vereine und Bürgerinitiativen.

Vereine

Vereine werden einerseits gegründet, um gemeinsame Interessen zu verfolgen, die nicht in erster Linie dem Allgemeinwohl dienen, sondern dem gegenseitigen Austausch und der gemeinsamen Betätigung Gleichgesinnter in der Freizeit, wie das für Sportvereine, Sammlervereine oder Tierzuchtvereine (z.B. Taubenzüchterverein) zutrifft.

Andere Vereine haben sich zum Ziel gesetzt, positiv der Allgemeinheit zu dienen oder empfundene Defizite staatlichen Handelns durch eigenes Handeln der Vereinsmitglieder auszugleichen. So ist z.B. das Rote Kreuz aus dem freiwilligen Engagement einiger weniger Bürger entstanden und hat sich in über 100 Jahren zur größten Wohlfahrtsorganisation der Welt entwickelt.

Bürgerinitiativen

Der Unterschied von Bürgerinitiativen zu Vereinen besteht im Wesentlichen in der Tragweite der Zielsetzung: Meist geht es darum, eine bestimmte politische Entscheidung herbeizuführen (z.B. die Errichtung eines Kindergartens) oder abzuwenden (z.B. den Bau eines Kernkraftwerkes). Insofern sind Bürgerinitiativen fast immer politisch ausgerichtet.

Nutzen

Allgemeiner gesellschaftlicher Nutzen

Werden Bürger selbst aktiv, hat dies in der Regel positive Auswirkungen auf die Gesellschaft. Selbst Vereine, deren Mitglieder sich ausschließlich zur Verfolgung eigener Spezialinteressen zusammenschließen (Freizeitvereine), spiegeln eine Organisation wider, die ihren Mitgliedern in gewisser Weise Halt gibt. Für Vereine, die sich gesellschaftsfördernden Zwecken verschrieben haben, gilt dies verstärkt.

Da die meisten Vereine und Bürgerinitiativen demokratisch organisiert sind, erfahren die Bürger hier auch, was "gelebte Demokratie" heißt. Vorgänge in der "großen Politik", die ihnen sonst nur aus den Medien bekannt werden, sind hier am eigenen Leib erlebbar; insofern kann das Verständnis für Demokratie und für die Notwendigkeit, Ziele auch durch eigene Zugeständnisse (diplomatisches Handeln zu erreichen, wachsen.

Spezielle Nutzbarmachung in den Kommunen

Gemeindeverwaltungen können sich Bürgerressourcen konkret nutzbar machen, wenn ihnen im Rahmen ihres staatlichen Handelns keine ausreichenden Möglichkeiten gegeben sind. Klassisches Beispiel sind die Feuerwehren, die in vielen kleineren Gemeinden als "Freiwillige Feuerwehren" bestehen. Hier finden sich genug Bürger zusammen, deren gemeinsames Anliegen die Schadenabwehr innerhalb ihrer Gemeinde ist. Finden sich jedoch nicht genug Freiwillige zusammen, so kann die Gemeinde auch die Bildung einer Pflichtfeuerwehr beschließen und damit hoheitlich auf die Ressource "Bürger" zurückgreifen.

Auch die Mitfinanzierung von Schuleinrichtungen durch sog. Fördervereine beruht auf dem freiwilligen Engagement einiger, zumeist persönlich betroffener Bürger. Häufig werden diese Vereine durch die Gemeindeverwaltungen (die ja auf die Schulausstattung nur bedingt Einfluß haben, weil hier die Bundesländer zuständig sind) nicht nur geduldet, sondern sogar gefördert.

Negative Randerscheinungen

In einigen Fällen kommt es dazu, daß Bürgerinitiativen oder Vereine sich auch gemeinschaftsschädlich verhalten. So kann z.B. eine mit ihrem ursprünglichen Vorhaben gescheiterte Bürgerinitiative in ihrem Kern bestehen bleiben und alle politischen Vorhaben der Gemeinde torpedieren - ohne Rücksicht darauf, ob dies der Gemeinschaft nützlich ist oder nicht. Dieses Verhalten führt die Organisationsform der Demokratie ad absurdum und kann ernsthafte Probleme in dem betroffenen Gemeinwesen hervorrufen.

Zusammenfassung

Den Städten und Gemeinden stehen Bürgerressourcen als das zur Verfügung, "was die Bürger selbst leisten können", wenn sie nur entsprechend motiviert werden. Häufigste Formen sind Bürgerinitiativen und Vereine; ihre Tätigkeit ist in der Regel nützlich für die Gemeinschaft, kann sich aber unter bestimmten Umständen auch ins Gegenteil verkehren.


Bürgerressource als Gebäudetyp

In einer weiteren Bedeutung bezeichnet der Begriff ein städtisches, häufig an städtebaulich herausgehobenen Orten gelegenes Bauwerk, in dem sich in der Vergangenheit bürgerschaftliches Engagment organisiert hat, z.B. als Heimstatt für bürgerschaftliche Vereine oder Gesellschaften. Daneben diente eine Bürgerressource den Bürgern einer Stadt auch zur Erholung. Insbesondere im 18., 19. und noch Anfang des 20. Jahrhundert stand die Bauaufgabe der Bürgerressource, in der sich in der Regel Konzerträume, Ballsäle, oft auch eine Kapelle für Andachtszwecke, befanden und die meist von einer öffentlich zugänglichen Grünanlage umgeben war. Der Begriff der Bürgerressource zur Bezeichnung eines Gebäudes ist heute weitestgehend aus dem Sprachgebrauch verschwunden.