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Świdwin

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Vorlage:Infobox (Polen)Świdwin (deutsch Schivelbein) ist eine Stadt in Polen in der Woiwodschaft Westpommern mit mehr als 17.000 Einwohnern und eine Landgemeinde (gmina wiejska) mit über 6.000 Bewohnern.

Geografische Lage

Datei:Swidwinlage.jpg
Lage des Ortes

Der Ort liegt am linken Ufer des Flusses Rega im Zentrum der Woiwodschaft Westpommern und an den nordwestlichen Ausläufern der Pommerschen Schweiz. Im Norden erstreckt sich ein großes Waldgebiet mit dem 176 m hohen Kłorowka (Klorberg). Stettin ist etwa 100 km entfernt, die Ostsee bei Kołobrzeg (Kolberg) erreicht man nach 44 km. Świdwin liegt an der Bahnlinie (Stettin -) Stargard SzczecińskiKoszalin (- Gdynia) (PKP-Kursbuch: Linie 380).

Geschichte

Ehe Świdwin infolge des Zweiten Weltkrieges Teil Polens wurde, hatte es in seiner fast siebenhundertjährigen Geschichte mehrmals seine herrschaftliche Zugehörigkeit gewechselt. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts gehörte das Gebiet um Schivelbein zum Einflussbereich des pommerschen Herzogs Barnim I. Im Jahre 1248 übereignete der Herzog einen Teil seines Landes, zu dem auch das Schivelbeiner Gebiet gehörte, an den Bischof Hermann von Cammin. Zur gleichen Zeit bemühten sich die brandenburgischen Markgrafen, die von ihnen beherrschte Neumark nach Norden auszudehnen. So kam es dazu, dass der Camminer Bischof schon zwanzig Jahre später das Schivelbeiner Gebiet an die Brandenburger weiterverkaufte. 1319 erwarb die Familie Wedell die Stadt Schivelbein, musste sie aber, nachdem sie verarmt war, 1384 an den Deutschen Ritterorden abtreten. Nach einem erneuten Verkauf 1455 kam die Stadt dann wieder nach Brandenburg, und danach dauerte es dann gut 360 Jahre, ehe Schivelbein nach der preußischen Verwaltungsreform von 1816 wieder zu Pommern kam. Dort war es dann zunächst Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises, ehe es nach einer abermaligen Gebietsreform in den Landkreis Belgard eingegliedert wurde.

Anhand eines Siegels, das die Jahreszahl 1296 trägt, ist belegt, dass Schivelbein zu dieser Zeit bereits als Stadt existierte. Seine Geschicke wurden von einem von der Bürgerschaft gewählten Rat geleitet. Es muss der Stadt wirtschaftlich gut gegangen sein, denn in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden eine massive Stadtbefestigung und die Marienkirche errichtet. Nach der Übernahme durch den Deutschen Orden verschlechterten sich jedoch die Verhältnisse. Der Orden war nicht in der Lage, die Stadt vor den dauernden Überfällen der Raubritter zu schützen, sodass sich die Bürger an den brandenburgischen Kurfürsten um Hilfe wandten. So kam es dazu, dass Schivelbein 1455 wieder unter brandenburgische Herrschaft kam. Die ungünstige Lage, das Schivelbeiner Land war von drei Seiten von Pommern eingegrenzt, beeinträchtigte den Handel allerdings weiterhin, doch herrschte wenigstens über 150 Jahre Frieden. Die Bevölkerungszahl nahm deutlich zu, und mit den schließlich 74 entstandenen Brauereien entwickelte sich Schivelbein zu einer der bedeutendsten Braustädte der Region. Stadtbrände verhinderten jedoch immer wieder ein weiteres Aufstreben, so zerstörte 1619 ein Feuer die gesamte Innenstadt samt Kirche. Noch schwerer traf es die Stadt im Dreißigjährigen Krieg. Sie geriet zwischen die Fronten der schwedischen und kaiserlichen Truppen, und im Kampf um das Schivelbeiner Schloss ging die Stadt in Flammen auf. Mit dem Komtur Georg von Winterfeld flüchteten viele Bürger nach Polen, und am Ende des Krieges waren von ehemals etwa 250 Wohnhäusern noch höchstens 30 übrig. Nach der erfolgten Beseitigung der Kriegsschäden, verwüstete 1689 ein Brand die Stadt. Der Wiederaufbau mit Hilfe durch den brandenburgischen Kurfürsten und später durch König Friedrich Wilhelm I. wurde erst gegen 1720 abgeschlossen. Zu dieser Zeit lebten um die 500 Menschen in der Stadt.

Mit der strukturellen Erholung Schivelbeins entwickelten sich auch Handel und Gewerbe positiv. Die Tuchmacher wurden zur führenden Zunft, gefolgt von den Schuhmachern. Schon zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich die Bevölkerungszahl verdoppelt. Erneute Rückschläge kamen mit dem Siebenjährigen Krieg durch russische Besetzung und den napoleonischen Kriegen mit französischen Truppen in der Stadt.

Datei:Schivelbeinlage.jpg
Umgebung Schivelbein um 1930

Durch geschicktes Finanzgebaren des Schivelbeiner Magistrates, der unter anderem große Teile des städtischen Landbesitzes verkaufte, konnte nach 1815 die Weiterentwicklung der Stadt vorangetrieben werden. Die bisher einer Ausbreitung der Stadt in Wege gestandenen Befestigungsanlagen wurden abgetragen und es entstanden neue Siedlungsgebiete. Innerhalb von fünfzig Jahren verfünffachte sich die Bevölkerungszahl auf über 5.000 Einwohner. War Schivelbein bisher überwiegend eine Ackerbürgerstadt gewesen, verlagerte sich der Schwerpunkt nun zu einem pulsierenden Handelsplatz. Dazu trugen auch der Bau der neuen Chaussee nach Stargard bei, der 1848 abgeschlossen war, sowie der Bahnanschluss, der 1859 erfolgte. Eine Bereicherung für die Stadt war die Gründung der Landwirtschaftsschule, die im Jahre 1877 erfolgte. Der Erste Weltkrieg richtete in Schivelbein keine Schäden an, und bei Kriegsende hatte die Stadt etwa 9.200 Einwohner. Diese Zahl änderte sich auch bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nicht wesentlich. Anfang 1945 begaben sich die Einwohner Schivelbeins vor den anrückenden sowjetischen Truppen auf die Flucht. Infolge der Kampfhandlung wurde fast die gesamte Innenstadt zerstört, nur das Schloss, die Stadtkirche und das Steintor blieben verschont. Nachdem die Stadt unter polnische Verwaltung gestellt wurde, erhielt sie 1946 den neuen Namen Świdwin.

Schloss Schivelbein um 1890

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Marienkirche, 1947-1950 wiederaufgebaut, eine dreischiffige Backsteinbasilika aus dem 14. Jahrhundert
  • das frühmittelalterliche Schloss mit seinem aus Findlingen gebauten Hauptgebäude, sowie die Überreste des Steintors.

Gmina Świdwin

Zur Landgemeinde Świdwin mit 6.160 Einwohner (30. Juni 2005) gehören 17 Ortsteile aber nicht die Stadt selbst.

Diese sind unterteilt in zahlreiche weitere, kleinere Orte:

Bedeutende Persönlichkeiten und Ehrenbürger