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Annie Chapman

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Annie Chapman (* September 1841, † 8. September 1888 in Whitechapel, London) gilt als das zweite Opfer des berüchtigten und bisher unidentifizierten Serienmörders Jack the Ripper (engl. Jack, der Schlitzer), der im späten Sommer und Herbst 1888 mehrere Prostituierte im Elendsviertel Whitechapel in London tötete und verstümmelte.

Allgemeines

Wie auch bei anderen Opfern des Frauenmörders gibt es einige Unstimmigkeiten bezüglich ihrer persönlichen Angaben. Ihr Spitzname war Dark Annie (engl. Finstere Annie). Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie 47 Jahre alt, in einer schlechten gesundheitlichen Verfassung und mittellos. Ihre Körpergröße wurde auf fünf Fuß (1,55 Meter) geschätzt. Berichten nach war sie eine brünette Person mit blauen Augen.

Früheres Leben

Chapman wurde im September 1841 unter dem Namen Eliza Ann Smith geboren. Sie war die Tochter von George Smith und Ruth Chapman. Ihre Eltern heirateten am 22. Februar 1842 im Londoner Stadtteil Paddington, mithin fast sechs Monate nach der Geburt ihrer Tochter. George Smith diente im 2. Regiment der Leibgarde und arbeitete später als Hausbediensteter.

Ehe und Kinder

Am 1. Mai 1869 heiratete Annie Chapman den mütterlichseits verwandten Kutscher John Chapman. Für einige Jahre lebten die Eheleute im Stadtteil West London und bekamen die drei Kinder:

  • Emily Ruth Chapman, geboren im Jahre 1870,
  • Annie Georgina Chapman, geboren im Jahre 1873,
  • John Chapman, geboren im Jahre 1880.

Im Jahre 1881 zogen sie ins ländliche Clewer in Berkshire, wo John Chapman eine Anstellung als Kutscher auf dem Hof eines Amtmannes annahm. Ihr Sohn John wurde mit Behinderungen geboren. Die erstgeborene Tochter, Emily Ruth, starb kurz nach ihrem zwölften Lebensjahr an einer Gehirnhautentzündung. Aufgrund des schweren Schicksals mit ihren Kindern begannen sowohl Annie Chapman als auch ihr Ehemann mit starkem Trinken und trennten sich im Jahre 1884 oder 1885.

Zum Zeitpunkt des Todes von Annie Chapman war ihr Sohn John in einer karitativen Schule und die überlebende Tochter, Annie Georgina, reiste als Heranwachsende mit einem Zirkus durch die Dritte Französische Republik.

Das Leben in Whitechapel

Annie Chapman zog wahrscheinlich nach Whitechapel, wo sie im Jahre 1886 mit einem Mann zusammenlebte, der Drahtsiebe herstellte. Daher wurde sie vielfach als Annie Sievey oder Siffey (vom engl. sieve, Sieb) bezeichnet. Für drei oder vier Jahre erhielt sie von ihrem Ehemann John Chapman eine wöchentliche Unterstützung in Höhe von zehn Schilling. Gegen Ende des Jahres 1886 stoppten die Zahlungen schlagartig. Durch ihre Nachforschung fand sie ihren toten Ehemann, der alkoholbedingt starb. Der Siebmacher verließ Annie Chapman aufgrund ihrer nun fehlenden Einkünfte wenig später. Einer ihrer Freunde sagte später aus, das Annie Chapman aufgrund dieser Vorfälle deprimiert wurde und es mit ihr abwärts ging.

Im Jahre 1888 lebte Annie Chapman in einer gewöhnlichen Herberge in Whitechapel. Gelegentlich war sie in Begleitung des Maurer-Hilfsarbeiters Edward Stanley, verdiente ein wenig mit Häkelarbeiten, stellte Sofaschoner her und verkaufte Blumen. Teilweise ergänzte sie ihr Einkommen durch gelegentliche Prostitution. Bekannte beschrieben sie als harmlose und als die kultivierteste Frau in der Gegend, obwohl sie regelmäßig trank und ihre Gesundheit stark angeschlagen war.

Zirka eine Woche vor ihrem Tod wurde Annie Chapman krank, nachdem sie in einem Kampf mit Eliza Cooper verwickelt war und dabei verletzt wurde. Dieses Verhalten war für sie nicht charakteristisch. Es wurde berichtet, dass die beiden Rivalen um die Zuneigung durch Edward Stanley waren.

Kurz nach Mitternacht, am Morgen ihres Todes, benötigte Annie Chapman ähnlich wie Mary Ann Nichols Geld für die Unterkunft und ging aus, um Geld auf der Straße zu verdienen. Sie wurde wahrscheinlich zuletzt von einer Frau lebend gesehen, die glaubt, Chapman gegen 5:30 Uhr vor dem Haus mit der Nummer 29 in der Hanbury Street gesehen zu haben. Dort soll sie mit einem Mann gesprochen haben, der möglicherweise ihr Mörder war.

Die Entdeckung des Leichnams

Chapman's Leichnam wurde gegen 6:00 Uhr morgens am Samstag, den 8. September 1888 gefunden. Sie lag nahe eines Türeingangs auf dem Hinterhof des Hauses mit der Nummer 29 in der Hanbury Street in Whitechapel am Boden. Ihre Tötung war sehr typisch für die Ripper-Morde und vor allem dem drei Wochen späteren Mord an der Catherine Eddowes ähnlich.

Chapman wurde mit einer tief durchschnittenen Kehle gefunden. Ihr Unterleib war aufgeschnitten und komplett ausgeweidet. Die Eingeweide waren über ihre rechte Schulter geworfen worden. Ihr Mörder hatte ihre Gebärmutter und einen Teil ihres Muskelfleisches um den Bauchnabel herum mitgenommen.

Diese Tat war das wahrscheinlich kühnste der Verbrechen des Frauenmörders. Es wird angenommen, dass Chapman gegen 5:30 Uhr morgens im Tageslicht bzw. in der Morgendämmerung getötet wurde. Die Tat fand im von Häusern umschlossenen Hof statt, in dem siebzehn Menschen wohnten. Einige von ihnen waren bereits wach und konnten den Hof von ihren Fenstern aus einsehen. Der einzige geeignete Fluchtweg führte durch einen schmalen Durchgang durch das Gebäude, aus dem auch der Arbeiter kam, der den Leichnam von Chapman fand. Die Bewohner hatten jedoch zur Tatzeit nichts gesehen und gehört.

Dr. George Bagster Phillips, der den Leichnam obduzierte, stellte fest, dass der gegenwärtige schlechte Gesundheitszustand durch eine Tuberkulose verursacht wurde. Spätere Forscher vermuteten, dass die gesundheitlichen Probleme teilweise durch eine Syphilis hervorgerufen wurden. Phillips kam zudem zum Ergebnis, dass das Opfer zum Todeszeitpunkt nüchtern war und zumindest in den letzten Stunden keine alkoholischen Getränke zu sich genommen hatte.

Literatur

  • The Complete History of Jack the Ripper von Philip Sugden, ISBN 0786702761, gilt weithin als eines der besten Bücher über das Thema.
  • Thomas Schachner / Hendrik Püstow: Jack the Ripper. Anatomie einer Legende, Militzke Verlag, 2006, ISBN 3-86189-753-9