ReactOS
ReactOS | |
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Entwickler | Aleksey Bragin uvm. [1] |
Lizenz(en) | GPL |
Akt. Version | 0.3.0 (28. August 2006) |
Abstammung | - |
Architektur(en) | x86 |
Sonstiges | Preis: kostenlos Status: Alpha-Phase Sprachen: Deutsch uvm. |
www.reactos.de |
ReactOS (ROS) ist ein Softwareprojekt zur Entwicklung eines freien Betriebssystems gleichen Namens. Kennzeichnend ist das Ziel vollständiger Microsoft-Windows-Kompatibilität.
Überblick

ReactOS ist zum Kernel von Windows NT kompatibel, wodurch es möglich ist, Programme und Treiber für Microsofts Windows NT und dessen Nachfolger Windows 2000, XP und künftig Vista zu verwenden. Dazu wird an der Nachbildung der Programmierschnittstellen (API) Win32, Win16, OS/2, Java und DOS gearbeitet, was derzeit erste Priorität hat.
Das Betriebssystem ist unter der GNU GPL veröffentlicht. Somit wäre es möglich, eine von Microsoft unabhängige und kostenfreie Alternative zu Windows zu bekommen.
Eine Herausforderung ist dabei das Erreichen der Binärkompatibilität zu den nicht öffentlich dokumentierten API-Aufrufen, die von vielen Programmen eingesetzt werden, sowie das Entfernen von Designschwächen des Windows-NT-Kernels, die in das Design von ReactOS übernommen wurden.
Geschichte
Das Projekt wurde 1996 als "FreeWin95" ins Leben gerufen und sollte nur zu Windows-95-Anwendungen kompatibel sein. Nachdem es in einer längeren Spezifikationsphase hängen geblieben war, belebte 1998 Jason Filby als Projektkoordinator das Projekt neu, das seither als ReactOS bekannt ist. Dabei wurde die Kompatibilität zu Windows NT als neues Projektziel festgelegt.
Lange Zeit war das ReactOS-Team mit der Entwicklung des Kernels beschäftigt, so dass kaum sichtbare Erfolge zu verbuchen waren. Mit Erscheinen von Version 0.2 gab es bereits eine Grafische Benutzeroberfläche, und die Presse wurde auf ReactOS aufmerksam. Die Unterstützung von Java-, OS/2- und DOS-Programmen wurde auf die Agenda gesetzt, bisher jedoch nicht weiter verfolgt. Eine Implementierung des TCP/IP-Netzwerkprotokolls ist dagegen bereits einsatzfähig, am Einbau der USB- und dazugehörigen Plug and Play-Funktionalität wird gearbeitet. In allen drei Fällen werden die bereits funktionierenden Linux-Äquivalente als Basis verwendet. Die derzeit 30 aktiven Entwickler tragen etwa 1000 Änderungen pro Monat bei, die von der Korrektur von Tippfehlern bis zu großen Funktionserweiterungen reichen.
Ausgewählte Versionen
Version | Veröffentlichung | Anmerkungen |
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0.1.0 | 2. Februar 2003 | Erste von CD installierbare Version, noch ohne graphische Oberfläche. Einige Kommandozeilenwerkzeuge sind verfügbar. Dateioperationen wie Kopieren und Löschen funktionieren nur unzuverlässig. |
0.2.0 | 25. Januar 2004 | Debüt der an Windows Explorer und Taskleiste angelehnten grafischen Oberfläche. Sehr instabil. |
0.2.2 | 28. April 2004 | Verbesserungen an der grafischen Oberfläche und deren Stabilität. |
0.2.5 | 05. Januar 2005 | Stabilerer Kernel und viele kleine Verbesserungen. |
0.2.6 | 10. April 2005 | Neben OpenOffice.org 1.x erstmals auch namhafte Spiele (Deus Ex, Unreal Tournament) per Software Rendering startbar. |
0.2.7 | 21. August 2005 | Abgleich der Header-Datei-Struktur mit Windows und fast komplettierte Lokalisierung. Meldet sich zwecks Kompatibilität zu neueren Programmen als Windows 2000 SP4, statt NT 4. |
0.2.8 | 30. Oktober 2005 | Wichtige, vorbereitende Schritte zu funktionierendem USB, der Installation von Programmen und Behebung einiger Darstellungsfehler der Oberfläche. |
0.2.9 | 22. Dezember 2005 | Verbesserte Hardwareerkennung und ACPI, stark verbesserte API-Unterstützung. |
0.3.0 | 28. August 2006 | verbesserte Netzwerkunterstützung (TCP/IP), verbesserte Plug&Play-Unterstützung, uvm. |
Status
Das Projekt befindet sich zur Zeit noch in einer frühen Alpha-Phase, weshalb ReactOS für den alltäglichen Gebrauch kaum zu empfehlen ist.
- Sicherheit: Die Herausforderung für die Entwickler liegt darin, trotz angestrebter Kompatibilität keine Sicherheitslücken des Vorbildes „nachzubauen“.
- Die Geschwindigkeit des fertigen Systems ist derzeit noch schwer abschätzbar. Durch die noch unvollständige Windows-Funktionalität ist ReactOS zur Zeit noch vergleichsweise schnell und kompakt. Trotzallem haben Leistungsoptimierungen in der momentanen Entwicklungsphase nur geringe Priorität.
- Die Stabilität von ReactOS soll der von Windows nicht nachstehen. Dem frühen Alpha-Status des Projekts ist aber auch der Umstand geschuldet, dass die Entwickler ihren Fokus noch nicht auf solche Aspekte lenken. Zur Zeit ist ein Blue-Screen jedenfalls nichts Ungewöhnliches.
- Die Bootzeit von ReactOS liegt momentan noch deutlich unter der eines frisch installierten Windows, was selbstverständlich auch noch am wesentlich geringeren Funktionsumfang liegt. Analoges gilt für die Installationszeit, die auf vielen Systemen durchaus in der Größenordnung von fünf Minuten liegen kann.
- Testmöglichkeiten: Wer zum Testen von ReactOS eine Installation vermeiden möchte, findet eine bootbare Live-CD jeder Version vor. Versiertere Tester und Entwickler verwenden aber zumeist einen Emulator, der allerdings auch Geschwindigkeitseinbußen mit sich bringt. Hierzu stehen vorgefertigte Qemu- und VMware-Images zur Verfügung.
Hardware-Anforderungen
Die Hardware-Anforderungen von ReactOS sind zur Zeit noch recht bescheiden. So kommt es durchaus noch mit Prozessoren der 486er-Generation zurecht und benötigt nur 45 MB Festplattenplatz; seit Version 0.2.7 fehlerbedingt jedoch auch immerhin 64 MB RAM während der Installation (siehe auch Status - Testmöglichkeit).
Bei Programmen wird man sich dagegen auch weiterhin an den Verpackungstexten orientieren können.
Verwendungen
Das Projekt Captive verwendet Teile von ReactOS, um Schreibzugriff auf das proprietäre Dateisystem NTFS durch andere Betriebssysteme als Windows zu ermöglichen.
Rechtliche Fragen
Infolge einer projektinternen Diskussion wurde zur Vermeidung möglicher Konflikte mit dem US-amerikanischen Urheberrecht die Weiterentwicklung am 26. Januar 2006 kurzzeitig gestoppt. Um sicherzustellen, dass die angewendeten Verfahren zur Erschließung undokumentierter Windows-Funktionalitäten (Reverse Engineering) mit dem amerikanischen Recht in Einklang stehen, wurde eine vollständige Durchsicht (Audit) des Quelltextes begonnen, der voraussichtlich Ende November 2006 beendet wird.[2] Der Audit befindet sich momentan bei der 95,9% Marke (Stand: 10.11.2006).
Strittig war, ob und wie während des Audits die Entwicklung des Betriebssystems weitergeführt werden soll. Anfang Februar sprach sich eine deutliche Mehrheit für ein Verfahren aus, bei welchem parallel zum Audit die Entwicklung am alten Code fortgeführt wird. Nach diesem Plan wird erst die übernächste Version 0.4 ausschließlich überprüften Quelltext enthalten. Der von einer kleineren Entwicklergruppe favorisierte Plan sah demgegenüber eine vollständige Sperrung des alten Codes und eine Löschung der ReactOS-Veröffentlichungen von den Download-Servern vor. Weiterentwicklung hätte nach diesem Plan ausschließlich am bereits geprüften Code erfolgen dürfen, was zu mehrmonatigen Verzögerungen geführt hätte, jedoch die Rechtssicherheit maximiert hätte.[3]
Im Zuge dieser Entwicklung haben mehrere Mitarbeiter das Projekt verlassen, sodass mit weiteren Verzögerungen gerechnet werden muss.
Zuvor waren im November 2004 erstmals rechtliche Konflikte mit einem den Quelltext plagiierenden Projekt aufgetreten. Daher wurde ein "Legal Defense Fund" angedacht, mit dessen Hilfe alle juristischen Interessen von ReactOS vertreten werden sollen.
Ähnliche Projekte
- Freedows OS - stillgelegt.
- E/OS - soll Windows, Mac OS, OS/2 und DOS emulieren.
- FreeDOS
- Wine - Kooperationspartner von ReactOS.
- TinyKRNL - Einseitiger Codeaustausch aufgrund der Lizenzen
Weblinks
- Commons: ReactOS – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Webseite des Projekts
- Wiki des Projekts
- ReactOS Support Datenbank
- Quartalsbericht 7/2006 (englisch)
- Vorlage:OSDir
- Digital Solutions presentation - Einführung, Motivation, Nutzen und Komponenten-Status mit Stand Sept. 2006 (englisch)