Egon Flaig
Egon Flaig (* 1949 in Gronau in Württemberg) ist ein deutscher Althistoriker und Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.
Flaig studierte 1970 bis 1976 Geschichte und Romanistik in Stuttgart, Paris und Berlin. Zunächst war er 1977 bis 1981 als Referendar an Berliner Gymnasien tätig. 1982 bis 1984 arbeitete er als Übersetzer und studierte nebenher Philosophie. Nach der Promotion in Berlin bei Alexander Demandt (Alte Geschichte) und Jacob Taubes (Philosophie) im Jahr 1984 zu Angeschaute Geschichte. Zu Jakob Burckhardts Griechischer Kulturgeschichte und der Arbeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg im Breisgau am Lehrstuhl von Jochen Martin erfolgte 1990 die Habilitation zu Den Kaiser Herausfordern. Anschließend lehrte er zunächst als Privatdozent in Freiburg und Göttingen, arbeitete anschließend am Göttinger Max-Planck-Institut für Geschichte und ist seit 1998 Professor für Alte Geschichte an der Universität Greifswald.
Gastprofessuren führte ihn 2000 und 2001 ans Centre Gustave Glotz (Sorbonne, Paris I) und die Universität Konstanz. 2002/03 war er zudem Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Flaig wurde mit dem Hans-Reimer-Preis der Aby-Warburg-Stiftung ausgezeichnet.
Flaig ist einer der wichtigsten Vertreter derjenigen Althistoriker, die in besonderem Maße auf die Erkenntnisse der Französischen Annales rekurrieren. Dabei legt er einen Schwerpunkt auf die Strukturanalyse der politischen Praktik (verstanden im Sinne von Paul Veyne: Foucault revolutioniert die Geschichte).
Flaig selbst betont, dass er aus keiner althistorischen „Schule“ stamme. Er orientiert sich an Pierre Bourdieu und ist von der Cultural Anthropology beeinflusst. Er sieht sich als "weit entfernt von der traditionellen deutschen Althistorie", deren Vertreter er nicht selten mit recht polemischen Aussagen provoziert hat. Seine Arbeitsweise wird umgekehrt von nicht wenigen Gelehrten kritisiert – zwar werden seine Arbeiten rezipiert und diskutiert, doch zugleich sind nicht wenige seiner Thesen auf teilweise heftige Ablehnung gestoßen. Wichtiger Punkt seiner Arbeit ist die interdisziplinäre Forschung.
Überregional bekannt wurde Flaig durch seinen Artikel in der FAZ vom 15. September 2006. In diesem Artikel, in dem er unter anderem ausführt, dass der Islam als einzige große Weltreligion eine Art Apartheitsystem (Haus der Islams, in dem Frieden herrscht und Haus des Krieges (dort wo es den Islam zu verbreiten gilt)) praktiziert, kommt er zu der Feststellung dass, das Verhältnis des Islams zur Gewalt stark erklärungsbedürftig ist. Aufgrund des Artikels beschloss die ägyptische Regierung diese Ausgabe der FAZ zu verbieten. Aufgrund seiner Forschungen hat er nun die These aufgestellt, dass der Al Quaida Terror gegen die restliche Menschheit keine Verirrung oder Entartung, sondern einer Traditionslinie des Islams entspricht. Auch beschäftigt sich Flaig mit der Frage, ob es zwischen Anhängern des Islams und anderen Kulturen Frieden oder nur Waffenstillstände aufgrund von temporärer Schwäche gibt. Folglich könnten Angriffskriege selbstverständlich und theologisch gerechtfertigt gewesen sein. Friedensverträge, welche islamische Herrscher zwischen nicht-islamischen Herrschern abgeschlossen haben, gelten nur als Waffenstillstände, bis es die demographische Überlegenheit dem Islam wieder erlaubt von neuem anzugreifen und die ungläubige Umwelt in einer Art Dhimmithude-System zu unterjochen. Waffenstillstände wurden in der Regel nur für 10 Jahre abgeschlossen. Zwei Rechtsschulen erlauben nur drei bis vier Jahre. Ein Blick in eine deutsche Großstadt mit islamischer Parallelgesellschaft könnnte diese Theorie bestärken.
Werke
- Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich, Campus, Frankfurt/Main - New York 1992 (Historische Studien, Bd. 7) ISBN 3-593-34639-7
- Ödipus. Tragischer Vatermord im klassischen Athen, C.H. Beck, München 1998 ISBN 3-406-43284-0
- Ritualisierte Politik. Zeichen, Gesten und Herrschaft im Alten Rom, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2003 (Historische Semantik, Bd. 1) ISBN 3-525-36700-7
Weblinks
- Vorlage:PND
- Unsere fremd gewordene Antike - Warum wir ihr mehr verdanken, als wir noch wahrhaben wollen, E. Flaig, NZZ, 6. Oktober 2001
- Der Islam will die Welteroberung, E. Flaig, FAZ 15. September 2006.
- "Es kann keine islamischen Menschenrechte geben" Dokumentation einer Rede von Egon Flaig in der Frankfurter Rundschau
Personendaten | |
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NAME | Flaig, Egon |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Althistoriker |
GEBURTSDATUM | 1949 |
GEBURTSORT | Oberstenfeld-Gronau, Württemberg |