Thronprätendent
Als Thronprätendenten bezeichnet man eine Person, die Anspruch auf einen Thron erhebt, aber nicht offiziell als Monarch anerkannt ist. Dies gilt für Erbmonarchien – in Wahlmonarchien spricht man von "Gegenkönigen".
Das Vorhandensein mehrerer Thronprätendenten war in Erbmonarchien oft der Anlass für langwierige Bürgerkriege, wie zum Beispiel der Rosenkriege im England des 15. Jahrhunderts oder der Carlistenkriege im Spanien des 19. Jahrhunderts.
Weitere Beispiele aus einer schier endlosen Zahl:
Historische Beispiele
- Karl VI. war vor seiner Wahl zum Kaiser Thronprätendent in Spanien.
- Murat II. (auch "Küçük Mustafa" – türk. "kleiner Mustafa" – genannt), siehe Osmanisches Reich
- Herzog Ludwig I. von Anjou war 1382 Thronprätendent des Königreichs Neapel und außerdem Titularkaiser des Lateinischen Kaiserreichs)
- Die englischen Jakobiten waren eine regelrechte Dynastie von Prätendenten.
- In Japan gab es während der Nanboku-chō- Zeit (Zeit der Süd- und Nordhöfe) eine Reihe "Gegenkaiser" des Ashikaga-Clans, der erste von ihnen war Kaiser Kōgon.
Aktuelle Beispiele
Diese Liste enthält eine Auswahl von (potenziellen) Anwärtern auf das Erbe ehemaliger Monarchien, ungeachtet dessen, ob sie tatsächlich Anspruch auf den Thron erheben. So hat beispielsweise Otto Habsburg ausdrücklich auf seinen Thronanspruch verzichtet um in sein Heimatland einreisen zu dürfen, wird jedoch als Chef des Hauses Habsburg von österreichischen und ungarischen Monarchisten nach wie vor als Erbe der Kaiser- bzw. Königskrone angesehen.
In einigen Fällen gehen die Meinungen zur Erbfolge auch unter den Anhängern des Königtums auseinander:
- Henri d'Orléans (*1933) (Henri Philippe Pierre Marie d'Orléans) ist der aktuelle Chef des Hauses Bourbon-Orléans und aus Sicht der Orléanisten Prätendent auf den französischen Thron. Aus Sicht der Blancs d'Espagne, einer kleinen Gruppe der französischen Legitimisten, ist dagegen Louis Alphonse de Bourbon (* 1974), als Chef der Linie Anjou des Hauses Bourbon Prätendent auf den französischen Thron.
- Im Falle der carlistischen Bewegung in Spanien ist es ähnlich umstritten, wer Prätendent ist. Ältester Sohn des vorangegangenen, 1977 verstorbenen Prätendenten Francisco Javier de Borbón-Parma ist Carlos-Hugo de Borbón-Parma. Seine Prätendenteneigenschaft wird jedoch vom traditionalistischen Flügel der tief gespaltenen carlistischen Bewegung in Frage gestellt, weil dieser Carlos-Hugos linke politische Ausrichtung nicht akzeptiert und darum dessen jüngeren Bruder Sixto Enrique de Borbón-Parma als legitimen Prätendenten ansieht. Hinzu kommt, dass Francisco Javier unter nicht völlig klaren Umständen unmittelbar vor seinem Tod Carlos-Hugo den Thronanspruch erst ab- und wenige Tage später wieder zuerkannt haben soll.
Tatsächlich ist die Aussicht auf eine tatsächliche Rückkehr zur Monarchie in den meisten aufgeführten Fällen als eher gering einzuschätzen, da es sich in der Regel um gefestigte Republiken handelt. Die Zahl und Bedeutung der Monarchisten, welche den Anspruch der jeweiligen Prätendanten oft als einzige unterstützen, ist häufig vergleichsweise gering. Näheres siehe Monarchismus.
Deutschland
Übriges Europa
- Otto Habsburg hat auf seinen Thronanspruch verzichtet um wieder in sein Heimatland Österreich einreisen zu dürfen.