Ameisen
Ameisen | ||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
![]() | ||||||||||||||
Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||||
| ||||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Formicidae | ||||||||||||||
Latreille, 1802 |
Ameisen (Formicidae) (von althochdeutsch: ameiza – das Abgeschnittene, oder Emsen), zählen zur Insektenordnung der Hautflügler (Hymenoptera). Innerhalb dieser stehen sie als Familie Formicidae in der Überfamilie Vespoidea, den Faltenwespenartigen, in der Unterordnung der Taillenwespen (Apocrita). Die Ameisen sind also nahe Verwandte der Echten Wespen (Vespinae), werden aber gelegentlich auch als eigene Überfamilie Formicoidea geführt.
Systematik
Zur Familie der Ameisen zählen 16 Unterfamilien mit 297 bekannten Gattungen, zu denen insgesamt 11.844 (Stand Januar 2006, laut antbase.org) bisher beschriebene Ameisenarten zählen. Da sicher viele Arten noch unbekannt sind, schätzen Entomologen die Gesamtzahl der Arten auf 15.000.
In Mitteleuropa kommen 161 verschiedene Ameisenarten aus 28 Gattungen vor. Der Großteil der Ameisenarten lebt jedoch in den Tropen und Subtropen.
Eine bekannte einheimische Art ist die zu den Schuppenameisen zählende Große Rote Waldameise Formica rufa. Neben der Unterfamilie der Schuppenameisen (Formicinae) gibt es in Mitteleuropa noch die der Urameisen oder Stechameisen (Ponerinae), der Knotenameisen (Myrmicinae) und der Drüsenameisen (Dolichoderinae). In anderen Regionen der Welt kommen noch beispielsweise die Treiber-, Heeres- oder Wanderameisen (Ecitoninae in der Neuen Welt, Dorylinae in der Alten Welt) und Bulldoggenameisen (Myrmeciinae) hinzu. Weitere Unterfamilien ohne geläufige deutsche Bezeichnung sind: Aenictinae, Aenictogitoninae, Aneurtinae, Apomyrminae, Cerapachyinae, Leptanillinae und Pseudomyrmecinae.
Die bislang ältesten in Bernstein eingeschlossenen Ameisen zeigen, dass es schon vor etwa 92 Mio. Jahren Ameisen gab. Da diese Fossilfunde von Ameisen schon mehrere Gattungen umfassen und daher schon eine Evolution stattgefunden haben muss, schätzt man den wahren Ursprung der Ameisen auf den Anfang der Kreidezeit vor ca. 130 Mio. Jahren.
Um eine Vorstellung von der Individuenzahl der Ameisen zu geben, muss man sich vergegenwärtigen, dass das Gewicht aller Ameisen dieser Welt zusammen das Gewicht aller Menschen übersteigt, obwohl eine einzelne Ameise, je nach Art und Kaste, nur etwa 6–10 mg wiegt und 0,8 mm (eine Art der Myrmicinae-Gattung Leptothorax) bis 10 cm (Australische Bulldoggenameise) groß wird.
Der Körperbau der Ameise
Ein Ameisenkörper besteht aus drei sichtbar unterteilten Segmenten, dem Kopf, dem Mesosoma und dem Metasoma. Das Metasoma besteht aus ein bis zwei „Stiel“-Segmenten und dem sich anschließenden Gaster, der manchmal fälschlicherweise auch als Abdomen bezeichnet wird. Das Mesosoma stellt den Thorax (Brustbereich) und das an den Thorax angeschmolzene erste Hinterleibssegment dar (das tatsächliche erste Abdominalsegment). Zwischen dem Mesosoma und dem Gaster gibt es entweder ein zweites Hinterleibssegment (Petiolus), oder ein zweites und drittes Segment (Petiolus und Postpetiolus). Die dadurch entstehenden ein bzw. zwei Einschnürungen funktionieren als Gelenke. Danach folgt der restliche Hinterleib (Gaster), der hauptsächlich den Kropf, den Magen und die Gonaden (Keimdrüsen) enthält.
Auf dem üblicherweise runden Kopf der Ameise befinden sich zwei Antennen. Diese Fühler können mit Hilfe der über 2000 Sinneszellen Luftströmungen, Temperaturschwankungen und Gerüche wahrnehmen. Sie bestehen meist bei den Weibchen aus zwölf bei den Männchen aus 13 Flagellomeren und sind in der Mitte abgewinkelt, damit sich deren Spitzen leicht zur Mundöffnung führen lassen. Die Sehorgane der Ameise sind als Facettenaugen ausgebildet. Sie bestehen aus einer rotationssymmetrischen Anordnung aus acht Sehzellen, den Ommatidien. Damit können Ameisen auch die Polarisation des Lichtes wahrnehmen. Gattungen wie die Ponera aus der Unterfamilie der Stachelameisen oder Solenopsis der Knotenameisen besitzen nicht mehr als 15 bis 30 Ommatidien pro Kopfseite. Schuppenameisen hingegen besitzen bis zu 30.000 Ommatidien auf jeder Seite. In der Regel sind Ameisen selten in der Lage, mehr als Hell-Dunkel-Unterschiede zu erkennen. Des Weiteren sind Ameisenarten bekannt, die über keine Sehorgane verfügen.
Die Mundwerkzeuge werden in Oberlippe (Labrum), Oberkiefer (Mandibel), Unterkiefer (Maxillen) und Unterlippe (Labium) unterteilt. Die meistens schaufelförmigen und bezahnten Mandibeln stellen Universalwerkzeuge dar. Sie eignen sich gleichermaßen zum Zerkleinern und Transportieren fester Materialien als auch zum Kämpfen mit Feinden.
Der Thorax ist in drei deutlich abgrenzbare Segmente gegliedert. Sie werden als Vorder-, Mittel- und Hinterbrust bezeichnet. An jedem dieser Segmente befindet sich ein Beinpaar. Die aus fünf Gliedern bestehenden Beine tragen am letzten dieser Glieder zwei Krallen und dazwischen einen Haftapparat. Erstere ermöglichen einen sicheren Halt, wenn sich die Ameise auf einem rauen Untergrund fortbewegt. Im Gegensatz dazu verhindert der Haftapparat ein Abrutschen an glatten Flächen. Die Vorderbeine der Ameise besitzen zudem noch eine Putzvorrichtung, mit der sie Schmutzteilchen von den Fühlern abbürsten kann.
Das Stielchenglied
Was die Ameisen gegenüber vielen anderen Insekten auszeichnet, ist das Stielchenglied, das den Brustabschnitt und den Hinterleib miteinander verbindet. Anhand dieses Zwischengliedes werden mit Hilfe der Anzahl der Hinterleibssegmente die Einteilungen in die Unterfamilien vorgenommen. So bestehen die Stiele bei den Ponerinae aus einem Glied, und man erkennt bei ihnen zwischen dem ersten und zweiten Segment des Hinterleibs eine auffällige Einbuchtung. Bei den Dolichoderinae besteht der Stiel ebenfalls aus nur einem Glied, ebenso wie bei den Formicinae. Nur dass sich diese beiden dadurch voneinander unterscheiden, dass die Drüsenameisen einen viergliedrigen, die Schuppenameisen jedoch einen fünfgliedrigen Hinterleib besitzen. Der Stiel der Myrmicinae besteht aus zwei Gliedern.
Das Stielchenglied ermöglicht eine starke Bewegung des Hinterleibs. Dieser kann nach unten abgebogen werden, um das gezielte Verspritzen von Abwehrsekreten in Gefahrensituationen zu ermöglichen. Ameisen können ihre Substanzen bis zu einen Meter weit ausstoßen. Der Stiel kann aber auch, samt der Gaster, fast senkrecht nach oben gerichtet werden. Diese Haltung wird vor allem bei der Abgabe von Duftstoffen eingenommen. Man spricht dabei vom sogenannten Sterzeln. Nicht zuletzt erleichtert die Beweglichkeit des Hinterleibs die Reinigung der hinteren Körperregionen mit den Mundwerkzeugen.
Die Gaster
Die Gaster besteht aus mehreren Segmenten. Dieses sind Körperhalbringe am Bauch und Rücken, die durch elastische Häute miteinander verbunden sind und dadurch ineinander geschoben werden können. Durch diesen Mechanismus kann die Gaster stark vergrößert werden.
In der Gaster befindet sich neben den vielen Drüsen der Darm mit dem Magen. Dieser liegt im vorderen Teil und ist durch ein ventilartiges Gebilde, dem Ventiltrichter, mit dem Mitteldarm verbunden. Nur wenn der Ventiltrichter geöffnet ist, kann Nahrungsbrei aus dem Kropf in den Mitteldarm übertreten. Nur ein relativ kleiner Teil der im Kropf gespeicherten Nahrung geht diesen Weg. Der Hauptteil wird aus dem Kropf wieder zur Mundöffnung zurückgepumpt und mit anderen Ameisen geteilt. Man spricht daher auch vom Sozialmagen.
Drüsen und Sekrete
Die meisten Drüsen gruppieren sich in den Intersegmentalhäuten des Hinterleibs zu größeren Komplexen. Die meisten dieser Drüsen sind mit einem speziell strukturiertem Reservoir ausgestattet, so wie die Sternal- und Pygidialdrüsen, die verschiedenste Spurdüfte liefern. Weitere Spurpheromone liefern bei Ameisen die Gift- und Dufourschen Drüsen, sowie bei der Gattung Crematogaster eine Tibialdrüse.
Weitere Drüsen befinden sich innerhalb des Körpers, im Kopf, Thorax und in der Gaster. Die einzigen Drüsen, die keine Pheromone liefern, sind die in den Mundbereich führenden Futtersaftdrüsen. Die Metathorakaldrüse liefert bakterizide und fungizide Substanzen. Bei den Blattschneiderameisen enthält sie ein Mittel zur Desinfizierung, um unerwünschte Pilze und Bakterien am Wachsen zu hindern. Dieses Mittel ist meistens Phenylessigsäure oder Hydroxy-Hexansäure. Bemerkenswert bei den Sekreten ist, dass die gleichen Stoffe in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Wirkungen aufweisen, wobei Drüsen auch unterschiedliche Stoffe bilden können. So liefert die Mandibeldrüse bei Rossameisen-Männchen ein Pheromon, das die Weibchen zum Hochzeitsflug stimuliert, während sie bei anderen Arten ein ätzendes Abwehrsekret hervorbringt.
Bei vielen Pheromonen kennt man mittlerweile die chemischen Strukturen. Dabei handelt es sich meistens, wie bei der Ameisensäure, um einfache Verbindungen (z. B. Alkohole, Aldehyde, Fettsäuren oder Ester). Es gibt jedoch auch komplexere, wie diverse Terpenoide und Alkaloide. Die Bestimmungen weiterer Sekrete gestaltet sich schwierig, da bei vielen Drüsen nur geringe Mengen an Sekret abgegeben werden. Einen Extremfall bildet dabei die Ameise Solenopsis richteri. Ein weiteres Problem stellt sich dadurch, dass erst das richtige Mischungsverhältnis diverser Substanzen die erhoffte Wirkung bringt. Ein Beispiel dafür ist eine Substanz der Rasenameise Tetramorium caespitum. Bei ihr lösen zwei Pyrazine erst im Verhältnis 7:3 die Wirkung aus.
Viele Ameisen, zum Beispiel die Weberameise Oecophylla longinoda, setzen Substanzen frei, die in unterschiedlichen Reichweiten wirken. So können andere Ameisen zu einer bestimmten Stelle geführt werden. Die Rasenameise entlässt aus ihrer Mandibeldrüse zuerst ein sehr flüchtiges Sekret, ein Hexanal, das nach ca. 20 Sekunden in 10 cm Umkreis zu wirken beginnt. Gleichzeitig werden Tiere, die näher am Ort des Geschehens sind, durch 1-Hexanol gewarnt, das nur halb so weit reicht. Jene Ameisen, die am nächsten dran sind, werden durch 3-Undecanon und das am wenigsten flüchtige 2-Butyl-2-octenal angeregt um sofort den Gegner zu attackieren.
Alle Pheromone sind ihrer Funktion sehr gut angepasst. So müssen sich Alarmpheromone schnell verflüchtigen, Spurpheromone hingegen sehr langlebig sein. Die Duftspur der Lasius fuliginosus enthält eine Mischung aus Fettsäuren und Hexan- bis Dodecansäuren und wirkt über Wochen hinweg. Die wichtigste Funktion der Duftstoffe ist bei Ameisen ihr sogenannter Nestgeruch. Dieser Geruch ist allen Ameisen einer Kolonie eigen. So können sie verschiedener Staaten anhand ihrer „Duftuniformen“ unterscheiden.
Einige Drüsen befinden sich am Stachel, der im Laufe der Evolution bei vielen Ameisenarten zurückgebildet wurde. Mit einem Stich werden je nach Art verschiedene Gifte freigesetzt. Allerdings haben alle Ameisenarten diese Gift- und Dufourschen Drüsen behalten. Die Giftdrüse der Formica rufa kann bis zu 6 mm³ verschiedenster Gifte, darunter 60%-ige Ameisensäure, enthalten. Die Dämpfe der Ameisensäure wirken bei kleinen Tieren wie ein Atemgift und können auch tödlich sein.
Atmungsorgane
Die Atmungsorgane der Ameisen sind wie bei den meisten Insekten die Tracheen.
Die Ameise ist getrenntgeschlechtlich. Die Männchen besitzen zwei Hoden und zwei Samenleiter im Abdomen, auch die paarig vorhandenen Ovarien der Weibchen befinden sich im hintersten Körperabschnitt. Jedoch kann bei den meisten Spezies nur die Königin Eier legen, da nur sie als Larve mit Hormonen gefüttert wurde. Die Arbeiterinnen besitzen lediglich verkümmerte Geschlechtsorgane und sind, wenn überhaupt, nur in der Lage, Eier, die männliche Geschlechtstiere hervorbringen, zu produzieren.
Exkretionsorgane
Die Malpighischen Gefäße sind die Exkretionsorgane der Ameisen. Dieses sind dünne Schläuche, die frei in die Leibeshöhle (Mixocoel) ragen. Hier erfolgt keine Filtration. Die Abfallprodukte werden aus den Zellen in die Malpighischen Gefäße geleitet. Die Abfallprodukte gelangen dann in den Darm. Hier erfolgt die Reabsorbtion, d. h. Wasser und verwertbare Substanzen werden wieder in die Blutbahn übergeführt.
Die Nahrung der Ameisen
Bei annähernd 12.000 bekannten Ameisenarten ist es klar, dass es auch sehr viele verschiedene Ernährungstypen gibt.
Die wichtigste unserer heimischen Ameisenarten, die Rote Waldameise, ist ein Allesfresser. Zu ihrer pflanzlichen Nahrung gehören vor allem süße Säfte verschiedener Art, wie dem Honigtau, den Ausscheidungen verschiedener Lausarten, und den Sekreten aus floralen und extrafloralen Nektarien. Dazu kommen noch sehr viele Samen, Pollen, Früchte und verschiedenste Pflanzenteile. Da die Formica rufa ein Allesfresser ist, muss folglich auch noch tierische Nahrung auf dem „Speiseplan“ stehen. Ein Staat solcher Ameisen vertilgt pro Tag durchschnittlich 50–80.000 Raupen, 30–35.000 Falter, Fliegen und Motten, sowie 15-20.000 Insektenpuppen. Dies macht im Mittel ein Gesamtgewicht von ca. 30 kg aus. Diese Waldameise ist damit der bedeutendste Jäger in unseren Wäldern. Ihre Beute findet sie hauptsächlich in den Baumkronen. Viele der dort attackierten Insekten lassen sich nach unten fallen und werden dort eine leichte Beute der umherlaufenden Ameisen. Eine Arbeiterin, die auf ein für sie alleine zu großes Beutetier trifft, greift dieses meist trotzdem an. Sie versucht ihm mit den Kiefernzangen eine Wunde beizubringen und spritzt aus der Giftdrüse 60%ige Ameisensäure in diese. Die leicht flüchtige Ameisensäure „ruft“ nun auch Artgenossen zur Unterstützung herbei. Die getötete Beute wird nun gemeinsam ins Nest geschleppt. Dabei zieht jede Ameise zunächst für sich alleine am Beutetier. Da aber alle Arbeiterinnen zum selben Nest wollen, setzt sich der Lastzug doch mit viel Hin und Her in Bewegung. Hat er einmal eine der gepflegten Ameisenstraßen erreicht, geht es rascher voran. In den Gewölben des Ameisenstaates wird die Beute dann zerlegt und verteilt, wobei der Hungrigste am meisten bekommt. In jedem Ameisenstaat gibt es, neben der Königin, Arbeiterinnen, die das Nest nicht verlassen können. Diese werden dann von Artgenossinnen mit Nahrung aus deren Kropf versorgt.
Unterhalb der verschiedenen Ameisenarten gibt es kaum Nahrungskonkurrenten, da es, was die Nahrungssuche betrifft, sehr viele Spezialisierungen gibt. Die primitivsten Ameisenarten, die meist bei den Ur-, Knoten-, Bulldoggen- oder Treiberameisen zu finden sind, sind pure Räuber. Diese töten allein oder in kleinen Gruppen vor allem Insekten, Spinnen, Tausendfüßer, Asseln, Schnecken und Würmer. Es gibt auch Arten, die sich auf die Suche nach frischem Aas begeben und dieses vertilgen. Die südamerikanische Knotenameisengattung Daceton jagt ausschließlich Springschwänze. Die nomadisch lebenden Ameisenarten, wie die Treiber-, Wander- und Amazonenameisen jagen als gesamtes Volk. Dabei bilden die Wanderameisen sehr breite Fronten, die nicht selten 14–20 m breit werden können. So können sie neben diversen Insekten, Spinnen, Würmer und Taranteln auch über brütende Vögel, in die Enge getriebene Schlangen und gelegentlich über verschiedene Haustiere herfallen.
Die nächste Gruppe, die es zu betrachten gäbe, wären die Viehzüchter; dazu aber weiter unten unter „Ameisen und andere Tiere“.
Nun sollen die Granivoren, die Körnersammler, näher beleuchtet werden. Dazu zählen im weitesten Sinne alle Ameisen, die Samen sammeln und/oder fressen. Die in den Halbwüsten und Steppen vorkommenden Ernteameisenarten der Gattung Pogonomyrmex, oder die in wärmeren Gegenden Europas und in Afrika verbreiteten Messor sammeln vor allem Gras- und Getreide- aber auch andere Pflanzensamen, die sie massenhaft einlagern. Diese Ameisen ernähren sich ausschließlich davon, sind somit also keine Allesfresser. Bei den Ernteameisen gibt es Arbeiterinnen mit vergrößerten Kieferzangen, die quasi nichts anderes zu tun haben, als die Samen zu knacken. Die Straßen, auf denen diese transportiert werden, können bis zu 200 m lang sein. Zu dieser Art der Ernährungstypen zählen auch die Elaiosom-fressenden Arten. Das Elaiosom ist ein protein- und fettreiches Fraßkörperchen, das sich an Samen befindet. Dieses Anhängsel bilden vor allem bodennah wachsende Krautpflanzen, wie verschiedene Veilchen- und Lerchenspornarten aus. In Afrika und Australien sind Tausende von diesen Pflanzenarten aus über 20 Familien bekannt. Die Elaiosom-haltigen Samen sind meist sehr klein (< 3 mm) und können daher von Ameisen problemlos transportiert werden. Da diese bloß das Anhängsel fressen und den Samen dann achtlos fallen lassen, kommt es zur Myrmekochorie, der Samenausbreitung durch Ameisen. Allerdings dienen die Samen nicht als Hauptnahrung und werden daher für schlechte Zeiten eingelagert.
Die Diebe oder Gelegenheitsdiebe bauen Gänge in fremde Nester oder gar Brutkammern und verschleppen die fremde Brut, um sie später zu verzehren. Dieses Vorgehen, was man Kleptoparasitismus nennt, wurde bei der eingeschleppten Pharaoameise (Monomorium pharaonis) und der Diebsameise (Solenopsis fugax) beobachtet. Nebenbei erwähnt, es ist notwendig, das Gesundheitsamt zu informieren, wenn man auf eine Monomorium pharaonis trifft, da diese aus den Tropen kommt und daher gefährliche Krankheitserreger mit sich herumtragen könnte.
Die letzte Art der Ernährungsform ist die der Pilzzüchter. Man kann bei südamerikanischen Blattschneiderameisen der Gattungen Atta und Acromyrmex, die zu den Knotenameisen zählen, beobachten, wie sie Blatt -und Pflanzenteile in ihren Bau, in deren Höhlungen und Kammern ohne weiteres ein Mensch stehen kann, schleppen. Daher verdanken sie auch ihren Namen. Früher dachte man, sie würden damit ihre Nester bauen oder instand setzen. Tatsächlich werden diese Blätter zu einer breiigen Masse zerkaut. Diese dient dann als Nährboden für bestimmte Pilzarten, die die Attini (Pilzzüchtende Ameisen) züchten. In den meisten Fällen zählen diese zu den Schirmpilzen, welche die Familie der Lepiotaceae bilden. Damit sind sie Verwandte des heimischen Champignons. Auf den speziellen Nährböden bilden die Pilze an den Enden der Pilzfäden Verdickungen, sogenannte Gongylidien oder Bromalien, aus. Diese Auswüchse sind sehr eiweißreich; daher fressen die Attini diese, als Ersatz für die Insekten, die andere Arten des Eiweißes wegen vertilgen. Der Pilz profitiert von dieser symbiotischen Beziehung, indem er seine Nahrung schon "pilzgerecht" serviert bekommt. Die Ameisen zerkauen nämlich die Pflanzenteile schon so, dass diese keine pilzabwehrenden Stoffe oder Schichten mehr aufweisen. Dies erhöht die Lebenserwartung des Pilzes. Der Pilz hingegen schließt die Cellulose in den pflanzlichen Materialien auf und macht sie so für die Ameisen nutzbar. Des Weiteren zersetzt er verschiedenste chemische Verbindungen, die die Pflanzen zur Insektenabwehr produziert haben, so dass später in den Pilzgeweben keine Insektizide mehr vorhanden sind. Allerdings sind diese Pilzgärten der Ameisen ständig von Parasiten bedroht. Die größte Gefahr geht von den infektiösen Pilzen der Gattung Escovopsis aus, die zur Gruppe der Askomyceten (Schlauchpilze) zählen. Diese Gattung ist hochspezialisiert. Man hat sie bislang nur in den Gärten der Ameisen, jedoch nirgendwo anders finden können. Meist sind diese Parasiten jedoch inaktiv. Sie werden erst virulent, wenn die Pilzkulturen, aus noch nicht bekannten Gründen, plötzlich schlechter gedeihen. Dann fallen sie über die Lepiotaceae her, saugen sie aus und zerstören damit die Ernte der Ameisen. Nun hat ein kanadisch-panamesisches Forscherteam entdeckt, wie der Parasit normalerweise in Schach gehalten wird. Man hat schon früher einen puderig weißen Belag an der Unterseite der Ameisenkörper, mit Ausnahme der der Männchen, entdeckt, den man bisher für eine wachsartige Ausscheidung gehalten hat. Das Forscherteam hat jedoch festgestellt, dass es sich dabei um Bakterien der Gattung Streptomyces aus der Klasse der Actinomyceten, also der Strahlenpilze, handelt. Diese produzieren Stoffe mit antibakterieller und fungizider Wirkung. Darunter befinden sich auch die vier wichtigsten bekannten Antibiotika Streptomycin, Tetracyclin, Chloromycetin und Actinomycin. Damit unterdrücken die Bakterien nicht nur das Wachstum der Schlauchpilze, sondern scheinen zusätzlich noch das Wachstum der Nährpilze zu fördern, da sie vermutlich außerdem noch verschiedene Vitamine und Aminosäuren abgeben. Im Gegenzug dazu bieten die Ameisen den Bakterien einen günstigen Lebensraum und eine Ausbreitungsmöglichkeit und sorgen zusätzlich noch für eine weitere Verbreitung dieser Bakterienart. Wie man nun leicht erkennen kann, handelt es sich bei diesen Beziehungen um die sehr seltene Form der Dreiersymbiose. Des weiteren züchten viele, mehr oder weniger, jedoch niemals derartig hochspezialisierte Attini Pilze auf Raupenkot oder anderen organischen Materialien.
Ende 2004 warteten Forscher aus der Schweiz mit einer Erkenntnis auf, die sowohl überraschend als auch verwunderlich war: Man hat festgestellt, dass sich die Mehrheit der Ameisenarten, die die den tropischen Regenwald bewohnen, vegetarisch ernähren. Diese Aussage wird damit begründet, dass die Ameisen selbst den Großteil des tierischen Materials dort ausmachen. Daher kann sich bloß ein kleiner Teil der Ameisen von anderen Tieren ernähren. Wenn es mehr fleischfressende Ameisenarten im Regenwald geben würde, gäbe es sehr bald außer den Ameisen kein Tier mehr in den tropischen Wäldern. Daraus schließen die Forscher, dass sich die meisten Arten ausschließlich von pflanzlichen Stoffen ernähren können. Diese These muss jedoch jetzt noch genauer untersucht und bewiesen werden.
Lebensgemeinschaften
Ameisen und andere Tiere

Die wichtigsten Tiere für die Ameisen neben anderen Ameisen sind die pflanzensaugenden Insekten, mit denen sie eine Symbiose eingehen. Hauptsächlich sind es Schildläuse (Coccina), die schon angesprochenen Blattläuse (Aphidina), sowie Blattflöhe (Psyllina). Alle diese Insekten geben Honigtau (Exkremente) ab und sind somit Phloemsauger. Das Phloem ist der Teil der pflanzlichen Leitgewebe, der die Assimilate, also die Nährstoffe der Pflanzen und den für die Ameisen später wichtig werdenden Zucker transportiert.
Blattläuse verbrauchen von den aus dem Phloem gesaugten Kohlenhydraten maximal 10 Prozent. Die restlichen 90 Prozent werden in speziellen Verdauungstrakten mit diversen Aminosäuren und anderen Stoffen vermischt. Der dadurch entstehende Honigtau besteht dann noch zu etwa 50 Prozent aus Zucker. Der überschüssige Zucker muss zu Zwecken der Osmoseregulierung ausgeschieden werden. Die Ameisen haben eine enge mutualistische (wechselseitige) Beziehung zu diesen Tieren. Der Honigtau ist die wichtigste Kohlenhydratquelle für die Ameisen. Für manche Blattlausarten ist es sogar lebensnotwendig, dass sie von den Ameisen "gemolken" werden, da sie sonst in dem Honigtau ertrinken würden. Daher kann man beobachten, dass sich Ameisenvölker regelrecht auf die Suche nach Blatt-, Rinden- oder Schildläusen begeben. Diese Herden werden dann auf bestimmte von den Pflanzensaugern bevorzugte Pflanzen getrieben, wo die Ameisen sie weiden und auch bewachen. Im Gegenzug bekommen sie den begehrten Honigtau. Wenn sich ein Tier, etwa ein Marienkäfer, der Herde nähert, um die Läuse zu fressen, sieht es sich alsbald von einer Schar Ameisen umgeben. Dabei gehen sie nicht gerade zaghaft mit dem Feind um. Die Formica rufa beispielsweise beißt dem Marienkäfer sofort die Beine ab. Es wurden auch Kriege zwischen verschiedenen Ameisenstaaten beobachtet, wo um die Vorherrschaft über diverse Läuseherden gekämpft wurde. Manche Ameisenarten lassen die Blattläuse in ihrem Nest überwintern, oder tragen deren Eier ins wärmere Nest um sie vor Kälte zu schützen.

Wenn eine bestimmte Pflanze nicht mehr ausreichen sollte, wenn zum Beispiel die Herde stark angewachsen ist, treiben oder tragen die Ameisen sogar die Läuse zu einer neuen Pflanze. In der Wildnis sind diese Pflanzen bei uns hauptsächlich das Schöllkraut, das Waldveilchen, der Lerchensporn, das Salomonssiegel, das Perlgras, der Wachtelweizen, der Ehrenpreis, die Taubnessel und die Waldanemone. Auch die Eier dieser Nutztiere werden auf weitere Pflanzen transportiert. Ameisen, wie die Lasius fuliginosus, legen dauerhafte Straßen zu ihren Rindenlausherden an. Läuse, die beispielsweise vom Regen fortgespült wurden, werden danach von Ameisen wieder gesucht und zurückgebracht.
Des Weiteren bieten die Ameisen den Blattläusen, oder auch den anderen Tieren, deren Herden sie halten, ein geschütztes (Winter-)Quartier an. Die Lasius niger, aber auch andere Arten, bauen eigene Erdgalerien und -pavillons über die Pflanzensauger, die diese nicht nur im Winter nutzen können. Wieder andere Ameisenarten wie weitere Lasius- sowie Tetramorium-Arten betreuen Wurzelläuse im Boden. Die Jungköniginnen einiger Acropyga-Arten, die zu den Schuppenameisen zählen und in tropischen Regionen, aber auch auf der Balkanhalbinsel zu finden sind, nehmen bei ihrem Hochzeitsflug eine Schildlaus zwischen ihren Mandibeln mit. Somit hat die neue Kolonie sofort eine Stammmutter für ihre wurzelsaugenden Symbiosepartner. Diese Form der Symbiose nennt man im Übrigen Trophobiose.
Eine weitere Beziehung herrscht zwischen der Faltergattung Maculinea der Bläulinge und den Ameisen. Dieses Beispiel soll an dem Beispiel des Schwarzgefleckten Bläulings (Maculinea arion) und den Knotenameisen der Gattung Myrmica näher erläutern, obgleich man nochmals ausdrücklich erwähnen muss, dass auch andere Bläulingsarten verschiedenste Ameisenarten brauchen.
Wie alle Tagfalter durchläuft der Schwarzgefleckte Bläuling eine vollständige Metamorphose. Dabei hat er einen Trick, wie die Raupen stets genügend Nahrung zur Verfügung hat und sich außerdem vor Feinden oder dem Winterwetter geschützt entwickeln kann.
Das Bläulingsweibchen legt ihre Eier meistens auf Feldthymian nieder, wo auch die Raupen entstehen. Anfangs ernähren sie sich von den Thymianblüten. Doch nach der zweiten Häutung entwickeln sich bei ihr Rückendrüsen, die ein zuckerhaltiges Sekret produzieren. Wie auch bei den Läusen, werden die Ameisen, in dem Fall die Myrmica, von dem süßen Saft angelockt. Während diese Gattung normalerweise Schmetterlingsraupen töten und frisst, betrillern sie hier die Raupe, bis sie das besagte Sekret abgibt.
Nach der dritten Häutung verlässt die Raupe die Blüte und kriecht auf dem Boden umher. Wenn es so weit ist, heben die Knotenameisen die Raupe auf und tragen sie in ihr Nest. Erstaunlicherweise darf diese Raupe sich dort von den Ameisenlarven ernähren, solange sie das begehrte Sekret absondert. Wenn die Bläulingsraupe den Winter im Schutz des Nestes verbracht hat, verpuppt sie sich im nächsten Frühjahr.
Der nach etwa drei Wochen schlüpfende Falter muss nun jedoch auf schnellstem Weg den Bau verlassen, da er im Gegensatz zur Raupe kein Gastrecht mehr genießt, da er ja kein Sekret mehr absondert. Zum Schutz vor den nun sehr aggressiven Ameisen ist sein Körper mit wolligen Schuppen besetzt, die in den Kiefern der Ameise hängen bleiben.
Doch nun kommt der tragische Teil: Leider ist der Maculinea arion im Laufe der Evolution von den Knotenameisen so abhängig geworden, dass er sich ohne sie nicht fortpflanzen kann. Mit einiger Besorgnis haben nun Entomologen im letzten Jahrhundert den Rückgang dieses Falters auf den Britischen Inseln beobachtet. Zunächst konnte man keine Ursache dafür feststellen, doch in den Siebziger Jahren fand man heraus, dass der Falter, obgleich es fünf weitere Myrmica-Arten in seinem Bereich gibt, genau eine Knotenameisenart benötigt, die nicht mehr häufig anzutreffen ist. Diese Art ist die Myrmica sabuleti. Diese Ameisenart benötigt kurzes Gras, da sonst zu wenig Sonnenlicht auf ihr Nest fällt und damit das Nest zu kalt für sie wird. Mit dem Rückgang der Viehwirtschaft auf den Inseln, wuchs nun jedoch das Gras immer höher, so dass auch die Population der Myrmica sabuleti stark dezimiert wurde. Nun braucht es aber sehr viele dieser Staaten, um die Anzahl der Bläulinge wieder hochzutreiben, da ein Ameisenstaat meistens nicht mehr als eine Raupe pro Jahr verkraften kann. Mittlerweile wurden wieder extra Viehweiden für diese Ameisenart hergerichtet, doch zu spät - der Schwarzgefleckte Bläuling ist auf den Britischen Inseln ausgestorben.
Eine Form des Parasitismus besteht zwischen der sehr selten gewordenen Schlupfwespenart Ichneumon eumerus. Indirekt spielt die Bläulingsart Maculinea rebeli (Kreuzenzian-Ameisen-Bläuling) eine Rolle. Die Schlupfwespe erkennt aus großer Höhe, welche Ameisenart am Boden agiert und ob sich in ihrem Bau eine Bläulingsraupe befindet. Wenn sie eine entdeckt, dringt die Wespe in den Bau ein. Jedoch greifen daraufhin die Ameisen nicht die Wespe sondern andere Ameisen an. Die Wespe erreicht in einem völligen Chaos die Raupe, legt ihre Eier auf sie und verlässt das Nest wieder.
Wenn später die Wespenlarven schlüpfen, ist für sie gesorgt. Einerseits werden sie nicht angegriffen, da sie sich in unmittelbarer Nähe der Raupe befinden, greifen aber ihrerseits die Raupe an und fressen sie Stück für Stück auf. Danach verpuppen sich diese und wenn die adulten Wespen schlüpfen, versuchen sie das Ameisennest zu verlassen. Dabei wenden sie eine ähnliche Taktik, wie ihre Mutter beim Eindringen an und können so ungestört den Bau verlassen. Nun haben sich Wissenschaftler um den Entomologen Jeremy Thomas von dem Centre for Ecology and Hydrology (Zentrum für Ökologie und Wasserwirtschaft) in Dorset, England Gedanken gemacht, weshalb jedes Mal im Ameisenstaat solch ein Chaos losbricht und die Schlupfwespen unbehelligt bleiben. Dabei haben sie ein Sekretgemisch aus sechs chemischen Substanzen, von denen vier im Übrigen bis dahin noch nicht einmal bekannt waren, bei der Schlupfwespe entdeckt. Dieses Gemisch ähnelt ansatzweise dem, mit denen sich Ameisen untereinander warnen, wenn eine Gefahr droht. Allerdings ist eine der sechs Sekrete ein Lockstoff, mit dem die Wespe die Ameisen zu sich lockt. Sobald die Ameisen jedoch diese berühren, nehmen sie die anderen Wirkstoffe auf, die sie zur Raserei bringen, aber gleichzeitig auch von der Wespe abstoßen. Daher lassen die betroffenen Ameisen von dem Eindringling ab und vergreifen sich in ihrer Raserei an dem nächsten Lebewesen, das ihnen unterkommt. Nun, in einem Ameisenbau kann man davon ausgehen, dass dieses eine Mitbewohnerin sein dürfte. Diese setzt nun wiederum ihre Alarmpheromone frei und sorgt so für noch mehr Chaos. Dadurch entsteht eine Kettenreaktion, die sich meistens über das gesamte Nest zieht. Während allerdings die Alarmstoffe der Ameisen nur einige Sekunden wirken, lässt das Chaos, das die Wespe angerichtet hat, erst nach etlichen Stunden oder gar Tagen nach.
Ähnliche Taktiken wurden übrigens auch bei Sklavenameisen beobachtet, die in ein fremdes Nest eindringen. Bei denen ist der versprühte "Cocktail" allerdings lange nicht so wirksam, wie das der Ichneumon eumerus.
Natürlich haben Ameisen auch ganz alltägliche und "normale" Feinde, die wir hier nur noch aufzählen möchten: in unseren Gebieten ist der Grünspecht ein ernstzunehmender Feind für die heimischen Ameisenarten. Mit seiner langen Zunge und seinem spitzen Schnabel kann er an einem Tag 3.000-5.000 Ameisen "fangen". Damit machen diese 50% seiner Nahrung aus. Hinzu kommen noch die Bunt- und Schwarzspechte, kleine Schlangen, sogar Wildschweine, Kröten, Spinnen, Ameisenlöwen - dieses sind die Larven der libellenähnlichen Ameisenjungfern, und schätzungsweise weitere 25-30 Vogelarten, wie zum Beispiel dem Wendehals. In anderen Regionen dieser Erde gibt es noch ganz andere Gefahren, wie den Ameisenbären, der mit seinen langen Krallen und der langen Zunge weltweit zu den Hauptfeinden der Ameisen zählen dürfte.
Viele Wirbellose, wie die Mordwanzen, haben die Düfte der Ameisen "entschlüsselt" und können damit eine falsche Ameisenstraße anlegen. Dann legen sich diese Tiere am Ende der Spur auf die Lauer und warten, bis die Ameisen zu ihnen hinlaufen. Einige Spinnentiere, Tausendfüßlerarten und Käfer sondern die gleichen Pheromone ab, wie die Ameisenlarven. Dadurch werden sie am Eindringen in den Bau nicht gehindert, sie werden sogar teilweise in die Brutkammern zu den wirklichen Larven getragen, wo sich die Eindringlinge von den Eiern und den "echten" Larven ernähren.
Ameisen und Mensch
Wirtschaftliche Bedeutung

Die Ernteameisen der Spezies Pogonomyrmex barbatus, die man als Holzschädlinge betrachtet, können die Forstwirtschaft fördern indem sie den Abbau und die Umsetzung von Holz beschleunigen, das bereits von anderen Insekten befallen ist. Zwar wirken sich die vielen Samen-sammelnden Ameisen schädigend auf die Landwirtschaft aus, wenn sie in der Umgebung von Kornfeldern und Getreidespeichern zu zahlreich werden, doch im Normalfall kann ihre Anwesenheit die Produktion begünstigen, weil sie der Zunahme schädlicher parasitischer Käfer entgegenwirkt. Blattlaushaltende Ameisen sind häufig Schädlinge in Gärten; doch man sollte auch die großen Vorteile dieser und anderer Ameisen für die Belüftung und Durchmischung des Bodens berücksichtigen. Weitere bedeutende Beiträge zur Forstwirtschaft in tropischen und subtropischen Gebieten leisten wohl die räuberischen Treiber- oder Wanderameisen. Sie beseitigen effektiv andere, noch schädlichere Insekten und sind daher in menschlichen Wohngebieten nicht immer unwillkommen.
In der hiesigen Forstwirtschaft wird die Formica rufa gerne gesehen. Sie ist unter Naturschutz gestellt worden. Durch die Mengen an Baumschädlingen die ein Staat vertilgen kann, sparen sich die Förster den Einsatz von chemischen Abwehrstoffen. Ein solcher Staat ist in einem Umkreis von 20–50 m aktiv. Das erklärt, warum es in sonst abgestorbenen Wäldern hin und wieder grüne Oasen gibt. In deren Zentrum befindet sich höchstwahrscheinlich ein Ameisennest.
Gefahren für den Menschen

Die Feuerameisen wurden Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts nach Australien eingeschleppt. Unter den für sie sehr günstigen Umweltbedingungen des australischen Outbacks haben sie sich stark vermehrt, u. a. auch in der Nähe von Städten. Tatsächlich betrachten sie die Menschen als Eindringlinge in ihr Revier und versuchen sich zu verteidigen. Ihre Bisse und ihr Gift wirken bei manchen Menschen allergieauslösend wie Bienen- oder Wespenstiche. Da Ameisenvölker naturgemäß in großen Anzahlen auftreten und dementsprechend auch mit sehr vielen Tieren gleichzeitig angreifen, erleiden die betroffenen Menschen gleichzeitig Dutzende bis Hunderte von Bissen. Jedoch sei erwähnt, dass keine Ameisenart bekannt ist, die auf größere Säugetiere Jagd macht.
Haltung
Die Haltung und Beobachtung von Ameisen, sowohl von einheimischen wie auch exotischen Arten, geschieht in speziell vorgefertigten Aufzuchtstationen, sogenannten Formicarien. Ameisenzucht ist inzwischen zu einem beliebten Hobby geworden, das zum Wissensbereich der Terraristik gehört. Die nötigen Anschaffungen hängen vom Anspruch der jeweiligen Art ab. So brauchen beispielsweise Blattschneiderameisen wie Atta cephalotes einen ungewöhnlich hohen Aufwand, da sie ständig Nachschub an frischen Blättern braucht, um ihre Nahrung (einen Pilz) züchten zu können. Heimische Arten, wie etwa die schwarze Wegameise Lasius niger, dagegen können auch in einem einfachen Gipsnest mit angeschlossener Arena (sandiger Boden) gehalten werden.
Zu beachten ist bei europäischen Arten die Einhaltung der Winterruhe von Mitte Oktober bis April, die entweder in geeigneten Behältnissen im Kühlschrank oder frostgeschützt auf dem Balkon oder im Garten verbracht werden sollte. Ohne diese Winterruhe kommt es zur Schwächung des Ameisenstaates und kann auch zum Tod der Kolonie führen.
Ergänzende Systematik
Nach Bolton (2003) werden folgende Unterfamilien unterschieden:
- Agroecomyrmicinae
- Amblyoponinae
- Aneuretinae
- Armaniinae (ausgestorben)
- Cerapachyinae
- Drüsenameisen (Dolichoderinae)
- Wanderameisen (Ecitoninae)
- Ectatomminae
- Schuppenameisen (Formicinae)
- Formicium (ausgestorben)
- Heteroponerinae
- Leptanillinae
- Leptanilloidinae
- Bulldoggenameisen (Myrmeciinae)
- Knotenameisen (Myrmicinae)
- Paraponera
- Urameisen (Ponerinae)
- Proceratiinae
- Pseudeomyrmecinae
- Sphecomyrminae (ausgestorben)
Einige Ameisenarten Mitteleuropas
- Camponotus cruentatus (Rossameise)
- Camponotus herculeanus (Rossameise)
- Camponotus lateralis (Hohlrückige Holzameise), ist in Mitteleuropa vom Aussterben bedroht.
- Camponotus ligniperda (Rossameise)
- Camponotus maculatus
- Camponotus truncatus (Stöpselkopfameise)
- Camponotus vagus (Haarige Holzameise)
- Cremastogaster scutellaris (Rotkopfameise)
- Formica fusca (Grauschwarze Sklavenameise)
- Formica rufa (Rote Waldameise), ist in Mitteleuropa vom Aussterben bedroht.
- Formica polyctena (Kleine Kahlrückige Rote Waldameise), ist in Mitteleuropa vom Aussterben bedroht.
- Formica pratensis (Rotbraune Wiesenameise)
- Formica sanguinea (Blutrote Raubameise)
- Lasius alienus (Fremde Wegameise)
- Lasius brunneus (Braune Wiesenameise)
- Lasius emarginatus (Rotrückige Hausameise)
- Lasius flavus (Wiesenameise, Gelbe Wiesenameise, Gelbe Wegameise)
- Lasius fuliginosus (Glänzendschwarze Holzameise)
- Lasius niger (Schwarze Wegameise)
- Manica rubida (Große Knotenameise, Stachelameise)
- Messor barbarus (Ernteameise)
- Messor structor (Ernteameise)
- Myrmica rubra (Rote Gartenameise)
- Myrmica scabrinodis (Trockenrasen-Knotenameise oder Rotbraune Knotenameise)
- Polyergus rufescens (Amazonenameise)
- Ponera coarctata (Urameise)
- Solenopsis fugax (Gelbe Diebsameise oder nur Diebsameise)
- Tapinoma erraticum (Schwarze Blütenameise oder Gemeine Drüsenameise)
- Tetramorium caespitum (Gemeine Rasenameise oder nur Rasenameise)
Literatur
Populärwissenschaftliche Literatur
- Bert Hölldobler, Edward O. Wilson: Ameisen. Die Entdeckung einer faszinierenden Welt. Aus dem Amerikanischen von Susanne Böll. Birkhäuser Verlag, Basel - Boston - Berlin 1995. ISBN 3-7643-5152-7
- Bert Hölldobler, Edward O. Wilson: Journey to the Ants. A Story of Scientific Exploration. Harvard University Press, Cambridge MA - London 1994 (engl. Origin.). ISBN 0674485254
- Heiko Bellmann: Bienen, Wespen, Ameisen. Hautflügler Mitteleuropas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1995, ISBN 3-440-06932-X
- Walter Kirchner: Die Ameisen. C.H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-44752-X
- Wolfgang Schwenke: Ameisen. Der duftgelenkte Staat. Landbuch-Verlag, Hannover 1985, ISBN 3-7842-0309-4
- Bernhard Seifert: Ameisen beobachten, bestimmen. Naturbuch-Verlag, Augsburg 1996. ISBN 3-89440-170-2
- Bianca Beyer: Das spannende Leben im heimischen Wohnzimmer - Eine Einführung in die Ameisenhaltung.
- Dieter Otto: Die Roten Waldameisen. Westarp, Hohenwarsleben 32005. ISBN 3-89432-718-9
- Martin Sebesta: Grundlagen der Ameisenhaltung - Informationen für den EinsteigerEAN 4250220801659.
Weblinks
Im Internet ist unter antbase.org eine laufend aktualisierte Datenbank aller bekannten Ameisenarten allgemein zugänglich. Diese Datenbank wurde von dem Schweizer Biologen Donat Agosti und seinem Team in vierjähriger Arbeit erstellt:
- Online Datenbank aller Ameisenarten der Welt, mit links zu über 80,000 Seiten der Originalbeschreibungen und weiterführenden links (englisch)
- Datenbank von Ameisengattungen und -arten der ganzen Welt (englisch)
- Kartierungen, Informationen und Fotogalerien mit teilweise anhand von Präperaten bis zur Art bestimmten Spezies
- Deutsche Ameisenschutzwarte e.V.
- Artenverzeichnis und Wissenswertes rund um die Haltung von Ameisen
- AmeisenWiki - Wissenswertes über Ameisen und deren Haltung