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Fort Vaux

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Fort Vaux (eigentlich "Fort de Vaux") ist eine französische Festung nahe der im 1. Weltkrieg heftig umkämpften Stadt Verdun in Lothringen/Frankreich.

Das Fort

Das Fort Vaux wurde in der ersten Ausbaustufe des Festungsgürtels um Verdun in den Jahren 1881 bis 1884 errichtet. Die Feste wurde um die Jahrhundertwende und immer wieder bis zum Jahre 1912 umfassend modernisiert und verstärkt. Vor allem der großflächige Einsatz von Stahlbeton war aufgrund der damals neuen Granaten mit Aufschlags und Verzögerungszündern unumgänglich, sollte die Festung doch einem Angreifer die Stirn bieten. Zudem wurden um die Jahrhundertwende drehbare Mongin-, dreh- und versenkbare Gallopin- und Bourges Türme sowie Maschinengewehre mit Dreh- und Versenktürmen in den Französischen Festungen eingeführt. Auch wurden etwa gleichzeitig die Cassematte Bourges entwickelt. Beides bedingte aufgrund der hohen Ansprüche an statische und dynamische Belastungen die Verwendung von Stahlbeton. Fort Vaux wurde mit einem Zwillingsdrehversenkturm sowie zwei Bourges-Kasematten an der rechten und linken Kehlseite ausgerüstet. Zudem wurden für den Geschützturm die obligatorischen Panzerbeobachtungskuppeln eingebaut.[1]

Lage im Festungsgürtel

Fort Vaux liegt ca. 2500 m östlich des Fort Douaumont, auf einer Anhöhe oberhalb des im Kriege völlig zerstörten Dorfes Vaux. Südlich der Anlage liegt der Bois Fumin und dahinter der Bois de Chapitre. In diesem Bereich lag eine französische Anschlussbatterie. Südsüdöstlich liegt die Batterie de Damloup, im Bois de la Lauffee liegt das gleichnamige Zwischenwerk. Der Rücken, auf dem das Fort liegt, wird durch die Tavannes-Schlucht begrenzt.

Der Schlachtverlauf

Das Fort wurde anders als Fort Douaumont nicht von den französischen Truppen geräumt, sondern nahm aktiv am Kampfgeschehen teil. Gemäß deutschem Befehl vom 26. Februar 1916 sollte das Fort noch am gleichen Tag genommen werden; dies aufgrund der festgefahrenen Situation an der Nordseite der Front im Bereich um Ouvrage de Thiaumont und Ouvrage de Froideterre. Die Kämpfe im nordöstlich gelegenen Hardaumont (vgl.Ouvrage de Hardaumont) zogen sich jedoch bis zum Abend hin.[1][2]

Die unterbrochenen Kämpfe wurden am darauffolgenden Tag wieder aufgenommen, abermals mit dem Ziel, die Feste mit den umliegenden Wäldern einzunehmen. Die Fernbeobachtung von der besetzten Ouvrage de Hardaumont aus ergab, dass der ständige Beschuss das Fort und die Sperranlagen stark beschädigt hatte; sie wurde als "sturmreif" eingeschätzt. Jedoch wurde der deutsche Vorstoss rasch durch französisches Sperrfeuer und Gegenangriffe gestoppt. In einem weiteren Angriff am 2. März sollte die Umgebung und das Fort selber gestürmt werden. Mit heftigem Artilleriefeuer wurde der Angriff eingeleitet, scheiterte jedoch am heftigen Gegenfeuer der Verteidiger. Die Kämpfe zogen sich bis zum 3. März hin. Am 8. März wurde erneut angegriffen. Schwerste Kämpfe waren die Folge, aber der Erfolg blieb aus.[1][2]

Eine Fehlmeldung erging am 9. März "...Dorf und Panzerfeste... in glänzendem Nachtangriff genommen... ". Dies führte zu Gerüchten über deutsche Propaganda. Wahr ist wohl, dass man sich nicht vorstellen konnte, dass in der offensichtlich völlig zerstörten Feste keine Truppen mehr unterzubringen seien und der nächtliche Angriff "Erfolg haben müsse". Als eine Art Befreiungsschlag aus der Zwickmühle der Fehlmeldungen wurde ein erneuter Sturm am 10. März anberaumt. Doch dieser wie auch weitere Angriffe stockten unter hohen Verlusten im Trichterfeld. Gegen Abend wurde das Fort erneut als sturmreif deklariert, jedoch verliefen die Angriffe weiterhin verlustreich und erfolglos. Die Angriffe wurden am 11. März vormittags vorläufig eingestellt. Erneute Angriffe waren am 17. März geplant, aber die deutsche Seite verlegte neue Verbände in diese Kampfzone.[1][3]

Der Nachtangriff vom 17. März wurde nach wenigen Metern gestoppt und auch die Angriffe des 18. März brachten nur Verluste. Ein französischer Gegenangriff erfolgte am 19. März, brachte jedoch eher den Deutschen einen kleinen Vorteil. Ab dem 19. März wollten die Deutschen durch Einrichtung einer durch einen technischen Stab unterstützten "Angriffsgruppe Mudra" unter der Führung des Majors Kewisch die Effizienz ihrer Angriffe steigern. Die Angriffe zogen sich bis zum 27. März erfolglos hin. Die deutschen Truppen waren außerordentlich erschöpft. Durch die enormen Verluste bei Infanterie (8800 Mann am 25. März) sowie bei Artillerie und Minenwerfern war die Bedienung in Frage gestellt.[1][4]

Ende März wurde intensiv erkundet, um den für 31. März angesetzten neuen Vorstoß vorzubereiten. Bis zum 2. April folgten erfolglose Angriffe und Gegenangriffe. Das Fort sollte erneut am 7. Mai angegriffen werden. Zur Verstärkung des Angriffs wurden den deutschen Truppen Flammenwerfer zugeteilt. Vaux war mit ca. 400 Mann besetzt. Die Kämpfe um Fort Vaux waren äusserst hart. Es wurde nicht nur im Graben um und auf dem Fort gekämpft, sondern auch in den ausgedehnten Hohlgängen des Forts. Nachdem der deutsche Einsatz von Flammenwerfern in dem Stollensystem durch die starke Rauch- und Rußentwicklung als kontraproduktiv angesehen wurde, verlegten sich die Angreifer und Verteidiger auf Maschinengewehrnester in den Gängen und Sprengungen mit Handgranaten und Sprengladungen.[1][4]

Einen Durchbruch konnten beide Seiten nicht erzielen, bis schliesslich der französische Wasservorrat zu Neige ging und die Mannration Wasser auf deutlich unter einen halben Liter pro Tag sank. Durch den Durst zur Aufgabe gezwungen, kapitulierten die Truppen unter Major Sylvain-Eugene Raynal am 7. Juni 1916 vor Teilen der deutschen Infanterieregimenter 53 und 58. Kennzeichnend für die totale Erschöpfung der Verteidiger ist der Irrtum Raynals in der Kapitulationsurkunde, bei dem er fälschlicherweise das Datum mit "le sept mai" (7. Mai) angab. Die Kämpfe forderten 5000 Tote.[1][4][5]

Französische Gegenangriffe am 8. und 9. Juni blieben erfolglos, die Deutschen hielten bis zur großen französischen Gegenoffensive ab dem 21. Oktober das hochbaufällige Fort. Geräumt wurde das Fort am 2. November, wobei Teile des Forts durch deutsche Pioniere gesprengt wurden. Erst am frühen Morgen des 3. Novembers wurde es durch französische Kräfte wieder besetzt.[1][6]

Quellen

[1]Führung/Infotafeln im Fort Vaux
[2]A.Schwencke/M. Reymann:"Schlachten des Weltkrieges",
II Teil. Band 14 "Die Tragödie von Verdun 1916-Das Ringen um Fort Vaux":
Verlag Gerhard Stalling, 1928 Oldenburg i.O. / Berlin (Im Auftrag des Reichsarchivs): Seiten 5-32
[3]A.Schwencke/M. Reymann:"Schlachten des Weltkrieges",
II Teil. Band 14 "Die Tragödie von Verdun 1916 - Das Ringen um Fort Vaux":
Verlag Gerhard Stalling, 1928 Oldenburg i.O. / Berlin (Im Auftrag des Reichsarchivs): Seiten 33-52
[4]A.Schwencke/M. Reymann:"Schlachten des Weltkrieges",
II Teil. Band 14 "Die Tragödie von Verdun 1916 - Das Ringen um Fort Vaux":
Verlag Gerhard Stalling, 1928 Oldenburg i.O. / Berlin (Im Auftrag des Reichsarchivs): Seiten 53-117
[5]A.Schwencke/M. Reymann:"Schlachten des Weltkrieges",
II Teil. Band 14 "Die Tragödie von Verdun 1916 - Das Ringen um Fort Vaux":
Verlag Gerhard Stalling, 1928 Oldenburg i.O. / Berlin (Im Auftrag des Reichsarchivs). Tafel II, Rüks.: Faksimile der Kap.Verhandlg.
[6]A.Schwencke/M. Reymann:"Schlachten des Weltkrieges",
II Teil. Band 14 "Die Tragödie von Verdun 1916 - Das Ringen um Fort Vaux":
Verlag Gerhard Stalling, 1928 Oldenburg i.O. / Berlin (Im Auftrag des Reichsarchivs). Seite 118-ff

Literatur

A.Schwencke/M. Reymann:"Schlachten des Weltkrieges", II Teil. Band 14 "Die Tragödie von Verdun 1916 - Das Ringen um Fort Vaux": Verlag Gerhard Stalling, 1928 Oldenburg i.O. / Berlin (Im Auftrag des Reichsarchivs).

Siehe auch