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Schloss Oberhausen

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Blick vom Gasometer Oberhausen auf das Schloss

Das Schloss Oberhausen ist ein Schloss in Oberhausen, das der heutigen Großstadt seinen Namen gab und heute unter anderem ein renommiertes Kunstmuseum beherbergt.

Geschichte

Das Schloss Oberhausen geht wahrscheinlich auf den Rittersitz Overhus (auch Overhuysen, Averhus) aus dem späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1443 fiel die Wasserburg, die eine Furt an der Emscher kontrollierte, an die in klevischem Lehensverbund stehende Familie von der Hoven. 1615 gelangte das Overhus dann an Conrad von Boenen. Wegen der Lage an dem wichtigen Emscherübergang wurde die Burg häufig besetzt, so auch im Dreißigjährigen Krieg.

Der Burgherr Friedrich Adolf Freiherr von Boenen zu Berge und Oberhaus heiratete 1770 die Erbtochter Wilhelmine Franziska von Westerholt-Gysenberg und nahm 1779 Namen und Wappen ihres Geschlechts an. Doch die Westerholt-Gysenbergs residierten fortan im Schloss Berge und ließen die Burg Oberhausen verfallen.

1801 wies Friedrich Adolf seinem Sohne, Maximilian Friedrich Graf von Westerholt-Gysenberg, und dessen Gemahlin, Friederike Karoline Fürstin von Bretzenheim, eine illegitime Tochter des bayerisch-pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor, die Burg als zu pachtendes Landgut und Familiensitz zu.

Maximilian Friedrich, der 1806 als Oberstallmeister in die Dienste von Joachim Murat, 1806 - 1808 Großherzog von Berg (siehe auch Großherzogtum Berg) und ab 1808 König von Neapel (siehe auch Königreich Neapel), eingetreten war, flossen aus dieser gehobenen Stellung und ab 1809 auch aus dem Vermögen seiner Frau erhebliche Geldmittel zu.

Weil die verfallene Burg ein standesgemäßes Wohnen nicht zu ermöglichen schien, ließ sich Maximilian Friedrich ab 1803 vom Architekten August Reinking Pläne für den Um- und Ausbau eines ca. 200 m nordwestlich der Burg bestehenden Wirtshauses (Posthalterei) zu einem klassizistischen Herrenhaus vorlegen. Nach diesen Plänen würde das Schloss Oberhausen als gräflicher Wohnsitz zwischen etwa 1804 und 1820/21 erbaut und ausgestaltet.

Ab 1808 konzipierte der Gartenarchitekt und Düsseldorfer Hofgärtner Maximilian Friedrich Weyhe die Gartenanlagen des Herrenhauses.

Vierzig Jahre später verlegte die Familie den Wohnsitz nach Schloss Arenfels bei Bad Hönningen; das Schloss Oberhausen wurde nach 1858 nicht mehr von Mitgliedern der gräflichen Familie bewohnt. 1884 wurde auch der landwirtschaftliche Gutsbetrieb eingestellt. Ab 1891 wurden die Schlossgebäude vermietet. 1896 kaufte die Stadt Oberhausen den Schlosspark und gestaltete ihn im Sinne eines Volksparks um (siehe Kapitel "Kaisergarten"). Das Schloss selbst wurde 1908 Eigentum der Emschergenossenschaft, die es bereits 1911 an die Stadt verkaufte.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile des Haupthauses sowie das Dach des Kleinen Schlosses zerstört.

1947 eröffnete die „Städtische Galerie“ mit einer Sammlung mit von impressionistischen Landschaften von Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth, nicht zuletzt um den Bedürfnissen der Arbeiter gerecht zu werden, die nach einer Gegenwelt zum industriell geprägten Ruhrgebiet suchten. Einen Schwerpunkt unter der Leitung des ersten Direktors Herbert Griebizsch bildete auch die Sammlung internationaler Grafik des 19. und 20. Jahrhunderts mit Drucken von Pablo Picasso, Odilon Redon, Maurice Denis und weiteren.

Kleines Schloss

Die Wirtschaftsgebäude konnten bis 1952 wieder vollständig aufgebaut werden. Wegen Baufälligkeit musste das Haupthaus jedoch 1953 geschlossen werden. 1958 ist es daher weitgehend abgerissen worden. Aus Mitteln der Gutehoffnungshütte wurde bis 1960 die "Renovierung des Schlosses" im Stil der 50er Jahre und der Neubau des nördlichen Flügels finanziert.

Durch Schenkungen kamen zu Beginn der 1960er Jahre die Sammlungen „Glas des 20. Jahrhunderts“ sowie „Europäische Kunst vom Mittelalter bis zur Neuzeit“ und „Kunst fremder Völker“ vom Kölner Privatsammler Kasimir Hagen in den Bestand des Museums.

Ende der 1960er Jahren wurden vom neuen Leiter Prof. Thomas Grochowiak erstmals Bilder von der expressionistischen Künstlergruppe „Die Brücke“ und deren Umfeld sowie Werke von Vertretern der Neuen Sachlichkeit wie Otto Dix und des Kritischen Realismus wie Käthe Kollwitz aufgenommen. Auch zeitgenössische Kunst wie Gemälde der Op-Art und aus dem Bereich der Pop-Art hielten Einzug in die Sammlung.

Die Sammlung des Ehepaars Irene und Peter Ludwig mit über 500 Werken von Künstlern aus der DDR wie Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig und Werner Tübke wurde dem Museum als „Ludwig Institut für Kunst der DDR“ 1983 angeschlossen.

1996 begann die Neukonzeption zum „Museum auf Zeit“ in dem statt einer ständigen Ausstellung den Besuchern interessante Wechselausstellungen geboten werden. Zeitgleich wurde der Innenhof und Teile der Gebäude sowie die Gartenanlagen umgestaltet. Als „Ludwig Galerie Schloss Oberhausen“ wurde das Museum 1998 wiedereröffnet.

Lage und Architektur

Haupthaus mit „Vitrine“

Das Schloss Oberhausen liegt an der Konrad-Adenauer-Allee (B 223) zwischen den Stadtteilen Sterkrade, Osterfeld und Alt-Oberhausen. Die klassizistische Anlage besteht aus dem Haupthauses, dem Kleinen Schloss sowie dessen Flügelbauten. An der Innenseite des dreigeschossigen Haupthauses befindet sich zwischen zwei kurzen Flügeln das Foyer Vitrine aus einer modernen Glas-Stahl-Konstruktion von den Architekten Eller & Eller. Gegenüber dem Haupthaus befindet sich das Kleine Schloss dem über zwei Rundbögen die ehemaligen Wirtschaftgebäude angeschlossen sind. Durch diese Anlage entsteht zwischen den Gebäuden ein etwa 50 x 50 m großer Innenhof.

Kaisergarten

Der 28 ha große Volkspark Kaisergarten schließt sich der Schlossanlage im Westen an und reicht von der Duisburger Straße bis an den Rhein-Herne-Kanal und von der Konrad-Adenauer-Allee bis zur Bahnstrecke Oberhausen Hbf-Sterkrade. Der Garten der Schlossherren wurde 1898 anlässlich des 100. Geburtstags von Kaiser Wilhelm dem Ersten „Kaisergarten“ getauft. Der Kaisergarten besteht aus Wiesen, Baumgruppen sowie einem alten Emscherarm der mit den Teichanlagen verbunden ist. Seit den 1920er Jahren wurden in der Parkanlage Tiere gehalten und 16 ha des Geländes zum Wildgehege umgebaut. Im größten kostenlosen Tierpark des Ruhrgebiets befinden sich neben heimischen Wild auch Luchse, Wölfe und Steppenadler.

Kunstmuseum

Datei:Schloss Oberhausen-Haupthaus.jpg
Haupthaus mit Plakaten zur „Beautiful Children“-Ausstellung

Der Besucher erreicht den Eingang Vitrine zum Kunstmuseum „Ludwig Galerie Schloss Oberhausen“ über den Innenhof der Anlage. Im Haupthaus des Schlosses befindet sich auf 3 Etagen eine Ausstellungsfläche von 2000 m².

Bis 1996 bot das Kunstmuseum dem Besucher einen Überblick über die Bildende Kunst von der Antike bis zur Gegenwart mit Schwerpunkt auf die Kunst des 20. Jahrhunderts. Nachdem die Exponate der Städtischen Sammlung sowie die des Ludwig-Instituts ins Stadtarchiv beziehungsweise in andere Ludwig Museen kamen oder veräußert wurden, finden seit 1998 in dem „Museum auf Zeit“ thematische Wechselausstellungen in Zusammenarbeit mit den Ludwig Museen in aller Welt statt. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Dialog zwischen den Kulturen der Welt sowie zwischen Hoch- und Trivialkunst. Direktor des Museums ist seit 1981 Bernhard Mensch.

Ausstellungen

  • 1994: Carl Barks: „DONALD - Die Ente ist Mensch geworden“
  • 1995: „Versuche zu trauern“
  • 1995: Tomi Ungerer: „Das Spiel ist aus“
  • 1998: „Von Yellow Kid bis Superman“
  • 1998: Andy Warhol: „Mythos Mercedes – Der Stern ihrer Sehnsucht“
  • 1998: „Götter, Helden und Idole“
  • 1999: „Playboy Cartoon-Klassiker“
  • 1999: „Kunst setzt Zeichen – Landmarken-Kunst“
  • 2000: „Wilhelm Busch – Malerei, Zeichnungen und Bildergeschichten“
  • 2000: „Der fotografische Blick“
  • 2001: Thomas Wolf: „Die Emscher - Faszination eines ungeliebten Flusses“
  • 2001: Sabine Wilharm: „Die Bilder zum Buch Harry Potter“
  • 2001: „Pathos der Sachlichkeit“
  • 2002: „Tim und Struppi“
  • 2002: Wolfgang Volz: „China Landscape“ und „China – Tradition und Moderne“
  • 2003: Peter Lindbergh: „Stories Supermodels“
  • 2003: Gerhard Haderer: „Unser täglich Wahnsinn“
  • 2003: Otto Steinert: „Subjektive Fotografie“
  • 2004: Wolfgang Volz: „ManMade Planet“
  • 2004: Thomas Wolf: „Park-Stadt Oberhausen – Wiedergeburt eines historischen Stadtzentrums moderner Architektur“
  • 2004: Günter Grass: „Grafik und Skulptur“
  • 2004: „Ruhrtopia – Zukunft im Ruhrgebiet“
  • 2004: „Welt der Gefäße – Von der Antike bis Picasso“
  • 2005: Karl Blossfeldt: „Die Wunder der Natur“
  • 2005: Gottfried Helnwein: „Beautiful Children“
  • 2005: Thomas Wolf: „Brücken im neuen Emschertal“
  • 2006: „Deutsche Bilder aus der Sammlung Ludwig“
  • 2006: Henri Cartier-Bresson: „Fotografien und Zeichnungen“
  • 2006: „Paradiesgärten – Meisterwerke der Plakatkunst des 19. und 20. Jahrhunderts“

Gedenkhalle

Gedenkhalle

Der südliche Seitenflügel des Kleinen Schlosses beherbergt seit 1960 eine Gedenkhalle für die Opfer des Nationalsozialismus. Im Obergeschoss befindet sich die Dauerausstellung „Widerstand und Verfolgung 1933-1945 in Oberhausen“ die durch Wechselausstellungen ergänzt wird.

Weitere Nutzungen

Seit 1977 bietet das Schloss Oberhausen eine Artothek an. Ebenfalls aus den 1970er Jahren stammt die Künstlermalschule für Kinder und Jugendliche, deren Werke im Kleinen Schloss ausgestellt werden. Im nördlichen Seitenflügel befindet sich ein Speiserestaurant „Schlossgastronomie Kaisergarten“. Der Trausaal des Standesamtes im nördlichen Rundbogen gehört wegen der Kulisse des Schlosses zu den beliebtesten Orten im Stadtgebiet für Eheschließungen.

Literatur

  • Ludwig Institut Schloß Oberhausen (Hrsg.): Dornröschenschlaf - Kunst- und Naturerleben im Schloß und Kaisergarten, 1994, Oberhausen
  • Fritz Graf Westerholt-Arenfels: Max Friedrich Graf Westerholt - Seine Familie und seine Zeit, 1939, Köln
Commons: Schloss Oberhausen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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