Tabula Cortonensis

Bei der Tabula Cortonensis (Die Tafel von Cortona) handelt es sich um ein Dokument, durch das - nach pontifikalem Recht - Kulturflächen (nicht nur Weinberge) auf mindestens 20 Erben aufgeteilt werden (Es ist von keinem Kauf- oder Pachtvertrag die Rede). Konkreter umrissen wird darin nur der Altenteil für die Familienhäupter Cusu und Sceva.

Die Wahrung ihres Teils an Grundbesitz (einschließlich ihrer Kontrolle) wird vorrangig geistlichen Würdenträgern (dem zilath mexl rasnal genannten Pontifex maximus sowie dem Vorsteher des 2-Götter-Tempels am Trasimenischen See) anvertraut. In diesem Zusammenhang ist es möglich geworden, die umstrittene Deutung des Wortes sian (als Synonym für eiti = Haus) zu präzisieren. Auch einige andere Berufsbezeichnungen wie pava und traula lassen sich mit größerer Sicherheit deuten. Die Hauptschlüssel für die Entzifferung dieser wertvollen Inschrift liefern die zahlreichen etruskischen Lehnwörter im klassischen Latein (nicht zuletzt auf dem Gebiet der Landwirtschaft und des Rechts) sowie die relevanten altkleinasiatischen und semitischen Elemente in der etruskischen Lexik. Im vorliegenden juristischen Dokument selbst ist die Zerstückelung in acht Teile, die bis auf einen Teil wiedergefunden wurden, sowie die Aufbewahrung an heiligen Stätten vorgeschrieben (gemäß Ritus). Die vollständige Entzifferung dieser Inschrift ist nur dank einer interdisziplinären und internationalen Kooperation möglich. Es ist weder eine Über- noch eine Unterbewertung angebracht. Eurozentristische Voreingenommenheit ist völlig fehl am Platze. Es müssen die verschiedenen Schulen der Etruskologie (kombinatorischer und etymologischer Arbeitsweise) zusammenwirken. Auch eine Spezialkonferenz über Sprache und Herkunft der Etrusker, die an die T.C. anknüpft, wäre zu empfehlen. Daß keiner der italienischen Etruskologen auf der T.C. in dem doppelten isolierten Genitiv celtineitiss auch nur einen der beiden Götternamen erkennt, ist nicht nur kurios, sondern unterstreicht auch die Notwendigkeit einer solchen Konferenz.