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Euglenida

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Euglenoida (=Euglenida)

Euglena
(1) Geißel, (2) Augenfleck, (3) Stärkekörnchen, (4) Chloroplasten, (5) Vakuole, (6) Zellkern
Vorlage:Taxonomy
Klassifikation: Lebewesen
Domäne: Eukaryoten (Eucaryota)
Vorlage:Regnum: Protisten (Protista)
Vorlage:Phylum: Euglenozoa
Wissenschaftlicher Name
Euglenoida

Die Euglenoida bilden eine Klasse eukaryotischer Einzeller, die weltweit verbreitet und nahezu in jedem Habitat zu finden ist. Die bekannteste Gattung stellen die Augentierchen (Euglena) dar. Sie vereinen in einzigartiger Weise tierische und pflanzliche Eigenschaften.

Verbreitung

Man kann Euglenoida sogar zwischen Schneekristallen und in Salzseen aufstöbern.

Unter bestimmten Bedingungen kommen einige Vertreter, zum Beispiel Euglena sanguinea, in so großen Massen vor, dass sie eine Wasserlache rot oder grün anfärben. Die grüne Farbe bei vielen Arten wird durch Chlorophylle (Chlorophyll a und b) verursacht, mit deren Hilfe sie Photosynthese betreiben (phototrophe Ernährung). Es gibt aber auch Formen, die osmotroph von im Wasser gelösten organischen Stoffen leben (heterotrophe Ernährung). Eine dritte Gruppe wiederum umfasst Arten, die sogenannte Ingestionsapparate besitzen, mit deren Hilfe sie in der Lage sind, partikuläre Beute, wie beispielsweise andere Einzeller, aufzunehmen und zu verdauen (Phagotrophie).


Sekundäre Endosymbiose

Die Evolutionsgeschichte der Euglenoida gehört zu den faszinierendsten Kapiteln der Entwicklungsgeschichte des Lebens. Aus cytologischen und molekularbiologischen Befunden wird Folgendes geschlossen: Zunächst setzte sich das Taxon ausschließlich aus phagotrophen Arten zusammen. Ein Vertreter dieser Gruppe „fraß“ eines Tages eine Grünalge, die jedoch nicht verdaut wurde, sondern in ihm erhalten blieb. Auch im weiteren Verlauf der Entwicklung, während der Vermehrung des Euglenoida durch Zellteilung, blieb diese Grünalge erhalten, indem sie sich ebenfalls vermehrte und ihre Nachkommen in den Tochterindividuen fortlebten. Schließlich verloren die Grünalgen einen Teil ihrer Selbständigkeit und wurden als zelleigene Chloroplasten etabliert. Dieser Vorgang wird als sekundäre Endocytobiose bezeichnet, weil nach der Endosymbiontentheorie die Grünalgen selbst schon durch Endosymbiose entstanden sein sollen: Endosymbiontische Cyanobakterien haben sich demnach in Wirtszellen unter Aufgabe eines Teils ihrer Autonomie zu Chloroplasten entwickelt. Die Endosymbiose der Grünalgen in Euglenoida ist danach also eine zweite Stufe der Endosymbiose. Für diese Annahme lassen sich viele Hinweise finden: Die Chloroplasten der phototrophen Augentierchen sind von drei Hüllmembranen umgeben und nicht von zwei Membranen wie bei Grünalgen und Pflanzen. Molekularbiologische Untersuchungen zeigen zudem eine nahe Verwandtschaft der Chloroplasten-Gene zu entsprechenden Genen der Grünalgen. Die Euglenoida selbst, repräsentiert durch ihre Zellkerne, sind aber eindeutig mit den übrigen, nicht phototrophen Vertretern der Euglenozoa verwandt. Nachdem die Photosynthese innerhalb der Gruppe etabliert war, haben einige dieser phototrophen Arten ihre Chloroplasten wieder reduziert oder komplett verloren. Nur durch molekular-systematische Untersuchungen lassen sich diese Verwandtschaftsverhältnisse rekonstruieren.

Lebensweise

Photosyntheseprodukte werden als Paramylonkörner gespeichert. In der Nähe des Geißelsäckchens liegt ein pulsierendes Bläschen (kontraktile Vakuole), mit dessen Hilfe die Flagellaten osmotisch eingedrungenes Wasser auspumpen können.

Die Vermehrung erfolgt durch Längsteilung. Eine sexuelle Fortpflanzung konnte bisher nicht beobachtet werden.


Systematik

Zusammen mit den Diplonemida und den Kinetoplastida werden sie in der modernen Systematik im Stamm der Euglenozoa zusammengefasst. Das Besondere ist die nahe Verwandtschaft der „harmlosen“ Euglenoida mit den Kinetoplastida, die hochpathogene Krankheitserreger wie Trypanosoma und Leishmania enthalten.

Einige phototrophe Gattungen der Euglenoida sind Euglena, Phacus, Trachelomonas, Lepocinclis, Eutreptia und Eutreptiella.

Einige heterotrophe Gattungen der Euglenoida sind Distigma, Menoidium, Parmidium, Astasia und Rhabdomonas.

Einige phagotrophe Gattungen der Euglenoida sind Anisonema, Notosolenus, Peranema, Petalomonas, Entosiphon und Ploeotia.