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Punk

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Punk bezeichnet eine Jugendkultur, die Mitte der 1970er in New York entstand, bald international, speziell in London, ihren „Boom“ erlebte und sich durch rebellische Haltung, Subkultur, Kleidung und Verhaltensweise auszeichnete. Eine Person, die sich als Angehöriger dieser Jugendkultur bezeichnet, wird ebenfalls Punk genannt (Plural: Punks, deutsche Fremdbezeichnung auch: Punker oder Punkette für weibliche Punks).

Etymologie

Das Wort Punk /pʌŋk/ aus dem Englischen ist älter, als oft angenommen wird. Es taucht bereits bei Shakespeare auf, z. B. in Maß für Maß, und bezeichnet eine Prostituierte. Aus einer anderen Bedeutung von Punk, „faules Holz“, ergeben sich weitere durch Übertragung: Punk bezeichnet allgemein etwas Niedriges, Minderwertiges, also „Unsinn“; auf Personen bezogen „Anfänger“, „unerfahrene Person“; „Strolch“, „Kleinkrimineller“, „Landstreicher“, oder gar „Abschaum“, „Dreck“. Lenny Kaye, der Gitarrist der Patti Smith Group gebrauchte den Begriff Punk-Rock 1972 in den Erläuterungen einer von ihm veröffentlichten Anthologie des amerikanischen Garagenrocks der 1960er Jahre.

Später gründete in New York Legs McNeil ein Underground-Fanzine namens Punk Magazine. Der Punk-Veteran Donny the Punk hat erklärt, dass das Wort Punk von einem Slangausdruck für Vergewaltigungen im Gefängnis kommt („I punked that kid“). Ein "Punk" ist in diesem Zusammenhang das Opfer.

Nach Großbritannien gebracht wurde der Begriff Punk Rock durch die Musikjournalistin Caroline Coon, (die damalige Freundin des The-Clash-Bassisten Paul Simonon,) die damit englische Bands wie Sex Pistols, The Clash und The Damned beschrieb. Vorher war in England für diese Art von Musik der Begriff "Working Class Rock´n´Roll" geläufig.

Daten und Fakten

Die Herkunftsmilieus der Punk-Anhänger sind sehr unterschiedlich. Viele Punks stammten und stammen aus der Arbeiterklasse oder der Unterschicht, daneben gab und gibt es aber auch sehr viele Punks, die der Mittelschicht entstammen, und auch viele mit sehr guter Schulbildung. Laut Johnny Rotten dem Frontmann der Punkband Sex Pistols, war einer der Hauptgründe für das Punk-Phänomen der 1970er der Protest gegen das Klassensystem und die Chancenungleichheit, die die Jugendlichen der Punkszene dazu motivierte, sich schichtunkonform zu verhalten und miteinander zu solidarisieren.

Im Punk-Konzert-Publikum dominiert der männliche Anteil mitunter stark. Diese Tendenz ist auch im Bereich der aktiv tätigen Szenezugehörigen deutlich sichtbar. Bands und Fanzines bestehen sicherlich zu drei Vierteln aus Männern, obwohl der Anspruch auf Gleichberechtigung der Geschlechter szeneintern einen hohen Stellenwert hat. Um dem, vor allem gegen Ende der 1980er Jahre in der Punk/Hardcore Szene wiedererstarkenden, Machismo aktiv etwas entgegenzusetzen, bildete sich innerhalb der Szene die Riot-Grrrl-Bewegung, in der Frauen und Mädchen sehr aktiv und engagiert als Veranstalterinnen, Urheberinnen von Labels, Autorinnen von Fanzines und besonders Musikerinnen auftraten.

Geschichte

Der Ursprung des modernen Punk liegt in den späten sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Vorreiter dieser Zeit waren die Gruppen The Stooges, MC5, The Sonics und The Velvet Underground. Punk war vor allem in seinen Ausdrucksformen eine Reaktion auf die Hippie-Bewegung. Er wendete sich sowohl gegen den Idealismus als auch gegen die Haltung der Hippies. Stattdessen setzte Punk auf offene Ablehnung der Gesellschaft.

Analyse der Entstehung

Festival HITS 2003 Morecambe UK

Greil Marcus' Auffassung zufolge ist Punk unweigerlich mit dem Situationismus der 1960er Jahre verknüpft. Diesen Standpunkt wollte auch Malcolm McLaren als einer der frühen Hauptprotagonisten, in der Arbeit mit den Sex Pistols (als Mentor dieser Gruppe) gerne als den Ausgangspunkt dieser Bewegung ausgeben.

Allerdings ist der Situationismus durch politische Ziele des Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus gefärbt. Der Anarchismus bei den frühen Punks wie Steve Jones, Paul Cook und Sid Vicious gleicht jedoch eher Nihilismus oder einer gewaltsamen diebischen Anomie (im wörtlichen Sinne). Dass zwischen dem Situationismus und dem Punk kaum eine Verbindung besteht, geht auch eindeutig aus dem Buch „Sex Pistols - The Inside Story“ von Fred und Judy Vermorel hervor. Dieses bildet aus heutiger Sicht eine der zuverlässigsten Quellen der Geschehnisse um die Sex Pistols und der frühen Punkbewegung Londons, da es zeit- und protagonistennah erstellt wurde. Durch die Autobiographie Johnny Rottens No Irish, No Blacks, No Dogs wird die These, dass die Londoner Punk-Szene losgelöst vom Situationismus zu betrachten ist, zusätzlich unterstützt.

USA

Die Punkbewegung war immer eng mit der gleichnamigen Musikrichtung verbunden. Punk stellte sich gegen einst als progressiv geltende Bands, die nach Meinung der Bewegung durch rein kommerzielle Strategien in die Hitparaden gepuscht wurden und gegen Bands wie Pink Floyd, Genesis oder Led Zeppelin, die sich in immer unglaublicherer Gigantomanie auf LP und im Konzert verbreiteten. Welches die erste Punkrock-Band war, darüber lässt sich streiten. Genannt werden in dem Zusammenhang, oder als Vorläufer, The Ramones, The Stooges, Iggy Pop, The New York Dolls, MC5 oder auch Patti Smith.

Alle diese Bands kommen aus den USA. Als amerikanisches Zentrum des Punks gilt der Club CBGB in New York City. Als britischer Vorläufer gelten The Who, die frühen Kinks und Bands wie The Troggs.

Großbritannien

Die Entstehung des englischen Punks – in den frühen 1970ern – ist aus vielen Gründen sehr speziell und lässt sich im Großen und Ganzen nicht mit der US-amerikanischen Entwicklung vergleichen.

Grundlage des englischen Punks war ein in erster Linie apolitischer Groll auf sämtliche institutionellen Organisationen. Fehlender oder mangelhafter Halt durch die Bildungsinstitutionen und nach dem Verlassen dieser die mangelnden Aussichten (soziale und kulturelle Armut) – bedingt durch das steife englische Klassensystem - überhaupt eine Arbeit zu finden, geschweige denn einen gesellschaftlichen Aufstieg innerhalb dieses Systems, bildeten das Fundament für die punkimmanente Grundeinstellung.

Derart ausgeschlossen aus dem Kreise der Geldverdiener, war es den Jugendlichen (die den Hauptanteil der Bewegung ausmachten) verwehrt, an den Dingen – die ihr Herz begehrte oder begehren gemacht wurde – wie modischer Bekleidung, neue und neueste Musik in allen Formen und im Allgemeinen dem Konsum von Getränken in Gaststätten teilzuhaben.

So kann die jugendliche Punkbewegung Londons – wo das Zentrum der Entstehung war – als ein seit dem Anfang der 1970er sich über mehrere Jahre entwickelnde spätpubertäre Antihaltung sowohl gegenüber politischen Establishment als auch gegenüber der Kulturindustrie (insbesondere der Musikindustrie) und dem Bürgertum allgemein verstanden werden.

Die Alternative hieß Eigenproduktion unter anderem der Bekleidung, wenn auch aus dem Altkleidercontainer, Musik (am Beispiel der Sex Pistols mit geklautem Equipment), und dazugehörige Vertriebswege und -mittel. So bahnte sich langsam aber sicher eine neue Kultur den Weg an die Oberfläche.

Grundsätze waren: Ekstase, Verschwende dich selbst, glaube niemandem, do it yourself, stelle Autorität oder Stars in Frage.

Es entstand eine junge, zynische, flüchtige und schnelllebige Subkultur, mit eigenen poetischen, politischen und apolitischen Ausdrucksformen: Sicherheitsnadeln im Gesicht, ein Feiern von Hässlichkeit, kopierte Fanzines, in denen man gegen alles und jeden Stellung bezog, aber auch spontane dadaistische Aktionskunst, exzessiver Konsum von Alkohol, anderen Drogen und Sex, alles selbstorganisiert und selbstverwaltet.

Die Musik war eine schnelle, sehr einfache effektive und reduzierte Variante von Rock ’n’ Roll, wenn man drei Akkorde auf der Gitarre beherrschte, konnte man sie schon spielen. Virtuosität, Gitarren-Soli und ähnliche „Star-Gesten“ waren verhasst. Die Texte bestanden aus knappen Anklagen und Beschimpfungen, Reflexionen über das eigene Leben oder reinem Dadaismus.

Es war die Zeit, in der die alten „Rockdinosaurier“, die seit Jahren die Hitparaden beherrschten, sich mit der aufkommenden Disco-Kultur vereinten, weltweit waren Massenarbeitslosigkeit und Krisen auf dem Vormarsch. Ronald Reagan, Margaret Thatcher und Helmut Kohl standen in der Politik für eine Abkehr von der sozialdemokratischen Dekade der 70er (Willy Brandt) mit ihren Appellen an Bürgersinn und Demokratie und der Hoffnung auf Wandel in Folge der 68er-Generation. Konservative Werte waren nun wieder auf dem Vormarsch, und Leistung sollte sich wieder lohnen. Diesem offiziellen Optimismus setzten die Punks demonstrativ einen radikalen Pessimismus entgegen, der aber auch die Ziele der Arbeiterbewegung oder die Neue Linke zurückwies. Im Mittelpunkt stand die eigene Subjektivität, das eigene Leiden am Zustand der Welt, das sichtbar gemacht und so gegen sie gewendet werden sollte. Man war nicht der Auffassung, das Kritik auch konstruktiv sein müsse. Bands dieser Zeit sind die Slits, die X-Ray Spex, die Adverts oder Wire.

Einige der frühen Punkmusiker studierten an Kunsthochschulen und kannten ältere radikale Avantgarde-Konzepte, andere waren aus kleinen Verhältnissen stammende Arbeitslose oder Arbeitsverweigerer, die alles zurückwiesen, was es an Kultur und Sinnstiftung zuvor gegeben hatte. Ihnen gemeinsam war eine ständige latente Aggressivität als Grundhaltung, auch untereinander. Ohne sich dezidiert politisch zu engagieren, waren Ideen von Emanzipation unter Punks trotzdem wie selbstverständlich verbreitet. Die Kleidung und dieses Auftreten, und die Zurückweisung aller positiven Werte der Gesellschaft als Lügen, die für den Mainstream eine einzige Provokation darstellten, stießen oft auf völliges Unverständnis, offene Feindseligkeiten und Hass in der Gesellschaft. Gleichzeitig wurde Punk unter Jugendlichen aber auch zu einer Art Popkultur.

Parallel zum Entstehen des Punks entwickelte sich der ebenso radikale Industrial mit Vorreitern wie Throbbing Gristle, Cabaret Voltaire und SPK.

Die nächsten Generationen

Erst die zweite, dritte und vierte Generation politisierte den Punk zunehmend.

Punk Girls Punk Festival HITS 2003 Morecambe UK

Von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird die langsam entstehende Punk-Kultur 1976 in England, als die Sex Pistols mit ihren Singles (Anarchy in the UK, und 1977 God Save the Queen) Furore machen. Zeitgleich schießen aber viele andere Bands aus dem Boden, und die Punk-Bewegung diversifiziert in fast ebensoviele Richtungen, wie Anarcho-Punk, Oi!/Streetpunk, Ska-Punk, Fun-Punk, Skatepunk, und viele mehr. Eine etwas mehr auf den Massengeschmack ausgerichtete Nachfolgebewegung war New Wave. Einen Versuch, den Geist des Punk zu bewahren bildete die Hardcore-Bewegung, die Anfang der Achtziger Jahre entstand. Als wichtigste Bands seien an dieser Stelle Agnostic Front, Dead Kennedys, Black Flag, Minor Threat und Sick of it All erwähnt.

Punks auf dem UZ-Pressefest 2003

Es gibt gemeinsame Merkmale, die typisch sind für die Punk-Kultur: Punk bringt seine Kritik durch Punkmusik, den Kleiderstil, aber auch Fanzines und eine bestimmte Grafik (Collagen, Xerographien und Comic-Zeichnungen) zum Ausdruck. Punk betont das Hässliche und will provozieren. Er stellt sich gegen die Gewohnheiten, die herrschende Klasse, die Konsumgesellschaft, das Bürgertum und gegen Snobismus, aber genauso gegen den Etatismus des Sozialismus. Durch seine strikte Antihaltung und einer Lebensart von „Anarchie und Chaos”, wendet er sich gegen das ihm vorgelebte hierarchische Gesellschaftssystem. Manche Punks sehen für sich keine Zukunftsperspektive (Schlagwort: „No Future” auf sich selbst angewendet), somit ist auch die oft körperschädigende Lebensart vieler Punks zu erklären. Es gibt aber auch komplett gegenteilige Tendenzen in der Punk-Szene, wie die Veganer- und Straight Edge-Bewegung.

Ende der 1970er traten in England verschiedene Bands wie Crass, Conflict oder Zounds auf, die sich einem radikalen Antikommerzialismus verschrieben hatten. Ihr Protest richtete sich nicht nur direkt gegen Institutionen wie Politik, Kapital und Geistlichkeit, sondern gegen die Gesellschaft und deren grundlegende Werte, insbesondere die Konsumgesellschaft. So lebten die Mitglieder der Band Crass nahe London auf einer Farm in dem Versuch einer autarken, d.h. selbstversorgten, in kommunenartiger Struktur organisierter Lebensweise. Tonträger dieser Bands wurden meist zum Selbstkostenpreis verkauft, Konzerteintrittspreise waren, wenn sie überhaupt erhoben wurden, lediglich kostendeckend. Im Bezug auf Drogen, die in der restlichen Punkszene häufig konsumiert wurden, ging diese Strömung auch auf Gegenkurs: Um nicht von deren Händlern und Herstellern finanziell und moralisch abhängig zu sein, wurden diese Produkte strikt abgelehnt. Ähnlich verhielt es sich mit Fleischverzehr. Es wurde versucht, sich in keinem Lebensbereich durch etablierte Strukturen vereinnahmen zu lassen, bzw. ihnen zu folgen.

1980er und 1990er

Punk war in den 1980ern die dominierende Kultur in den meisten Autonomen Zentren. Die Chaostage in Hannover waren von 1982 bis 1984 ein fester Treffpunkt der Szene. Diese wurden 1994/1995 wiederholt, führten zu bundesweiten Medienberichten und sorgten für ein kleines Revival der Szene.

Dass soviel „Anti” trotzdem von der Mode vereinnahmt werden konnte, überraschte in den frühen 1980ern manche Punks selber. Malcolm McLaren und die Sex Pistols hatten allerdings immer darauf beharrt, dass es sich bei der ganzen Angelegenheit um The great Rock'n'Roll Swindle, also den großen Rock'n'Roll-Schwindel handelte, einen bewusst herbeigeführten Hype, und die kommerzielle Verwertung und somit Verbreitung ihrer absolut antikommerziellen, antibürgerlichen Werte und Lieder war in ihren Augen begrüßenswert.

Bestimmten Bands, wie zum Beispiel The Exploited, wurde vorgeworfen, konservativ einen Stil zu bewahren, um kommerziell erfolgreich zu sein. Punk beeinflusste aber auch die Mainstream-Kultur. Die Neue Deutsche Welle wurde ursprünglich von Bands getragen, die der Punk-Szene sehr nahe standen, bevor die Musikindustrie den Trend entdeckte und eigene Bands ins Rennen schickte.

In den späten 80ern und 90ern gehörte der Punk dann zum selbstverständlichen Straßenbild in Europa. In London ließen sich besonders gestylte Punks zusammen mit Touristen fotografieren. Selbst in Kinderbüchern oder der Fernsehserie Lindenstraße tauchten Punks auf. Mit massenkompatiblen Bands wie Die Toten Hosen oder Die Ärzte war Punk zum Teil des Mainstreams avanciert und wurde ähnlich verkauft. Von der anfänglichen, noch apolitischen, naiven Radikalität über eine politische Radikalität von Teilen der nächsten Generationen entwickelte sich Punk zu mehrheitsfähigem, konstruktiv kritischen Stimme, und ging schließlich in der Grunge- oder Alternative-Bewegung auf. Zugleich entstand eine Gegenbewegung innerhalb der Szene, von vielen wurden die politische und kulturelle Ausrichtung zwar weiterhin fortgesetzt, die Punk-Mode aber als Klischee empfunden, das den ursprünglichen Reiz des Experimentellen, Nie-Dagewesenen eingebüßt hatte.

Andererseits verbreitete sich die Subkultur von Punk in verschiedenen Geschwindigkeiten, von London und New York aus trat sie in Deutschland zunächst in Hamburg und Berlin, später in anderen Großstädten, und noch später dann in den ländlichen Gebieten auf. Was man unter Punk verstand, wurde dabei immer wieder neu erfunden.

Viele Leute sind der Ansicht, dass alle Punks, die nach der ersten Welle kamen, nur noch modische Nachahmungen sein könnten und den Kernsatz des „alles neu” der anfänglichen Punkbewegung, oder die im Punk oft verkörperten politischen Ansichten (z. B. Anarchie) gar nicht mehr erfüllen können.

Einige dieser Strömungen konstituierten die Hardcore-Bewegung oder später die Hamburger Schule, andere wandten sich auch den neuen elektronischen Musikstilen zu (Atari Teenage Riot), in denen sie das Element des „neu“ wiederentdeckten. Wieder andere gingen in den politischen Strömungen der Antifa, den Autonomen oder der Hausbesetzer-Kultur auf. Waren ursprünglich für die Punks Plastik, Künstlichkeit und Müll interessant, wendete man sich nun manchmal auch der Ökologie zu.

Gleichzeitig schwappte in den 90ern in der Folge von Grunge eine neue Welle aus den USA nach Europa. Allen voran die Band Nirvana (Seattle) welche den Grunge erstmals erfolgreich vermarkteten und somit auch salonfähig machten. Nach dem Suizid des Frontsängers Kurt Cobain folgten Bands wie Green Day und The Offspring. Diese Bands äußerten sich teilweise auch politisch, stellten aber oft den Spaß-Aspekt in den Vordergrund. Die Bands hatten Videos auf MTV und erreichten Erfolge in Charts. Für viele der älteren Punks waren sie zu harmlos und kommerziell.

Punk im Japan der 80er und 90er

Zu Beginn der 80er schwappte die Punkbewegung auch nach Japan. Aus Anfänglichen reinen Kopien vor allem des Britischen Punks in Stil und Musik, entwickelte sich bald eine recht eigenständige Szene heraus. Schon in der ersten Hälfte der 80er Jahre gründeten sich zahlreiche Bands mit verschiedensten Stilrichtungen, so dass die spätere Bezeichnung "Japcore" nur als sehr verallgemeinernd anzusehen ist. Die stilistische Bandbreite reicht von recht experimentellem Punkrock z. B. G.I.S.M., über eher klassischen Punkrock von Laughin Nose, via "klassischem Punk" wie bei Comes und Lipcream hinüber zu Hardcore Punk von Gauze oder Kuro. In den Ausgehenden 80er Jahren und den 90er Jahren kamen etliche Gruppen hinzu. Eine Eigenheit der Japanischen Punkszene ist der häufig auftauchende, bisweilen heftige, Sexismus, der seine Ausbildung nicht nur in Bandnamen wie GISM (vulgo: Wichse, Masturbation) und Titeln "onanism" findet sondern auch besonders in Textpassagen wie „...woman are shit fuck it...“ oder „...I´m big Prick perfect Prick...“. Der in der Punkszene Europas vorkommende Antiamerikanismus ist ebenfalls sehr stark ausgeprägt. Ein weiteres speziell Japanisches Detail ist auch die Verwendung von Kennzeichen und Namen aus Diktaturen, insbesondere des Stalinismus und des Nationalsozialismus. Im Bekleidungsstil ist die Japanische Szene ebenso uneinheitlich, die Bandbreite reicht vom Europäisch beeinflussten Stil über Stilformen, die eher aus dem Bereich des Heavy Metals/Hard Rocks kommen, hinüber zu Skinhead/Hardcoreskinhead-artigen Stilen und Fantasiestilen, die oft eine Mischung der Vorgennanten sind. Vielerorten wird der Japanischen Punkszene auch Verbindung/Zugehöhrigkeit zu Motoradgangs und dem organisierten Verbrechen nachgesagt.

Szenetypische Erscheinung

Obwohl Punk als Idee gerade gegen Normen und für Individualität auftritt, hat sich seit den 80ern ein gewisser Dresscode herausgebildet, der innerhalb der Szene vorherrscht, auch wenn er keinesfalls verpflichtend ist. Wegen der Vielzahl der Strömungen, die jeweils eigene Codes hervorgebracht haben, ist es schwierig, „den“ Punk zu beschreiben. Auch solche Leute, deren Aussehen nicht sehr auffällig ist, bezeichnen sich oft selbst als Punks, da der "Punk" als solches weit mehr auf die Einstellung zurückgreift als auf ein rebellisches Äußeres. Auch typisch für Punks ist der Irokesenschnitt (kurz "Iro" genannt), welcher aber nicht sein muss. Im Allgemeinen treten geschlechtsunabhängig Kombinationen folgender Elemente auf:

Körperschmuck

Piercingschmuck ist in der Punkszene verbreiteter als in anderen Jugendbewegungen. Schon um 1980 haben sich Punks Sicherheitsnadeln durch die Haut gestochen, um sie als Schmuck zu tragen. Tätowierungen sind ebenfalls sehr häufig. Besonders extreme Formen von Piercings und Tattoos finden sich besonders bei der Szeneströmung der Fetischpunks.

Kleidung

Der klassische Punk Look der Jahre 1976/77 bestand zumeist aus abgerissenen Anzügen, mit Sicherheitsnadeln & Buttons versehen, dazu Creepers, auffällige Socken und Sonnenbrille. Die Haare waren mit Seife oder Zuckerwasser in verschiedene Richtungen gestylt, oftmals waren sie blondiert oder in bunten Tönen gefärbt. Individuelle, selbstgestaltete Shirts, oft zerrissen sowie auffällig gestaltete Hemden gehörten unters Jacket. Heutzutage tragen viele Punks gerne Turnschuhe, insbesondere Chucks. Andere Punks bevorzugen sogenannte „Steels“ (sehen den Springerstiefeln ähnlich), oftmals handelt es sich um Bundeswehr-Kampfstiefel, die in Second-Hand-Shops oder im „Army“–Versandhandel preisgünstig zu erwerben sind. Seit einigen Jahren werden jedoch bevorzugt Boots (Doc Martens) getragen. Auch sogenannte „Fashionpunks“ bevorzugen dieses Schuhwerk.

Weitere Kleidungsmerkmale:

  • (Enge) Hosen, z. B. Jeans, oftmals gebleicht mit verschiedenen Mustern. In der Szene werden auch sog. Bondagehosen in buntem Karomuster getragen, die mit zahlreichen Reißverschlüssen und Stoffbändern versehen sind. Dazu gehört oft eine Art Kilt.
  • Nietengürtel und Ketten.
  • Jeans- oder Lederjacken (oft bestückt mit Nieten, Sicherheitsnadeln, Sprüchen, Aufnähern, Schottenrockmuster und Felle mit Zebra- oder Leopardenmuster), legere Sakkos, auch Bomberjacken, Harrington's oder Parkas.
  • Nietenarm- und Halsbänder, Stiefelbänder und Ketten als Accessoires

Punkkleidung ist insbesondere bei den Street-Punks oft zerrissen, bemalt, beschriftet oder anderweitig von ihrem Träger verändert.

  • Verzierungen wie Buttons, Aufnäher oder z.B. Sicherheitsnadeln

Literatur

Commons: Punk – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Punk – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen