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Geschichte der Juden in München

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Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern ist die jüdische Gemeinde Münchens. Die Gemeinde hatte Ende 2006 nach eigenen Angaben rund 9000 Mitglieder. Präsidentin ist Charlotte Knobloch. Am 9. November 2006 wurde die neue Hauptsynagoge auf dem Sankt-Jakobs-Platz eingeweiht. Damit fand die jüdische Gemeinde wieder einen Platz im Zentrum Münchnens, den ihr der Holocaust genommen hatte. Neben der orthodox geführten Einheitsgemeinde gibt es in München auch die liberale jüdische Gemeinde Beth Shalom.

Geschichte des jüdischen Lebens in München

Juden leben seit dem Mittelalter in München. Urkundlich wird ihr Aufenthalt 1229 erstmals erwähnt. 1442 wurden sie aus München vertrieben. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts siedelten sich Juden wieder in München an. Ihre Stellung in der Gesellschaft verbessert sich unter dem Einfluss der "Judenemanzipation" nach der Französischen Revolution aber nur sehr langsam.

Seit 1816 gibt es einen jüdischen Friedhof. Die erste Synagoge wurde 1824 gebaut, erstaunlicherweise unter massivem Druck der Obrigkeit. Bis zu diesem Zeitpunkt trafen sich die Münchner Juden in vielen kleinen privaten Beträumen, die es über die ganze Stadt verteilt gab. Diese Situation missfiel den Behörden: Sie zwang die Gemeinde unter Androhung von Geld- und Arreststrafen zum Bau einer Synagoge. Diese entstand am damaligen Stadtrand, in der heutigen Westenriederstraße 7. An einen repräsentativen Bau in der Innenstadt war noch nicht zu denken.

Das änderte sich 1882. Auf Betreiben von König Ludwig II. wurde der zu diesem Zeitpunkt blühenden Jüdischen Gemeinde ein Grundstück in der Innenstadt, gegenüber der Maxburg für den Neubau der Hauptsynagoge zur Verfügung gestellt. Die neue Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße konnte am 16. September 1887 eingeweiht werden und war zu diesem Zeitpunkt die drittgrößte Synagoge Deutschlands – in unmittelbarer Nähe zur Frauenkirche. Dieser Ort dokumentierte gleichzeitig die religiöse Akzeptanz und die Bedeutung der Juden im gesellschaftlichen und politischen Leben Münchens. Die Zeit der Integration schien angebrochen.

Durch die starke Zuwanderung aus dem Osten, infolge der Pogrome stieg die Zahl der jüdischen Bevölkerung Münchens nach der Jahrhundertwende weiter an. 1910 gehröten 11.083 von 590.000 Einwohnern der Stadt dem jüdischen Glauben an (knapp 2% der Gesamtbevölkerung). Persönlichkeiten wie Lion Feuchtwanger, Bruno Walter, Hermann Levi, Max Reinhardt, Julius Spanier, Max Littmann, Otto Bernheimer oder Kurt Eisner trugen zum kulturellen, politischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Leben Münchens bei.

In den 20er Jahre kam es zu ersten Übergriffen gegen jüdische Geschäfte und Personen. Fünf Monate vor der Reichspogromnacht, am 9. Juni 1938 wurde die Hauptsynagoge abgerissen, auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers hin. Die Kosten für den Abriss des Gebäudes wurden der Jüdischen Gemeinde auferlegt.

Die anderen Synagogen in der Herzog-Rudolf-Straße und in der Reichenbachstraße fielen dem SA-Mob vom 9. auf den 10. November 1938, der Reichspogromnacht zum Opfer. Die Münchner Juden wurden vertrieben, deportiert und ermordet. Am 30. April 1945 fanden die amerikanischen Befreier nur noch 84 überlebende Juden in München vor.

Die am 19. Juli 1945 neu gegründete Israelitische Kultusgemeinde konnte am 20. Mai 1947 die wiederhergestellte Synagoge in der Reichenbachstraße 27 einweihen. Bis Ende der 80er Jahre hatte sich die Mitgliederzahl der Jüdischen Gemeinde auf ca. 4.000 eingependelt. Bis 2006 stieg die Zahl ihrer Mitglieder durch die starke Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion auf rund 9000 an. Die Räumlichkeiten des Gemeindezentrums in der Reichenbachstraße wurden daher zu eng. Dem unermüdlichen Engagement von Charlotte Knobloch, der Präsidentin der Münchner Gemeinde und seit 2005 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, ist zu verdanken, dass am 9. November 2006 die neue Hauptsynagoge "Ohel Jakob" (Zelt Jakobs) am Sankt-Jakobs-Platz in der Münchner Innenstadt eröffnet werden konnte. Die neue Synagoge ist Herzstück des neuen Jüdischen Zentrums, das 2007 fertig sein soll.