Otto Strasser
Otto Johann Maximilian Strasser (* 10. September 1897 in Geisenfeld (Oberbayern), † 27. August 1974 in München) war ein nationalrevolutionärer Politiker.
Strasser war Soldat im Ersten Weltkrieg und wirkte danach als Leutnant im Freikorps Epp beim Putsch gegen die Münchner Räterepublik mit. In seiner Armeezeit trug er wegen dem Abonnement einer sozialdemokratischen Zeitschrift den Spitznamen "Der rote Leutnant". Er ging zum Studium nach Berlin und trat nach seiner Promotion in Staatswissenschaften ins Reichsernährungsministerium ein.
Von 1917-1920 war er Mitglied der SPD und führte im Widerstand gegen den Kapp-Putsch eine paramilitärische Gruppe („Rote Hundertschaft“).
Als Autor des "Vorwärts", der "Germania" und "Gewissen" engagierte er sich für das völkische Denken von Arthur Moeller van den Bruck und seiner "mitteleuropäischen Reichsidee".
Mit Joseph Goebbels und seinem Bruder Gregor baute er ab 1925 einen "linken", d.h. sozialrevolutionären Flügel der NSDAP auf. Infolge des Richtungskampfes in der NSDAP trat er am 4. Juli 1930 aus der Partei aus. Zeitgleich erschien die Kampfschrift "Die Sozialisten verlassen die NSDAP".
Otto Strasser gründete am 1. März 1926 die Kampf-Verlag GmbH. Dieser Verlag war das publizistische Sprachrohr des linken Flügels der NSDAP. Nach seinem Parteiausschluss nutzte er den Verlag als Sprachrohr der Schwarzen Front. Die Schwarze Front der sogenannten "Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten". Auf Hitlers Angebot vom 22. Mai 1930, den Verlag für 120.000 Reichsmark zu kaufen, ging Strasser nicht ein. Wegen der zunehmenden Bedeutungslosigkeit der Strasserschen Publikationen musste der Verlag am 1. Oktober 1930 geschlossen werden. Es folgten mehrere Versuche, neue Publikationen unter anderem Namen zu gründen und zu vermarkten ("Der Nationale Sozialist", "Die Deutsche Revolution", "Die Schwarze Front"). Sie alle blieben politisch gesehen ohne jede Wirkung. Die Blätter erreichten nie mehr als 10.000 Abnehmer, trotz der Unterstützung anderer rechter Splittergruppen.
Nach der Machtergreifung 1933 emigrierte Strasser zunächst nach Österreich, später wechselte er in die Schweiz und nach Portugal. 1943 wanderte er nach Kanada aus. Aus der Emigration heraus griff er in Publikationen die Herrschaft der NSDAP in Deutschland an. Weiterhin vertrat er das politische Leitbild eines Sozialismus auf deutscher Basis (siehe seiner Schrift "Aufbau des deutschen Sozialismus", 1932 veröffentlicht und 1936 ergänzt) und warf Hitler den Verrat an der eigentlichen nationalsozialistischen Ideologie vor. Strasser sah Thomas Masaryk als tscheschischen Ur-Nationalsozialisten und hat darüber auch das Buch "Europa von Morgen" verfasst, erschienen 1939 im Schweizer Exil. Motto von Masaryk war "Jesus nicht Cäsar", was Otto Strasser als Christen persönlich zusagte. 1938 im Jahr der Reichskristallnacht veröffentlichte Otto Strasser mit dem Weltbühne-Autor Kurt Hiller die "Prager Erklärung", ein nationalrevolutionäres Manifest das sich gegen den Hitler-Staat und für ein neues Deutschland aussprach. Nach dem Krieg veröffentlichte Strasser 1948 unter dem Titel Hitler und ich seine Erinnerungen. Erst eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts ermöglichte ihm 1955 die schon früher angestrebte, bis dahin aber verweigerte Rückkehr nach Deutschland. Versuche einer erneuten politischen Betätigung, wie 1956 mit der Partei „Deutsch-Soziale Union“ (DSU), blieben erfolglos. 1962 schrieb Otto Strasser eine Zusammenfassung seiner politischen Tätigkeit, Der Faschismus, in der sich Strasser auch als Anhänger von Bert Brecht outete, der neben der Dreigroschenoper, auch das Aufbaulied der FDJ, in der DDR (1948), verfasst hatte und damit selber sozialistisches Profil zeigte.
Strasser zog sich bis zu seinem Tod 1974 ins Privatleben zurück.
Literatur
- Günter Bartsch: Zwischen drei Stühlen, Otto Strasser : eine Biografie. Bublies, Koblenz 1990, ISBN 3-926584-06-8
- Kurt Gossweiler: Die Strasser-Legende : Auseinandersetzung mit einem Kapitel des deutschen Faschismus. Ed. Ost, Berlin 1994, ISBN 3-929161-16-8
- Otto Strasser: Der Faschismus : Günter Olzog Verlag München Wien, 1965
- Otto Strasser: Hitler und Ich : Johannes Asmus Verlag Konstanz, 1948, DEP. No. 7644/16.500
Weblinks
- Vorlage:PND
- Biographie Otto Strassers auf einer Webseite des Deutschen Historischen Museums, Berlin
- Profil der DSU (1956-1962) beim apabiz, Berlin
Personendaten | |
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NAME | Strasser, Otto Johann Maximilian |
KURZBESCHREIBUNG | nationalsozialistischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 10. September 1897 |
GEBURTSORT | Geisenfeld (Oberbayern) |
STERBEDATUM | 27. August 1974 |
STERBEORT | München |