Ein Netz oder eine Moore-Smith-Folge stellt in der Topologie (einem Teilgebiet der Mathematik) eine Verallgemeinerung einer Folge dar. Der Begriff geht auf Eliakim Hastings Moore und H. L. Smith zurück. Mit Cauchynetzen lassen sich uniformen Räumen, die das Erste Abzählbarkeitsaxiom nicht erfüllen, also als topologische Räume keine abzählbare Umgebungsbasis besitzen, vervollständigen.
Definitionen
Für eine gerichtete Menge
und eine Menge
ist ein Netz eine Abbildung
. Meist schreibt man analog zu Folgen
.
Da die natürlichen Zahlen mit der gewöhnlichen Anordnung eine gerichtete Menge bilden, sind Folgen spezielle Netze.
Teilnetz
und
seien gerichtete Mengen,
ein Netz in
und
eine Abbildung, die der folgenden Bedingung genügt:

heißt dann Teilnetz des Netzes
.
Konvergenz
Ist
ein topologischer Raum, so definiert man wie bei Folgen: Ein Netz heißt konvergent gegen
, wenn gilt:

Man schreibt dann
oder
. Die formale Definition lässt sich so umschreiben: Für jede Umgebung von x gibt es einen Anfangsindex i0 in der gerichteten Menge I, so dass Glieder des Netzes mit Index i nach
in der vorgelegten Umgebung enthalten sind.
Cauchynetz
Ist
ein uniformer Raum, so definiert man: Ein Netz auf X heißt Cauchynetz, wenn zu jeder Nachbarschaft
ein Index
existiert, so dass alle Paare von Gliedern des Netzes mit späteren Indizes
von der Ordnung N benachbart sind:
liegen, formal:

Anwendungen
- Ist A eine Teilmenge des topologischen Raumes X, dann ist
genau dann ein Berührpunkt von A (d. h. in der abgeschlossenen Hülle von A enthalten), wenn es ein Netz
mit Gliedern
gibt, das gegen y konvergiert.
- Seien X und Y topologische Räume. Eine Abbildung
ist stetig im Punkt
genau dann, wenn für jedes Netz
in X gilt: Aus
folgt
.
- Die Menge
der Zerlegungen
des reellen Intervalls
,
, wird durch die Inklusion zu einer gerichteten Menge:
:
enthält alle Punkte von
. Für eine reellwertige beschränkte Funktion auf
werden durch die Obersumme
![{\displaystyle \mathbf {O} (f):{\mathcal {Z}}\to {\mathbb {R}};(x_{0},x_{1},x_{2},\ldots ,x_{n})\mapsto \sum _{j=1}^{n}(x_{j}-x_{j-1})\cdot \sup _{x\in [x_{j-1},x_{j}]}f(x)}](/media/api/rest_v1/media/math/render/svg/f10bdb24c384104dfb1e704296875a491eae1e04)
- und die Untersumme
![{\displaystyle \mathbf {U} (f):{\mathcal {Z}}\to {\mathbb {R}};(x_{0},x_{1},x_{2},\ldots ,x_{n})\mapsto \sum _{j=1}^{n}(x_{j}-x_{j-1})\cdot \inf _{x\in [x_{j-1},x_{j}]}f(x)}](/media/api/rest_v1/media/math/render/svg/9257b0b226267e58514ad07d388c2d73173b59d1)
- zwei Netze definiert. Die Funktion f ist genau dann Riemann-integrierbar auf
, wenn neide Netze gegen die gleiche reelle Zahl c konvergieren. In dem Fall ist
.
Literatur
- E. H. Moore, H. L. Smith (1922): A General Theory of Limits. American Journal of Mathematics 44 (2), 102–121
- Lydia Außenhofer: Mengentheoretische Topologie.