Belle Époque


Belle Époque [frz. für „schöne Epoche“) ist ein retrospektives Chrononym für eine von sozialen, wirtschaftlichen, technologischen und politischen Fortschritten geprägte Periode von etwa drei Jahrzehnten und umfasst die 1880er, 1890er und 1900er Jahre um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die Belle Époque wird hauptsächlich als eine durch Frieden, wirtschaftlichem Wachstum und Wohlstand gekennzeichnete Kulturepoche in Europa, insbesondere in Frankreich verstanden.[1] In England spricht man vom späten Viktorianischen Zeitalter und der Edwardianischen Epoche, in Deutschland von der Gründerzeit und dem Wilhelminismus, in den USA vom Gilded Age. Der französische Ausdruck Belle Époque wird in den meisten europäischen Ländern verstanden und auch verwendet. Für die Zeit vor der Jahrhundertwende ist auch der Begriff Fin de Siècle („Jahrhundertende“) gebräuchlich. Diese zeitgenössischen Epochenzuschreibungen kennzeichnen einen Zeitraum, der mehr in seiner Ambivalenz als in seiner Ganzheitlichkeit begriffen werden kann.[2]
] (Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 gilt als Ende der Belle Époque.[3][4][5]
Historischer Kontext
Politik und Wirtschaft
Auf den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 folgte eine ungewohnt lange Zeit des Friedens in Europa. Der Frieden ermöglichte einen nachhaltigen Aufschwung von Wirtschaft und Kultur in den europäischen Kernländern Vereinigtes Königreich, Frankreich, Belgien, Deutsches Reich, Italien und Österreich-Ungarn. Zugleich waren diese Jahrzehnte auch das Zeitalter des Imperialismus.
Als wesentliche Triebkraft für den wirtschaftlichen Aufschwung wirkte die zweite Welle der Industriellen Revolution, mit Schwerpunkten in der chemischen Industrie, der Elektrotechnik, der Stahlindustrie und im Verkehrswesen. An den Standorten der Fabriken wuchsen neue oder größere städtische Ballungsräume. Damit entstanden besondere Gesundheitsprobleme, aber auch neue Ansätze zu ihrer Lösung.
Die Arbeiterschaft organisierte sich in Gewerkschaften und politischen Parteien, den Vorgängerparteien der Parti Socialiste (PS) in Frankreich, der Labour Party in England, der SPD in Deutschland und der SDAP in Österreich. Diese Organisationen gewannen bis 1914, trotz mancher Rückschläge, zunehmend Einfluss in ihren Heimatländern.
Die Haltung zur Arbeit änderte sich. In der Industrie rationalisierte man Herstellungsprozesse durch Arbeitsteilung, die Arbeit wurde eintöniger, aber nicht weniger anstrengend. Nachteile im Arbeitsleben wurden zumindest teilweise ausgeglichen durch einen allgemeinen Ertragszuwachs, an dem auch die Arbeiter selbst einen – relativ geringen – Anteil hatten; die Einkommen stiegen zeitweilig deutlich schneller als die Verbraucherpreise.
Wissenschaft und Medizin
Medizin und Hygiene machten Fortschritte, die Säuglingssterblichkeit ging zurück und die Lebenserwartung stieg.
Durch die Arbeit von Physikern und Chemikern gelangen in der Medizin entscheidende Fortschritte, so kam es auf dem Gebiet der Physik zu vielen neuen Erkenntnissen: Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte 1895 die Röntgenstrahlen. Das Ehepaar Marie und Pierre Curie.Radiums isolierten 1898 Radium, indem sie auf der Grundlage der Arbeit von Becquerel arbeiteten, der 1896 die Radioaktivität von Uran nachgewiesen hatte. Mit Bequerel teilten sie sich 1903 den Nobelpreis für Physik für die Entdeckung der Radioaktivität.

Es folgten die Quantentheorie (1900) von Max Planck und Albert Einsteins Relativitätstheorie (1905). 1911 leitete Ernest Rutherford aus Streuversuchen das Rutherford'sche Atommodell ab. Bereits zwei Jahre später – gestützt auf Rutherfords Erkenntnisse – stellte Niels Bohr sein Atommodell auf. Diese neuen Erkenntnisse widersprachen in mehreren Punkten der klassischen Physik, die von Isaac Newton (1643–1727) ausging.
Biologen und Mediziner erkannten endlich die Keimtheorie von Krankheiten, und das Fachgebiet der Bakteriologie wurde begründet. Louis Pasteur entwickelte die Pasteurisierung und einen Impfstoff gegen Tollwut.
Durch die Entwicklung verbesserter Mikroskope ab Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnete sich die Sicht in die Mikrobiologie und der bedeutende Bakteriologe Robert Koch entdeckte den Tuberkulose- und Cholera-Erreger.
Dank Sigmund Freud, der 1890 die Psychoanalyse begründete, kam eine neue Sichtweise über die menschliche Psyche auf, die in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit erfuhr.
Ebenfalls in die Zeit um 1900 fiel die Entstehung der Soziologie, deren Konsolidierung als wissenschaftliche Disziplin durch Personen wie Émile Durkheim, Georg Simmel und Max Weber vorangetrieben wurde.
Mobilität und Technik
Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kann auch als Beginn des Zeitalters der Mobilität angesehen werden.
1880 stellte Werner von Siemens seine Erfindung des ersten elektrischen Aufzugs auf der Pfalzgauausstellung, einer landwirtschaftlich-gewerblichen Messe, in Mannheim vor.[6]

1886 erfand Carl Benz in Mannheim das Automobil. Bereits 1894 fanden in Frankreich auf der Strecke von Paris nach Rouen die ersten Autorennen für die „Wagen ohne Pferde“ statt.[7]
Edouard Michelin erfand in den 1890er Jahren abnehmbare Luftreifen für Fahrräder und Automobile.
Das Straßenbild der Städte wurde zunehmend von neuen Verkehrsmitteln beherrscht, elektrische Straßenbahnen ersetzen die bisherigen Pferdebahnen.
Veranstaltet durch die Gebrüder Skladanowskyfand 1895 in Berlin die weltweit erste verbürgte öffentliche Filmvorführung statt.
Das elektrische Licht begann nach und nach, die Gasbeleuchtung zu verdrängen, in Frankreich wurde die Neonbeleuchtung erfunden.
Bibliotheks- und Dokumentationswesen
Die Belle Époque war eine Zeit der schnellen Industrialisierung und Modernisierung in vielen Bereichen des Lebens, einschließlich des Bibliotheks- und Dokumentationswesens. Mit dem exponentiellen Wachstum des wissenschaftlichen und technischen Wissens wurden effektive und effiziente Methoden zur Organisation und Kategorisierung von Wissen immer dringlicher.
Die Universitätsbibliothek Leipzig, die bereits im 16. Jahrhundert gegründet wurde, wurde während der Belle Époque modernisiert und erweitert, um der zunehmenden Menge an veröffentlichtem Wissen Rechnung zu tragen.

In Großbritannien war die Einführung des Public Libraries Act 1850, der die Gründung von öffentlichen Bibliotheken ermöglichte, von zentraler Bedeutung. In der Belle Époque waren öffentliche Bibliotheken im ganzen Land etabliert und ermöglichten den Zugang zu Wissen und Literatur für eine breitere Bevölkerung.
Paul Otlet und Henri La Fontaine, beide aus Belgien, spielten eine entscheidende Rolle bei der Modernisierung des Bibliotheks- und Dokumentationswesens.[8][9] Sie gründeten 1898 das Internationale Büro für Bibliographie (Bureau International de Bibliographie, BIB) und zogen damit in das Gebäude Mundaneum in Mons, Belgien. Sie führten die Universelle Dezimalklassifikation (UDK) ein, eine erweiterte Version der Dewey-Dezimalklassifikation. Das Ziel der UDK war es, alle menschlichen Kenntnisse in einem koordinierten System zu organisieren.
Gesellschaftlicher und kultureller Kontext

Viele Menschen dieser Periode fühlten sich mehr als zuvor materiell gesichert und waren optimistisch hinsichtlich der politischen, technischen und kulturellen Aussichten. Es ist jedoch nicht angebracht, die Belle Époque nur als eine Zeit des uneingeschränkten Lebensgenusses und der allgemeinen gesellschaftlichen Sorglosigkeit zu sehen. Die große Zahl der Bauern und Landarbeiter hatte kaum Anteil an einer schönen Zeit, dasselbe gilt für die Masse der Industriearbeiter und kleinen Angestellten, die nach einem langen Arbeitstag in ihre trostlosen Hinterhofquartiere zurückkehrten.
Die Belle Époque ereignete sich im Wesentlichen auf den Boulevards der Metropolen, in den Cafés und Cabarets, den Ateliers und Galerien, den Konzertsälen und Salons. Getragen von einem mittleren und gehobenen Bürgertum, das vom technischen und wirtschaftlichen Fortschritt am meisten profitieren konnte. Allerdings war in diesen Milieus innerhalb weniger Jahrzehnten eine erstaunliche hochdynamische kulturelle Entwicklung zu beobachten. Obwohl sie sich gegen Widerstände, in Brüchen, mit Überschneidungen vollzog, konnten sich in diesem Zeitraum Kunst und Kultur – auch eine Kultur der unbeschwerten, öffentlichen Unterhaltung – besonders intensiv und vielfältig weiterentwickeln. Vor allem die Kunst und Kultur haben dieser Epoche ihren glänzenden Namen gegeben.
Die Dreyfus-Affäre, ein Justizskandal, der die französische Politik und Gesellschaft in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts tief spaltete, war auch Ausdruck eines zunehmend offenen Antisemitismus in Teilen der Gesellschaft und stürzte Frankreich in eine schwere politische und moralische Krise.
Aufstieg des Bürgertums
Das Großbürgertum in dieser Zeit war in einer auffallenden Weise selbstbewusst, finanziell auf das Beste aufgestellt und sowohl besitz- als auch erlebnishungrig, ähnlich einer privilegierten Adelsschicht im 18. Jahrhundert. Wer zu dieser elitären Schicht gehörte war bestrebt seinen Status mindestens zu erhalten, wenn nicht gar zu vergrößern. Das Bürgertum emanzipierte sich, gründete Unternehmen und begründete Familiendynastien. Folgerichtig sprach man in Deutschen Kaiserreich auch von der Gründerzeit. Eine geschickte Heiratspolitik trug oftmals noch zur Vermehrung des Reichtums bei und nahm ein Ausmaß an, wie dies vorher nur vom Adel bekannt gewesen war. „Geld kam zu Geld. Schönheit zu Einfluss und Wohlstand zu Macht“ wie Thomas Mann in seinem Roman „Buddenbrooks“ treffend bemerkte. Als Auftraggeber sowie Mäzen des Kunst- und Kulturlebens übernahm das Großbürgertum zunehmend eine Rolle, die der Adel noch im 18. Jahrhundert eingenommen hatte.
Hektik und Muße in der Großstadt
Die "Belle Époque“ ist unbestreitbar städtisch und Pariserisch. Doch Paris hatte sich einen ländlichen Charme bewahrt: In den Dörfern von Montmartre oder Belleville, an den Ufern der Marne oder in den Vororten mit ihren Gärtnereien, die jenseits der alten Stadtbefestigung liegen, ist das Land nicht weit entfernt. Es war auch ein Paris, das ohne seine verschiedenen "Annexe" - die Badeorte Deauville, La Baule, Vichy, Biarritz, Monte Carlo und Cannes, "die mondäne Stadt" - nicht existieren konnte. Die Belle Époque erinnert fast immer an die unbekümmerte und frivole Welt der High Society, an das fröhliche Leben in den Salons, an Weltläufigkeit und das gehobene Leben. Das Publikum ging ins Theater, in die Oper und speiste mit Champagner im Maxim's; die Männer trugen Zylinder und Nelken im Knopfloch, die Frauen weite Röcke und gigantische Hüte.

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zeichneten sich viele Städte durch ein rasantes Bevölkerungswachstum aus, die Großstädte mit ihren Fabriken galten als Hoffnungsort und Moloch zugleich, der seine Bewohner zu verschlingen drohte. Die Städte waren von Luxus und Reichtum auf der einen Seite und großer Armut und Wohnungselend auf der anderen Seite geprägt.
Als Ausgleich zur Hektik der Großstadt entstanden nach dem Vorbild der französischen Hauptstadt Paris in vielen Städten großzügige Grünflächen und Parkanlagen.
Für viele Menschen boten sich bei 3 bis 6 Urlaubstagen im Jahr sowie 10 Stunden Arbeit pro Tag und beengten Wohnverhältnissen kaum Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Die Zeit reichte meist nur, sich am Abend in das Vergnügen der Großstadt mit ihren Kinos und Varietés zu stürzen. Aber auch andere Freizeitvergnügen gewannen zunehmend an Attraktivität wie das Schaufensterbummeln entlang der neuentehenden Kaufhauspaläste, der Besuch von Cafés, Cabarets, Varietés und Bordellen.[10]
Ausflüge in die Natur ebenso wie Gärten und Gartenlokale als Rückzugsorte bzw. Wintergärten für das Großbürgertum erfreuten sich in der Freizeit großer Beliebtheit. Viele Künstler erwarben am Rande der Städte Gartenhäuser und schlossen sich zu Künstlerkolonien zusammen. Unter ihnen finden Aspekte neuer Lebensformen wie Freikörperkultur und die anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners als Alternative zum hektischen Leben der Großstadt zahlreiche Anhänger.
Kaufhäuser


Von Paris aus traten in den 1880er und 1890er Jahren exquisite Warenhäuser nach dem Vorbildern von Galeries Lafayette und La Samaritaine ihren Siegeszug in aller Welt an und galten beim konsumverliebten Publikum schnell als „Achtes Weltwunder“.[11]
Die Vorstufe des Kaufhauses, die Passage, wurde zum Gegenstand einer geschichtsphilosophischen Untersuchung von Walter Benjamin (Das Passagen-Werk).
Die zunehmende Industrialisierung und der damit verbundene Wohlstand des Großbürgertums zum einen sowie der Aufstieg einer kaufkräftigen Mittelschicht zum anderen trugen maßgeblich zum Erfolg der Warenhäuser bei. Viele verschiedene Warenabteilungen und ein erstmals in diesem Ausmaß dargebotenes und breitgefächertes Warenangebot kamen den gesteigerten Ansprüchen und Wünschen der Kunden entgegen. Grundlage für das breitgefächerte Angebot der Kaufhäuser war die Industrialisierung der Warenproduktion im 19. Jahrhundert. Zwar hatte man bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts damit begonnen, unterschiedliche Waren unter einem Dach zu verkaufen, doch erst die Erfindung des Stahlbetons durch Joseph Monier (Patent: 1867), die Industrialisierung und Automatisierung der Glaserzeugung sowie die Verfügbarkeit von elektrischen Aufzugsanlagen ermöglichten den Bau von großen Kaufhäusern und ließen die Belle Époque auch zu einer Epoche der Kaufhäuser werden.
Für die Kaufhäuser charakteristisch war eine große zentrale Eingangshalle mit Freitreppen, die sowohl repräsentativen wie ökonomischen Zwecken diente. Der Kunde sollte bereits beim Eintritt entsprechend beeindruckt werden und gleichzeitig die unterschiedlichen Warenhausabteilungen wahrnehmen. Eine zentrale Eingangshalle öffnete sich zu allen Etagen mit ihren verschiedenen Galerien und Balkonen.
Parallel zum vielfältigen und geschäftigen Innenleben der Kaufhäuser sollte sich der Reichtum und Erfolg der Warenhausunternehmen auch in einer prunkvollen Außenfassade widerspiegeln. Die Hauptfassaden der Kaufhäuser waren mit aufwendigen Giebelkonstruktionen, Türmen und Balkonen, sowie Säulen und reichhaltigen Ornamenten gestaltet. Besonders beliebt waren Stilelemente aus dem Schlossbauwesen, der Renaissance und dem Barock, die viele Kaufhäuser zu baulichen Attraktionen ihrer Stadt werden ließen.
In den Kaufhäusern dieser Zeit begegneten sich Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten, was in dieser Art neu war.
In Deutschland musste die Warenhauskultur durch den Ersten Weltkrieg und die darauffolgende Inflation große Einbußen hinnehmen. Im Dritten Reich wurden viele der jüdischen Kaufhausbesitzer enteignet und ihre Betriebe arisiert.
Neue Frauenfiguren und Femme fatale
In der Belle Époque spielten Frauenfiguren eine zentrale Rolle. Sowohl die Darstellung und Deutung traditioneller Charaktere aus Literatur und Mythologie als auch das sich wandelnde Rollenverständnis der Frau an der Schwelle zur Moderne blieben auch in der Kunst nicht ohne Einfluss.

Zu Ende des 19. Jahrhunderts erwachte im hektischen Großstadtleben der Frauentypus der Femme fatale[12] zu neuem Leben und erregte ein ungeahntes öffentliches Interesse sowie die Aufmerksamkeit von Künstlern. Die Femme fatale war ein Geschöpf der modernen wie hektischen Großstadt. Historische und mystische Frauengestalten wie Salome, Sphinx, Venus und Hexe personifizierten dabei die dämonische Verführerin. Nicht nur die biblische Gestalt der Salome als Sinnbild der Femme fatale par excellence, sondern auch ihr Tanz als verführerisches Element fanden Eingang in die damalige Erotik und beflügelten die Phantasie vieler Künstler. Ob als Rachegöttin, männerverschlingender Vamp oder als monströse Kindsfrau Lulu in Frank Wedekinds Drama „Die Büchse der Pandora“ wurde der Femme fatale stets eine Außenseiterrolle zugeschrieben, was wohl vor allem in ihrer Andersartigkeit, ihrem betörenden und unheilbringendem Charme sowie in der Verkörperung von Sinnlichkeit, Sünde und Lasterhaftig begründet liegt. Im 19. Jahrhundert wurde auch die Kurtisane der Femme fatale zugerechnet.
Während im 18. Jahrhundert die Mätressen der Fürsten als einflussgebend und stilprägend galten, übernahmen diese Rolle im 19. Jahrhundert die Kurtisanen, deren reiche Verehrer ihnen einen luxuriösen Lebensstil ermöglichten. Die Grenzen zwischen Künstlerin und Kurtisane konnten dabei fließend sein. Treffpunkt für Begegnungen mit der großbürgerlichen Welt waren zumeist die Kaffeehäuser und Restaurants, die zunehmend das Straßenbild der Städte bereicherten An diesen Orten wurden Reize zur Schau gestellt und zugleich neuste modische Trends kreiert.
Anders erging es den zahlreichen Straßendirnen. Viele von ihnen kamen in der Hoffnung auf ein besseres Leben vom Land in die Städte. Als ungelernte Arbeiterinnen war ihr Verdienst jedoch oftmals zu gering, um davon leben zu können. Viele Frauen, die als Dienstmädchen, Modistinnen, Blumenfrauen oder Wäscherinnen arbeiteten, verdingten sich nebenher als Gelegenheitsprostituierte, um so ihr Gehalt aufbessern zu können. Viele von ihnen infizierten sich mit der damals häufigsten Geschlechtskrankheit Syphilis oder verfielen, aus Scham über ihre Tätigkeit und den damit verbundenen Peinigungen dem Alkohol.
Kleidung und Mode
Die Mode, vor allem die Damenmode, geriet in dieser Zeit in Bewegung. Von viktorianischem oder wilhelminischem Prunk nach 1900 kam es allmählich auch zur Befreiung aus den Zwängen des bis dahin üblichen Korsetts. In diese Zeit fällt auch die Bewegung zur Entwicklung einer Reformkleidung für Frauen, die sich aber lange nicht durchsetzen konnte. Es ist auch die Zeit, in der der Büstenhalter erfunden wurde.[13]

Die wohlhabenden Damen der Gesellschaft verfügten über eine ausgedehnte Garderobe und wechselten teilweise mehrmals am Tag ihre Kleidung. Dabei wurde zwischen Tages-, Besuchs- und Nachmittagsgarderobe gewechselt und die Garderobe jeweils dem spezifischen Anlass angepasst. Die Kleider waren lang und reichten bis zum Boden. Bein zu zeigen oder gar den nackten Fuß, galt als unsittlich. Edle Stoffe wie Seidensatin, Chiffon, Damast oder Tüll wurden oft in hellen, zarten Farben getragen, verziert mit Spitze und Strass. Sie verkörperten die Romantik, aber auch die Eitelkeit dieser Zeit. Aufgrund der komplizierten Kleider aus vielen verschiedenen Stofflagen, war es den Frauen oft nicht möglich, sich selber an- oder auszuziehen. Es ist kaum verwunderlich, dass sich die Damen nur sehr langsam bewegten und sich so unglaublich anständig benahmen, denn die Materialien, welche sie trugen, waren schwer und nahmen sehr leicht Schaden. Trotz dieser Eingeschränktheit gewann die Frau neue Freiheiten. Der französische Modemacher Paul Poiret befreite sie vom einengenden Korsett, welches ihr zuvor die Taille einschnürte und das Atmen erschwerte. Poirets eigens designtes Kleid, ein Reformkleid, konnte jedoch nur von schlanken Frauen getragen werden. Dies ist auch der Grund, warum die Korsetts nicht verdrängt wurden.[14]
Exotische Kostümfeste erfreuten sich in der High Society der damaligen Zeit großer Beliebtheit, die farbenfrohen Stoffe für die federngeschmückte Turbane und Tunika-artige Gewänder wurden mit den Anilinfarben der BASF in Ludwigshafen gefärbt.
Auf der Weltausstellung Paris 1900 hinterlässt die französische Haute Couture einen bleibenden Eindruck und sichert Paris bis zum heutigen Tag einen führenden Platz auf der Liste der wichtigsten und einflussreichsten Modestädte der Welt.
Für die Belle Époque typisch war die ausgeprägte Hutkultur und die elegante Kleidung der bürgerlichen Klasse. Hüte galten ebenso wie Schirm und Handschuhe als absolutes Muss, es war daher für Frauen undenkbar, ohne diese modischen Accessoires auf die Straße zu gehen. Bei den Männern wurde der Zylinder zum modischen Symbol. Im Sommer bzw. im Urlaub und bei Freizeitaktivitäten wurde der Zylinder häufig durch die Melone oder den flachen Strohhut, wegen seiner Form auch „Kreissäge“ oder „Butterblume“ genannt, ersetzt.
Im Gegensatz zur farbenfrohen Kleidung der Damen herrschte bei den Herren Einheitsgrau bzw. Schwarz/Weiß vor.
Im Deutschen Kaiserreich galt die Uniform für den Herrn als ausgesprochen attraktiv und kleidsam und machte ihn erst zum Mann. Diese Vorstellung entsprach dem gesellschaftlichen Klima des wilhelminischen Zeitalters, das für Militär und Untertanengeist äußerst empfänglich war. Carl Zuckmayer mit seinem Schauspiel „Der Hauptmann von Köpenick“ und Heinrich Mann mit seinem Roman „Der Untertan“ haben diesen Zeitgeist literarisch treffend persifliert.
Im eklatanten Gegensatz zur Garderobe des wohlhabenden Bürgertums stand hingegen die Kleidung der Arbeiter und Bediensteten. Diese wurde solange angezogen und weitergereicht, bis sie so beschädigt war, dass sie nicht mehr getragen oder ausgebessert werden konnte.[15] Der Stoff wurde jedoch auch dann nicht weggeschmissen, sondern an Lumpensammler weiterverkauft.
Weltausstellungen und Tourismus


Aufgrund der schon weit entwickelten Verkehrsnetze und sinkender Tarife, der vermehrten Freizeit (des Bürgertums) und der gestiegenen finanziellen Kapazitäten wurden Vergnügungsreisen und Fernreisen immer attraktiver. Beliebte Reiseziele waren unter anderem die Weltausstellungen (Beginn 1851 in London). Eine besonders imposante Weltausstellung fand 1889 in Paris statt: Der Eiffelturm, als Eingangstor für die Weltausstellung 1889 gebaut, war eine Sensation und wurde zum Symbol von Paris, sowohl für die Einwohner als auch für Besucher aus aller Welt.
Die Weltausstellung 1900 in Paris sollte alles bisher Dargewesene in den Schatten stellen.
Immer mehr internationale Verbände wurden gegründet und die Zahl internationaler wissenschaftlicher Konferenzen nahm deutlich zu. 1896 wurden in Athen die ersten Olympischen Spiele seit der Antike mit großem Erfolg durchgeführt.
Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden zahlreiche Grand Hotels – nicht nur in den Metropolen, sondern auch an anderen Treffpunkten der zahlungskräftigen Gesellschaft. Dies waren vor allem Kurorte (Seebäder, Luftkurorte), zudem häufig an landschaftlich besonders reizvoller Stelle (Alpenpässe, Seeufer, Meeresküsten usw.). Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verband die Eisenbahn alle großen europäischen Städte mit Kurorten wie Biarritz, Deauville, Vichy, Arcachon und der Côte d’Azur. Im Zuge der Erschließung solcher Regionen durch die Eisenbahn wurde eine Reihe von Grand Hotels als Eisenbahnhotel von den damaligen meist privaten Eisenbahngesellschaften errichtet.
Um das Jahr 1900 hatte die damalige Weltkurstadt Wiesbaden die höchste Grand-Hotel-Dichte weltweit (ca. 30 bei ca. 100.000 Einwohnern).
Entdeckung und Faszination des Fremden
Völkerschauen und koloniale Machtbestrebungen der einzelnen europäischen Nationen verstärkten die Neugier an fremden Völkern und exotischen Ländern, hinzu kam die Faszination für eine bis dahin unbekannte Welt und eine verklärte Sicht auf diese.
Die fortschreitende Entwicklung der Eisenbahn und der Dampfschifffahrt ermöglichte es vor allem den oberen Gesellschaftsschichten um die Jahrhundertwende, in ferne Länder zu reisen und diese zu erkunden. Seit 1883 verkehrte der Orientexpress vom Pariser Gare de l'Est nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul und brauchte für die Fahrt rund 80 Stunden.[16] Der bereits 1869 eröffnete Suezkanal verkürzte die Schifffahrtsrouten von Europa nach Asien.
Der orientalische Stil erfreute sich großer Beliebtheit und hielt auch Einzug in das Ambiente großbürgerlichen Wohnens. Die damalige Orientbegeisterung durchdrang zahlreiche Bereiche des ästhetischen wie kulturellen Lebens der großbürgerlichen Gesellschaft und betraf den Wohnstil, die Kleidung sowie Badeanstalten und Thermalbäder.
Exotische Kostümfeste galten in der großbürgerlichen Gesellschaft als letzter Schrei.
Für diejenigen, die sich keine Reisen in fremde Länder leisten konnten, vermittelten zumindest in Deutschland die Romane und Reisebeschreibungen Karl Mays bildreiche Vorstellungen von der exotischen Welt.
Die Belle Époque als Blütezeit von Kultur und Kunst
Tanz

Die Zeit vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit ihrem rasanten Tempo voller technischer Entwicklungen, sich verändernden Lebensformen und sozialer Gegensätze kann mit einem „Tanz auf dem Vulkan“ verglichen werden[17]. Viele Künstler litten in dieser Zeit an der Modekrankheit Neurasthenie und strebten nach künstlerischer Erneuerung. Dem Tanz galt dabei eine besondere Aufmerksamkeit sowohl auf der Bühne als auch in der Kunst. Neue Entwicklungen zeichneten sich dabei im modernen Ausdruckstanz der Amerikanerinnen Loïe Fuller (1862–1928) sowie Isadora Duncan (1877–1927) ab. Die Ballets Russes von Sergej Diaghilew machten den Balletttänzer Vaslaw Nijinsky (1888–1950) berühmt und etablierten die moderne Balletttechnik. Die obengenannten Tänzerinnen und Tänzer revolutionierten die Tanzkunst und animierten gleichzeitig Künstler wie Toulouse-Lautrec zu künstlerischen Darstellungen aus der Welt des Tanzes.
Musik
Musikalisch war die Belle Époque von der Salonmusik geprägt, es handelte sich dabei nicht um ernste Musik, sondern vor allem um kurze Stücke, die für ein allgemeines Publikum gedacht waren. Auch die Operette erlebte mit Komponisten wie Johann Strauß III, Emmerich Kálmán und Franz Lehár einen Höhepunkt ihrer Popularität.
In Frankreich waren es in dieser Zeit Komponisten wie Claude Debussy mit Prélude à l'après-midi d'un Faune (1894) und La mer (1905) sowie Maurice Ravel mit Pavane pour und infante défunte (1899) und Gaspard de la nuit (1908), die den Impressionismus in der Musik etablierten.

In Österreich und Deutschland waren Gustav Mahler (2. Sinfonie (1895), Symphonie der Tausend (1906)) Richard Strauss (Also sprach Zarathustra, Salome) und Arnold Schoenberg (Verklärte Nacht (1899), Pierrot Lunaire (1912)) führend in der Romantik, Spätromantik sowie der Zweiten Wiener Schule und der Zwölftontechnik.
In Russland prägten die Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski mit Die Nussknacker (1892) und Sergei Rachmaninoff mit Die Toteninsel (1909) die Musik der Epoche.
In England war es Edward Elgar der mit den Enigma Variations (1899) und mit den Pomp and Circumstance Marches (1901) die Musikszene dominierte.
In Italien war es Giacomo Puccini, einer der wichtigsten Opernkomponisten des Verismo, der mit den Werken La Bohème (1896), Tosca (1900) und Madama Butterfly (1904) die Musik der Belle Époque prägte.
In der geschwungenen und verspielten Formensprache des Jugendstils fanden zudem die ausdrucksstarken Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer ihren Niederschlag und dienten dabei teilweise als Vorlage, so gilt die Bronzelampe von François-Raoul Larche in Gestalt der Tänzerin Loïe Fuller, die mit ihren eindrucksvollen Schleiertänzen ganz Paris begeisterte, als eine der Ikonen des Jugendstils.
Literatur und Theater
In der Belle Époque erlebte die europäische Literatur einen großen Wandel. Der literarische Realismus und Naturalismus erreichten neue Höhen. Zu den bekanntesten französischen Vertretern des Realismus und Naturalismus gehören Guy de Maupassant und Émile Zola. Der Realismus entwickelte sich allmählich zum Modernismus, der in den 1890er Jahren aufkam.
Die Literatur der Periode erstreckt sich vom Naturalismus über den Impressionismus und Symbolismus zum Expressionismus (Émile Zola, Marcel Proust, Anton Tschechow, Henrik Ibsen, Gerhart Hauptmann, Rainer Maria Rilke).

Mit Nana (1880) und Germinal (1885) lieferte Émile Zola wichtige Werke des Naturalismus.
In Großbritannien und Irland war Oscar Wilde berüchtigt für seine scharfsinnigen Werke (Das Bildnis des Dorian Gray (1890) und sein tragisches Leben. Thomas Hardy wurde bekannt durch seine Darstellung des ländlichen Lebens und der sozialen Veränderungen (Tess von den D'Urbervilles (1891).
Thomas Mann begann seine Karriere während der Belle Époque mit Buddenbrooks (1901) und Der Tod in Venedig (1912).
Anton Tschechow wurde bekannt durch seine Kurzgeschichten und Dramen. Wichtige Werke: Die Möwe (1896), Onkel Wanja (1899), Fjodor Dostojewski durch Die Brüder Karamasow (1880).
Fotografie und Film
Die Fotografen Eugène Atget, Jacques Henri Lartique, Heinrich Kühn, Alfred Stieglitz und Edward Steichen halfen, die Fotografie als Kunstform zu etablieren und ihre Techniken und Ästhetik zu entwickeln.
Die Anfänge des Kinos fallen ebenfalls in diese Zeit. Frankreich war führend in der frühen Kinotechnologie. Der Cinématographe wurde in Frankreich von Léon Bouly erfunden und von den Brüdern Auguste und Louis Lumière, die auch die ersten Filmvorführungen der Welt veranstalteten, in Betrieb genommen. Die Gebrüder Lumière brachten viele weitere Innovationen in der Kinematographie hervor. In Großbritannien gilt William Friese-Greene als einer der Väter des britischen Films. In Deutschland gelten Die Gebrüder Skladanowsky als Pioniere des Films. Das Kino entwickelte sich nach und nach zu einer Vergnügungsstätte der Massen und zum größten Konkurrenten des Varietétheaters. Von dem Publizist Victor Noack wurde das neue Medium Film noch 1909 als „geistige Volksvergiftung großen Stils“ und „Orgie der Geschmacklosigkeit“ verunglimpft.[18] Dies konnte dem Erfolg des Films jedoch keinen Abbruch tun. Von einer Attraktion in Jahrmarktbuden startete der Film Ende des 19. Jahrhunderts seinen Siegeszug in die Welt.
Bildende Kunst

Die Belle Époque war eine Ära, in der der Impressionismus, der Post-Impressionismus und der Symbolismus in Frankreich besonders dominant waren. Künstler wie Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Paul Gauguin, Jean Béraud und Henri Matisse prägten diese Zeit. In Deutschland und Österreich sah man die Entwicklung des Expressionismus und des Wiener Jugendstils. Wichtige Künstler dieser Zeit waren Gustav Klimt, Egon Schiele und Emil Nolde.
In der Bildenden Kunst vom Impressionismus über den Jugendstil zum Kubismus (beispielhafte Vertreter der drei Stilrichtungen: Paul Cézanne, Gustav Klimt, Pablo Picasso).
Die Weiterentwicklung der Farblithographie, vor allem durch Jules Chéret und Henri de Toulouse-Lautrec in Paris, ermöglichte den preiswerten Druck attraktiver Plakate. Als „Kunst der Straße“, der man ästhetisch und sogar moralisch veredelnde Massenwirkung zutraute, riefen sie enthusiastisches Interesse hervor; in Frankreich vorübergehend auch eine weit verbreitete Sammelleidenschaft.
Architektur und Design

Früher als anderswo, schon in den 1860er Jahren, hatte in England eine Reformbewegung für das Kunsthandwerk begonnen, die später auf dem Kontinent aufgenommen wurde. Ihr Ziel war, Möbel und Wohnräume vom überladenen Dekor historischer Zitate zu befreien und einen neuen Stil zu finden. Auf Repräsentation sollte weniger Wert gelegt werden als auf die sachlichen Erfordernisse des Wohnens. Der deutsche Kunstpädagoge Alfred Lichtwark formulierte 1896: „Alle Kunstpflege muss im Hause beginnen“ und „Habe nichts in deinem Haus, das du nicht zweckmäßig findest oder für schön hältst.“
Architektur und Design in Großbritannien waren geprägt von der Arts and Crafts-Bewegung, vertreten durch Architekten wie Charles Rennie Mackintosh und Künstler wie William Morris. Ziel der Arts and Craft-Bewegung war die Aufhebung der strikte Trennung zwischen den hohen Künsten (fine arts), wie Malerei, Bildhauerei und Architektur sowie den angewandten Künsten, wie Innenausstattung, Design, Stoffdruck, Schmuck und Buch-Illustration, also allen Erscheinungsformen des Kunsthandwerks.
Auf den Jugenstil übte die Arts and Crafts-Bewegung, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts in England gebildet hatte, einen entscheidenden Einfluss aus. Die Kunstrichtung des Jugendstils, die um 1890 aufkam, trat gegen den vorherrschenden Geschmack des Historismus an. Obwohl es in Europa zu unterschiedlichen nationalen Ausprägungen kam, ist der Jugendstil im Allgemeinen durch eine stark bewegte pflanzliche oder geometrische Ornamentik gekennzeichnet. Eine Erneuerung der Kunst sollte anders als im Historismus nicht aus der Geschichte, sondern aus der Natur und ihrer Formenwelt erfolgen. Viele Künstler des Jugenstils verfolgten daher die Idee, alle Gegenstände des Alltags, aber auch die Architektur nach einheitlichen Formvorstellungen zu gestalten.
In Frankreich und Belgien entwickelte sich der Jugendstil oder Art Nouveau mit Hector Guimard und Victor Horta. In Katalonien der Modernisme mit dessen Hauptvertreter Antoni Gaudí.
In Österreich waren es Otto Wagner und Joseph Maria Olbrich der Wiener Secession, die Architektur und Design prägten. In Deutschland war der Architekt, Designer und Mitbegründer des Deutschen Werkbundes Peter Behrens Vorreiter der sachlichen Architektur und des Industriedesigns.
Das Ende der Belle Époque
Die Zeit eines weithin sorglosen Lebensgefühls endete spätestens mit Kriegsbeginn 1914. Der Schlusspunkt der Belle Époque kann aber auch bereits schon 1912 gesetzt werden: Mit dem Untergang der Titanic ging symbolisch auch der naive Glaube an die Allmacht der Technik unter. Auch die erkennbaren Vorzeichen eines neuen, großen Krieges trugen dazu bei, dass aus dem Vertrauen in die Zukunft Unsicherheit und Angst wurden. Erste kritische Stimmen, etwa seitens der Lebensreform und in der Kunst[19] hatte es jedoch bereits auch schon vorher gegeben.
Siehe auch
Museen und Wechselausstellungen
- Museum Zeughaus: Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche[20] - Dauerausstellung in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim.
- Belle Epoque Zentrum[21], Blankenberge.[22]
- Belle-Époque-Museum[23], Waldhaus Flims.
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- La Bohème. Toulouse-Lautrec und die Meister von Montmartre[24], Ausstellung im Kurpfälzischen Museum Heidelberg vom 5. März 2023 bis 11. Juni 2023.
- 1914 – Das Ende der Belle Époque[25], Ausstellung im Bröhan-Museum vom 15. Mai 2014 – 31. August 2014.
- Belle Époque. Toulouse-Lautrec, Chéret, Steinlen und weitere Meister französischer Plakatkunst[26], Ausstellung im Buchheim Museum vom 21. Oktober 2007 bis 13. April 2008.
- La Belle Époque, The Metropolitan Museum New York, 1983. Youtube.
Literatur
- Tanja Warring: Zwischen Belle Époque und Neuer Zeit. Das Künstlerpaar Bertha Malzacher-Jung und Otto Jung. Schwabe Verlag 2022. ISBN 978-3-7965-4550-4.
- Arnaud-Dominique Houte: Les peurs de la belle Époque. Crimes, attentats, catastrophes et autres perils. Tallandier 2022. ISBN 979-10-210-5170-6.
- Alice Bravard: La vie mondaine à la Belle Époque. Nouvelle Monde 2022. ISBN 978-2-38094-318-4.
- Jean-Louis Festjens (Hrsg.): L'Illustration. La Belle Époque 1889–1914: La Belle époque telle que les Français l'ont vécu. Michel Lafon 2022. ISBN 978-2-7499-5136-2.[27]
- Dominique Kalifa: The Belle Époque. A Cultural History, Paris and Beyond. Columbia University Press 2021, ISBN 978-0-231-55438-1.
2011 bis 2020:
- Shearer West: Fin de Siècle, Gilded Age, or Belle Époque: Different Endings to the Same Century, in: Jane Desmarais, David Weir (Hrsg.): The Oxford Handbook of Decadence, Oxford University Press 2020, ISBN 978-0-19-006695-6.
- Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, hrsg.: Hermann Wiegand, Alfred Wieczorek, Christoph Lind, Morio Verlag 2019, ISBN 978-3-945424-80-3.
- Sonja Duska: Modegeschichten. Die Damenwelt des 19. Jahrhunderts, Morio Verlag 2019, ISBN 978-3-945424-73-5.
- Thomas Bauer-Friedrich, Robert Fajen, Ralph Ludwig (Hrsg.): Die schöne Zeit. Zur kulturellen Produktivität von Frankreichs Belle Époque, transcript Verlag 2018, ISBN 978-3-8376-3901-8.
- Bertram M. Gordon: The Emergence of France as a Tourist Icon in the Belle Époque, in: Bertram M. Gordon: War Tourism. Second World War France from Defeat and Occupation to the Creation of Heritage, Cornell University Press 2018, ISBN 978-1-5017-1589-1.
- Dominique Kalifa: La véritable histoire de la Belle Époque. Fayard, Paris 2017, ISBN 978-2-213-65529-1.
- Mary Mcauliffe: Twilight of the Belle Époque. The Paris of Picasso, Stravinsky, Proust, Renault, Marie Curie, Gertrude Stein and their Friends through the Great War. Rowman & Littlefield 2017. ISBN 978-1-4422-7613-0.
- Dominique Kalifa: «Belle Époque»: invention et usages d’un chrononyme. In: Revue d’histoire du XIXe siècle. 52, 2016, S. 119–132.
- Renate Schuster, Ralf Michael Schupsky: Fußball und die Belle Époque. Entstehung der Fußballclubs und die Zeit des Jugendstils, Saarbrücken 2015.
- Tobias Hoffmann (Hrsg.): 1914 – Das Ende der Belle Époque. Ausstellungskatalog Bröhan-Museum Berlin. Wienand Verlag 2014, ISBN 978-3-86832-227-9.[28]
- Philipp Blom: Der taumelnde Kontinent. Europa 1900–1914, München 2014, ISBN 978-3-446-23292-1.
- Mary Mcauliffe: Dawn of the Belle Époque. The Paris of Monet, Zola, Bernhardt, Eiffel, Debussy, Clemenceau and their Friends. Rowman & Littlefield 2014. ISBN 978-1-4422-0928-2.
- Rachel Mesch: Having It All in the Belle Epoque. How French Women's Magazines Invented the Modern Woman, Stanford University Press 2013, ISBN 978-0-8047-8713-0.
- Paul Fryer (Hrsg.): Women in the Arts of the Belle Epoque. Essays on Influential Artists, Writers and Performers. McFarland & Co 2012. ISBN 978-0-7864-6075-5.
- Dominique Lejeune: La France de la Belle Époque: 1896–1914. 6., revidierte Auflage. Armand Collin, Paris 2011, ISBN 978-2-200-24892-5.
2000 bis 2010:
- Beat Wyss: Bilder von der Globalisierung. Die Weltausstellung von Paris 1889. Insel-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-458-17485-1.
- Philipp Blom: Der taumelnde Kontinent. Europa 1900–1914. (Originaltitel:The Vertigo Years. Change and Culture in the West, 1900–1914), München 2009.
- Diana Holmes, Carrie Tarr (Hrsg.): A Belle Epoque? Women and Feminism in French Society and Culture 1890–1914. Berghahn Books 2006, ISBN 978-0-231-55438-1.
- Sabine Welsch: Ausstieg aus dem Korsett. Reformkleidung um 1900. 2. Auflage. Häußer, Darmstadt 2003, ISBN 3-89552-082-9.
- Jürgen Döring: Toulouse-Lautrec und die Belle Époque. Prestel 2002. ISBN 978-3-7913-2805-8.
- Michel Winock: La Belle époque: la France de 1900 à 1914. Pour l’histoire, Paris 2002, ISBN 2-262-01667-4.
- Günter Erbe: Dandys – Virtuosen der Lebenskunst. Eine Geschichte des mondänen Lebens. Böhlau 2002. ISBN 978-3-412-05602-5.
vor 2000:
- Werner Ross: Bohemiens und Belle Époque. Als München leuchtete. Siedler Verlag 1997. ISBN 978-3-88680-611-9.
- Renate Ulmer; Lee Traynor (Übersetzung); Annie Doehner (Übersetzung): Jugendstil in Darmstadt, Roether Verlag Darmstadt 1997.
- Ursula E. Koch, Markus Behmer: Grobe Wahrheiten – Wahre Grobheiten, Feine Striche – scharfe Stiche. Jugend, Simplicissimus und andere Karikaturen-Journale der Münchner Belle Époque als Spiegel und Zerrspiegel der kleinen wie der großen Welt. Verlag Reinhard Fischer 1996. ISBN 978-3-88927-198-3. Katalog zur Ausstellung des Instituts für Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) der LMU München.
- Jürgen Schultze, Ursula Bode (Hrsg.): Paris – Belle Époque. Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München, 16. Dezember 1994 bis 26. Februar 1995. Hirmer Verlag 1994, ISBN 978-3-7774-6570-8.
- Jean-Kyeong Hong: Die Folgen der industriellen Revolution für die Baukunst: der Entwicklungsprozess der neuen Bautypen zwischen Coalbrookdalebrücke 1779 und Eiffelturm 1889, [Köln] 1994, DNB 943067499 (Dissertation Universität Köln 1994, 159 Seiten).
- Catherine Join-Diéterle: Die Pariser Mode der Belle Époque, in: Paris - Belle Époque, Ausstellungskatalog Kulturstiftung Ruhr, Villa Hügel Essen, Recklinghausen 1994, S. 55–70.
- Iris Kronauer: Zur Faszination von Technik. Elektrizität auf der Pariser Weltausstellung von 1900 und das Urteil deutscher Kommentatoren. MA, TU Berlin, 1993.
- Hermann Schreiber: Die Belle Époque. Paris 1871-1900, München 1990.
- Jeffrey D. Needell: A Tropical Belle Époque. The Elite Culture of Turn-of-the-Century Rio de Janeiro. Cambridge University Press 1987.
- Anita Ulrich: Bordelle, Strassendirnen und bürgerliche Sittlichkeit in der Belle Epoque. Eine sozialgeschichtliche Studie der Prostitution am Beispiel der Stadt Zürich. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft der Stadt Zürich, Band 52, Heft 3, 1985. ISBN 3-906399-00-1.[29]
- Stephen Kern: The Culture of Time and Space 1880 – 1918. Harvard University Press 1983, ISBN 0-674-02169-X.
- Philippe Jullian, Diana Vreeland: La Belle Époque, The Metropolitan Museum of Art 1982. ISBN 0-87099-329-1.[30]
- Willy Haas: Die Belle Epoque (= Große Kulturepochen in Texten, Bildern und Zeugnissen. Band 8). Hueber, München 1977, ISBN 3-19-001306-3.
- Jost Hermand: Der Schein des schönen Lebens. Studien zur Jahrhundertwende (Athenäum Paperbacks Germanistik; 12). Frankfurt am Main 1972.
- Hans Jürgen Hansen (Hrsg.): Das pompöse Zeitalter. Zwischen Biedermeier und Jugendstil, Oldenburg/ Hamburg 1970.
- Roger Shattuck, René Char (Fotos): Die Belle Epoque. Kultur und Gesellschaft in Frankreich 1885–1918. Originaltitel: The Banquet Years; übersetzt von Erich Krois. Piper, München 1963, DNB 454677294.
- Karl Epting: Frankreichs goldene Jahre. La Belle Époque, Stuttgart 1962.
Weblinks
- Belle Epoque allgemein (Texte deutsch, französisch, englisch, italienisch; sehr umfangreiche Seite; ausführliche Synopsis 1870–1914, dreisprachig; Bildbeispiele für Architektur und Plakate; Darstellung der frühen Jahre des Films).
- The Dark Side of the Belle Époque, EU Projekt PREWArAs.
- 10 Fascinating Facts About the Belle Époque, fiveminutehistory.com.
- Die Belle Époque – Kulturphänomen Jahrhundertwende, Bayern 2 | radioWissen. Podcast von Michael Reitz, Ausstrahlung am 3. August 2021.
- Von der Belle Époque zum großen Krieg, Tanya Lieske über den Epochenroman „Das Buch der Kinder“ (2011) von A.S. Byatt. Deutschlandfunk, 5. Februar 2012.
- Die „Belle Époque“ in Italien, Thomas Migge, Deutschlandfunk vom 30. August 2006.
- What was "La Belle Époque"? (Part 1), Paul Sargent, Youtube.
- What was "La Belle Époque"? (Part 2), Paul Sargent, Youtube.
- A trip through Paris, France, late 1890s, Denis Shiryaev, Youtube.
Einzelnachweise
- ↑ Was the Belle Époque in France really that "belle"? In: offbeatfrance.com. Abgerufen am 25. Juli 2023.
- ↑ Ambivalenz und Verschmelzung im "Jugendstil". Publikationsorgan des Monats "Jugend (1896–1940). Arbeitsstelle für Geschichte der Publizistik - Historisches Institut, Universität zu Köln, 2. Juni 2022, abgerufen am 28. Juli 2023.
- ↑ Belle Epoque oder wie schön ist es wirklich? zeitklicks.de, abgerufen am 18. Juli 2023.
- ↑ Albert Tanner: Belle Époque. Historisches Lexikon der Schweiz, 23. Mai 2002, abgerufen am 18. Juli 2023.
- ↑ Die Zeit um 1900 oder Was ist Belle Époque? In: badnauheim.tour-de-kultur.de. Abgerufen am 18. Juli 2023.
- ↑ Vgl., Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 30.
- ↑ Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 41.
- ↑ Frank Hartmann: Paul Otlets Hypermedium. Dokumentation als Gegenidee zur Bibliothek. LIBREAS. Library Ideas, 2015, abgerufen am 28. Juli 2023.
- ↑ Meike Laaf: Netzvisionär Paul Otlet: Googles genialer Urahn. In: spiegel.de. 20. Juli 2011, abgerufen am 31. Juli 2023.
- ↑ Vgl.,Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 12.
- ↑ Vgl., Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 30.
- ↑ Göttin, Sünderin, Femme fatale –Ausstellung im Palazzo Martinengo in Brescia. In: belvederemagazin.ch. 1. März 2022, abgerufen am 25. Juli 2023.
- ↑ Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 121.
- ↑ Laura Kipfer: Damenmode des 20. Jahrhundert – Die 1900er-Jahre – Belle Epoque. In: fashion-world.biz. Abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Mode: Kleider machen Leute Zwischen 1880 und 1914 änderten sich in der Gesellschaft die Ansichten darüber, was geschmackvolle (Damen-)Mode ist, immer wieder. In: srf.ch. 7. August 2014, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Vgl., Andreas Krock: Mannheims Belle Époque. Tanz und Taumel einer Epoche, S. 130.
- ↑ Tanz auf dem Vulkan. In: dwds.de. Abgerufen am 25. Juli 2023.
- ↑ Robin Brunold: Geliebtes "Teufelszeug" – Die Anfänge des Kinos & des Films im Deutschen Kaiserreich. In: geschichte-lernen.net. 14. Juni 2015, abgerufen am 29. Juli 2023.
- ↑ Fisun Güner: The dark side of the Belle Époque. In: bbc.com. 7. Dezember 2016, abgerufen am 18. Juli 2023.
- ↑ Belle Époque - Tanz und Taumel einer Epoche. In: rem-mannheim.de. Abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Buitengewoon Belle Époque. Belle Epoque Zentrum, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Hidden Belgium: Belle Epoque Museum. The Brussels Times, 30. Juni 2022, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Belle-Époque-Museum. Waldhaus Flims, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ La Bohème. Toulouse-Lautrec und die Meister vom Montmartre. Kurpfälzisches Museum Heidelberg, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Ausstellung: 1914 – Das Ende der Belle Époque. Bröhan-Museum, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ BELLE ÉPOQUE. Toulouse-Lautrec, Chéret, Steinlen und weitere Meister französischer Plakatkunst. In: Buchheim Museum. Abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ La Belle Epoque, vue par L'Illustration. Monaco-Matin, 20. Dezember 2022, abgerufen am 25. Juli 2023.
- ↑ Simone Reber: Ausstellung über das Ende der Belle Époque: Glanz und Untergang. Tagesspiegel, 13. Juni 2014, abgerufen am 18. Juli 2023.
- ↑ Anita Ulrich: Bordelle, Strassendirnen und bürgerliche Sittlichkeit in der Belle Epoque. Eine sozialgeschichtliche Studie der Prostitution am Beispiel der Stadt Zürich. In: e-periodica.ch. 1985, abgerufen am 28. Juli 2023.
- ↑ La Belle Époque. In: metmuseum.org. Abgerufen am 23. Juli 2023.