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Alt Dunqula

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Lage von Alt Dunqula in Nubien (auf der Karte mit Dongola bezeichnet)

Alt Dunqula (altnubisch: Tungul, arabisch دنقلا القديمة Dunqulā al-qadīma, sudanesisch-arabisch Dungulā il-gadīma; oft auch Alt Dongola) war die Hauptstadt des nubisch-christlichen Reiches von Makuria und befindet sich heute im sudanesischen Bundesstaat asch-Schamaliyya.

Diese Ruinenstadt sollte man nicht mit der modernen Stadt Dunqula verwechseln, die 50 km weiter flussaufwärts liegt.

Lage

Der Ort liegt am Beginn einer Karawanenroute durch die Wüste, die den südlich folgenden Nilbogen abkürzte. Die Stadt befindet sich rund 250 km südlich vom Nubia-See, dem sudanesischen Teil des Nasser-Sees, und rund 450 km nordwestlich von Khartum, am rechten Ufer des Nils. Alt Dunqula liegt nahe bei dem Letti Becken, bei dem es sich um ein Gebiet handelt, das relativ leicht bewässert werden konnte und damit gute Möglichkeiten für Ackerbau und für die Versorgung einer größeren Bevölkerung bot.

Geschichte

Die Ursprünge der Stadt sind bisher ungeklärt. Die Stadt war aber wohl schon im 6. Jahrhundert von einiger Größe und hatte eine aus Stein erbaute Stadtmauer mit einem dicht bebauten Stadtgebiet, das eine Fläsche von 4.75 ha (350 x 150 m) einnahm. In der Folgezeit wuchs die Stadt aber erheblich und die ersten Kirchen (Gebäude X und die sog. Alte Kirche) konnten deshalb nur außerhalb der Stadtmauer errichtet werden, da das eigentliche Stadtgebiet schon vollständig bebaut war.

Schematischer Plan von Alt Dunqula im Mittelalter

Die Alte Kirche war eine aus Lehmziegeln erbaut dreischiffige Basilika, deren Mittelschiff doppelt so breit wie die Seitenschiffe war. Das Dach ist von großen rechteckigen Pfeilern gestützt worden. Gebäude X war aus roten Ziegeln errichtet und diente zur Erinnerung an zwei Personen, die unterhalb des Baues in einer Krypta begraben worden sind. Es war eine großer Bau von 33.4 x 23.6 m. An dieser Stelle wurde später die Kirche mit den Steinfußboden errichtet. Es handelt sich um eine fünf-schiffige Basilika. Es wird vermutet, dass es sich um die Kathedrale der Stadt handelte. Die alte Krypta blieb bei diesem Bau weiterhin zugänglich. Beide Kirchen wurden im Jahr 652 zerstört, als die Araber unter der Führung von Abdullah Abu Sarh die Stadt angriffen und ihre Hauptkirche vernichteten.

Vom 7. bis zum 9. Jahrhundert wurden etwa 500 m nördlich des Stadtkernes aufwendige Villen erbaut. Die Stadt wuchs von dort aus weiter nach Norden und umfasste schließlich ein Gebiet von 2.6 x 0.9 km. Über das ganze Gebiet verstreut wurden Kirchen und Klöster gefunden, jedoch ist ungeklärt wie dicht das Gebiet insgesamt besiedelt war.

Plan der Kirche mit den Granitsäulen

Die Kirche mit den Steinfußboden wurde zu einer Basilika mit einer Kuppel wieder aufgebaut, wobei die Kuppel von massiven Säulen getragen wurde.

An der Stele der Alten Kirche wurde im späten 7. Jahrhundert ein vollkommen neuer Bau errichtet – die Kirche mit den Granitsäulen[1]. Es handelte sich um einen Bau mit fünf Schiffen. Das Hauptschiff war wesentlich größer als die Seitenschiffe. Am Ende des Hauptschiffes gab es eine große Apsis, während es auch Apsen in den Seitenschiffen gab. Die Säulen der Haupthalle bestanden aus Granit mit fein gearbeiteten Kapitellen. Die Fenster der Kirche hatten Gitter aus Keramik, die besonders kunstvoll und phantasievolle Muster zeigen. Diese Kirche stand eventuell auch für andere nubische Kirche Modell.

Alle diese Kirchenbauten waren reich mit Wandmalereien dekoriert, von denen sich noch Fragmente fanden.

Auf dem sog. Kom H konnten die Reste eines großen Klosters ausgegraben werden, das ein Gebiet von ca. 120 x 100 m bedeckte. Es fanden sich vor allem Wohn- und Wirtschaftsbauten, aber auch eine Kirche. Das Kloster wurde führte den Namen Kloster der heiligen Dreifaltigkeit. Es fanden sich viele gut erhalten Wandmalereien. Es konnte auch die Krypta, in der der Erzbischoff Giorgios begraben worden ist, gefunden werden. Die Kammer war noch sehr gut erhalten und über und über mit Texten bedeckt.

Die Blütezeit: das 9. bis 11. Jahrhundert

Plan der Kreuzförmigen Kirche
Plan des Palastbezirkes, wie er in den letzten Jahren (Stand: 2003) ergraben wurde

Vom 9. bis 11. Jahrhundert erlebten Dunqula und das Reich von Makuria seine Blütezeit. Neue Bauten wurden in der Stadt errichtet. Dazu gehören der Thronsaal des Königspalastes, der noch heute steht, da er später zu einer Moschee umgebaut wurde. Diese Halle ist aus Schlammziegeln errichtet worden. Die Mauern sind 1.1 m dick. An einigen Stellen, da wo es aus nötig war, sind auch gebrannte Ziegel und Steine benutzt worden. Das untere Stockwerk bestand aus diversen gewölbten Räumen. Es handelt sich wohl um Vorratsräume. Das obere Stockwerk wurde über eine große Treppe erreicht. Die eigentliche Thronhalle war 7 x 7 m groß und wurde von vier Säulen getragen. Diese Halle war von einer Art Loggia umgeben, an deren einem Ende sich eine Apsis befand. Das Gebäude war einst mit Wandmalereien dekoriert, von denen sich aber nur noch wenige Reste fanden.

Die Kreuzförmige Kirche ersetzte die Kirche mit dem Steinfußboden. Die Kreuzförmige Kirche, wohl Kirche des großen Jesu genannt, bestand aus einen 14 x 14 m großen Kernbau, von dem vier Arme ausgingen, von denen drei als Eingang dienten, während der vierte länger war und sich über den Krypten von Gebäude X befand. Die Krypten der vorhergehenden Kirchenbauten hatten also immer noch ihre Bedeutung behalten. Die Mauern sind ca. 1.1 m dick und stehen heute noch teilweise bis zu 4 m hoch. Säulen, Basen und Kapitelle waren in Granit gearbeitet. In der Mitte wird eine Kuppel, die ca. 14 m hoch war, vermutet. In der Mitte des Kirchensaales standen vier Säulen, die aber nicht das Dach stützten, sondern wohl Balken trugen, von denen wiederum Lampen herabhingen. Diese Kirche wurde eventuell von König Zacharias I. erbaut, dessen Sohn 835-837 von einer Reise aus Bagdad zurückkam [2]. Die Kirche hat kaum Parallelen in Nubien, doch gibt es ähnliche Kirchenbauten in Syrien, Palästina und Kleinasien.

Am Nil auf dem als Akropolis bezeichneten Hügel, konnte in den letzten Jahren die Reste eines anderen Palastes (B auf dem Bild) mit mehreren Stockwerken ausgegraben werden. Der Palast steht dicht an der Stadtmauer (rot auf dem Plan). Neben dem Palast fand sich ein kleines, reich mit Malereien dekoriertes kreuzförniges Gebäude, das zeitweise als Kirche benutzt wurde (C) und wohl schon im 6. Jahrhunder erbaut wurde. Einige Mauern des Palastes waren in Stein gebaut. Das Gebäude ist wohl noch im 17. Jahrhundert, also nach dem Untergang von Makuria, benutzt worden.[3]

Im 12. Jahrhundert beschreibt Abu Salih die Stadt und nennt die vielen Kirchen, großen Häuser und breiten Strassen. Während Al-Masudi berichtet, das die Stadt, bis auf den Palast des Königs, nur aus Schilfhütten bestehe.

Der Ende von Alt Dunqula als Hauptstadt

Nach dem 11. Jahrhundert sah die Stadt dem Niedergang entgegen. Die alten Kirchen wurde teilweise renoviert, und es wurden neue Kirchen gebaut, doch waren diese eher klein. Im 13. Jahrhundert zerfiel das Reich von Makuria, und Dunqula verlor seine Bedeutung. Die nubischen Herrscher traten zum Islam über, und der Thronsaal wurde 1317 in eine Moschee umgewandelt, woran noch ein Denkstein erinnert. Unter den Fung war es die Hauptstadt der nördlichsten Provinz. Heute ist Dunqula ein unbedeutendes Dorf.

Ausgrabungen

Dunqula wird seit 1964 von einem polnischen Team ausgegraben. Es wurden die genannten Bauwerke ergraben. Daneben wurde viele griechische Texte gefunden, die meist in das 8. und 9. Jahrhundert datieren.

Quellen

  1. Bild der Granitsäulen heute
  2. ARKAMANI Sudan Journal of Archaeology and Anthropology zur Architektur
  3. W. Godlewski, Old Dongola, Kom A (Acropolis), 2003, Polish Archaeolog in the Mediterranean XV (2004), 193-223

Literatur

  • Wilfried Seipel (Hrsg.): Faras, Die Kathedrale aus dem Wüstensand, Wien 2002, 61-62 ISBN 3854970420 (kurz Zusammenfassung der Grabungen)
  • Derek A. Welsby: The Medieval Kingdoms of Nubia, The British Museum Press, London 2002, S. 118-120 ISBN 0-7141-1947-4

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