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Estancia

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Estancia (spanisch) oder Estanzia (in Brasilien auch Fazenda) nennt man ein Landgut in Südamerika, auf dem stationäre extensive Weidewirtschaft vor allem mit Mastrindern, Schafen und Milchkühen betrieben wird.

Rinderzucht in der Pampa

Als Begriff verwendet in Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay, sowie äußerster Süden Brasiliens. Der Begriff Estancia ("estar" also stationär) bildete sich als, zumeist in der ersten Hälfte der 19. Jahrhunderts, das simple, Nomaden-ähnliche fangen/nutzen jener Rinder, die die Spanier aus Europa einführten und die verwilderten und sich in der Pampa immens vermehrten, abgelöst wurde durch eine geregeltere ortsgebundene Viehzucht.

Heute kann eine Estancia alles sein, was sich durch seine Flächengröße von klein- oder mittelständischen Agrarbetrieben abhebt. Im Agrar Kernland Argentiniens und Uruguays, der Pampa Húmeda mit Ihren zT außerordentlich fruchtbaren Böden, berechtigen vielleicht schon 300 hektar den Begriff Estancia, während in Patagonien, jenseits der agronomischen Trockengrenze, wo die Weiden wenig ertragreich sind und so ca. 40 Hektar pro Rind zur Verfügung stehen müssen, die Schwelle bei zT 30.000 hektar liegen mag.

Uruguay, Departamento Florida, traditionelle Estancia, heute Hotel

Ist Estancia einerseits ein agronomisch, ökonomischer Begriff, so hat er auch eine kulturelle, folklorische Bedeutung. So wie wir den Begriff der Ranch unweigerlich mit Prärie und Cowboys verbinden, so ist die Estancia assoziiert mit Gaucho Romantik und Viehherden in der endlosen Pampa.

Seit den 90er Jahren rückt das Kulturerbe der traditionellen Estancias wieder stärker in das Bewusstsein der jeweiligen Länder. Zu beobachten ist auch, dass speziell die historischen Estancias auf Grund ihres Flairs und Sozialprestiges immer mehr in den Besitz kaufkräftiger Ausländer gelangen.

Estancias werden heute, z.B. in Patagonien, dem Umland von Buenos Aires und in Uruguay zunehmend auch touristisch genutzt.