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Diskussion:Gehörlosigkeit

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Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. August 2004 um 09:37 Uhr durch Filzstift (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Bisherige Definition war:

Unter Gehörlosigkeit (Taubheit) versteht man die Minderung des natürlichen Hörvermögens soweit, dass normale Alltagsgeräusche nicht mehr wahrgenommen werden können. (i.A. Hörschädigung >90 dB)

Das ist nicht ganz korrekt. Diese Definition bezieht sich eher auf "taub", aber nicht auf "Gehörlos". Gehörlos ist eine Person, die durch das Gehör vielleicht schon etwas hört, aber durch das Gehör *nichts* versteht, was da gesprochen wurde.

Daher habe ich diese Definition geändert.

Gruss Filzstift (bin selbst gehörlos; einer, der etwas hören kann aber nichts versteht *g*)


Was bedeutet das, kann ein "Gehörloser" u.U. Geräusche wahrnehmen und deuten, zB. Klopfen? Oder Rhythmen? --Wst
Also, Resthörige können schon Geräusche wahrnehmen, wie Flugzeuglärm, Töne etc. Diese aber nicht intepretieren. Z.B. ob der Lärm von einem Flugzeug oder vom Einlaufen des Wassers in der Badewanne stammt. Und eben, unter "gehörlose" versteht man Leute, die resthörig oder taub sind. Taubheit ist daher nicht mit Gehörlosigkeit gleichzusetzen (ist aber ein Bestandteil der Gruppierung "gehörlos"), da taube nun wirklich trotz Hörhilfen rein gar nichts hören.
Man könnte folgende Formel verwenden: gehörlos = resthörig ODER taub -- filzstift




Es gibt allerdings Gehörlose, die Geräusche wahrnehmen und interpretieren (und z.T. sogar telefonieren) können - diese sind allerdings jünger, da sie von der technologischen Entwicklung ab ca. 1980 profitieren konnten. Allerdings sind nicht alle jüngere gehörlose Personen, auch mit entsprechender Schulung und entsprechenden technischen Hilfsmittel wie Hörgeräte oder das Cochlea-Implantat in der Lage, alle Geräusche zu interpretieren, weil dies von vielen verschiedenen Faktoren (Begabung, richtige Förderung, psychosoziales Umfeld etc.) abhängt. --LeonhardEuler 10:28, 30. Aug 2004 (CEST)
Dann müssten diese "Gehörlose" schon relativ gut hören, d.h. im schlechtesten Falle mittelgradig schwerhörig sein. Hochgradig Schwerhörige (abgesehen von *manchen* CI-Trägern) oder Resthörige können mit heutigen Techniken und ohne jahrelanges Training nicht telefonieren und *alle* Geräusche interpretieren. Es stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, 10 Jahre seines Lebens mit Training zu verbringen, damit man bloss zwischen Geräuschen unterscheiden kann... IMO eben nicht. --Filzstift 10:57, 30. Aug 2004 (CEST)
Ich mache da eine ganz andere Erfahrung, ich kenne viele CI-Träger, die telefonieren können (aber nicht alle), und ich selbst bin einer von ihnen. Trotzdem bin ich Gehörlos. Ich wurde Gehörlos geboren und kann nicht bloss einige Geräusche diskriminieren, sondern die meisten. Dadurch, dass ich bimodal versorgt bin, kann ich sogar Geräusche lokalisieren. Diese Fähigkeit können tatsächlich nur wenige, weil bislang (noch) wenige bilateral (mit dem CI) oder bimodal wie ich versorgt sind.--LeonhardEuler 11:22, 30. Aug 2004 (CEST)
[Update:] Dass Gehörlose in der hörenden Welt integriert sind, ist kein Witz! Es gibt viele Gehörlose, die integriert sind und das sind die meisten. Einigen wir uns wenigstens auf den Satz: Es gibt Gehörlose, die sich in der hörenden Welt integriert fühlen, und diese kommunizieren normalerweise in der Lautsprache. Es gibt andere Gehörlose, die sich nicht in die hörende Gesellschaft integriert fühlen, und diese kommunizieren bevorzugt in der Gebärdensprache.--LeonhardEuler 11:52, 30. Aug 2004 (CEST)
Letzere Behauptung akzeptiere ich nicht. Ich selbst kommuniziere bevorzugt in der Gebärdensprache, kann mich jedoch auch in der Lautsprache ausdrücken, so dass ich im Berufsleben gut weiterkomme. Wenn ich jedoch unter Hörenden die Freizeit verbringe (bzw. verbringen muss), stelle ich fest, dass sie keine Rücksicht auf mich nehmen, d.h. sie sprechen zu schnell, so dass ich nicht mehr ablesen kann. Auch dauerndes Einhämmern auf langsameres Sprechen fruchtet nichts. Ist das "integriert"? Es ist für mich frustierend zu sehen, dass aus dem Artikel Gehörlosigkeit eine LKH-Propaganda (und somit nicht NPOV ist) wurde. --Filzstift 14:31, 30. Aug 2004 (CEST)
Diesen Vorwurf weise ich scharf zurück, da ich wirklich beide Seiten dargestellt habe. Es ist keine LKH-Propaganda, sonst könnte ich mit gleichem Recht behaupten, es sei eine GS-Propaganda. Wie schon erwähnt, bin ich selber Gehörlos, CI-Träger, und vollständig in der hörenden Welt integriert. Ich selber bevorzuge die Lautsprache und kann nicht einmal die Gebärdensprache, ich habe im Moment auch kein Bedürfnis, es zu lernen. Ich habe allerdings auch darauf hingewiesen, dass die Lautsprache nicht vonn allen gehörlosen Personen gleich gut beherrscht wird. Dasselbe gilt auch für das sprachliche Verständnis im so genannten offenen Hören (also ohne Lippenablesen). Ich werde versuchen, diesen Punkt besser auszuarbeiten, während ich froh wäre, wenn Du den Aspekt der Gebärdensprache besser ausbauen könntest. Daher habe ich auch die Abteilung Sprachenstreit geschaffen. Deine Gruppierung mit den Links finde ich übrigens super!--LeonhardEuler 14:59, 30. Aug 2004 (CEST)
Ich lass jetzt mal Gras darüber wachsen. Weiterstreiten bringt nichts. Im Moment existiert eh ein Durcheinander im Artikel (was aber vor deinem Einschreiten schon der Fall war), man müsste es zuerst mal sinnvoll gliedern oder noch besser Unterartikel erstellen. Vielleicht zuerst mal darauf fokussieren, ehe man ihn weiter ausbaut. --Filzstift 15:09, 30. Aug 2004 (CEST)
Gut, von mir aus. Ich hätte ihn allerdings gern mit Dir zusammen - Du bist wohl ein Vertreter der Gebärdensprache - neu aufgebaut und versucht, beide Seiten dar zu stellen. Was mir gestern auch noch aufgefallen ist, ist dass in Geschichte der Gehörlosen die auditiv-verbale Erziehung überhaupt nicht erwähnt wird - es wird nur von der gebärdensprachlichen Sicht ausgegangen. Da muss man schon auch sagen, dass das einseitig ist und vor allem aus historischer Sicht fast schon eine Propaganda pro Gebärdensprache darstellt.--LeonhardEuler 09:28, 31. Aug 2004 (CEST)
Schwamm drüber, bei mir spielen die Emotionen auch eine Rolle. btw: Werde sicher noch den einen oder den anderen Input reinbringen, keine Sorge ;). Es steht dir übrigens natürlich frei, die Geschichte der Gehörlosen im Bezug der Entwicklung der auditiv-verbalen Methode zu ergänzen, davon lebt die Wikipedia ja. --Filzstift 09:37, 31. Aug 2004 (CEST)

Gut gemacht, filzstift! Biste vom Fach?? WHell 20:02, 17. Jan 2004 (CET)TaubeRabe

Kein Wunder, da ich ja gehörlos bin ;) Filzstift 17:21, 18. Jan 2004 (CET)

Aha, ich auch. Habe noch einige einschlägige Schlagwörter eingebaut und zu Gehörlosigkeit redirected.
In Deiner obigen Erläuterung zum Unterschied von "taub" und "gehörlos" gehst Du vom Hörstatus aus. In meinen Augen ist aber das "gehörlos" eher von political correctness motiviert, um das unliebsame "taubstumm" und das sprachlich allzu nahestehende "taub" zu vermeiden. So ist jedenfalls der Stand in Deutschland (Vermute, Du bist Schweizer/in, da ich Deine Liste von Eisenbahnstrecken in der Schweiz bei der Bearbeitung von Eisenbahn entdeckte). Ich selbst bezeichne mich allerdings immer als "taub" obwohl bei mir noch Spuren von Gehör nachweisbar ;-) sind. Mit ILY-Gruss WHell

Habe die redirects bemerkt. Gut so.
Das mit dem "taub"/"gehörlos": In der Schweiz gibt es auch heftige Diskussionen diesbezüglich. Sie gehen, deinen Erläuterungen nach, in eine ähnliche Richtung wie in Deutschland. Es ist zu beobachten, dass viele GL grosse Mühe haben, dass die medizinische Fachwelt die Hörbehinderten klassifizieren möchten, in etwa: "was soll diese Abstuferei?".


Bei uns ist es aber gebräuchlich, von "Gehörlos" vor allem im Zusammenhang mit der Gehörlosenkultur zu sprechen (Gebärdensprache usw.). D.h. Schwerhörige, die unter Tauben integriert sind, bezeichnen sich häufig als gehörlos (auch wenn die hörende "Fachleute" darüber nur den Kopf schütteln können).


Im Wikipedia ist es aber wichtig, dass man neutral ist, d.h. dass es kein Sprachrohr der Gehörlosen (oder eben Tauben) sein sollte. Damit meine ich, dass man sowohl die medizinischen Begriffe wie auch die Begriffe, die unter GL verwendet werden, dargelegt werden sollten. Auch wenn es höchst verwirrend ist ;)


Hmm.. Du bist aber intensiv in der Thematik "Eisenbahn" dran. Wenn ich nur genug Zeit hätte, würde ich alle Lokomotiven und Triebwagen der SBB beschreiben... So beschränkte ich mich bis jetzt auf die SBB Ae 6/6 *g*. Filzstift 10:50, 3. Feb 2004 (CET)

Mir fällt auf, dass in vielen Artikeln, die auf Gehörlose/Taube Bezug nehmen, der Begriff "Gehörlos" durch "Taub" ersetzt wird. Damit habe ich allerdings etwas Mühe und ich bitte den Autoren, dies zuerst zu diskutieren ehe alles "umgetauft" wird. Wäre daher froh, wenn ihr eure Standpunkte erläutern könntet. Meinen sieht ihr weiter oben... -- Filzstift 11:51, 4. Jun 2004 (CEST)

Hallo Filzstift, wer sagt denn, dass es unbedingt "Gehörlose" heissen muß? Insbesondere auch wenn im Text Bezug nimmt auf Taube in anderen Ländern, z.B. USA? Könnten die, die sich dort selbst als "DEAF" in bewusster Großschreibung! und keineswegs als "Hearingless" bezeichnen, sich vielleicht sogar verunglimpft fühlen, wenn sie mit dem defizitäten Begriff "Gehörlos" belegt werden? In vielen aktuell übersetzten themennahen Büchern, wird ganz zwangslos von " der/den tauben ...." usw. geschrieben. Ein Leserbrief in der heutigen Ausgabe von "DIE ZEIT" (Nr. 34) beginnt mit den Worten "Taub - das bin ich und es ist Teil meiner Herkunft" - und dieser stammt nicht von mir und auch nicht von einer verwandten oder befreundeten Person!
Und was das "Umtaufen" betrifft, da ist das "Gehörlos" im deutschen Sprachraum ja erst seit 1927 künstlich erfunden und verbreitet worden. Zugegeben ist es aber auch so, daß die Mehrheit der deutschprachigen Tauben sich immer noch hinter der euphemistischen Sprachregelung "Gehörlos" versteckt. Blinde zum Beispiel machten nie den Versuch, sich irgendwie umzutaufen, obwohl "blind" auch in herabsetzender Weise gebraucht werden kann - und sie haben damit nicht von ungefähr politisch schon mehr erreicht als die Tauben.... Beste Grüsse --WHell 15:34, 30. Aug 2004 (CEST)
Es gibt tatsächlich einige Befürworter des Wortes "taub". Doch der weitaus grösste Teil der Gehörlosen scheint sich im Deutschen auf das Wort Gehörlos zu berufen. Es gibt viele Gründe dafür, einer dafür ist, dass das Wort in der Gesellschaft viel besser bekannt ist und dass das Wort normalerweise mit der Gebärdensprache bzw. der so genannten Gehörlosenkultur assoziiert ist. Nicht zuletzt können relativ wenige gebärdende Gehörlose tatsächlich auch Englisch. "Deaf" allerdings gewinnt im deutschen Raum immer mehr an Bedeutung, so dass es meines Erachtens bereits als Anglizismus zu erachten ist. "Deaf" wird auch als eine Art Erinnerung angesehen, dass es in Übersee ja alles besser sein soll, so z.B. die Gallaudet-University. Eine ähnliche Gehörlosenuniversität wird in Europa von vielen gebärdenden Gehörlosen schmerzlich vermisst. --LeonhardEuler 09:28, 31. Aug 2004 (CEST)