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Walther Rode

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Walther Rode (1876-1934) (ursprünglich Rosenzweig) geb. 1876 in Czernowitz, Bukowina; gest. 1934 in Comologno, Tessin/Schweiz. Aus großbürgerlichem, assimiliertem Elternhaus stammend, empfing er erste literarische Anregungen von seinem Vater Leon Rosenzweig (1840-1914) Bankier, Gemeinderats-, später Reichsratsabgeordneter, der Theaterstücke und Erzählungen verfaßte. Studium der Rechtswissenschaften in Czernowitz, Fortsetzung des Studiums in Wien, wo er im Jahr 1900 zum Dr. jur. promovierte und sich nach Absolvierung einer Ausbildungszeit in Wien als Rechtsanwalt niederließ. Um 1900 Änderung des Familiennamens auf Rode. Verteidiger in aufsehenerregenden politischen Prozessen. Seine Justizerfahrungen machen bald einen erbitterten Gegner verknöcherten Beamtentums und menschenverachtender Justiz aus ihm und führen zu ersten satirischen Pamphleten. Im Ersten Weltkrieg als Verteidiger und Ermittlungsrichter bei einem Kriegsgericht in Laibach/Ljubljana zu Kriegsdienst einberufen, versucht er den Terror der k.k. Militärjustiz zu lindern. Rückkehr nach Wien 1915, als er aus gesundheitlichen Gründen aus dem Militärdienst entlassen wird. Als Mitglied der vom Großkaufmann Julius Meinl mitbegründeten „Österreichischen Politischen Gesellschaft“ Bemühungen um einen raschen Verständigungsfrieden. Erster Konflikt mit dem „Obersten Gerichtshof“, dem er „bewußte Gesetzesverletzung, Rechtshohn und Willkür“ vorwirft. Die Disziplinarrichter sprechen ihn frei. Verstärkte publizistische Tätigkeit, so an der pazifistisch-demokratischen Zeitschrift „Der Friede“, bald auch an weiteren Wiener Zeitungen ( „Der Morgen“, „Der Tag“, „Neue Freie Presse“, „Neues 8-Uhr-Blatt“, „Arbeiterzeitung“ u.a.). Hiedurch ergeben sich freundschaftliche Beziehungen zu publizistisch tätigen Schriftstellern wie Anton Kuh, Leo Perutz, Roda Roda, Franz Blei, Joseph Roth und Rudolf Olden. Es erscheinen mehrere Bände mit Sammlungen seiner Vorträge und Zeitungsbeiträge. Im Jahr 1925 neuerlicher Konflikt mit dem Obersten Gerichtshof, den er in einem Zeitungsartikel wegen der Bestätigung eines Fehlurteils in einem Mordprozeß scharf geißelt. Als Beleidiger des Obersten Gerichteshofes vor ein Geschworenengericht gestellt, verteidigt er sich glänzend und wird neuerlich freigesprochen. Eine bittere Satire gegen das Beamtentum führt zum Boykott seiner Anwaltskanzlei durch die empörte Beamtenschaft. 1928 gibt er die Advokatur auf und geht in die Schweiz, wo er vom „Prager Tagblatt“ zum Korrespondenten beim Völkerbund in Genf bestellt wird. Daneben intensive publizistische und literarische Tätigkeit für die „Weltbühne“, das Tage-Buch“ und zahlreiche Tageszeitungen. Er gibt Bücher mit der Quintessenz seiner Justizerfahrungen („Justiz“), seiner Völkerbund-Berichte („Frieden und Friedensleute“) und ein satirisch gemeintes „Lesebuch für Angeklagte“ („Knöpfe und Vögel“) heraus. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland beginnt er sofort den publizistischen Kampf gegen Rassismus, Unterdrückung und Barbarei durch sein Buch „Deutschland ist Caliban“ und die Mitarbeit an führenden Zeitschriften des antifaschistischen Exils „Die Sammlung“, „Das Neue Tage-Buch“ und „Die Neue Weltbühne“. Er verkehrt im Kreis um den Züricher Rechtsanwalt Wladimir Rosenbaum, einem tatkräftigen Unterstützer des literarischen Exils, in dessen Haus im Tessin er im August 1934 stirbt. Seine Schriften werden durch die Nationalsozialisten verboten und verbrannt und geraten in Vergessenheit. Sein „Lesebuch für Angeklagte“ wird auch im österreichischen Ständestaat 1937 als „staatsgefährdend“ verboten.

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Gerd_Baumgartner“