Gertrudenberger Loch
Bei den Gertrudenberger Höhlen handelt es sich um ein von Menschen geschaffenes großflächiges Höhlensystem unter dem Gertrudenberg bei Osnabrück. Zur Zeit sind die Höhlen für die Öffentlichkeit geschlossen, jedoch gibt es eine Initiative, sie wieder zu öffnen.
Nach der Chronik des Gertrudenberger Klosters betreibt die Stadt Osnabrück mindestens seit 1333 auf der Höhe des Gertrudenberges einen Steinbruch. Hier werden an der Oberfläche anstehende muschelschalenreiche Trochitenkalke entnommen. Die Hauptschicht des Trochitenkalkes ist hier etwa 6 bis 7m mächtig. Sie fällt in den Berg ein und wird mehr und mehr von unbrauchbaren Gesteinen überlagert. Der Abbau folgt der nutzbaren Schicht. Dabei werden zunächst die unbrauchbaren Materialien mit abgebaut und als Abraum an den Rändern der so entstehenden Steingrube abgelagert. Später lässt man diese Schichten stehen und geht so zu unterirdischer Gesteinsgewinnung über. Es entsteht über die Jahrhunderte ein umfangreiches, sagenumwobenes und in seiner ganzen Dimension unerforschtes Höhlensystem, das sogenannte Gertrudenberger Loch. Der Höhlenzugang befand sich damals in einem Eingangsgebäude in der östlichen Steingrubenböschung auf der Höhe des heutigen Rosengartens.
Das Gestein wird nicht direkt für die Errichtung von Bauwerken benutzt, vielmehr wird es in Kalköfen gebrannt und bildet damit die Grundlage für die Mörtelherstellung. Eine Ausnahme bildet die Anstaltsmauer, die die 1868 eröffnete „Irrenanstalt“ vom heutigen Bürgerpark trennt. Die Brennöfen stehen am Nordwestabhang des Berges, oberhalb der heutigen Tennisplätze. Einige Fundamentreste sind heute noch zu sehen, wo einst die Meesenburg stand.
Die max. Längenausdehnung in Nord-Südrichtung betrug ca. 135 m, die größte Breite rund 70 m. Nach Regeln der Ermittlung der Gesamtlänge von Höhlen betrug die Länge der Gertrudenberger Höhle ohne Berücksichtigung der Treppenaufgänge und Luftschächte etwa 900 m. Die Höhlensohle liegt zwischen etwa 79 und 85 m, der Einstiegsschacht ca. 97,5 m ü. NN.
Heute ist die Höhle für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und daher gut verschlossen. Große Bereiche wurden verschüttet und verschlemmt. Teile der Höhle sind einsturzgefährdet bzw. bereits eingestürzt. Die noch vorhandenen Bereiche sind wegen Geröll und Abraum nur schwer zugänglich. Für die BUGA 2015 plant man, den nördlichen Teil der Höhle für Besucher langfristig als dezentralen Projektstandort zugänglich zu machen.
Weblinks
- Projekt zur Höhle
- Luftschutzprojekt Osnabrück
- Infoseite der Stadt Osnabrück
- Szenische Städteführung am Gertrudenberg
Literatur
- Hans Morlo: Das Gertrudenberger Loch - Eine künstliche Höhle in Osnabrück -Abhandlungen zur Höhlen- und Karstkunde. Heft 26 138 S., 71 Abb. ISBN 3-927441-08-2
- Wido Spratte: Im Anflug auf Osnabrück - Die Bombenangriffe 1940 - 1945. ISBN 3-87898292-5
- Matthias Rickling: Der Tag an dem Osnabrück unterging. 13. September 1944 ISBN 3-8313-1478-0
- Friedrich Bernhard-Marby : Der Weg zu den Müttern (Runen) 1957 ISBN 3-88093-006-6