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Samaritaner

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Die Samaritaner bilden eine eigene Religionsgemeinschaft, die wie das Judentum aus dem Volk Israel hervorgegangen ist. Es gibt heute in Israel etwa 700 Samaritaner, die alle im Gebiet des historischen Palästina leben.

Geschichte

Nach biblischen Quellen haben sich die 10 Stämme im Norden Israels nach der Teilung des Königreich Israel durch Auflösung der Personalunion unter Saul, David und Salomo 926 v. Chr. zum Nordreich Israel mit einem Wahlkönigtum zusammengeschlossen. Ihre Hauptstadt während der Omridendynastie im 8. Jahrhundert v. Chr. war zunächst Sichem später Samaria, und die Bevölkerung wurde nach dieser Stadt Samariter oder Samaritaner genannt. Ein Teil dieser Bevölkerung blieb bei der großen assyrischen Deportation im Jahre 722 v. Chr. in ihrer Heimat, denn es wurden wohl nur die Angehörigen der begüterten Oberschicht der israelitischen Bevölkerung deportiert. Die verbliebenen Samarier bildeten einen Bestandteil des von der assyrischen Großmacht dort angesiedelten Völkergemischs aus dem Osten (Babel, Awa, Hamta, Sefarwajim und Kuta). Sie bewahrten eine besonders altertümlich Version des Kultes mit eigenem Tempel und Liturgie in ihrem samaritanisch genannten Pentateuch. Nach der Rückkehr der Israeliten aus der Babylonischen Gefangenschaft und während der Wiedererrichtung des Tempels in Jerusalem galt die Bevölkerung Samarias mit ihrem Kult als "unrein" und wurde nicht als gläubig akzeptiert (Esra 9; Nehemia 9).

Der Tempel der Samaritaner auf dem Berg Garizim wurde etwa 129 v. Chr. durch den Hasmonäer Johannes Hyrkanos I. zerstört.

Der Ausdruck barmherzige Samariter geht auf eine Episode im Neuen Testament bei Lukas (Lk 10, 30-37) zurück; in dieser Erzählung erhält ein Schwerverletzter Hilfe von einem Samaritaner, der den Juden eigentlich verhasst ist, während ein Priester und ein Levit ihn achtlos liegen lassen.

Samaritaner im Mittelalter und der Neuzeit

Waren die Samaritaner im Mittelalter noch ein recht zahlreiches Volk, so sank ihre Zahl im Zuge von Christianisierung und Islamisierung extrem. Die Samaritaner praktizieren, auch zu ihrem eigenen Schutz, eine strenge Endogamie. Im Jahre 1918 zählten die Briten im damaligen Mandatsgebiet Palästina 146 Samariter in fünf miteinander verwandten Familien, davon eine Priesterfamilie. Die wohlwollende Einstellung der Zionisten hat wohl die letzten Samaritaner vor dem Untergang bewahrt. Seit 1923 ist den Samaritanern auch die Heirat mit Juden erlaubt, wenn diese zur Religion der Samaritaner übertreten. Das geschah dann auch und einige Jüdinnen traten über und heirateten Samaritaner. Seitdem ist ihre Zahl angestiegen und betrug 1996 wieder über 660 Personen.

Die Samaritaner leben heute in Cholon in der Nähe von Tel Aviv sowie in Nablus im Westjordanland. Es gibt nur fünf Familienverbände. Die Trennung in zwei etwa gleich große Gruppen von denen eine, die in Cholon, stark von der israelischen Gesellschaft beeinflusst wurde, und eine andere, die ihre arabisch-orientalischen kulturellen Bräuche aufrecht erhielt, führte zu gewissen Loyalitäts- und Identitätsproblemen. Die Gruppe in Cholon spricht z.B. vorwiegend Hebräisch, die Gruppe in Nablus Arabisch. Seit Beginn der Intifada wurden mehrmals Arabisch sprechende Samaritaner von israelischen Soldaten für Palästinenser gehalten und sehr harsch behandelt, was die Spaltung nur noch verstärkt hat.

Religion der Samaritaner

Die Samaritaner erkennen als Bibel nur die Autorität der fünf Bücher Mose (Pentateuch, Tora) an, die sie in einer eigenen, der ursprünglichen hebräischen Schrift schreiben, die auf dem phönizischen Alphabet basiert (die heutige hebräische Schrift ist eigentlich eine aramäische Schrift, die von den Juden erst während des Babylonischen Exils übernommen wurde). Darüber hinaus haben sie eine eigene Überlieferungs- und Aussprachetradition ihrer heiligen Schriften und der althebräischen Sprache erhalten können, für Bibelwissenschaftler eine Fundgrube.

Die Samaritaner haben auch viele Bräuche des alten Judentums aus der Zeit vor der Zerstörung des Tempels und teilweise sogar aus der Zeit vor dem babylonischen Exil bewahrt. Beispielsweise kennen sie bis heute das Hohepriestertum und das Tieropfer und feiern ihr Neujahr im Frühling, nicht wie die Juden im Herbst.

Hohepriester

Die Samaritaner haben einen eigenen Hohepriester, der auf dem Berg Garizim residiert.

Liste der Hohepriester der Samaritaner

  • Sashai, Mitte des 10. vorchristlichen Jahrhunderts
  • Bakhi
  • Shebet
  • Shalom
  • Hezekiah I.
  • Jonathan I., etwa 1000 v. Chr.
  • Yair, etwa 980 v. Chr.
  • Daliah
  • Yair II.
  • Jonathan II.
  • Ishmael
  • Tobiyah
  • Zadok
  • Amram I.
  • Hilkiah
  • Amram II.
  • Akob I.
  • Akabiah I., etwa 701 v. Chr.
  • Hillel
  • Seriah
  • Levi
  • Netaniel I.
  • Azariah, etwa 586 v. Chr.
  • Abdael, in den 530er Jahren v. Chr.
  • Hezekiah II.
  • Hananiah
  • Amram III., etwa 500 v. Chr.
  • Hana
  • Hezekiah III.
  • Daliah
  • Akob II.
  • Akabiah II.
  • Levi I.
  • Eleazar II.
  • Menasseh
  • Yair III.
  • Netaniel II.
  • Joiachim um 0
  • Jonathan III., etwa 30 n. Chr.
  • Elishama ca.70er
  • Shemaiah
  • Tobiah
  • Amram IV.
  • Akabon I.
  • Phineas II.
  • Levi II. um 130er
  • Eleazar III.
  • Baba I.
  • Eleazar IV.
  • Akabon II.
  • Netaniel III. (Vater von Baba Rabba)
  • Baba Rabba, Mitte des 3. Jahrhunderts
  • Akabon III.
  • Netaniel IV.
  • Akabon IV.
  • Eleazar V.
  • Akabon V.
  • Eleazar VI.
  • Akabon VI., spätes 6. Jahrhundert
  • Eleazar VII.
  • Netaniel V., frühes 7. Jahrhundert
  • Eleazar VIII. ca. 630
  • Netaniel VI.
  • Eleazar IX., 640-650
  • Akabon VII.
  • Eleazar X.
  • Akabon VIII.
  • Eleazar XI.
  • Akabon IX., um 750
  • Eleazar XII., 780-810
  • Simeon
  • Levi III.
  • Phineas III.
  • Netaniel VII.
  • Baba II.
  • Eleazar XIII.
  • Netaniel VIII.
  • Eleazar XIV.
  • Phineas IV.
  • Netaniel IX.
  • Abdael II.
  • Eleazar XV.
  • Abdael III.
  • Eleazar XVI.
  • Aaron II.
  • Sadakah
  • Amram V.
  • Aaron III.
  • Netaniel X.
  • Itamar
  • Amram VII.
  • Uzzi
  • Joseph
  • Phineas V., spätes 13. Jahrhundert
  • Eleazar XVII.
  • Phineas VI., der Nazarite
  • Abisha
  • Eleazar XVII.
  • Phineas VIII.
  • Rabban Shalmiya ben Phineas ? -1624
  • Tsedaka ben Tabiyya Ha'abta'ai 1624-1650
  • Isaac ben Tsedaka, 1650-1694
  • Abraham ben Isaac, 1694-1732
  • Tabiyya ben Isaac, 1732-1752
  • Levi ben Abraham, 1752-1787
  • Shalmah ben Tabiyyah, der Große, 1787-1855
    • Shelah ben Isaac (1787-1799)
  • Amram ben Shalmah, 1855-1874
  • Jacob ben Aaron ben Shalmah, 1874-1916
  • Isaac ben Amram, 1916-1932
  • Matzliach ben Phinhas, 1933-1943
  • Abrisha ben Phinhas, 1943-1961
  • Amram ben Isaac, 1961-1980
  • Asher ben Matzliach, 1980-1982
  • Shafiq Uzzi ben Jacob, 1982-1984
  • Jacob ben Shafiq, 1984-1987
  • Joseph ben Ab-Hisda, 1987-1998
  • Levi ben Abisha, 1998-2001
  • Shalom ben Amram, 2001-2004
  • Eleazar ben Tzedakah, seit 2004

Literatur

  • Cornel Heinsdorff: Christus, Nikodemus und die Samaritanerin bei Juvencus. Mit einem Anhang zur lateinischen Evangelienvorlage. Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte. Bd 67. Berlin/New York 2003. ISBN 3-11-017851-6

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