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Die Heimat

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Udo Voigt NPD-Logo
Basisdaten
Gründungsdatum: 28. November 1964
Gründungsort: Hannover
Mitglieder: 6000 (Stand: 2006)
Vorsitzender: Udo Voigt
Stellvertretende
Vorsitzende:
Holger Apfel,
Peter Marx,
Ulrich Eigenfeld
Staatliche
Parteienfinanzierung:
1.233.779,59 €
(2005)
Adresse: NPD Parteizentrale
Postfach 84 01 57
12531 Berlin
Parteigliederung: 16 Landesverbände,
Kreisverbände
Website: www.npd.de
E-Mail: parteizentrale@npd.de

Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) ist eine 1964 gegründete politische Partei in Deutschland. Vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet und als rechtsextrem eingeschätzt, bezeichnet sie sich selbst als nationalistisch.

Während sie bei Landtagswahlen Ende der 1960er Jahre die 5%-Hürde teilweise überspringen konnte und für jeweils eine Legislaturperiode mit Mandaten in bis zu sieben bundesdeutschen (westdeutschen) Länderparlamenten vertreten war, war sie danach über Jahrzehnte hinweg eine parlamentarisch unbedeutende Splitterpartei. Seit der deutschen Wiedervereinigung ab Anfang der 1990er Jahre nimmt ihre Verankerung lokal und regional insbesondere in einigen wirtschaftlich schlechter gestellten Gebieten - namentlich in Ostdeutschland - wieder zu, was sich zuletzt im Ergebnis der Landtagswahl von 2004 in Sachsen und der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2006 widerspiegelte.

Inhaltliches Profil

Die NPD ist nach Ansicht des bayerischen Innenministeriums nationalistisch[1], selbsterklärt verfassungsfeindlich und rassistisch ausgerichtet, wobei sie nach außen ein so genanntes ethnopluralistisches Weltbild vertritt. Das aktuelle Grundsatzprogramm wurde 1996 verabschiedet.

Die NPD dagegen sieht sich selbst als die „einzige wahre Opposition“ in der „BRD“ und ihre politische Arbeit als „revolutionär“ an[2].

Allgemeine Inhalte

Ziel der NPD ist die Schaffung eines von als negativ erachteten Einflüssen aus dem Ausland stark abgegrenzten Deutschlands. Alle Lebensbereiche, sei es in der Wirtschaft, der Politik oder in der Kultur, sollen ausschließlich deutschnational orientiert werden. „Multiethnische Exzesse, denen derzeitig das deutsche Volk ausgesetzt“ sei und Überfremdung müssten verhindert werden[3]. Dementsprechend will die NPD die Vertreibung der nichtdeutschen Bevölkerung aus der Bundesrepublik, die Wiedereinführung der Deutschen Mark und den Austritt Deutschlands aus internationalen Bündnissen wie Nato und EU durchsetzen. Die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland stationierten US-Streitkräfte sollen abgezogen werden. Auch fordert die NPD die Abschaffung des Asylrechts. Die NPD kritisiert die hohen Nettozahlungen Deutschlands an die Europäische Union und ist gegen den EU-Beitritt der Türkei.

Die NPD plädiert für einen autoritären Staat, der den „Willen der Volksgemeinschaft durchsetzen soll. Das Programm der NPD greift verschiedene nationalistische und antikapitalistische Aspekte auf und erinnert vom Sprachgebrauch her an die Zeit des Nationalsozialismus. So wird zum Beispiel die „deutsche Familie“, in der die Frau vor allem Hausfrau und Mutter sein soll, als das beste Lebensmodell dargestellt. Hausfrau soll im Gegenzug als Beruf gesetzlich anerkannt werden. In der Wirtschaftspolitik herrschen Parolen wie „Die Wirtschaft muss dem deutschen Volk dienen“ oder „Der gesamte Grund und Boden ist Eigentum des Volkes“ vor. Die NPD steht für die Wiedereinführung der Todesstrafe „bei wiederholtem Sexual-, Kindes-, Raub- und Massenmord und bei schwersten Fällen des Drogenhandels“ ein[4].

In ihrer Mischung aus Fremdenfeindlichkeit, nationalistischem Gesellschaftsmodell, populistisch-antikapitalistischen Parolen und dem Glauben an autoritäre Führung ist die Programmatik der NPD jener der NSDAP der 1920er - und frühen 30er-Jahre ähnlich. Wie diese möchte die Partei nicht nur bestimmte politische Ziele durchsetzen, sondern das heute herrschende System des demokratischen Rechts- und Verfassungsstaates beseitigen, weshalb die NPD als verfassungsfeindlich eingestuft wird. Entsprechend findet sich im Verfassungsschutzbericht des Landes Baden-Württemberg 1998 ein Ausschnitt aus der Eröffnungsrede des „1. Tages des nationalen Widerstandes“ von Holger Apfel, in welchem er die NPD als einzige organisierte Partei darstellt, „die das politische System in der BRD bis auf die Wurzel bekämpft, auch die Wurzel abnimmt. Ja, liebe Freunde, wir sind stolz darauf, dass wir alljährlich in den bundesdeutschen Verfassungsberichten stehen und dort als feindlich, verfassungsfeindlich, gegen dieses System gerichtet genannt sind. Jawohl, wir sind verfassungsfeindlich.“[5]

Das Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht scheiterte im Jahre 2003 aufgrund verfahrensrechtlicher Fehler. Das Verfahrenshindernis lag nach Sichtweise der Sperrminorität der Verfassungsrichter in der Durchdringung der NPD durch V-Leute des Verfassungsschutzes. Dadurch, dass wesentliche die Partei belastende Zitate von Verfassungsschutzmitarbeitern stammten, die vor allem den nordrhein-westfälischen Landesverband der NPD in der Führung nahezu beherrscht hätten, wurde dieses Verfahren schließlich eingestellt. Die Verfahrenseinstellung aus den genannten formellen Gründen schloss ein späteres Verbotsverfahren allerdings nicht aus und bescheinigte der Partei auch keine Verfassungstreue.

Revanchismus und Geschichtsrevisionismus

Die NPD fordert die Rückverschiebung der deutsch-polnischen Grenze und die Wiederherstellung der Staatsgrenzen Deutschlands auf dem Stand von Ende 1937. So sollen nach ihrem Willen Schlesien, Ost-Pommern, Ost-Brandenburg und Ostpreußen wieder in das (neu zu schaffende) „Reich“ eingegliedert werden.

Datei:Dresden 130205 Fronttransparent.jpg
Demonstration der NPD am 13. Februar 2005 in Dresden zum 60. Jahrestag der alliierten Luftangriffe auf Dresden gegen Ende des 2. Weltkriegs

Ebenso strebt die NPD eine Revision der Geschichtsschreibung über die Zeit des Nationalsozialismus an. Die historische Schuld der NS-Täter, Kriegsverbrecher in SS und Wehrmacht sowie der Millionen Mitläufer, durch die die Verbrechen des Nationalsozialismus erst möglich wurden, lässt die NPD nicht ohne Verweis auf die deutschen Opfer des Zweiten Weltkrieges gelten. Holger Apfel verdeutlicht, dass sich die Partei „nicht an einseitigen Sühnebekenntnissen beteiligen“[6] werde. Zu einem in den Medien als skandalös betrachteten Vorfall entwickelte sich die Entscheidung der sächsischen NPD-Landtagsfraktion, der am 13. Februar 2005 abgehaltenen Schweigeminute für „alle Opfer“ nicht beizuwohnen – man wollte alleinig der „deutschen Opfer des alliierten Bombenangriffs auf Dresden“ gedenken[7].

Siehe auch: Geschichtsrevisionismus

Verhältnis zu den Kameradschaften

In jüngster Zeit gingen stringent nationalsozialistisch gesinnte Gruppierungen wieder mehr auf Distanz zur NPD, weil diese ihnen zu „bürgerlich“ erscheint. Auf dem NPD-Parteitag im thüringischen Leinefelde im Oktober 2004 wurde jedoch der wegen Volksverhetzung vorbestrafte Rechtsextremist Thorsten Heise in den NPD-Bundesvorstand gewählt[8]. Dies markiert den erneuten Schulterschluss der Partei mit den so genannten „freien Kameradschaften“. Die NPD hofft, durch die Hilfe von Heise die rund 170 freien Kameradschaften, denen etwa 3000 Mitglieder zugerechnet werden, auf Dauer in ihre politische Arbeit einbeziehen zu können.

Aus dem Verfassungsschutzbericht 2004 geht hervor, dass seit Anfang des gleichen Jahres eine Annäherung zwischen NPD und stärker nationalextremistischen Kräften beobachtet werden konnte. Die Partei sei mit ihrem Konzept einer „deutschen Volksfront“ zum Zentrum der Einigungsbemühungen im rechtsextremistischen Lager geworden. In einem Interview mit der Zeitung Junge Freiheit im Jahr 2004 formulierte der amtierende Bundesvorsitzende Udo Voigt dieses Ziel folgendermaßen: „Natürlich ist der Nationalsozialismus als Strömung in Deutschland auch heute vorhanden. Für die NPD ist er nicht maßgebend, aber wir versuchen, neben Nationalliberalen und Nationalkonservativen eben auch die nationalsozialistische Strömung zu integrieren, da eine Abgrenzung nur dem politischen Gegner hilft.“[9]

Struktur

Die Jugendorganisation der Partei sind die Jungen Nationaldemokraten (JN), die ca. 350 Mitglieder zählt. Die NPD ist somit die einzige als rechtsextrem geltende Partei in Deutschland, die über eine eigene Jugendorganisation verfügt. Der Bundesvorsitzende der JN ist automatisch Mitglied im Bundesvorstand der NPD. Holger Apfel, der damalige JN-Bundesvorsitzende, erklärte 1998 auf dem JN-Landeskongress in Baden-Württemberg, als Vorbilder für die JN zählten „einzig und allein die Wehrmacht und die Soldaten der Waffen-SS.“[10][11]

Die Hochschulorganisation der NPD ist der Nationaldemokratische Hochschulbund (NHB), der allerdings nicht zu Hochschulwahlen antritt. Generell leistet die NPD intensive Jugendarbeit. So gibt sie Nachhilfestunden, organisiert Feste und besitzt sogar eine Fußballmannschaft.

Mitte September 2006 gründet die NPD mit dem Nationalen Frauenring eine bundesweite Frauenorganisation. Diese soll als NPD-Unterorganisation „den Frauen in der NPD als Sprachrohr dienen“ und auch für „national denkende, parteienungebundene Frauen ein Ansprechpartner“ sein.[12][13]

Die NPD hatte in ihrer Geschichte mehrere verschiedene Zeitungen. Offizielles Presseorgan war zunächst die Deutsche Wochen-Zeitung (DWZ), die 1986 vom Verleger und DVU-Vorsitzenden Gerhard Frey aufgekauft wurde und daraufhin in Deutsche Wochen-Zeitung - Deutscher Anzeiger umbenannt wurde. 1999 wurde sie mit der ebenfalls von Frey herausgegeben National-Zeitung zur National-Zeitung – Deutsche Wochenzeitung zusammengelegt.

Das aktuelle Presseorgan der Partei ist die Deutsche Stimme, die seit 1976 erscheint und zur Zeit eine monatliche Auflage von 10 000 hat. Daneben existieren noch regionale und örtliche Publikationen wie die Sachsen-Stimme.

Politische Tätigkeit

Parlamentarische Tätigkeit generell

Die NPD war auf Landesebene zwischen Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre in bis zu sieben Landesparlamenten der Bundesrepublik Deutschland vertreten. 2004 wurde sie in den sächsischen Landtag gewählt. Sie befand sich dabei stets in der Opposition, da sie keine eigene Mehrheit aufbringen konnte und die großen Parteien (CDU/CSU, FDP, SPD, Bündnis 90/Die Grünen) keine Koalition mit ihnen eingehen wollten. Die NPD war daher noch auf keiner politischen Ebene (vergleiche Politisches System Deutschlands) an einer Regierung beteiligt.

Parlamentarische Tätigkeit auf kommunaler Ebene

Heute ist die NPD in Kommunalparlamenten mehrerer Länder vertreten. Die meisten politischen Mandate besitzt sie in Hessen, und dort wiederum vor allem im Lahn-Dill-Kreis, wo sie mancherorts seit Jahrzehnten ununterbrochen kommunale Vertretungen in Fraktionsstärke hat. Bei den Kommunalwahlen 2004 konnte sie aber auch in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen (besonders in der Sächsischen Schweiz) sowie im Saarland in mehrere Gemeinderäte und Kreistage einziehen, im Jahre 2006 gelang ihr dies auch in Niedersachsen.

Außerparlamentarische Tätigkeit

Auf dem Bundesparteitag von 1996 wurde ein sog. „Drei-Säulen-Konzept“ beschlossen, das den „Kampf um die Straße“, den „Kampf um die Parlamente“ und den „Kampf um die Köpfe“ beinhaltet[14]. So ist die NPD aufgrund dieser Strategie auch auf außerparlamentarischer Ebene sehr aktiv und initiiert zum Beispiel sehr oft Demonstrationen und andere außerparlamentarische Aktivitäten. Nicht selten zogen und ziehen diese Unternehmungen Medienberichte über gewaltbereite NPD-Mitglieder nach sich[15].

Geschichte

Bundestagswahlergebnisse der NPD
Bundestagswahl 2005Bundestagswahl 2002Bundestagswahl 1998Bundestagswahl 1990Bundestagswahl 1987Bundestagswahl 1983Bundestagswahl 1980Bundestagswahl 1976Bundestagswahl 1972Bundestagswahl 1969Bundestagswahl 1965

1964–1967: Die Ära unter Friedrich Thielen

Die NPD wurde 1964 gegründet und ging im wesentlichen aus der DRP hervor. Aber auch aus anderen Parteien und Gruppierungen kamen die Mitglieder und spätere Funktionäre der NPD, so aus der Deutschen Partei (DP) sowie aus mehreren Kleingruppen wie der Vaterländischen Union. Auch der ehemals nationalliberale Flügel der FDP war Herkunftsort einiger NPD-Funktionäre, so des langjährigen späteren hessischen NPD-Landesvorsitzenden Heinrich Fassbender, der zwischenzeitlich die DNVP neu gegründet hatte.

An der Parteigründung nahmen auch die vier für die DP gewählten Abgeordneten in der bremischen Bürgerschaft teil, womit NPD zum Zeitpunkt ihrer Gründung bereits in einem Landesparlament vertreten war. Der Bürgerschaftsabgeordnete Friedrich Thielen wurde erster Bundesvorsitzender der NPD.

Bereits bei der Bundestagswahl 1965 erzielte die Partei 2,0 Prozent. Ein Jahr später gelang der NPD der Einzug in die Landesparlamente von Hessen und Bayern. 1967 zog sie in die Landtage von Bremen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ein. Entscheidende Gründe für die damaligen Wahlerfolge der NPD waren unter anderem, dass ab Mitte der sechziger Jahre die erste wirtschaftliche Rezession nach den Jahren des so genannten Wirtschaftswunders, und damit eine wirtschaftliche Krise eintrat. Des Weiteren bewirkte die ab 1966 im Bund regierende Große Koalition eine Situation der gesellschaftspolitischen Polarisierung, die bei der Linken in der Außerparlamentarischen Opposition und der damaligen Studentenbewegung eine radikale Infragestellung der Wertvorstellungen der Adenauer-Ära bewirkte. Dies wiederum führte zu einer der entsprechenden Entwicklung entgegenstehenden Radikalisierung bei einigen vormals konservativen Wählergruppen bzw. zur Wiederbelebung reaktionären (politisch-historisch rückwärtsgewandten) Gedankenguts bei bis dahin vor allem der CDU zugewandten Wählerklientel. Viele verglichen die damalige wirtschaftliche und politische Situation mit der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre und den daraus resultierenden Wahlerfolgen der NSDAP. Gelegentlich befürchtete man sogar das Ende der Bundesrepublik. 1967 trat Thielen von seinem Amt als Bundesvorsitzender zurück und gleichzeitig auch aus der Partei aus, und versuchte vergeblich, die DP zu reaktivieren.

1967–1971: Die Ära unter Adolf von Thadden

Bei der baden-württembergischen Landtagswahl am 28. April 1968 gelang es der NPD, mit 9,8 Prozent in den Landtag einzuziehen, was für die Partei das bislang erfolgreichste Ergebnis bei einer überregionalen Wahl in der Bundesrepublik war. Gleichzeitig markierte dieses Hoch aber auch einen Umbruch: In den kommenden dreieinhalb Jahrzehnten gelang es der NPD nicht mehr oberhalb der kommunalen Ebene die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen, so scheiterte sie beispielsweise beim erhofften Einzug in den Deutschen Bundestag im Jahr 1969 mit 4,3 Prozent nur knapp. Die Partei geriet daraufhin in kontroverse Flügelkämpfe und in deren Folge in einen stetigen Abwärtsstrudel.

1971–1991: Die Ära unter Martin Mußgnug

Auf dem Bundesparteitag 1971 in Holzminden trat der damalige Bundesvorsitzende Adolf von Thadden nicht mehr zur Wahl an und wurde durch Martin Mußgnug ersetzt, der Thaddens nationalkonservativen Kurs fortsetzte. Von Thadden hatte, nachdem militante Gruppierungen deutlichen Einfluss in der Partei gewonnen hatten, die Partei als „unführbar“ bezeichnet. Die NPD schaffte in keinen Landtag mehr den Wiedereinzug bzw. trat teilweise gar nicht erst zur Wahl an, so 1972 in Baden-Württemberg, dem letzten Landesparlament, in dem sie noch vertreten war. Die NPD begründete ihr Vorgehen damit, dass sie eine mögliche absolute Mehrheit der CDU nicht gefährden und so erreichen wolle, dass die Ostverträge keine Mehrheit im Bundesrat erhielten. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl 1972 erhielt die NPD nur noch 0,6 Prozent der Stimmen.

In der Folgezeit hatte die NPD in den 1970er- und 1980er-Jahren keinerlei innenpolitische Bedeutung mehr. Ende der 1970er stellte sich die Partei häufig überhaupt nicht mehr zur Wahl. Als sich der rechtsextreme Verein Deutsche Volksunion e. V. (DVU) des Verlegers Gerhard Frey im Jahr 1987 in eine Partei umwandelte, ging die NPD mit der DVU fortan Wahlbündnisse ein. Aufgrund einer Besonderheit im Bremer Wahlrecht gelang der DVU im Zuge dessen der Einzug in die dortige Bürgerschaft mit einem Abgeordneten. Im Gegenzug gelang der NPD allerdings lediglich bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg von 1988 mit 2,1 Prozent noch ein nennenswertes Ergebnis. Auch geriet Martin Mußgnug, der damalige Bundesvorsitzende der NPD, wegen seines nationalkonservativen Kurses zunehmend in die Kritik. Er trat am 5. Dezember 1990 von seinem Amt zurück und gleichzeitig auch aus der Partei aus. Er gründete anschließend die Deutsche Liga für Volk und Heimat (DLVH), die er zu einem Sammelbecken für enttäuschte ehemalige Mitglieder verschiedener rechter Parteien zu machen versuchte, was jedoch misslang.

1991–1996: Die Ära unter Günter Deckert

Nachdem nach dem Rücktritt Mußgnugs Walter Bachmann ein dreiviertel Jahr lang kommissarischer Bundesvorsitzender war [16], wurde am 8. August 1991 der frühere stellvertretende Bundesvorsitzende Günter Deckert, der zwischenzeitlich die Partei verlassen hatte und erst kurz zuvor wieder Parteimitglied geworden war, neuer Bundesvorsitzender der NPD. Deckert unternahm eine inhaltliche und strategische Neupositionierung der Partei, indem er offen nationalsozialistische Elemente in der NPD verankerte und öffentlich den Holocaust leugnete.

Trotz des Anfang der 1990er-Jahre aufkeimenden Rechtsextremismus und der aufkommenden Asyldebatte gelang es der NPD nicht, diese beiden Faktoren in Wahlerfolge umzumünzen, da sie die zu diesem Zeitpunkt herrschende Hegemonie aus REP und DVU im rechten Spektrum nicht durchbrechen konnte. Auch die seit Ende der 1980er-Jahre praktizierte Allianz mit der DVU brachten der NPD im Gegensatz zu ihrem Bündnispartner keine Wahlerfolge; bei der Bürgerschaftswahl in Bremen von 1991, bei der die DVU mit 6,2 Prozent und sechs Abgeordneten in die dortige Bürgerschaft einzog, befanden sich allerdings unter den neu gewählten Abgeordneten insgesamt zwei NPD-Mitglieder (Karl-Heinz Vorsatz und Hans-Otto Weidenbach), die auf den dortigen DVU-Listen kandidiert hatten und Mitglied der DVU-Fraktion wurden. Während Vorsatz, der bereits von 1967 bis 1971 für die NPD in der Bürgerschaft saß, 1992 verstarb, trat Weidenbach im Laufe der Legislaturperiode zur DVU über. Etwa zur selben Zeit zerfiel das Bündnis mit der DVU, da in der NPD die persönlichen Widerstände gegen den DVU-Vorsitzenden Frey zugenommen hatten.

Deckert musste ab 1995 wegen Volksverhetzung eine mehrjährige Gefängnisstrafe absitzen.

1996–heute: Die Ära unter Udo Voigt

Obwohl Deckert aufgrund seiner Haftstrafe auf dem Bundesparteitag am 23. März 1996 in Bad Dürkheim nicht anwesend sein konnte, trat er dort erneut für den Posten des Bundesvorsitzenden an, unterlag jedoch mit 86:88 Stimmen Udo Voigt, der somit zu dessen Nachfolger wurde. Auch in den Folgejahren versuchte Deckert, das Amt zurückzuerobern, Voigt konnte sich jedoch jeweils mit deutlicher Mehrheit durchsetzen.

Voigt setzte den Kurs der strategischen Neupositionierung fort und versuchte, die Verbindungen der Partei zu neonazistischen Gruppierungen zu stärken. Dadurch gewannen Elemente eines „nationalen Sozialismus“ an Bedeutung, ohne dass dies jedoch im Programm Ausdruck gefunden hätte.

2001 wurde von Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat ein Verbotsantrag gegen die NPD beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Als Hindernis stellte sich im Verfahren die Durchsetzung der Partei durch V-Männer des Verfassungsschutzes heraus. Das Verbotsverfahren scheiterte vor dem Bundesverfassungsgericht, da das Gericht nicht mehr trennen konnte, welche Aktivitäten von der Partei selbst und welche vom Verfassungsschutz initiiert worden waren. Die Nachrichtenagentur dpa meldete in diesem Zusammenhang, dass etwa jeder siebte Funktionsträger in der NPD-Leitungsebene Informant eines Verfassungsschutzamtes sei.

Kundgebung der NPD in Würzburg im März 2004
Datei:Udo Voigt, Gerhard Frey.jpg
Der NPD-Vorsitzende Voigt mit dem DVU-Vorsitzenden Frey im Jahr 2004

Im Juni 2004 erzielte die NPD bei der Europa- und bei den Kommunalwahlen im Freistaat Sachsen beachtliche Erfolge[17]. Bei der Landtagswahl im Saarland am 5. September 2004 erreichte die NPD immerhin vier Prozent. Bei der Landtagswahl in Sachsen am 19. September 2004 konnte die NPD schließlich zum ersten Mal seit 1968 wieder in ein Landesparlament einziehen. Sie erzielte 9,2 Prozent der Stimmen. Ein Grund für den Erfolg der Partei spielte neben ihrer Opposition zu Hartz IV, dass sie als einzige rechte Partei antrat. In einer Absprache mit der DVU vereinbarten die beiden Parteien, dass bei den zeitgleich stattfindenden Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen die NPD nur in Sachsen und die DVU nur in Brandenburg antreten würde, um sich nicht gegenseitig Konkurrenz zu machen. Die REP traten bei dieser Landtagswahl nicht an, da deren Landesvorsitzende Kerstin Lorenz entgegen der Weisung des Bundesvorstandes die notwendigen Unterlagen für eine Teilnahme an der Wahl nicht einreichte. Lorenz trat einen Tag vor der Wahl in die NPD ein. Im Zusammenhang mit diesem Ergebnis und auch dem Wahlergebnis zum sächsischen Landtag kam es zu mehreren antifaschistischen Kundgebungen in Dresden.

In bestimmten Regionen von Ostsachsen, insbesondere in der Sächsischen Schweiz, erreichte die NPD in einigen kleinen Ortschaften bis zu 20 Prozent der abgegebenen Stimmen. Besonders in der Wählergruppe der 18-24jährigen männlichen Erstwähler erreichte die NPD einen überproportionalen Stimmenanteil. Nach dem Einzug der NPD in den sächsischen Landtag war die Mehrheit der übrigen Abgeordneten bestrebt, die NPD-Fraktion zu isolieren. Allerdings bekam der Landtagsabgeordnete Uwe Leichsenring, den die NPD als Kandidaten zur Ministerpräsidentenwahl aufgestellt hatte, zwei Stimmen mehr als die NPD Sitze innehat. Auch bei der Wahl der Ausländerbeauftragten erhielt der NPD-Kandidat zwei Stimmen mehr. Vermutungen gingen dahin, dass es sich bei den Abweichlern eventuell um CDU-Abgeordnete gehandelt haben könnte, die damit ihre Ablehnung des Ministerpräsidenten Georg Milbradt demonstrieren wollten.

Im Oktober 2004 kündigten NPD und DVU an, bei allen künftigen Wahlen nicht mehr gegeneinander anzutreten. Sowohl NPD als auch DVU hatten einzeln an die REPs appelliert, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die Führung der Republikaner lehnt eine Zusammenarbeit mit der NPD jedoch ab, weshalb es in der Folgezeit zu teils größeren Übertritten von Mitgliedern der REP zur NPD kam. So wechselte beispielsweise Anfang 2005 der Hamburger Landesvorstand der REP geschlossen zur NPD[18].

Plakat der NPD zur Bundestagswahl 2005

Bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen im Jahr 2005 trat jeweils nur die NPD an, wo sie über Ergebnisse von 1,9 Prozent (Schleswig-Holstein) bzw. 0,9 Prozent (Nordrhein-Westfalen) nicht hinauskam. Bei der Bundestagswahl 2005 bildeten NPD und DVU ein Bündnis, bei dem Kandidaten der DVU auf den Listen der NPD antraten und bei der die NPD mit 1,6 Prozent ihr bestes Bundestagswahlergebnis seit 1969 erreichte. Die Dresdener NPD-Kandidatin Kerstin Lorenz verstarb wenige Tage vor der Bundestagswahl nach einem Hirnschlag, den sie während einer NPD-Wahlkampfveranstaltung erlitten hatte. Daher musste eine Nachwahl in diesem Wahlkreis stattfinden, in dem die NPD den ehemaligen REP-Bundesvorsitzenden Schönhuber als Ersatzkandidaten nominierte, obwohl dieser kein Mitglied der NPD war.

Im September kündigte die NPD an, regelmäßig wöchentliche Nachrichtensendungen unter dem Titel "Die Woche" im Internet zu veröffentlichen. Zwei Videos waren als Testsendungen auf YouTube zu sehen, wurden aber kurz darauf wieder vom Betreiber entfernt. Zwischenzeitlich werden die Videos auf einer NPD-nahen Website angeboten. Auf YouTube dagegen gibt es mittlerweile mehrere Gegenvideos.

Die Mitgliederzahl der NPD liegt zur Zeit bei etwa 6000.

Parodien

Die NPD wird seit einiger Zeit durch die Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) parodiert.


Landtagswahlergebnisse der NPD

BW BY BE BR HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH
1966 7,4 % 3,9 % 7,9 %
1967 8,8 % 5,3 % 6,8 % 5,8 %
1968 9,8 %
1969
1970 2,9 % 2,7 % 3,0 % 3,2 % 1,1 % 3,4 %
1971 2,7 %
1972 n. a.
1973
1974 1,1 % 0,8 %
1975 1,1 %
1976 0,9 %
1977
1978 0,6 % 0,3 %
1979 0,7 %
1980
1981 n. a.
1982 0,6 % n. a.
1983
1984
1985 n. a. 0,7 %
1986 0,7 %
1987 0,1 % n. a.
1988 2,1 % n. a.
1989 n. a.
1990 n. a. n. a. 0,2 % n. a. n. a. 0,1 % n. a.
1991 n. a. n. a. n. a. 0,9 %
1992 0,9 % n. a.
1993 n. a.
1994 0,1 %
1995 n. a. 0,1 % 0,3 % n. a.
1996 n. a. 0,4 % n. a.
1997 0,1 %
1998 0,2 % 1,1 % n. a. n. a.
1999 0,8 % 0,7 % 0,3 % 0,2 % n. a. 1,4 % 0,2 %
2000 0,0 % 1,0 %
2001 0,2 % 0,9 % n. a. 0,5 %
2002 0,8 % n. a.
2003 n. a. n. a. n. a. n. a.
2004 n. a. 0,3 % 4,0 % 9,2 % 1,6 %
2005 0,9 % 1,9 %
2006 0,7 % 2,6 % 7,3 % 1,2 % n. a.

n. a. - nicht angetreten

Literatur

  • Uwe Hoffmann: Die NPD. Entwicklung, Ideologie und Struktur. Frankfurt 1999, ISBN 3631354398
  • Heinz Lynen von Berg, Hans-Jochen Tschiche (Hrsg.): NPD – Herausforderung für die Demokratie?. Berlin, ISBN 3932482530
  • Toralf Staud: Moderne Nazis. Die neuen Rechten und der Aufstieg der NPD. Köln 2005, ISBN 3-462-03638-6
  • Martin Dietzsch: Zur jüngsten Entwicklung der NPD. In: Heiko Kauffmann, Helmut Kellershohn, Jobst Paul (Hg.): Völkische Bande. Dekadenz und Wiedergeburt – Analysen rechter Ideologie. Münster, 2005. ISBN 3-89771-737-9

Siehe auch

Quellen

  1. Das bayerische Innenministerium äußert sich zur NPD; Januar 2002
  2. Verfassungsschutzbericht Sachsen-Anhalt 2003
  3. Parteiprogramm der NPD
  4. npd.de: „Wiederherstellung von Recht und Gesetz!“; 22. Mai 2005
  5. Kailitz, Steffen: „Stolze Verfassungsfeinde – Die NPD: Parlamentsarbeit mit nationalsozialistischer Programmatik“; 7. November 2005
  6. NPD: „Warum wir nicht nach Auschwitz fahren“; 10. Januar 2006
  7. taz: „Das Schweigen der Männer“; 1. August 2005
  8. taz: „NPD holt geschasste Neonazis heim“; 27. Dezember 2004
  9. Verfassungsschutzbericht BW 2004
  10. Anne Longrich und Michael Bergmann: „Ein Jahr NPD im sächsischen Landtag“ vom 17. Februar 2006
  11. haGalil.com: Fakten und Argumente zum NPD-Verbot, Teil 3: „Freie Kameradschaften, sonstige Neonazis und NPD/JN“
  12. Mitteldeutsche Zeitung: „NPD-Frauen knüpfen ein Netzwerk in Sachsen-Anhalt“
  13. Website des Nationalen Frauenrings i.Gr.
  14. verfassungsschutzgegenrechtsextremismus.de: Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands
  15. NDR: „Gewalttäter als Kandidaten? Wahlkampf der NPD in Schleswig Holstein“; 6. Januar 2004
  16. http://www.terra.es/personal/mothman/germany.htm
  17. Meyer, Olaf: „Rechter Aufbau Ost – NPD im Sächsischen Landtag“; 20. September 2004
  18. Stegemann, Thorsten: „Stolpersteine auf dem Weg ins vierte Reich“; 6. November 2004