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Geoglyphe

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Nazca-Linien die einen Kolibri darstellen

Als Geoglyphe, als Erdzeichnung, werden großflächig auf dem Erdboden geformte oder in Linien gezeichnete oder durch Straßen- und Wegezüge gebildete Gestalten von oft mehreren hundert Metern Größe genannt.

Prähistorische Geoglyphen

Durch ihre Ausmaße sind sie oft erst aus der Luft zu erkennen und können längere Zeiträume überdauern, ohne von Denudations-Prozessen ausradiert zu werden. Oft sind mit diese Bildformen auch Funktionen verbunden. Die in der Form von großen Tiergestalten aufgeschüttenten indianischen Mounds in Nordamerika sind meist Grabbouten (Serpent Mound, Jackson, Ohio) und bei den Liniensysteme und Tiere zeigenden Scharrbildern der Nacza, den sogenannten Nazca-Linien in Peru ist ein Zusammenhang mit unterirdischen Wassersammelanlagen beobachtet worden.

Scharrbilder entstehen durch das Entfernen der dunklen Oberschicht von Gestein, Geröll oder Erdreich, sodass eine hellere Unterschicht sichtbar wird. Die sichtbaren Partien stellen dann die eigentliche Zeichnung des Scharrbildes dar. Der Panama-Kanal durchschneidet eine knapp 200 m große Krokodilzeichnung. Ein vergleichbares Beispiel in Europa ist das White Horse von Uffington Hill (England).

Luftbild des White Horse

Auch moderne Künstler wurden zu ähnlichen Projekten (Land Art) angeregt, wie z. B. beim Erdzeichen-Kunstprojekt am Münchener Flughafen [1].

Geoglyphen als bildliche Ordnungssysteme im modernen Städtebau

Den Geoglyphen vergleichbare Figuren werden als "organische Gestalten" im modernen Städtebau zur Organisation von Funktionen und zur Orientierung verwendet. Diese Organisationsformen lösen die Forderung nach einer "organischen Architektur" ein, indem sie jeden Bestandteil in die Rahmenbedingungen des Gestamtkonzeptes einbinden.

Datei:Mapa brasília pc000279.jpg
Plan von Brasilia, der Hauptstadt Brasiliens in der Gestalt eines Flugzeuges
  • Das von Lúcio Costa 1956 entworfene Hauptstadt Brasilia ist eine Flugzeugfiguration (PLANO PILOTO). Die Verwaltungsgebäude liegen hier im Bereich des Cockpits [2].
  • Rovaniemi in Finnland als kniendes, nach rechts gerichtetes Ren, teilweise oder insgesamt von Alvar Aalto entworfen [3]. Die Umrisslinie gibt vom Knie (Stadtteil Korvanniemi) über den Kopfansatz (Terveyskeskus) bis hin zur Schnauze die Uferstraße (Korvanranta bis Koskenranta)[4]. Hier am Kopf setzt das aus Strassen und Reihenhäusern gebildete Geweih an. Im "Herzen" dieser Figuration liegen die Verwaltungsgebäude.
  • Die Stadt Lignano wollte Rob Krier 2000 mit einem Straßennetz von menschlichem Umriss überformen.
  • In verschiedenen Bauprojekten im früheren Jugoslavien hat der in Paris lebende Künstler Ricardo Porro (* 1925) sich mit den Möglichkeiten funktional-figurativer Architektur beschäftigt.

Literatur

  • Rudolf Drößler:Kulturen aus der Vogelschau. Archäologie im Luftbild. Jena und Berlin 1987.
  • Graziano Gasparini & Luise Margolies: Arquitectura Inca. Caracas 1977, S. 50.
  • Josleen Wilson: The Passionalte Amateurs Guide to Archaeology in the United States. New York 1980. (s.v. mound building (Collier)). ISBN 0-02-098670-X
  • Karsten Lambers: The Geoglyphs of Palpa, Peru: Documentation, Analysis, and Interpretation. Lindensoft-Verlag, Aichwald 2006. ISBN 3-929290-32-4