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Interim-Management

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Interim Management (lat. ad interim „unterdessen, einstweilen“) ist eine zeitlich befristete Art des betriebswirtschaftlichen Managements. Im Gegensatz zu Unternehmensberatern, die in einer Stabsstelle angesiedelt sind, übernehmen Interim Manager Ergebnisverantwortung für ihre Arbeit in einer Linienposition. Sie verlassen das Unternehmen, sobald das Problem gelöst und eine stabile neue Unternehmens- oder Bereichsführung etabliert ist bzw. nach dem Relaunch der betreffenden strategischen Geschäftseinheit.

Die ersten Interim Managements wurden in den Niederlanden um 1970 durchgeführt.


Einsatz

Häufig werden Interim Manager im Krisenmanagement, zur Überbrückung von personellen Ausfällen und zeitweise als Bereichsleitung eingesetzt um einen Unternehmensteil zu sanieren. Von daher werden Interim Manager gerne auch als „Feuerwehr“ der Betriebsführung gesehen, die eine oft unliebsame Umstrukturierung oder auch die Schließung und Abwicklung eines Unternehmens übernehmen (sog. Dirty Jobs). In jüngerer Zeit werden Interim Manager verstärkt im Rahmen von Projektarbeit eingesetzt, wenn die eigenen Kapazitäten des jeweiligen Unternehmens nicht ausreichen. Gleiches gilt für Spezialthemen, für die ein Unternehmen Kapazitäten nicht auf Dauer vorhalten muss. Hierzu gehören z. B. Basel II, CMMI oder Einführung SAP R/3.

In unterschiedlichen Phasen der Unternehmensentwicklung sowie bei Problemen und Aufgabenstellungen in denen Spezialistenwissen länger als nur ein paar Beratertage gebraucht wird, bzw. wenn das bestehende Management die anstehenden Aufgaben nicht alleine lösen kann oder möchte, wird Interim Management die bestmögliche Ergänzung für die Leitung des Unternehmens darstellen. Gerade auch im Bereich Unternehmensübergang und -nachfolge, bei Kauf oder Verkauf eines Betriebsteiles bzw. des gesamten Unternehmens bietet Interim Management notwendige Unterstützung für die Geschäftsleitung.

Duch den vermehrt auftretenden Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, wovon auch das Top-Management betroffen ist, werden hier verstärkt Manager auf Zeit als Puffer eingesetzt, bis für die Stellen geeignetes Personal gefunden worden ist.

Personal

Häufig werden ältere Manager als Interim Manager tätig, die bereits in verschiedenen Unternehmen als Führungskraft erfolgreich tätig waren. Aber auch Nachwuchskräfte ab Mitte dreißig sind im Markt vertreten. Die Bandbreite im Interim Management reicht jedoch wesentlich weiter, bis zu erfahrenen Fachmännern oder Generalisten mit langjähriger praktischer Branchenerfahrung und Bewährung in schwierigen Situationen, die für das Unternehmen ein Glücksfall sind. Zudem bleibt festzustellen, dass Interim Manager jünger werden und dass Frauen in die bisher praktisch rein männliche Domaine einbrechen.

Die Honorare der Interim Manager richten sich in der Regel nach Umfang und Verantwortung der Tätigkeit, minunter auch unter 1.000,- Euro Tagessatz zuzüglich Spesen und eventueller Erfolgsbeteiligungen. International erfahrene Spitzensanierer können durchaus ein mehrfaches kosten. Hochqualifizierte Interim Professionals sind nicht unter 1.250 Euro zu bekommen, auch Geschäftsführerlevel nur selten unter 1.500 Euro (jeweils plus Spesen und MwSt.).

Markt

Angesiedelt ist das Interim Management in Deutschland immer noch vorwiegend im Bereich größerer mittelständischer und industrieller Unternehmen. Die meisten Interim Einsätze werden durch Interim Management Provider vermittelt.

Als Interessenvertretung gibt es in Deutschland für die Interim Manager selbst die DDIM [1], für Interim Management Provider den Arbeitskreis Interim Management Provider.

Aber auch einzelne Handwerkskammern bieten solche Kontakte für ihre Kammermitglieder mit Zielrichtung Unternehmensnachfolge und EU-Ausrichtung an. Mit zunehmender Verbreitung von Interim Management nimmt die Zahl der Unternehmen zu, die Interim Manager wiederholt einsetzen. Weiterhin sind diejenigen Unternehmen, die bereits im Ausland Erfahrungen mit Interim Managern gesammelt haben, eher bereit diese Form der Zusammenarbeit zu wählen.

Kritik

Probleme beim Interim Management können sein:

  • Der Manager braucht zu lange um sich einzuarbeiten
  • Das vorhandene Führungsteam akzeptiert den Manager nicht
  • Investitions- und Sanierungsentscheidungen werden von den Banken nicht mitgetragen
  • Die Unternehmensleitung „unterstützt“ den Manager mit Entscheidungen in seinem Bereich
  • Nach Beendigung des Mandates sind neu gefasste Strukturen noch anfällig

Literatur

  • Tiberius, Victor A. (Hrsg.): Interimsmanagement. Management auf Zeit - in der Praxis, Bern, Stuttgart, Wien (Haupt Verlag), 2004, ISBN 325806718X.
  • Bloehmer, Vera: Interim-Management: Top-Kräfte auf Zeit. Aufgaben - Auswahl - Kosten, Berlin (Metropolis Verlag), 2003, ISBN 3896233092.
  • Tiberius, Victor A.: Interimsmanagement. Begriff und Konzeption, in: Tiberius, Victor A. (Hrsg.): Interimsmanagement. Management auf Zeit - in der Praxis, Bern, Stuttgart, Wien (Haupt Verlag), 2004, S. 11-35.
  • Tiberius, Victor. A.: Interimsmanager als Eliteführungskräfte, in: Wirtschaftspsychologie, 6. Jg., Nr. 3, 2004, S. 23-29.
  • Haag, Oliver/Tiberius, Victor A.: Interimsmanagement - rechtliche Aspekte und Einordnung, in: Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht, Nr. 4, 2004, S. 190-194.