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Jamaikanisch-kreolische Sprache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Jamaika-Kreolisch

Gesprochen in

Jamaika, Costa Rica, Panama
Sprecher 3,1 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in -
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2 (B) cpe (T) Creoles and pidgins, English based (Other)

Das jamaikanische Kreolisch, auch bekannt als Patois bzw. Patwah, ist eine auf Jamaika, in Costa Rica und Panama verbreitete Kreolsprache mit englischen Wurzeln. Sie wird außerdem in Kanada, der Dominikanischen Republik, dem Vereinigten Königreich und den USA gesprochen.

Andere Bezeichnungen sind „Bongo Talk“, „Southwestern Caribbean“, „Creole English“, „Afro-Jam“, „Patwa“ oder „Quashie Talk“.

Das Jamaika-Kreolische bildet die Grundlage für viele Ausdrücke des in den USA und auch Europa verbreiteten Hip Hop (Subkultur)-Slangs, was darauf zurückzuführen ist, dass das Rappen in der Hip Hop-Musik seinen Ursprung im jamaikanischen Deejaying hat.

Eine besondere Form des Jamaika-Kreolisch pflegen die Rastafari-Gläubigen: Sie haben eine Reihe von Wörtern entsprechend ihrer Glaubenslehre verändert.

Beispiele

Jamaika-Kreolisch Englisch Deutsch
bout about über
bwoy boy Junge
bokkle bottle Flasche
bud bird Vogel
craven greedy
(brit. craven: feige)
gierig
dem they sie
dawg dog Hund
ease up to ease up verzeihen, beruhigen
eeh! Ja!
eh Zustimmung (als Einruf, nicht die)
eh-eh Ablehnung (als Einspruch, nicht die)
ewah ever immer
fadda father Vater, Papa
fi for für
gyal girl Mädchen
madda mom, mother Mutter, Mama
nuff much viel
pumpum, punany Vagina weibliches Geschlechtsorgan
pumpum printer sehr enge Hose (bei Frauen)
back off cool down beruhige dich
batty, bumbo Hintern
battyman, chi chi man Homosexueller, Schwuler
black-op Gras rauchen, kiffen
anaconda männliches Geschlechtsorgan
claat (clawt) cloth ein Stück Stoff
(verwendet in derben Ausdrücken)
bumboclaat Stück Stoff als Klopapier-Ersatz
(Verwendung wie „scheiße“ oder „scheiß“)
bloodclaat Stück Stoff als Damenbinden-Ersatz
(äußerst derber Ausdruck)
cool runnings Gute Reise (bei einer sehr langen Reise)
bling bling protzig, schmuckvoll
bimma beamer BMW (Bayrische Motorenwerke)
bashment Keller, Party, angesagt, cool, hip
massive Publikum
politricks politics Politik, Politiker
cum dung come down fang an, leg los, komm mit
licky licky feige, Feigling
to seh to say sagen
rude bwoy harter Kerl, Krimineller
skank zu Reggae-Musik tanzen
youth youth man Jugendlicher
di the der, die, das
Jamaika-Kreolisch engl. Erklärung Deutsch
mi waan fi bruck out to some roots ragga dis night. waan: to want to Heute Nacht will ich zu „Roots Reggae“ abgehen.
mek wi move we feet to some ragga! mek: to make Ich möchte meine Füße zu Reggae bewegen.
(fordernder als letzteres)
no woman, no cry. no, auch: don't Nein Frau, weine nicht!

Grammatik

Typisch für Patois sind:

Englisch Patois
colspan="2" Vorlage:Highlight2 | Der Wegfall der Endung der englischen Progressivform
I'm going. Me a go.
colspan="2" Vorlage:Highlight2 | Verben können einfach mit „nein“ verneint werden
I don't go (Ich gehe nicht) Me naa go (Ich nein gehe)
colspan="2" Vorlage:Highlight2 | „I“ (ich) und „me“ (mich) werden oft vertauscht
I have got nothing, but you shoot me down. Me naa 'ave nuttin, but yu a shoot I down.
colspan="2" Vorlage:Highlight2 | Das weiche ‚th‘ wird durch ein ‚d‘ ersetzt und das scharfe ‚th‘ wird wie ‚t‘ ausgesprochen
I think this will be funny with the girls there on the stage. Me t'ink dis a go be irie wit' de gyals dere pon di stage.
colspan="2" Vorlage:Highlight2 | Das ‚-s‘ am Ende von Verben in der dritten Person Singular (sie, they) fällt oft weg
As a man sows, shall he reap. As a man sow, shall he reap.

Außerdem ist die Sprache mit vielen A durchsetzt:

engl. to observe, jam. to obaserve, dt. beobachten
engl. way, jam. waya, dt. Weg

Phonologie

Besonders charakteristisch für den Patois sind die palatalen Verschlusslaute ky (cy) /k_j/ und gy /g_j/, die zwar aus dem Englischen stammen, ihren phonologischen Status im Patois allerdings wohl afrikanischen Einflüssen verdanken.

Musik

Bis auf wenige Ausnahmen singen alle Reggae-Künstler in Jamaika-Kreolisch. Beispiele dafür sind Bob Marley, Sean Paul oder in Deutschland die Gruppe Seeed, Culcha Candela, Patrice oder Gentleman. Es wird auch in anderen Musikarten verwendet, z. B. in Ska.

Literatur

Obwohl Patois eher einer gesprochenen oder Umgangssprache ähnelt, gibt es auch einige Werke in patois-kreolisch.

Das erste veröffentlichte Werk (1912) in Patois ist die Gedichtssammlung „Songs of Jamaica“ von Claude McKay.

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