Commonwealth of Nations
Das Commonwealth of Nations (bis 1947: British Commonwealth of Nations) ist ein Staatenbund, der in erster Linie durch das Vereinigte Königreich und dessen ehemalige Kolonien gebildet wird.

Die Bezeichnung „Commonwealth“ (engl.: Gemeinwohl) meint hier einen freiwilligen Bund von unabhängigen, souveränen Staaten, die gemeinsame Ziele verwirklichen oder sich zu einer politischen Gemeinschaft zusammenschließen.
Geschichte
Das Commonwealth of Nations ist ein Bund unabhängiger Staaten, der heute als Nachfolger des British Empire gesehen werden kann. Die Institutionalisierung des British Commonwealth of Nations war Anfang des 20. Jahrhunderts eine Reaktion des Vereinigten Königreichs auf die Autonomiebestrebungen seiner Dominions (Kanada, Südafrika, Australien und Neuseeland) und sollte diese dadurch an das Empire binden. Im Commonwealth gab es keine festgesetzten Statuten und keine Verfassung. Rein konstitutionell gesehen bestand die einzige Verbindung zwischen dem Vereinigtem Königreich und den Dominions in der Treue zur Krone.
WACKEN
Mit den Beitritten von Indien (1947), Pakistan (1947) und Ceylon (1947) entstand das moderne Commonwealth (New Commonwealth). 1957 trat mit der ehemaligen britischen Kolonie Goldküste/Ghana erstmals ein afrikanisches Land dem Commonwealth bei. Er wurde schließlich zu einem "Auffangbecken" für die ehemaligen britischen Kolonien, wobei es seit der Ausrufung der Republik in Indien nicht mehr zwingend ist, dass ein Mitgliedstaat den britischen König auch als sein eigenes Staatsoberhaupt anerkennt. Innerhalb von wenigen Jahren verdoppelte sich die Anzahl der Mitglieder. Bestand die Organisation 1955 noch aus acht Mitgliedern, so waren es 1964 bereits zwanzig. Infolge dieser Erweiterung wurde 1965 das "Commonwealth Secretariat" gegründet. Aus dem Commonwealth of Nations wurde im Zuge dieser Entwicklung die multiethnische und multikulturelle Organisation, die sie heute darstellt. Seit dem Beitritt Mosambiks ist erstmals auch ein Land vertreten, das nie zum Britischen Reich gehört hat, sondern eine portugiesische Kolonie war.
Commonwealth heute
Der Commonwealth of Nations umfasst derzeit 53 Mitgliedsstaaten, von denen 16 (die sogenannten Commonwealth Realms) den britischen Monarchen als ihr Staatsoberhaupt anerkennen. Um die eigene Souveränität zu betonen, wird aber seit den 1970er Jahren z. B. in Kanada, Australien und Neuseeland mit Bezug auf das eigene Staatsoberhaupt nicht mehr von der britischen Königin, sondern offiziell von der Queen of Canada, Queen of Australia, Queen of New Zealand gesprochen.
Heute leben 30% der Weltbevölkerung (1,8 Mrd. Menschen) in Mitgliedstaaten des Commonwealths: Indien ist das bevölkerungsreichste Mitglied mit über einer Milliarde Menschen. Auch Pakistan, Bangladesch und Nigeria haben jeweils eine Bevölkerung von mehr als 100 Millionen Menschen. Aber auch Staaten wie zum Beispiel die Inselkette Tuvalu, auf der nur etwa 11.000 Menschen leben, gehören dem Bund an.
In der Praxis sieht es so aus, dass die Staaten, wenn sie zu einer Republik werden, formell aus dem Bund austreten. Anschließend stellen sie einfach einen Antrag auf Wiederaufnahme, der automatisch gewährt wird. Die Republik Irland bewarb sich nach dem Austritt nicht um die Wiederaufnahme. Bis heute ist der Beitritt Irlands zum Commonwealth ein Thema in der irischen Politik.
Das Commonwealth Office in London ist die Zentrale des Staatenbundes. Ähnlich wie bei der UNO in New York entsendet jedes Mitgliedsland einen Vertreter dorthin, so dass ein ständiger Informationsaustausch stattfinden kann. Zusätzlich treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Commonwealth-Länder zweimal jährlich zu einem einwöchigen Gipfeltreffen. Hierbei werden wichtige politische und wirtschaftliche Fragen sowie die Weltlage diskutiert. Auch Sanktionen gegen einzelne Staaten, wie zuletzt 2002 gegen Simbabwe, werden hier beschlossen. Der Gipfel findet jedes Jahr in einem anderen Mitgliedsland statt und wird traditionell durch den britischen Monarchen, aktuell Königin Elisabeth II., als Oberhaupt des Commonwealths eröffnet.
Mitglieder

53 Staaten sind gegenwärtig Mitglieder im Commonwealth of Nations (die Jahreszahlen zeigen das Beitrittsjahr):
Antigua und Barbuda (1981)
Australien (1931)
Bahamas (1973)
Bangladesch (1972)
Barbados (1966)
Belize (1981)
Botswana (1966)
Brunei (1984)
Dominica (1978)
Fidschi (1970, dann Austritt 1987 und Wiedereintritt 1997, Suspendierung von 2000 bis 2001)
Gambia (1965)
Ghana (1957)
Grenada (1974)
Guyana (1966)
Indien (1947)
Jamaika (1962)
Kamerun (1995, der überwiegende Teil Kameruns war einst deutsche bzw. französische, nicht britische Kolonie)
Kanada (1931)
Kenia (1963)
Kiribati (1979)
Lesotho (1966)
Malawi (1964)
Malaysia (1957)
Malediven (1982)
Malta (1964)
Mauritius (1968)
Mosambik (1995, als ehemalige portugiesische Kolonie der einzige Mitgliedstaat, der nicht Teil des britischen Kolonialreichs war)
Namibia (1990)
Nauru (1999)
Neuseeland (1931)
Nigeria (1960, Suspendierung von 1995 bis 1999)
Pakistan (1947, Austritt 1972, Wiedereintritt 1989; Suspendierung 1999, aufgehoben 2004 da die Außenminister die loyale Haltung Pervez Musharrafs belohnen wollten)
Papua-Neuguinea (1975)
Salomonen (1978)
Sambia (1964)
Samoa (1970)
Seychellen (1976)
Sierra Leone (1961)
Singapur (1965)
Sri Lanka (1948)
St. Kitts und Nevis (1983)
St. Lucia (1979)
St. Vincent und die Grenadinen (1979)
Südafrika (1931, Austritt 1961, Wiedereintritt 1994)
Eswatini (1968)
Tansania (1961)
Trinidad und Tobago (1962)
Tuvalu (1978)
Uganda (1962)
Vanuatu (1980)
Vereinigtes Königreich (1931)
Zypern (1961)
Darunter: Commonwealth Realms
Antigua und Barbuda
Australien
Bahamas
Barbados
Belize
Grenada
Jamaika
Kanada
Neuseeland
Papua-Neuguinea
Salomonen
St. Kitts und Nevis
St. Lucia
St. Vincent und die Grenadinen
Tuvalu
Vereinigtes Königreich
Siehe auch: Commonwealth Realm
Ehemalige Mitglieder
Irland verließ den Bund 1949
Simbabwe (1980) am 7. Dezember 2003 ausgetreten, vorhergegangen war am 20. März 2002 eine Suspendierung
Verweise
Siehe auch
- Commonwealth Games
- Frankophonie
- Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS)
- Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder (CPLP)
Literatur
- Darwin, John: A Third British Empire? The Dominion Idea in Imperial Politics, in: The Oxford History of the British Empire. Volume IV: The Twentieth Century, hrsg. von Judit M. Brown und Wm. Roger. Oxford 1999, S. 64-87
- Hall, Hessel D. und Menzies, Robert: Commonwealth. A history of the British Commonwealth of Nations. London u.a. 1971
- Hamilton, W.B. u.a. (Hrsg.): A Decade of the Commonwealth 1955-1964. Durham/N.C. 1966
- Judd, Denis und Slinn, Peter: The Evolution of the Modern Commonwealth 1902-80. London 1982
- Mansergh, Nicolas: Das Britische Commonwealth. Entstehung - Geschichte - Struktur. Zürich 1969
- May, Alex (Hrsg.): Britain, the Commonwealth and Europe. The Commonwealth and Britain's applications to join the European Communities. Basingstoke u.a. 2001
- Wheare, K.C.: The Constitutional Structure of the Commonwealth. Oxford 1960