Bergschaden



Begriffsbestimmung
Ein Bergschaden ist ein durch bergbauliche Aktivitäten, zumeist an Bauwerken und Grundeigentum, verursachter Schaden. Er wird im Regelfall durch Gebirgsbewegungen, wie Senkungen, Schiefstellungen, Zerrungen und Pressungen verursacht.
Arten von Bergschäden
Bergschäden können in 3 Gruppen unterteilt werden:
- Tagesbruch
Der spektakulärste Bergschaden ist wohl der Tagesbruch. Tagesbrüche treten als Folge von oberflächennahem Abbau auf. Sie treten plötzlich durch den Zusammenbruch alter Bauten auf und diese Verursachen dannn Löcher in der Oberfläche. Ein einigen mit riesigen Ausmaßen sind schon manchmal ganze Gebäude versunken. Diese Bergschäden treten u.a. im südlichen Bereich des Ruhrgebietes auf.
Eine weitere Form von Tagesbrüchen ist der Abgang von Schachtsäulen. Lange Zeit wurden stillgelegte Schächte nach dem Abdämmen der Anschlüsse zu den ehemaligen Sohlen mit Lockermassen verfüllt. Durch Wasserzuflüsse und Brechen von Dämmen sind öfters Schachtsäulen abgegangen und haben tiefe Löcher gebildet. Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhundert werden stillgelegte Schächte dauerstandsicher mit kohäsiver Füllmasse verschlossen.
- Bergsenkung
Ein gleichmäßiger Kohlenabbau über ein größeres Gebiet in einem nicht allzugroßen Zeitraum führt in der Regel zu einer gleichmäßigen Senkung der Landschaft. Im Steinkohlenbergbau des Ruhrgebietes sind Bergsenkungen bis zu 25 m aufgetreten. Die Bergsenkung behindert den Abfluss des Oberflächenwassers in die Vorfluter. Im mittleren Bereich der Ruhrgebietes (Emscherzone) kam es um 1900 zu vielen Überschwemmungen, da das Wasser der Emscher nicht abfließen konnte. Der Verlauf der Emscher wurde zweimal geändert und die Mündung rheinabwärts verlegt, um einen Wasserabfluss zu gewährleisten. Im Ruhrgebiet müssen manche Bereiche ständig von Pumpwerken entwässert werden, weil der natürliche Abfluss des Wassers nicht mehr gewährleistet ist. Die Emschergenossenschaft ist für die Pumpwerke verantwortlich.
- Absenkung in Verbindung mit Verzerrungen.
Die gravierensten Bergschäden neben den Tagesbrüchen treten an den Grenzen von Kohlenabbaugebieten auf. Dies sind meistens geologische Sprünge oder Störungen, die einen durchgehenden Kohlenabbau verhindern. Hier treten neben Absenkungen auch Verzerrungen auf, die zu den Schiefstellungen von Gebäuden und Rissbildungen an Gebäudewänden führen. Stark beschädigte Häuser mussten abgerissen werden. Gebäude, die Schiefstellung aber keine wesentliche Rissbildung zeigen, können durch aufwändigen Einsatz von Hydraulikzylindern wieder ausgerichtet werden. Bei der Errichtung vieler Bauwerke wurden bereits Vorkehrungen getroffen, um die Auswirkungen von Bergschäden zu reduzieren: Zuganker in Wohnhäusern, tragendes durchgehendes Betonfundament und breite Dehnfugen an Gebäuden, Einrichtungen an Brücken zum Höhenausgleich, hohe Spundwände an Kanälen etc. Weitere Auswirkungen von Bergsenkungen sind:
- Schäden an erdverlegten Rohrleitungen, insbesondere Abwasserrorhleitungen,
- Straßenschäden,
- Schäden an Wasserstraßen (Anlegen höherer Spundwände erforderlich, Reduzierung der Durchfahrtshöhe an Brückenüberführungen von Wasserstraßen).
Prävention
In besonders gefährdeten Gebieten (Wattenscheid) wurden großflächig Bohrungen angesetzt und festgestellte Hohlräume mit betonhaltiger Füllmasse verschlossen.
Bergsenkungen können reduziert werden, indem die abgebauten Hohlräume mit anfallendem Nebengestein (sogenannte Berge) gefüllt werden. Für diesen Versatz wird heutzutage feinkörnige Berge in die Hohlräume geblasen. Diese Methode wird aber aus technischen und wirtschaftlichen Gründen heute weltweit im Steinkohlenbergbau nicht mehr angewandt.
Alternativ dazu wird heute in der Regel im Bruchbau gearbeitet. Das heißt nach dem Abbau der Lagerstätte bricht der Hohlraum zusammen. Durch die Volumenvergrößerung des heruntergebrochenen Gebirges im Hohlraum soll der Hohlraum verfüllt werden und die Oberfläche sackt nicht ab.
Heute
Bergschäden sind vielfältig umstritten, gehörten jedoch über lange Jahrzehnte für die von der Industrialisierung und dem Bergbau abhängigen Beschäftigten "mit dazu". In früheren Zeiten wurden Bergschäden durch die Tradde reguliert. Zudem hatten die Bergwerke die Bergschäden an den eigenen Mietshäusern behoben.
Erst mit der Schadensentstehung an Häusern, die nicht den Zechen- und Bergwerksbetrieben gehörten, wurden Rufe nach Entschädigung und dementsprechenden Regelungen laut. Die Betroffenen in den Bergschadensgebieten wehren sich dagegen, dass ihr Eigentum durch Risse beschädigt wird, was teilweise sogar den Totalabriss der Immobilie zur Folge hat.
Es wird vor allem argumentiert, dass der Steinkohlebergbau wirtschaftlich gesehen nicht mehr eigenständig existieren könne und trotz der Schäden subventioniert werde. Als problematisch angesehen wird auch die Regulierungspraxis, dass die Sachverständige, die beurteilen, ob es sich um Bergschäden handelt, von den Bergwerken angestellt oder beauftragt sind und somit in einem Abhängigkeitsverhältnis zu dem Schadensverursacher stehen.
Beispiel für ein Maximum an Bergschäden ist z.B. das saarländische Fürstenhausen. Hier wurden allein im Jahr 2002 Bergschäden in einer Höhe von 34 Millionen Euro reguliert. Diese Entwicklung scheint sich auch 2005 zu wiederholen, wenn man die Abbaupläne der DSK im Saarland betrachtet und die damit prognostizierten Schäden.
Es wird von Seite der Geschädigten einzelnen Zechengesellschaften vorgeworfen (z.B. der Zeche Westfalen in Ahlen), in unmittelbarer Nähe ihrer eigenen oberirdischen Schachtanlagen keine Abbauarbeiten unter Tage auszuführen, um ein Absenken ihrer eigenen Betriebsgebäude in diesen Bereichen und den Einsturz der Schachtanlagen zu vermeiden.
Literatur
Kratzsch, Helmut; Bergschadenkunde; Deutscher Markscheider-Verein e.V., 1997, ISBN 3-00-001661-9
Weblinks
- http://www.deutsche-steinkohle.de/content.php?id=699 - Bergschaden-Service-Hotline und Bergschaden-Meldeformular
- http://www.rwe.com/generator.aspx/standorte/braunkohle/bergschaeden/language=de/id=211992/bergschaeden-page.html - RWE Power Bergbau-Unternehmen im Rheinischen Braunkohlenrevier mit Bergschaden-Meldeformular
- http://www.vbhg.de/ - Interessenverband der Bergbaugeschädigten Haus- und Grundeigentümer
- http://www.bergschaden-kohlebergbau.de - Informationen zur Bergschaden-Problematik
- http://www.lvbb-nrw.de - Zusammenschluss von Bürgerinitsiativen gegen Bergbau unter Bebauten Gebieten in NRW