Citroën DS
Die DS ist ein klassisches Automobil der Marke Citroën und wurde vom 4. Oktober 1955 bis zum 24. April 1975 in einer Stückzahl von 1.456.115 Fahrzeugen gebaut. Das ab 1957 folgende Einsteigermodell hieß ID.
La Déesse – Die Göttin
Die Bezeichnung DS ist eine Ableitung oder ein Wortspiel der Entwicklungsbezeichnung der „D“-Modelle. Die ursprüngliche interne Bezeichnung war VGD, für „voiture à grande diffusion“, sinngemäß „Fahrzeug mit großen Stückzahlen“ (Verbreitung). Aus den verschiedenen VGD wurden mit der Zeit die D's. Irgendwann ist dann wohl der sprachliche Gleichklang mit (la) déesse (= die Göttin) dieser Abkürzung bewusst geworden; dieses Wortspiel wurde dann für die Modellbezeichnung übernommen. (Quelle „L'album de la DS“ von Jacques Borgé und Nicolas Viasnoff)
Im Französischen sind alle Autos feminin; im deutschen Sprachraum wurde die DS während der Produktionszeit fast ausschliesslich als „der DS“ bezeichnet. Heute ist das feminine Genus bei denen üblich geworden, die meinen, darauf hinweisen zu müssen, dass sie das Wortspiel verstanden haben.
Wie schon beim Vorgängermodell sind auch hier der Konstrukteur André Lefèbvre und der Designer Flaminio Bertoni maßgeblich an der Entstehung beteiligt. Paul Magès entwickelte die Hydropneumatik.
Im Laufe der langen Bauzeit gab es die Modelle DS 19, DS 20, DS 21, DS 23, ID 19, ID 20, D Spécial und D Super/D Super5. Die Modelle DS 21 und DS 23 waren wahlweise auch mit elektronisch geregelter Bosch-Einspritzung als DS 21 ie und DS 23 ie verfügbar. Es gab die DS als Limousine (Berline) und als Kombi (Break). Die Limousinen der DS-Modelle waren ab 1964 als Luxusversion „Pallas“ erhältlich. Die Pariser Firma Ateliers Henri Chapron lieferte von 1961–1971 Cabriolet-Versionen, die mit einer Gesamtstückzahl von 1.365 sehr selten sind.
Die erste DS hatte 1911 cm³ Hubraum, 75 SAE-PS (ca. 56 kW) Leistung und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h. Spätere Spitzenmodelle erreichen über 185 km/h.
Bei der Vorstellung auf dem Pariser Autosalon 1955 wurden schon am Abend des ersten Tages etwas mehr als 12.000 Bestellungen gezählt, was wohl ein einmaliger Rekord bleiben dürfte.
Technik der DS
Revolutionär für die damalige Zeit waren die stromlinienförmige Karrosserie, die einzigartige hydropneumatische Federung, Servolenkung, Scheibenbremsen vorn (weltweit zum ersten Mal bei einem Serienfahrzeug verwendet), die zwei unabhängigen Bremskreise, die als Hochdruckservobremse über die Zentralhydraulik mit Druck versorgt wurden, und das optionale halbautomatische Getriebe. Charakteristisch ist auch das einspeichige Lenkrad. Später kamen Frontscheinwerfer hinzu, die synchron zur Lenkung die Kurven ausleuchten können. Citroën setzte damit Maßstäbe im Automobilbau. Allerdings hatte der Tucker Torpedo 1948 schon Kurvenscheinwerfer und Scheibenbremsen, kam aber über 51 gebaute Exemplare nicht hinaus.
Die Hydropneumatik ermöglicht es, die Bodenfreiheit des Wagens zu variieren. Parkt die DS für längere Zeit, senkt sie sich tief herab, startet man sie, hebt sie sich um mehrere Zentimeter in die Höhe. Die Hydropneumatik arbeitet automatisch zur Niveauregulierung z. B. beim Beladen.
Als einziger weiterer Hersteller der Welt erwarb Rolls Royce eine Lizenz für dieses Citroën-Patent. Rolls Royce bezog die Bauteile direkt von Citroën.
André Lefèbvre galt als Liebhaber von neuen Materialien und war ein Kunststoff-Narr. So bestand z.B. das Dach der DS aus Kunststoff. Weiter verbaute er 100 kg Aluminium, z. B. bei der Motorhaube (dem größten damals in Serie gefertigten Aluminium-Karrosserieteil), und Edelstahl in dem Wagen.
Kultur der DS
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Der französische Präsident Charles de Gaulle war ein großer Liebhaber der DS. Zu allen offiziellen Anlässen nutzte er dieses Auto. Am 12. August 1962 trug seine DS wesentlich dazu bei, ihm das Leben zu retten, als er in Paris in einen Maschinengewehr-Hinterhalt der OAS geriet. Durch die einzigartige hydropneumatische Federung konnte sie einen zerschossenen Hinterreifen automatisch kompensieren und auf drei Rädern schnell weiterfahren. Dieses Attentat trug mit zum Mythos der DS bei.
Die DS galt schon zu ihrer Zeit wegen des Designs und der revolutionären Technik als ein Auto für Nonkonformisten. Noch heute gibt es viele gut erhaltene Exemplare der DS. Die Gebrauchtpreise bewegen sich je nach Modell und Zustand zwischen 5.000 und 20.000 €.
Die DS spielt in zahllosen Filmen mit (z. B. in Fantômas mit Louis de Funès oder in French Connection – Brennpunkt Brooklyn (besonders Teil 2)). Im Film Der Japaner und die Göttin (englischer Originaltitel The Goddess of 1967) aus dem Jahr 2000 ist die DS das Titelmotiv. Das Design des Autos wirkt selbst heute noch so futuristisch, dass das Auto gerne in Science Fiction Filmen als Requisit oder Kulisse verwendet wird. So ist eine nur leicht umgebaute DS in einer Einstellung von Zurück in die Zukunft (Teil 2) als zukünftiges Taxi zu sehen. In einer Folge der 2005 produzierten 2. Staffel der SF-Fernsehserie Battlestar Galactica (2003) ist eine DS als zukünftiges Auto in einer Tiefgarage stehend zu sehen. In dem Sci-Fi-Streifen Gattaca dient ein DS Cabrio als futuristisches Fortbewegungsmittel.
Der strukturalistische Philosoph Roland Barthes schrieb 1957 in einem Essay über das Auto, es sei „offenkundig vom Himmel gefallen“.
Im Jahr 2000 wurde von 132 Experten aus 33 Ländern das Auto des Jahrhunderts gewählt. Die DS belegte Platz 3 nach der Tin Lizzy und dem Mini und vor dem VW Käfer und Porsche 911.
Im Oktober 2005 trafen sich anlässlich des 50. Geburtstags des D-Modells Besitzer aus zahlreichen Ländern mit rund 1.600 fahrbereiten „Göttinnen“ zu einer Parade durch die französische Hauptstadt.
Modellgeschichte
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Übersicht
- 1955 bis 1968 DS 19
- 1968 bis 1975 DS 20
- 1965 bis 1972 DS 21
- 1969 bis 1972 DS 21 ie
- 1972 bis 1975 DS 23
- 1972 bis 1975 DS 23 ie
- 1957 bis 1969 ID 19
- 1968 bis 1969 ID 20
- 1969 bis 1975 D Spécial
- 1969 bis 1972 D Super
- 1972 bis 1975 D Super5
Details
- 1955 6. Oktober: Vorstellung der DS 19
- 1956 Frühjahr: manuelle Einstellbarkeit der Bodenfreiheit von 9 bis 28 cm
- 1958 Vorstellung des Break
- 1959 neues Design der hinteren Kotflügel: länger und abgerundet
- 1960 Luftauslässe auf den vorderen Kotflügeln 1960 bis 1962
- 1960 August: Umstellung der Elektrik von 6 auf 12 Volt
- 1961 Vorstellung des Cabrios
- 1964 Wechsel der Hydraulikflüssigkeit von LHS (rot) auf LHS2 (farblos)
- 1965 September: Einführung der neuen Motorengeneration: Kurzhub mit fünffacher Lagerung
- 1965 Wechsel der Felgen: statt bisher Zentralverschluss nun Felge mit 5 Schrauben
- 1965 Reifen 380er statt bisher 400er
- 1965 Änderungen an der Frontpartie: Lufteinlässe unterhalb der Stoßstange bislang in Längsrichtung, nun breiter und kürzer
- 1965 Überarbeitung der Bremsanlage: feste statt bisher schwimmende Sättel
- 1966 Herbst: Wechsel der Hydraulikflüssigkeit auf LHM (grün)
- 1967 Herbst: neue Front mit Scheinwerfern hinter Glas
- 1967 September: Schwenkscheinwerfer bei Pallas und Cabrio, bei ID und normalen DS gegen Aufpreis lieferbar
- 1968 September: deutsche DS alle mit Schwenkscheinwerfern ausgestattet
- 1968 September: neues Armaturenbrett: schwarz, elektrische Scheibenwaschanlage
- 1968 bequemere Sitze mit höherer, stufenlos verstellbarer Rückenlehne
- 1969 Oktober: neues Armaturenbrett: Einführung der Rundinstrumente
- ab 1970 vermehrte Qualitätsprobleme durch Rostanfälligkeit
- 1971 Herbst: Einführung der versenkten Türgriffe
- 1973 April: neues Werk: Aulnay sous Bois, noch mehr Qualitätsprobleme
- 1975 24. April: letzte DS hergestellt
Details DS 19 und DS 20
- 1955 DS 19 neu mit Motor aus 11CV: dreifach gelagert, 1911 ccm, 75 SAE-PS bei 4500 rpm
- 1961 Frühjahr: Motorleistung auf 80 PS (83 SAE-PS) bei 4250 rpm erhöht
- 1961 neues Armaturenbrett (Schwung)
- 1962 Herbst: neue Frontgestaltung für mehr Aerodynamik
- 1963 Februar: auch mit manueller Schaltung lieferbar
- 1964 September: Pallas-Ausstattung lieferbar, erkennbar an den Jod-Zusatzscheinwerfern, Zierleisten
- 1964 Gurte an den Vordersitzen lieferbar
- 1965 neuer Motor: DY mit 1972 ccm, 84 DIN-PS bei 5250 rpm, lieferbar 1965 bis 1968
- 1968 Variation zur DS mit Motor DY2 mit 90 DIN-PS bei 5750 rpm
- 1971 Motorleistung von 90 auf 98 PS erhöht
Details DS 21 und DS 23
- 1965 DS 21 neu mit Motor DX mit 2175 ccm, fünffach gelagert, 100 DIN-PS bei 5500 rpm, automatische Höhenverstellung der Scheinwerfer
- 1968 neuer Motor DX2 mit 104 DIN-PS
- 1969 Herbst: parallel als DS 21 ie mit elektronisch geregelter Einspritzung verfügbar, Motor DX3 mit 120 DIN-PS bei 5250 rpm
- 1970 mechanisches Fünfganggetriebe auf Wunsch verfügbar
- 1971 vollautomatisches 3-stufiges Borg-Warner-Getriebe auf Wunsch verfügbar
- 1972 Variation zur DS 23, Motoren DX4 Vergaser mit 110 PS und DX5 als 23 ie mit Einspritzung und 126 PS
Details ID und D Super
Das Erkennungsmerkmal jeder ID oder D Super ist das Vorhandensein eines klassischen Bremspedals. Alle DS-Modelle haben dagegen einen "Bremspilz", das ist ein sehr flacher und breiter Gummiknopf zur Bremsbetätigung. Die ID- und D Super-Modelle sind im Vergleich zu den DS-Modellen einfacher ausgestattet, dies betrifft das Äußere des Wagens, das Interieur, als auch die eingesetzte Technik.
Das Sondermodell ID 19 Normale ist gegenüber der ID 19 noch weiter in der Motorleistung auf 58 DIN-PS (63 SAE-PS) gedrosselt.
- 1957 Vorstellung der ID 19
- 1960 August: Umstieg auf 12 Volt Bordspannung
- 1960 Oktober: auf Wunsch mit Servolenkung lieferbar.
- 1961 Herbst: Hochdruckbremse lieferbar
- 1964 Motor mit 70 DIN-PS
- 1965 Motor mit 74 DIN-PS
- 1966 erst jetzt neue Motorengeneration mit fünffacher Lagerung und Kurzhub: 78 DIN-PS
- 1966 Umstellung auf Hydraulikflüssigkeit LHM
- 1967 Herbst: neue Front mit Scheinwerfern hinter Glas
- 1968 ID 20 verfügbar: nun 90 DIN-PS, ID 19 wird jedoch weiterproduziert
- 1969 ID 19 wird zur D Spécial (eingefärbtes Dach)
- 1969 ID 20 wird zur D Super
- 1970 September: auf Wunsch Fünfganggetriebe lieferbar
- 1970 bei der deutschen D Super wird Servolenkung serienmäßig
- 1971 Herbst: versenkte Türgriffe, D Super mit 98 DIN-PS
- 1972 D Super5 ersetzt in Deutschland die D Super, der Motor der DS 21 mit 104 DIN-PS findet hier Verwendung, die "5" bedeutet Einsatz eines Motors mit fünffach gelagerter Kurbelwelle.
- 1972 die D Spécial erhält den Motor der D Super mit 98 DIN-PS