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Nag-Hammadi-Schriften

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Nag Hammadi ist ein kleiner Ort in Oberägypten. Dort fand man 1945 13 Codices in koptischer Sprache. Die 49 enthaltenen Schriften sind als Nag Hammadi Texte bekannt. Sie stammen aus dem 1. Jahrhundert bis zum 4. Jahrhundert. Erst seit 1977 sind sie durch eine englische Gesamtübersetzung einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Nag Hammadi ist neben Qumran der wichtigste Fund für die Erforschung des frühen Christentums und der Gnosis.

Am bekanntesten ist wohl das Thomasevangelium durch den Film "Stigmata", mit dem (frei übersetzten) Satz geworden: "Hebt einen Stein auf und ihr werdet mich finden, spaltet ein Holz, und ich bin da." Vor dem Thomasevangelium sind schon früher griechische Fragmente bekannt gewesen. Das gilt auch von anderen Nag Hammadi Texten. Oft kannte man nur die Erwähnung oder kurze Zitate von frühen Kirchenlehrern in verurteilenden Streitschriften (s.a. Apokryphen)

Die Schriften sind wie bei jenen des Neuen Testamentes oft Aposteln zugeschrieben. Die Titel sind entweder dem so genannten Subscript entnommen oder im Zuge der Übersetzung gesetzt worden.

Ein häufiges Motiv ist das der Sonderoffenbarung. Zwischen Auferstehung und Himmelfahrt erscheint Jesus einzelnen Jüngern und lehrt ihnen esoterische Lehren, die der anderen Christenheit geheim bleiben sollen.

In den Nag Hammadi Texten ist von vielen Begriffen und Gestalten die Rede, die und heute sehr fremd sind:

Archonten sind der Materie näherstehende und dadurch verderbte Engel. Man darf sie nicht mit den "gefallenen Engel" des Christentums vergleichen, denn Gott wirkt durch sie. Das Licht wird durch die "Emanationen" immer mehr getrübt. Oft werden Archonten mit Planeten-Namen belegt.

Emanationen sind Hervorbringungen von Geistgestalten aus Gott oder anderen Geistern, wodurch meist eine Trübung des Lichts einhergeht.

Logos ist nicht einfach Jesus Christus, sondern jedem Menschen eigen. Der erste Logos (Vater) ist das uninkarnierte Selbst, das nie Materie wird. Der zweite Logos (Sohn) geht aus diesem hervor und stellt das inkarnierte Selbst dar. Es folgen weitere Emanationen, wie Pistis (Glaube) und Sophia (Weisheit).

Pleroma ist ein Zustand der Vollkommenheit des Logos. Bevor das Pleroma erreicht wird, muss das Feuer der Reinigung durchschritten werden.

Die wichtigsten Texte sind in deutscher Übersetzung (von Gerd Lüdemann und Martina Janßen) im Internet als "Bibel der Häretiker" verfügbar (s.u. unter Weblinks).


von Gerd Lüdemann und Martina Janßen