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Die reformierte Kirche Walchwil ist ein Kirchengebäude der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde des Kantons Zug am Waldeggweg in Walchwil. Die 1964 eingeweihte Sichtbetonkirche steht seit 1998 unter Denkmalschutz.
Die von Hans-Peter Amman entworfene Kirche gilt als «Pionierbau»; Franz Füeg entwickelte Ammans Konzept der durchscheinenden, die Fenster ersetzenden Fassaden bei der Piuskirche in Meggen weiter.[1]
Geschichte
Der Bau einer reformierten Kirche in Walchwil wurde möglich, als die Eheleute Walder-Linder der Kirchgemeinde 1956 das Baugrundstück schenkten: mit 670 Quadratmetern klein, aber in markanter landschaftlicher Lage: auf einer Geländerippe des Zugerberges, steil abfallend zum Seeufer. Den Wettbewerb für den Kirchenneubau gewann Ende 1960 der Entwurf von Hans-Peter Ammann.
Nach dem ersten Spatenstich am 22. September 1962 und der Aufhängung der Glocken am 14. März 1964 wurde die neue Kirche am 23. August 1964 von der Gemeinde in Gebrauch genommen.
Die Baumaterialien waren für die 1960er Jahre typisch: Sichtbeton, «Wasiplatten» aus Kunstharz (ein Produkt der Flugzeugwerke Altrhein), verzinkte Stahlprofile und dunkelbraune Keramik-Bodenplatten. In ihrer exponierten topographischen Lage heizte sich die Kirche im Sommer stark auf und war im Winter unzureichend gegen Kälte geschützt, auch ließ sich der Kirchenraum schlecht entlüften. Eine Reihe von kleineren Renovierungen war erforderlich, aber in den 1990er Jahren wurde erkennbar, dass die «Wasiplatten» der Fassade sich zersetzten. Nach der Unterschutzstellung als Baudenkmal des Kantons Zug 1998 stand deshalb eine Gesamtrestaurierung an. Die «Wasiplatten» stellten ein besonderes Problem dar. Waren sie in den 1960er Jahren graublau gewesen, so erschienen sie mittlerweile wie Japanpapier: warmgelb und mit einer Faserstruktur. Industriell wurden sie längst nicht mehr hergestellt. Die Firma Scobalit richtete Werkbahnen zur Produktion von «Wasiplatten» neu ein, um das Baumaterial für die Kirchenrestaurierung bereitzustellen. So präsentiert sich die Kirche nach Abschluss der Renovierung mit dem ursprünglichen graublauen Farbklima. Die Dachflächen, deren Kunstharzanstrich undicht geworden war, wurden mit einer isolierenden Haut aus Kupferblech überzogen, die sich dem Betrachter aber nicht aufdrängt; die Isolationsverglasung im Erdgeschoss ist gleichfalls unauffällig. Am 9. April 2000 wurde der Abschluss der Restaurierung mit einem Festgottesdienst gefeiert.
Beschreibung
Der Entwurf von Hans-Peter Ammann nimmt die topographische Situation auf: Er stellte das Grundrissquadrat beim Satteldach übereck und nahm mit der Diagonalen Bezug auf den Felsgrat des Zugerberges. Eine Plattform, die von der Nordseite durch einen Zugangsweg erschlossen ist, schneidet das Terrain an und wird an der Seeseite von Pfeilern getragen. Sie dient als Vorplatz und kann für Open-Air-Gottesdienste genutzt werden. Von dieser mit einer niedrigen Mauer gefassten Terrasse hat man einen weiten Blick über den Zugersee auf das Rigi, die Berner Alpen und ins Mittelland.
Im Erdgeschoss befinden sich Gemeinderäume. Zum eigentlichen Kirchenraum führt eine Wendeltreppe empor. Er ruht auf einer kleineren quadratischen Bodenplatte mit einer Seitenlänge von 13 Metern. Sie überdeckt den Vorplatz zum Teil und scheint auf ihren Betonpfeilern über dem See zu schweben. Betritt man diesen Zentralraum, so ist die Westecke durch ein Betonpfeilerpaar akzentuiert, zwischen dem ein filigraner Orgelprospekt zu schweben scheint und vor dem der Abendmahlstisch steht. Dieses Betonpfeilerpaar durchstößt das Kirchendach und wird zum offenen Kirchturm. Seine drei Glocken sind weithin sichtbar und signalisieren, dass es sich um einen Sakralbau handelt. Für die Erbauungszeit ungewöhnlich ist, dass der Kirchenraum keine Fenster hat und durch die in Sandwichtechnik angeordneten «Wasiplatten» der Fassade ein diffuses Licht einfällt. Dadurch entsteht «eine für eine reformierte Kirche ungewöhnliche sakrale Atmosphäre der Introvertiertheit».[2] Die schräggestellte, innen holzverkleidete Steildecke ist als bergendes Zelt interpretierbar, ohne dass diese Deutung sich aufdrängt.
Literatur
- Josef Grünenfelder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Band 2: Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug. GSK, Bern 2006, S. 489. (Online)
- Heinz Horat: Moderner Kirchenbua im Kanton Zug. In: Tugium 6 (1990), S. 97–116.
- Heinz Horat: Zur Restaurierung der reformierten Kirche Walchwil. In: Tugium 17 (2001), S. 159–162.
Weblinks
- architekturbibliothek.ch: Reformierte Kirche Walchwil
- Zuger Bautenführer: Reformierte Kirche Walchwil
Anmerkungen
- ↑ architekturbibliothek.ch: Reformierte Kirche Walchwil
- ↑ Heinz Horat: Zur Restaurierung der reformierten Kirche Walchwil, 2001, S. 160.