Zum Inhalt springen

Sándor Radó

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. November 2006 um 15:15 Uhr durch Waage (Diskussion | Beiträge) (Weblinks: kat). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Sándor Radó (* 1899 in Budapest ; † 1981 in Budapest) war ein ungarischer Geograph und Kartograf, der während des Zweiten Weltkrieges unter dem Decknamen Dora Mitglied des europaweiten Agentennetz der "Rote Kapelle" war und der Sowjetunion den Angriffstermins Hitlers mitteilte .

Leben

Sándor Radó wendet sich früh dem Kommunismus zu, so wird er während der kurzen ungarischen Räterepublik 1919 Politkommissar. Nach dessen Scheitern muss Radó nach Österreich auswandern, er beginnt ein Studium der Geographie in Wien. 1921 nimmt er als Delegierter am 3. Weltkongress der Komintern in Moskau teil. 1922 setzt er seine Studien in Jena und Leipzig fort. 1924 veröffentlicht Radó im Westermann Verlag eine politisch Karte der Sowjetunion und schöpft dabei die Abkürzung UdSSR. Er wird auch in den folgenden Jahren für viele deutsche Verlage der Sowjetunionexperte bleiben und für deren Karten verantwortlich zeichnen. 1925 erscheint der "Führer durch die Sowjetunion" ein Reiseführer, der für die nächsten 20 Jahre das einzig zuverlässige Werk über die Sowjetunion darstellt. Radó ist in den folgenden Jahren in unterschiedlichen Ländern tätig, veröffentlicht aber vor allem in Deutschland. 1929 erscheint unter dem Namen Alex bzw. Alexander Radó der "Atlas für Politik, Wirtschaft, Arbeiterbewegung, Band 1. der Imperialismus" ein wegweisendes Werk, dessen Einband von John Heartfield gestaltet wurde. 1932 erscheint der erste Flugreiseführer und Radó gründet die erste kartographische Presseagentur.

Nach Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 flieht Radó nach Paris und ist dort Gründer der unabhängigen Presseagentur Inpress. Arthur Koestler wird dort sein Mitarbeiter. 1936 zieht Radó in die Schweiz und gründet in Genf die Kartographischen Agentur Geopress, die Zeitungen mit aktuellen Kartenmaterial versorgt. Nach Ausbruch des Krieges wird er Teil des von Leopold Trepper geleiteten Agentennetz der von den Nazis so genannten Roten Kapelle, er beschafft von der Schweiz aus Informationen über die deutschen Kriegsvorbereitungen. So kann er den korrekten Angriffstermin auf die Sowjetunion übermitteln lassen. Es werden auch andere strategisch bedeutsame Informationen erhoben und weitergereicht. Ruth Werner alias "Sonja" ist zwischenzeitlich für ihn als Funkerin tätig. Erst 1944 gelingt es seinen Gegnern, den Standort seiner Funker aufzuspüren und er ist gezwungen, aus der Schweiz zu fliehen. Über Paris und Kairo gelangt er in die Sowjetunion, in der Radó umgehend in einem Gulag in Workuta interniert wird. Für Stalin bedeutete Radó ein Sicherheitsrisiko, ähnlich wie im Fall von Richard Sorge, da ihm seine schwerwiegende Fehleinschätzung bezüglich deutschen Angriffs bekannt war. 1955 rehabilitiert, kehrte er zurück nach Budapest und wurde dort Angestellter im Landesamt für Vermessung und Geographie. Später wurde er zusätzlich auch Leiter des Instituts für Wirtschaftsgeographie der Budapester Universität.

Werke

  • Dora meldet..., Militärverlag der DDR, Berlin 1974

Literatur

  • Karl Schlögel: Im Raume lesen wir die Zeit. ISBN 3-596-16718-3, S. 229ff.
  • Ute Schneider: Kartographie als imperiale Raumgestaltung. Alexander (Sándor) Radós Karten und Atlanten. In: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, 3. Jg. 2006, Heft 1 Volltext

Vorlage:PND