Diskussion:Emilia Galotti
Odoardo ersticht den Prinzen, nicht weil im der Mut fehlt, nicht, sondern weil er die "ewige Verdammnis" nicht wegen eines "Lustmolches" aufgeben will, sondern nur um die Tugendhaftigkeit seiner Tochter zu schützen.
Man sollte wenigstens den Tugendbegriff Odoardos, also des Bürgertums hinterfragen oder darstellen, dass Lessing vermutlich genau das tut. Zu tugendhaftem Handeln gehört sicher nicht die Ermordung des eigenen Kindes. Vermutlich will Lessing viel eher ein pervertiertes Ehr- und Tugendverständnis des Bürgertums anprangern.
Es könnte eine Weile dauern, aber ich würde gerne diesen Artikel ausbauen mit: - einer präziseren und größeren Inhaltsangabe (kurze kann erhalten bleiben) - geschichtliche Einordnung (Zeit der Aufklärung und des Sturmes und Dranges) - Interpretation Habe noch weitere Materialen, da das Stück gerade im Deutsch-Unterricht behandelt wurde. - Torek
Unbedingt, was dort steht ist eine mittelschwere Katastrophe - Mario
Kann mich nur anschließen. Den Text kann man so nicht durchgehen lassen.
Ja bitte, eine längere Inhaltsangabe wäre echt passend und ich würde auch das Patriarchat des Vaters in der bürgerlichen Familie Emilias mit hineinbringen!
Also diese Infos sind mehr als nur dürftig. Das was in diesen Artikel steht, steht auch im Vorwort eines jeden Reclam-Heftchens. Anbei würde ich jeden raten, der diesen Artikel erweitern möchte, alle Interpretationsmöglichkeiten zur Aussage des Stücks aufzuzählen, denn die heute gängige (Kritik am Bürgertum) ist bei weiten nicht dei einzige, die schlüssig und passend zur damaligen Zeit ist.
"Odoardo. Doch, meine Tochter, doch! (Indem er sie durchsticht.) - Gott, was hab ich getan! (Sie will sinken, und er faßt sie in seine Arme.)"
Nur um anzumerken, dass Emilia sich nicht selber ersticht sondern von ihrem Vater erstochen wird. Der andere Fall wäre ein noch deutlicherer Eingriff in die Vorlage. - rlow
Ich vermisse hier irgendwie einen Hinweis auf die neuzeitliche Verfilmung des Dramas, welche im modernen Berlin spielt, aber halbwegs den original Wortlaut entspricht. Hab aber auch sonst nirgends in Wiki was dazu gefunden --GammaRay 20:40, 3. Apr 2006 (CEST)
Schade dass ein so wichtiger Mensch durch so viel Verwirrung hier geprägt ist :P
Überarbeiten
Grüßt's euch,
bei allem gebührenden Respekt, dieser Artikel ist der schlechteste, dem ich jemals auf der WP begegnet bin. Das kann doch nicht ernst gemeint sein, oder? Ich platzier jetzt einfach mal 'nen Überarbeiten-Baustein und streich (gemäß Wikipedia:Sei mutig) alles heraus, das neu zu schreiben weniger Mühe machen dürfte als umzuformen.
Da ist einiges drin, das wirkt wie die eilig in der Pause hingekritzelte Deutsch-Hausaufgabe eines Achtklässlers, wenig enzyklopädisch ist der Artikel auch noch (Vermutungen gehören nicht in die Wikipedia), teilweise ist da schlichtweg Unsinn drin (der gute Appiani ist alles andere als ein nettes Bürschchen). Über chronische Nicht-Verwendung des Vorschau-Buttons (die ich jetzt einfach mal unterstellte) will ich nicht's sagen, da bin ich selber delinquent.
Jesses Maria, Gardini 18:07, 1. Dez 2005 (CET)
- Ach ja, grammatikalisch & orthographisch ist's auch nicht sooo der Burner. Eigentliches Anliegen: was soll das mit der Virginia? Ich bin kein Dramaturg oder Philologe - aber wenn das wirklich Bedeutung hat, dann sollte das auch etwas im Text erläutert werden, meint ganz arglos der Gardini 18:10, 1. Dez 2005 (CET)
Das Thema von Emilia Galotti ist vollkommen falsch aufgefasst. Es geht in dem Stück keinesweg um den Konflikt zwischen Adel und Bürgertum. Nicht ohne Grund hat Lessing das Stück an einem neutralen Ort spielen lassen und nicht dort, wo er den scheinheiligen Adel mit seiner Doppelmoral anprangert, nämlich im damaligen Deutschland. Die grunlegenden Aussagen des Textes sind nicht im Ansatz erfasst. Das Verhältnis von Macht, nicht im Sinne von staatlicher Macht sondern von der Macht der Verführung zum Beispiel und die Unterscheidung und der Definition von Macht im allgemeinen. Auch darauf, dass Lessing ein Bedeutender Schriftsteller in der Zeit der Aufklärung ist und dies ein entscheidender Punkt in der Interpretation ist, wird nicht genannt. Wenn man sich nur mal die Gräfin Orsina anschaut, so wird man wissen, dass Lessing hier eindeutig die Stellung der Frau zu seiner Zeit hinterfragt. Er gibt ihr die stärkste und allwissende Rolle in dem Stück, das darf man nicht vernachlässigen. Selbst ein 7.klässler hätte diese Interpretation und Zusammenfassung des Stückes besser hinbekommen. Bitte überarbeiten und wenn schon jemand sich dazu aufrafft dies zu tun, dann doch bitte ausführlich und mit ein bisschen literarischem Sachverstand!
Marie- Christin S.
Ich habe zwar persoenlich kein sehr grosss Fachwissen, was dieses Drama angeht, jedoch moechte ich zum User ueber mir sagen, dass bei uns am Gymnasium in allen 12er Deutschkursen (meinen LK mit eingeschlossen) gelehrt wird, dass es in diesem Werk eben doch generell um den Konflikt zwischen Adel und Buergertum geht. Erst auf einer viel tieferen Ebene erschliessen sich, laut unserem Unterricht, die anderen von dir genannten Punkte. Ist es moeglich, dass sich das Drama vielleicht auf mehrere Arten deuten laesst und dem Verfasser des Artikels nur zu Lasten gelegt werden kann, dass er nicht alle erwaehnt hat? Oder ist es so, dass in der Schule nicht die noetige Zeit vorhanden ist das Werk richtig zu erfassen? - Igor I.
hat einer von euch ne Ahnung wie man den 6.Auftritt des 2. Aufzuges einordnet,etc.? Wie ist denn die Interpretation dieses Auftrittes? An denjenigen, der sich die Mühe macht dies katastrophale Artikelchen zu bearbeiten: Könntest du auch ein paar Interpreatationsansätze mit einbauen? Wäre echt nützlich...zwar nicht mehr für mich aber für diejenigen die es vielleicht mal brauchen könnten. - Rike
Vielleicht ist aber das Motiv für Emilias Selbstmord nur aus dem zu erschließen, was man eben nicht auf der Bühne gezeigt bekommt? Goethe hat als einer der ersten vermutet, dass Emilia Galotti sich wohl in den Prinzen verliebt haben könnte, also nicht nur die rein körperliche Verführung fürchtet. Es ist geradezu ärgerlich genial, dass Lessing uns bei seinem sonst vor Dialogen nur so strotzendem Werk nie dabei sein lässt, wenn der Prinz und Emilia unter vier Augen sind. Weder beim ersten Treffen in der Kirche, noch im Zimmer des Lustschlosses. Vom ersten Treffen werden gleich drei unterschiedliche Varianten erzählt.
Wer sagt eigentlich, dass Orsinas Version falsch ist und Emilia ihre Verwirrung der Mutter gegenüber nicht nur vortäuscht? Doch was könnten die beiden dann „nichts Geringes“ in der Kirche abgesprochen haben? Die geplante Entführung nicht, denn von der weiß auch der Prinz noch nichts. Er geht noch vom ersten Plan aus, Appiani als Gesandten wegzuschicken. Kann er das Emilia während seines Liebesgeständnisses in der Kirche erzählt haben? Sicher kann er das. Das erklärt dann auch den sonst nicht motivierten Satz des Prinzen bei ihrem zweiten Aufeinandertreffen: „Wie mein Fräulein, sollten Sie einen Verdacht gegen mich hegen?“ Schließlich weiß Emilia inzwischen, dass der ursprüngliche Plan schief gelaufen ist, und könnte daher sehr wohl den Prinzen als Urheber des Überfalls vermuten. Eine Vermutung, die sie sofort wieder beiseite schiebt, bevor sie dem Prinzen alleine in eine andere Kammer folgt. Was in dieser geschieht, bleibt angedeutet.
Doch wie wird durch das angenommene Übereinkommen zwischen Prinz und Emilia das tödliche Ende provoziert? Schauen wir noch einmal in die vorletzte Szene: „warum, warum“, „darum. darum“ bezieht sich auf den Grund für die Ermordung des Grafen, nicht auf die Ermordung selbst. Von dieser wusste Emilia noch nichts, als sie dem Prinzen in das Lustgemach folgte. Um genau zu sein, sie sorgte sich kaum wegen des Grafen, eigentlich hatte sie nach der Entführung nur Angst um ihre Mutter, ihr Verlobter wird kaum erwähnt. Warum auch, wenn sie doch mittlerweile einen anderen, nämlich den Prinzen liebt.
Durch die Mutter erfährt sie indirekt vom Tode des Grafen Appiani, beim Vater holt sie sich nur noch die Bestätigung. Ihre Schlussfolgerung ist für sie zwingend, sie trägt die Verantwortung für den Tod des Verlobten, er hat um der Liebe des Prinzen zu ihr nicht im Wege zu stehen, sterben müssen, da der ursprüngliche Plan, ihn einfach wegzuschicken nicht funktioniert hat. Und diese Liebe des Prinzen hat sie erwidert, sie kam ihm „mehr als halben Weges entgegen“. Jetzt haben wir endlich die subjektive Schuld, derer eine Tragödie dieser Zeit bedarf, um einen Sühnetod zu motivieren. Sarah Sampson, Faust usw.: der Sühnetod erfolgt nach bereits vollzogener Verführung, nicht jedoch auf die reine Furcht vor ihr hin.
Jetzt muss Emilia nur noch den eigenen Vater dazu bringen, die Tat auszuführen, sie würde es auch selbst tun, er gibt ihr aber den Dolch nicht. Und sie kennt ihren Vater und seine tugendhafte Einstellung:
Würde sie diesem Vater gestehen, dass sie sich mit dem Prinzen verstünde, dass es das alltägliche Possenspiel wäre, soll heißen: Würde sie ihm ihre Liebe zum Prinzen gestehen, dann wäre sie es in den Augen des Vaters nicht mehr wert, erstochen zu werden. Also packt sie ihn genau da, wo er am empfindlichsten ist. Bei seinen Moralvorstellungen. Sie zwingt ihn geradezu zu der Tat, denn der alte Galotti fürchtet nichts mehr als den Vorwurf, für das moralische Versagen der Tochter verantwortlich gemacht zu werden. Und genau damit droht sie ihm: Sie bekommt die Rose zu fassen: Du noch hier? – Herunter mit dir! Du gehörst nicht in das Haar einer – wie mein Vater will, dass ich werden soll.“ Das alleine reicht immer noch nicht, sie zückt den Virginia-Hammer: Solcher Väter gibt es keinen mehr! und endlich tötet Odoardo seine Tochter in dem Glauben ihre Unschuld zu bewahren, die sie in Wirklichkeit schon längst selbst aufgegeben hat. Ihr Tod sühnt den Mord am Grafen, für den sie sich auf Grund ihrer Gefühle für den Prinzen nicht ganz zu unrecht zumindest moralisch die Schuld gibt. -MW-
Habe mal einen "Bearbeiten"-Baustein eingefügt.
Hoffe auf gute Zusammenarbeit beim verbessern dieses Artikels. --Unikram 10:10, 22. Sep 2006 (CEST)
Wollte ich zumindest machen.....
Warum ist der Artikel gesperrt? --Unikram 10:12, 22. Sep 2006 (CEST)
- Wegen Schülerunfug in letzter Zeit. (Sperrung und Begründung siehst Du unter "Versionen/Autoren".) Du wirst in wenigen Tagen bearbeiten können, oder Du kannst einen Admin fragen Wikipedia:Entsperrwünsche. - Gruß --Logo 10:27, 22. Sep 2006 (CEST)
- Ich glaub das mit der Benutzersperre für neue User ist schon sehr vernünftig. Der Schülerunsinn wird eher noch zunehmen, da Emilia Galotti in NRW zur verpflichtenden Lektüre für die Jahrgangsstufe 12 erklärt wurde. Aber gerade deshalb wäre es echt wichtig den Artikel a) als Baustelle zu kennzeichnen, damit auf die Unvollständugkeit hingewiesen wird, und b) das Ding zu verbessern, damit die (geschätzten 70%) Schüler die Wikipedia nutzen, auch was damit anfangen können.--Unikram 12:52, 23. Sep 2006 (CEST)
Emilias Sünde
[Orsina sagt:][...]er ist in dem Zimmer, wo ich das Gequicke, das Gekreusche hörte? - Ich wollte herein, und der Schurke von Bedienten trat vor. (4.Aufz., 3. Auftr.; Reclam: S.60, Z.2ff.)
DENKANSTOß: Hat demnach Emilia bereits mit dem Prinzen gesündigt? Wieso sagt sie dann selbst, sie sei "eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert." (5.Aufzug, 7.Auftritt)?
Das sagt sie aus zweierlei Gründen: 1: einmal mit dem Prinzen gesündigt zu haben, bedeutet nicht, eine Geliebte wie Orsina und all ihre Vorgängerinnen zu werden. Deshalb gebrochen, nicht entblättert. 2: Sie überredet ja ihren Vater zum Mord, sie zwingt ihn förmlich dazu. In diesem Zusammenhang ist ihre letzte Äußerung nur konsequent, um Odoardo das Gefühl zu geben, richtig gehandelt zu haben. Dass sie mit dem Prinzen in dem Zimmer "gesündigt" hat, ist m.E. offensichtlich, darauf kommt es aber nicht einmal so sehr an. -MW-
Herrscht in der Sekundärliteratur Einigkeit darüber? Vor allem: Wie sieht die Sünde der Emilia konkret aus? Hat sie tatsächlich mit dem Prinzen geschlafen, oder sich etwa nur zu einem Kuss hinreißen lassen? War in der damaligen Zeit aus Sicht des frommen Bürgertums aus dem Emilia stammt ein Kuss schon Sünde genug?
Die Sekundärlitaratur hilft hier nicht weiter, aber wozu haben wir denn den Primärtext. Die Sünde der Emilia (obwohl man diesen religiös geprägten Begriff vielleicht nicht gebrauchen sollte, besteht nicht in einem Kuss oder in sexuellen Handlungen. Sie besteht in ihren Gedanken und Gefühlen. Sie hat sich in den Prinzen verliebt, und welches unerfahrene Mädchen würde das nicht, und gibt sich deshalb die Schuld an der Ermordung des Grafen. Übrigens gehört die Familie Galotti keineswegs zum Bürgertum, der Begriff bürgerliches Trauerspiel hat hier viel Interpretationsschaden angerichtet. -MW-
Woran zeigt sich denn dass die Familie Galotti nicht dem Bürgertum angehört? Geht es in dem Stück etwa nicht auch um die Aufklärung, und in dieser Hinsicht vorallem um das streben des aufgeklärten Bürgertums nach mehr politischem Einfluss (und dem damit verbundenen Bruch des alten politischen systems, dem Absolutismus [siehe Prinz])? -DL-
Jede der geschilderten Ansichten ist sicherlich eine Möglichkeit es zu deuten, allerdings sollte man die Interpretation von Dramen nie nur auf einen Aspekt reduzieren, sondern alle betrachten und in Erwägung ziehen, denn was Lessing sich wirklich dabei gedacht hat kann heute wohl keiner mehr sagen!
Bürgertum??
Wie kommt ihr auf einen Konflikt zwischen Adel und Bürgertum? Es ist nicht ein einziges Mal erwähnt, dass Familie Galotti oder Appiani zum Bürgertum gehören. Die Galottis sind verarmte Adelige, die sich Tugenden und Ideale eigen gemacht haben, die aus dem Bürgertum kommen. Odoardo ist ein einflussreicher Adeliger, der als einer der wenigsten dem Prinzen die Stirn bieten kann. Emilia wird von der Mutter an den Hof gebracht, damit sie das Leben dort kennen lernt und einen Mann findet. Aber Bürger sind sie ganz gewiss nicht......
Grüße, Tobi
Warum nicht?
Bei allen Angehörigen des Adels wird dies explizit erwähnt. Die Galottis werden jedoch, soweit ich weiss, an keiner Stelle als Adelige erwähnt. Appiani ist Angehöriger des niederen Adels, das ist klar. Aber ich wüsste ausserdem auch nicht, wieso die Galottis verarmt sein sollten.
MfG, --Unikram 12:15, 21. Sep 2006 (CEST)
Im 1.Aufzug,6.Auftritt steht über der Emilia: " Ein Mädchen ohne Vermögen und ohne Rang, hat ihn in ihre Schlinge zu ziehen gewusst...."
Und die vermählung zwischen dem Grafen und Emilia wird auch,aus Sicht der Adeligen ("Zirkel der ersten Häuser") als "Missbündnis" beshrieben.
Ich denke mir daher das die Galottis rechtvoll zur strebenden Bürgerschaft gehören weil der Vater trotz mangeldem Vermögens und Rang ein Mann mit einfluss ist.
Prinz: " Er ist mein Freund nicht. Er war es, der sich meinen Ansprüchen auf Sabionetta" am meisten widersetzte" ((1.,4. Auftritt)
DaSa / 7. November 2006
Grafik
Ich frage mich ob die "Beziehungsgrafik" wirklich einen Informationswert hat, odr ob sie nicht eher verwirrend wirkt.--Unikram 12:17, 21. Sep 2006 (CEST)
Wichtige Frage
Hallo, ich hab da mal ne Frage. Weiß irgendeiner, wodurch die persönliche Katastrophe von Emilia zustande kommt?
hier mal ein Text von mir :
Mit ,, Emilia Galotti" ließ Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen entstehen, dass auf der schon mehrmals in der Literatur verwendeten Virginiaüberlieferung des Titus Livius basiert: Ein Vater ersticht seine Tochter, um ihre Freiheit und Unschuld zu retten. 1772 aber wird die Virginia erstmals durch eine Bürgerliche ersetzt: Emilia Galotti. Das ist in diesem Stück die Grundlage für den Konflikt zwischen dem herrschenden Adel und dem Bürgertum. Lessing, ein Reformator des deutschen Dramas, zeigt hier seine Kritik am Absolutismus, obwohl die Handlung nach Italien verlegt wurde. Es wäre nicht möglich gewesen, es in Deutschland spielen zu lassen, da er zu der Zeit alle seine Werke erst genehmigen lassen musste und die Kritik zu offensichtlich gewesen wäre.
Hettore Gonzaga, der Prinz von Guastalla wird seiner Geliebten, der Gräfin Orsina überdrüssig, nachdem er Emilia Galotti erblickt hat. Er will sie besitzen. Von seinem Kammerherren Marinelli erfährt er jedoch, dass sie an diesem Tag mit dem Grafen Appiani verheiratet wird. Er lässt in seiner Verzweiflung Marinelli freie Hand, geht aber trotzdem noch in die Messe, um Emilia seine Liebe zu gestehen. Diese weiss nicht was sie tun soll, fragt ihre Mutter, Claudia Galotti, um Rat. Diese meint,sie solle es für sich behalten und auf keinen Fall Appiani oder ihrem Vater, Odoardo Galotti, erzählen. Marinellis Vorhaben, den Grafen als Gesandten des Prinzen ins Ausland schicken zu lassen, um somit die Hochzeit zu verschieben, misslingt. Also lässt er die Kutsche überfallen, Appiani töten und Emilia auf das Lustschloss des Prinzen entführen. Das ganze soll wie ein gewöhnlicher Raubüberfall wirken, bei dem Emilia auf das Schloss gerettet wird. Doch Orsina begibt sich zufällig auch auf das Schloss, trifft dort Odoardo, erzählt ihm die wahre Geschichte und gibt ihm einen Dolch. Emilia möchte sich vor der Schande bewahren, die Geliebte des Prinzen sein zu müssen, und bittet ihren Vater um den Tod. Dieser erdolcht sie und stellt sich der Gerichtsbarkeit.
Im Folgenden möchte ich darstellen, inwieweit Marinelli die Schuld trägt und was den Prinz zum Opfer macht. Zum besseren Verständnis dienen die beiden kurzen Charakterisierungen.
Der Prinz ist ein schwacher Charakter, das gilt auch bei Frauen. Seine Liebesaffären sind nie von langer Dauer(sg:IV,7,S.64,Z.22ff).Seine rechte Hand ist sein Kammerherr Marchese Marinelli, das ,,Gehirnchen"(IV,3,S.54,Z.15)."Alles was...[er] tut. Dient zweierlei,nämlich dem Interesse des Staates...und seiner eigenen Karriere..."(b,S.83)
Marinelli hat zwar Emilias Entführung veranlasst, man kann ihn aber nicht für ihren Tod verantwortlich machen, denn dazu tragen noch viele andere Faktoren bei. Da ist zum einen Emilias ,,...Verständnis für Sittlichkeit und Anstand..."(a,S.3), entstanden durch die elterliche Erziehung, zum anderen die Gräfin Orsina, die den Vater über den Sachverhalt aufklärt und ihm die Tatwaffe zuspielt(IV,7). Nicht zu vergessen auch das Zusammenspiel verschiedener Zufälle und das Verschweigen bestimmter Sachverhalte in Gegenwart anderer Personen. Marinelli hat aber nicht nur die Entführung Emilias veranlasst, sondern, wie man im 3.Aufzug sieht, auch den Tod des Grafen: ,,...Das sind Anzeichen, die mir nicht gefallen - daß der Streich wohl nur halb gelungen ist: - daß man einen Verwundeten gemächlich zurückführet - und keinen Toten..."(2,S.39,Z.8-11) Einerseits, damit Emilia für den Prinzen frei wird, hauptsächlich aber aus persönlichen Gründen, die der Prinz deckt, ohne sie zu kennen. Appiani nannte Marinelli einen ,,Affen"(II,10,S.34,Z.22), was fast zum Duell führte: ,,Tod und Verdammnis! - Graf, ich fodere[sic] Genugtuung. -- ...Kommen Sie, kommen Sie! -- Nur Geduld, Graf, nur Geduld!"(II,10.S.34) Geduld bis zum Überfall, denn Marinelli ist zu feige, es selbst auszutragen. Das merkt auch der Graf, ,,...er war nicht so ganz unvorbereitet."(III,2,S.39,Z.25) ,,...und Marinelli, Marinelli war das letzte Wort des sterbenden Grafen! Mit einem Tone!...könnt` ich ihn nur vor Gerichte stellen, diesen Ton!..."(III,8,S.47) Claudia ist somit die erste, die die Intrige entdeckt: ,,(Gegen den Marinelli.) Ha, Mörder! Feiger elender Mörder! Nicht tapfer genug, mit eigener Hand zu morden aber nichtswürdig genug, zu Befriedigung eines fremden Kitzels zu morden! - morden zu lassen!"(III,8,S.47/48,Z.38-1)
Als der Prinz vom Tod Appianis erfährt, ist er ausser sich: ,,Er ist tot?... - (Drohend.) Marinelli!..." ... ,,Wenn sie mir vorher gesagt hätten, daß es dem Grafen das Leben kosten werde - Nein, nein! Und wenn es mir selbst das Leben gekostet hätte!"(IV,1,S.49,Z.26ff) Doch Marinelli stellt es als nicht beabsichtigt hin(sg:IV,1,S.50), verdeckt die wahren Gründe. ,,So handelt Marinelli aus dem Prinzip höfischen Engagements heraus, wenn er sich als Berater und Handlanger anbietet - zumal in einer höchst privaten Angelegenheit...Unverkennbar ist dabei das Missverständnis...[zwischen den beiden].Während Hettore im Kammerherrn den Freund zu entdecken meint, sieht Marinelli in ihm immer nur den ,Herrn` ."(b,S.83, Z.18ff.) In dem Moment, in dem der Prinz verspricht,"alles[zu genehmigen,] was diesen Streich abwenden kann"(I,6,S.16,Z.35f) wird er zum Opfer, zu einer Puppe in Marinellis intriganten Spiel. Sein Vertrauen und seine Macht als Richter(siehe V,8,S.79) werden missbraucht, um den von Marinelli in Auftrag gegebenen Mord an Appiani zu decken.
Zudem ist der Prinz auch ein Opfer des Zufalls. Dieser kommt zum einen in Gestalt der Gräfin Orsina. Sie sieht seinen Aufbruch nach Dosalo als Bestätigung für ihre schriftliche Bitte um eine Zusammenkunft.(sg:IV,3,S.54,Z.5-10) Doch der Prinz hat ihren Brief gar nicht gelesen, sondern ist wegen des Hochzeitszuges, der ebenso zufällig an seinem Lustschloss vorbeifahren soll, abgereist. Orsina fährt dem Prinzen nach und trifft im Schloss zufällig Odoardo.
Aber seine eigene Leidenschaft drängt den Prinzen am meisten in die Opferrolle. Er handelt völlig kopflos, nur von dem Wunsch besessen, Emilia zu sehen und zu besitzen. Sogar ein Todesurteil möchte er ,,Recht gern..."(I,8,S.18,Z.18) unterzeichnen, nur damit er rechtzeitig in die Messe kommt, um Emilia zu sprechen. ,,Dieser ,Gang` in die Kirche führt geradewegs in Richtung der Katastrophe...[er] zerstört jegliche Aussicht auf das Gelingen von Marinellis Plan. Ohne diesen auf eigene Faust unternommenen Kirchgang hätte niemand einen Anschlag vermutet, der vom Fürsten ausging."(c,S.47,Z.9ff) Auch seine Genehmigung einer Unterredung zwischen Vater und Tochter (V,5,S.74/75) führt zum tragischen Ende.
Somit sind die eigentlichen Opfer Emilia und ihr Vater. Sie musste unschuldig sterben, weil ein Fürst sie begehrt hat. Er hat Schuld auf sich geladen, weil er seine einzige Tochter getötet hat, um sie vor der Schuld zu bewahren.
Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass Lessing eigentlich zu der Zeit an einer Neufassung des ,,Faust" arbeitete, den er aber zugunsten Emilia Galottis fallen liess und nie wieder aufgriff. ,, Ein Hauptproblemdes Faust wardie menschliche Wahrheit in dem Charakter des Verführers,der Teufel als menschlicher Dämon.In der Emilia galotti wurde diese Aufgabe gelöst. Statt des Mephistopheles erschien Marinelli. Des Prinzen letztes Wort heißt: ,Gott!Gott!Ist es zum Unglück so mancher nicht genug, daß Fürsten Menschen sind,müssen sie sich auch noch noch Teufel in ihren Freund verstellen?`"
III. Historischer Hintergrund Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Deutsche Reich in viele Territorien zersplittert. Es existierten über 300 souveräne Einzelstaaten. Das "Heilige Römische Reich deutscher Nation" hatte nur symbolischen Charakter, da die wesentlichen Entscheidungen in Politik, Wirtschaft, Gesetzgebung, etc. von den Einzelstaaten selbst getroffen wurden. Das luxuriöse Hofleben vieler Kleinstaatenfürsten wurde meist zu Lasten des Volkes gezahlt. Wichtig waren auch einige Kriege, wie die Schlesischen Kriege (1740-1742 und 1744-1745), der Siebenjährige Krieg (1756-1763), nachdem Preußen zur Großmacht aufsteigt, und der amerikanische Unabhängigkeitskrieg gegen England (1775-1783). IV. Philosophischer Hintergrund Die Philosophen der Aufklärung waren es, welche den Beginn der Moderne eigentlich einläuteten. Sie wirkten auf die Dichter vieler europäischer Länder und prägten diese. Der wichtigste Philosoph in Deutschland war Immanuel Kant mit seinem kritischen Idealismus. In seinem Werk Was ist Aufklärung? beschreibt er die Ideen und Ideale dieser Zeit. Daraus ein Auszug: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude!" Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Logikfehler?
Kann mir jemand beantworten warum Gräfin Orsina einen Dolch dabei hat?
Urspünglich ist sie doch zum Schloss gekommen um sich mit dem Prinzen zu treffen, dann wird sie von Marinelli aufgehalten (4.3), der ihr dann später mitteilt, dass Emilia sich im Schloss befindet (4.5). Daraufhin erkennt Orsina die Intrige und möchte den Prinzen am nächsten Tag auf dem Marktplatz anprangern ("Morgen will ich es auf dem Markte ausrufen"). Beim Verlassen des Raumes begegnet sie jedoch Odoardo Galotti, welchem sie später den Dolch gibt, damit er den Prinzen ermordet. Aber eigentlich wollte sie sich doch nur mit dem Prinzen treffen...
Kann Orsina das alles schon geplant haben? Oder hat sie den Dolch zufällig oder aus Gewohnheit zur Selbstverteidigung dabei?
- Orsina war schon klar das der Prinz sie betrügt, da sie die Kirchenszene zwischen Emilia und dem Prinzen beobachtete. Sie trug sich deshalb mit dem Gedanken ihn aus Rache zu ermorden. Deshalb hat sie auch Gift dabei.--Unikram 13:45, 23. Okt. 2006 (CEST)