Zum Inhalt springen

Harry Partch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. November 2006 um 11:56 Uhr durch Peter200 (Diskussion | Beiträge) (W-Link korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Harry Partch (* 24. Juni 1901 in Oakland, Kalifornien; † 3. September 1974 in San Diego, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Komponist. Er gehört zu den ersten Komponisten, die sich den mikrotonalen Tonleitern zuwandten. Die meisten Musikstücke schrieb Partch für selbst gebaute Instrumente, die in reiner 11-Limit-Stimmung abgestimmt waren.

Partch wurde in Oakland geboren. Beide Eltern des Komponisten waren presbyterianische Missionare. Als Kind beherrschte Harry Partch solche Instrumente wie Klarinette, Harmonium, Bratsche und Gitarre. Schon im frühen Alter komponierte er seine ersten Stücke. In frühen Werken bediente er sich der in der abendländischen Musik gängigen chromatischen Tonleitern. Mit der Zeit begriff er aber alle Mängel der herkömmlichen Stimmung und dies war für ihn der Grund, alle seine früheren Werke zu verbrennen.

Besondere Interesse zeigte Partch für potentielle Musikalität der gesprochenen Rede. Seine ersten erweiterten Tonleitern entwickelte er mit der Absicht, die Melodik der Sprechstimme wiedergeben zu können. Er baute eine eigene Variante der Bratsche, um sein Konzept zu demonstrieren. Kurze Zeit später erhielt Partch als Bewerber ein Stipendium, das gab ihm die Möglichkeit nach London zu gehen, um die Geschichte der Tonsysteme zu studieren. Während seines Studiums in London traf Partch den Dichter William Butler Yeats. Partch brauchte die Zustimmung des Dichters, um seine Übersetzung von "König Ödipus" des Sophokles in einer Oper zu nutzen. Zum Treffen nahm Partch eines seiner Instrumente, eine adaptierte Gitarre, und begleitete darauf ein Lied. Yeats zeigte Enthusiasmus dafür und meinte, "ein Stück mit diesem wundersamen Instrument und mit derartiger Musik dürfte wirklich sensationell sein ". So erhielt Partch den Segen des Dichters für seinen Ansatz.

Partch hatte vor, mehr Instrumente für die Aufführung zu bauen. Doch sein Stipendium war zu Ende und er musste in die USA zurückkehren. Nach seiner Rückkehr begann er als Wandergeselle zu leben. Er brachte viel Zeit zu auf Reisen mit dem Zug, indem er nach Gelegenheitsarbeiten suchte. Solche Lebensweise hinderte den Komponisten nicht daran, seine Beiträge in einigen Zeitschriften zu veröffentlichen. Später erschien eine Sammlung von Partchs Artikeln unter dem Titel Bitter Music. Die Artikel enthielten oft Bruchstücke von zufälligen Gesprächen, die auf Notenlinien notiert wurden. Dabei berücksichtigte der Autor die vom Sprecher gebrauchten Töne. Diese Technik prägte das gewöhnliche Herangehen Partchs an alle vokale Parts seiner Stücke. Schon vor Partch bediente sich Leos Janacek ähnlicher Methode und nach Partch machte sich Steve Reich diese Technik fruchtbar.

1941 schrieb Partch Barstow, ein Vokalwerk, dessen Text von den acht Stücken eines Graffiti inspiriert worden war, das der Autor am Straßenrand in Barstow (Kalifornien) gesehen hatte. Das Stück gründet sich auf die vom Autor selbst erfundene 43-tönige Tonleiter und ist für seine selbst gebaute Instrumente notiert.

1943 erhielt Partch erneut ein Stipendium und konnte sich sesshaft machen. So konnte er sich in höherem Maße der Musik widmen. Er wandte sich dem angefangenen Projekt Oedipus zu, aber die Testamentvollstrecker Yeats' verweigerten Partch ihre Erlaubnis für die Nutzung der Übersetzung. So sah Partch sich gezwungen, eine eigene Übersetzung zu schaffen. (Als aber die Übersetzung Yeats' verwendbares Gemeingut worden war, wurde damit noch eine Aufnahme gemacht). Darüber hinaus begann Harry Partch in der Zwischenzeit die Arbeit am Stück US Highball. In seinen Grundzügen stellt das Werk die Reise eines Wandergesellen dar von San Fransisco, California aus nach Chicago. Diese Reise hat Partch tatsächlich unternommen.

In dieser Zeit arbeitete Partch auch an seinem Buch, das später unter dem Titel Genesis of a Music erschien. In diesem Werk legt der Komponist seine Ansichten auf die eigene Musik dar. Daneben finden sich im Buch einige Auseinandersetzungen mit Musiktheorie und Instrumentenbau. Heutzutage gilt das Buch als eine der grundlegendsten Schriften im Bereich Theorie der mikrotonalen Musik.

Das Tonsystem Partchs gründet sich auf die erweiterte Version des Tonalitätsdiamanten Max Meyers, dessen Diagonale, wie es Partch selbst formulierte, Otonalitäten (o='over', oder 'Dur') und Utonalitäten (u='under' oder 'Moll') produzieren. Der 11-Limit-Diamant ist anschaulich im Diamantenmarimba Partchs verkörpert. Aus Medienberichten ist Partch vor allem für seine 43-stufige Tonleiter bekannt. In der Tat gebrauchte er auch viele andere Tonleitern in seinen Werken.

Zu weiteren bedeutenden Werken Partchs gehören The Bewitched (eine Art Mischung aus Ballett und Oper) und Revelation in the Courthouse Park(ein Werk anhand von Die Bacchae des Euripides). Delusion of the Fury 1969 wird von einigen Kritikern als Partchs größtes Werk eingeschätzt. 1974 starb Partch in San Diego an einem Herzinfarkt.

Partch besaß das eigene Label "Gate 5", um die Aufnahmen seiner Werke zu veröffentlichen. In den letzten Jahren seines Lebens wurden einige Aufnahmen von Columbia Records gemacht. Dazu gehört auch das Werk Delusion of the Fury, wodurch Partch die Aufmerksamkeit der musikalischen Welt ziehen konnte. Partch als Komponist bleibt bis in die Gegenwart hinein eine dunkle Figur. Ungeachtet dessen genießt er großen Ruf in experimentalen und mikrotonalen Kreisen. Von vielen wird auch die Meinung vertreten, Harry Partch sei einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.

Seit 1990 ist Dean Drummonds Newband der Bewahrer der originalen Instrumente aus der Sammlung Harry Partchs geworden. Oft gibt die Band Konzerte, wo unter anderem auch neue Stücke für Partchs Instrumente vorgeführt werden.