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Der Ring des Nibelungen

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Siegfried (Heinrich Gudehus) schmiedet Notung

Der Ring des Nibelungen (fälschlich oft auch Der Ring der Nibelungen) ist ein aus vier Opern bestehender Zyklus von Richard Wagner.

Die Teile der Tetralogie sind:

Ursprünglich wollte Richard Wagner nur die bekannte Sage von Siegfrieds Tod bearbeiten. Es entstand eine Saga von Göttern und Menschen, von Treue und Betrug.

Die Welt der germanischen Götter nimmt Wagner als Vorlage für eine kritische Deutung der menschlichen Gesellschaft. Ring und Gold (sie symbolisieren hier Macht und Kapital), Verträge, die Auflehnung und das Scheitern eines Helden [Siegfrieds], der Untergang der Welt in Flammen – all das sind zyklisch wiederkehrende Archetypen und zeitlose mythische Themen. Wagner hatte in Dresden den russischen Anarchisten Michail Bakunin kennen gelernt, der die These vertrat, Paris als Hort des Kapitalismus müsse in Brand gesteckt werden. Genau das geschieht am Ende der Götterdämmerung, „auf dass eine neue, bessere Welt entstehe“. (Lit.: vgl. Hans Mayer, 1966)

Der Trug des zum Ring geschmiedeten Rheingoldes

Die Rheintöchter (Elfen, die im Rhein leben) verheißen Alberich (einem Angehörigen des Zwergenvolkes der Nibelungen) die Weltmacht, wenn er sich der Macht der Liebe entzieht, das Rheingold dem Strom entwendet und es zu einem Ring schmiedet. Davor hatten sie Alberich, der hässlich ist, aber noch nicht bösartig, frivol geneckt und seine sexuelle Begierde aufgestachelt, ihn dann aber höhnisch verstoßen. Der Gepeinigte greift die Verheißung auf, verflucht die Liebe, schmiedet den Ring und will sich fortan mit uneingeschränkter Macht für die Entbehrung an Liebe schadlos halten. Die nun folgende Handlung über vier Opernabende beschreibt den Kampf um den Besitz des Ringes. Er führt schließlich zum Untergang der Götterwelt. Am Ende wird der Ring dem Strom zurückgegeben. Das Gold kehrt zur Natur zurück.

Die hintergründige Wahrheit ist, dass der Ring - entgegen seinem Ruf - keine Macht garantiert. Es gibt keine absolute Macht. Wohl bringt der Ring seinem jeweiligen Träger Unglück, nachdem er verflucht wurde von seinem Erstbesitzer Alberich, aber er verleiht keine Macht. Der Zwerg hatte den Ring verflucht, als er ihm genommen wurde. Noch nicht verflucht, konnte der Ring Alberich keineswegs schützen. Alberich wurde überlistet, gefesselt und ausgeraubt. Beeindruckt hatte der Ring nur Alberichs eigenes Volk, die Nibelungen. Die Zwerge hatten die Prophezeiung geglaubt, vor dem Ring staunend gezittert und sich Alberich unterworfen. Alberich gelangt durch Trug zur Macht und fällt durch List.

Dass Wagner den Ring als wirkungslos konzipiert hat, zeigt das ihm zugeordnete musikalische Motiv: Das Ringmotiv ist im Tempo nicht langsam und pathetisch, sondern leichtfüßig und schnell. Es erklingt immer in piano. In seiner deutlichsten Ausprägung (Überleitung zur 2. Szene, Wechsel nach C-Dur) geht es über zwei Takte. Es setzt hier weich ein mit einem gebrochenen Akkord. Als Lautstärke ist piano vorgeschrieben und decrescendo für den ersten der beiden Takte. Der kraftlose musikalische Ausdruck signalisiert dem Zuhörer die Wirkungslosigkeit des Rings.

Die Rheintöchter haben naiv und unwissentlich den Kreislauf des Goldes in Gang gesetzt, der zum Untergang der Götter geführt hat. Mit der Rückgabe des Goldes an den Rhein ist der Urzustand wiederhergestellt. Die Partitur endet mit dem Erlösungsmotiv.

Hörbeispiel

Handlung

Den Handlungen der einzelnen Teile des Gesamtwerkes sind jeweils eigene Seiten gewidmet:

Das Rheingold - Die Walküre - Siegfried - Götterdämmerung


Chronologische Handlung – unter Verwendung von Zitaten und Sprachbildern aus dem Text

Die chronologische Handlung des ‚Ring’ deckt sich nicht vollständig mit der Handlung der vier einzelnen aufeinander folgenden Opern. Manche Handlungsstränge werden lediglich erzählt, tauchen als Handlung selber in den Opern aber nicht auf. So wird beispielsweise der mythische Beginn der Tetralogie erst zu Anfang des letzten Teils, der Götterdämmerung, von den Nornen erzählt.

Besondere musikalisch hervorgehobene oder berühmt gewordene Passagen sind gesondert erwähnt


Vorgeschichte

In einer bibelähnlichen Paradieswelt steht inmitten eines Waldes die Welt-Esche als Inbegriff einer heiligen Ordnung. In ihrem Schatten entspringt eine Quelle („Weisheit raunend“), symbolisch aus der Wurzel der heiligen Ordnung die ewige Weisheit hervorbringend. Im Schoß der Erde, in nebliger Gruft, schläft Erda, „der Welt weisestes Weib“, einen „wissenden Schlaf“.

Eine Verbindung geht von ihr aus zu den drei Nornen, die jeweils ein Seil um die Welt-Esche geschlungen haben und die von dem ihnen durch das Seil zuströmenden Ur-Sinn der Welt singen.

„Ein kühner Gott“, Wotan, dem die Lust junger Liebe verblichen ist, tritt frevelnd an den Baum heran, um sich durch einen Trunk aus der Quelle in den Besitz der Weisheit und damit der Macht zu bringen. Gleichzeitig gewinnt er dadurch Fricka, die Göttin und Hüterin von Ehe und Sitte, zum Weib. Als Strafe zahlt er eines seiner Augen.

Wotan bricht aus der Welt-Esche einen starken Ast und formt ihn zum Schaft eines Speeres. In diesen Schaft schneidet er Runenzeichen ein als Symbole für seine eigenen Gesetze, mit denen er die Welt beherrschen will. Mit diesem Speer hält er also die Grundlage seiner eigenen Weltordnung in der Hand.

Die Welt-Esche verdirbt, das Laub fällt und die Quelle versiegt. Der Gesang der drei Nornen ist „trüben Sinns“. Sie legen ihr Seil statt um die Esche um eine Tanne.

Wotan, Herr und Beherrschter seines Speeres, zwingt seine Umwelt in Verträge, die auf der Basis seiner eigenen Gesetze stehen. Unter anderem bindet er auf diese Weise Loge, Sinnbild des Feuers und der List. Des Weiteren gehören zur göttlichen Schar: Freia, Frickas Schwester und Göttin der Jugend, Donner, der Gott des Gewitters, und Froh, der Gott der Heiterkeit, beide Freias Brüder.

Der Speer stellt sich allerdings als zweischneidige Sache heraus: „Ich band durch Verträge, was Unheil barg“. Fricka sieht mit Neid, aber machtlos, dass sich Wotan auch weiterhin nicht auf eine Frau beschränken will. Sie versucht, ihn zu überreden, eine Burg zu bauen, wo er in „herrlicher Wohnung“ Ruhe finden würde - und damit an sie gekettet wäre. Wotan verfolgt den gleichen Plan, allerdings mit wesentlich anderer Zielsetzung. Er sieht in der zu errichtenden Burg einen Herrschersitz, von dem aus er die Welt befehlen kann.

Er verpflichtet die Riesen Fafner und Fasolt, ihm die Burg Walhall zu bauen. Als Lohn verspricht er ihnen Freia. Sie hütet einen Garten voller goldener Äpfel, von denen die Götter täglich essen und sich so ihre Jugend erhalten. Fricka und Freia wissen von dem Handel zwischen Wotan und den Riesen nichts. Sie erfahren erst nach dessen Abschluss davon.

Wotan kennt seine Abhängigkeit von Freia und verspricht sie nur deshalb den Riesen, von denen vor allen Dingen Fasolt an der Maid interessiert ist, weil sein listiger Freund Loge gelobt hatte, Ersatz für Freia zu suchen. Während dieser sich auf den Weg macht, sinken Wotan und Fricka in einen langen Schlaf.

Das Rheingold

Die drei Rheintöchter (Nixen) Woglinde, Wellgunde und Floßhilde bewachen spielerisch im Rhein auf Geheiß ihres Vaters das Rheingold. Denn „maßlose Macht“, die Herrschaft der Welt, würde dem zuteil werden, der „aus dem Rheingold schüfe den Ring“.

Das lachende Spiel der Wassermädchen wird unterbrochen von Alberich, einem Nibelungen, dem Sohn der Nacht, der aus der Tiefe hervor steigt und den Mädchen mit gierigen Augen zusieht. Er versucht zuerst, sich eine der Nixen durch Bitten und Werben gnädig zu stimmen.

Die Rheintöchter scheinen auch jeweils darauf einzugehen, um sich dann aber im letzten Moment mit Lachen seinen Armen zu entziehen. Das reizt Alberich zur Wut und er versucht, sich die Frauen mit Gewalt gefügig zu machen, was ihm, da er nicht schwimmen kann, nicht gelingt (Die Szene spielt in einer Sphäre, die ‚sinnbildlich’ Wasser und Land verbindet, jedenfalls nicht deutlich trennt.)

Die Sonne taucht auf und lässt das Rheingold erstrahlen, die Mädchen umschwimmen es in lautem Jubel. Alberich, fasziniert vom Glanz des Metalls, erfragt von den Nixen die Bedeutung des Goldes. Sie erzählen es ihm leichtsinnigerweise, fügen aber hinzu, dass nur derjenige den entscheidenden Ring aus dem Gold schmieden kann, „wer der Minne Macht entsagt“. In Bezug auf Alberich haben sie keine Sorgen, denn er scheint am wenigsten gewillt zu sein, auf die Gunst der Frauen zu verzichten.

Doch Alberich, immer noch wütend über die koketten Spielereien, die die Nixen mit ihm getrieben haben, und wohl auch wissend, dass er wegen seines hässlichen Aussehens auch bei anderen Frauen keinen Erfolg haben würde, überlässt sich seiner Machtgier und verflucht laut und deutlich die Liebe. Er entreißt das Gold dem Felsen, in dem es verankert war, mit der höhnischen, rachetrunkenen Drohung, den Ring schmieden zu wollen.

Die Nixen sind zu Tode bestürzt und klagen dem Rhein ihr Leid. Loge, auf der Suche nach einem Ersatz für Freia, erfährt so von der Geschichte und verspricht den Rheintöchtern, ihnen das Gold zurückzubringen.

Zur gleichen Zeit erwachen an einem anderen Ort Wotan und Fricka aus ihrem Schlaf. Walhall ist fertig. Wotan vergisst über seine Freude an der herrlichen Festung den Lohn, den er den Riesen schuldet. Fricka muss ihn voll Sorge daran erinnern. Doch Wotan tröstet sie, er vertraut auf Loge.

Freia kommt in hastiger Flucht gelaufen, gefolgt von den Riesen, die ihren Lohn fordern. Wotan stellt die Abmachung, dass Freia dieser Lohn sein sollte, als Scherz hin und legt den Riesen nahe, sich etwas anderes zu überlegen. Sie weigern sich und erinnern Wotan daran, dass seine Gesetze keine Gültigkeit haben, wenn er selbst sie bricht.

Inzwischen sind Donner und Froh eingetroffen. Sie versuchen, durch Gewalt die Riesen zu zwingen; doch Wotan wehrt dem Streit. Er muss seinen Gesetzen zur Gültigkeit verhelfen, sonst ist seine gesamte Macht gefährdet. Schon glaubt Freia sich verloren, da taucht Loge auf.

Wotan erinnert ihn an sein Versprochen, den „schlimmen Handel zu schlichten“. Loge allerdings erwidert, er hätte lediglich versprochen, alles zu versuchen, was in seiner Macht steht. „Doch dass sich fände, was nie sich fügt, was nie gelingt, wie ließ’ sich das wohl geloben?“ Donner und Froh, die sowieso nicht gut auf Loge zu sprechen sind, weil er ihnen geistig überlegen ist, werden aggressiv. Jedoch Wotan hält sie zurück. Er vermutet hinter Loges Tücke doch noch eine Lösung seiner Lage.

Loge erzählt, dass er überall versucht hat, einen Mann zu überreden, sein Weib für Gold herzugeben. Doch „wo Kraft nur sich rührt, in Wasser, Erd’ und Luft, lassen will nichts von Lieb’ und Weib“. Nur einen fand er, der der Liebe abschwor: Alberich. Er schildert den Vorfall, wie dieser zu dem begehrten Gold kam. Fafner und Fasolt hören sehr ungern von der neuen Macht des Nibelungen. Sie ahnen, dass auch sie die Leidtragenden dieser Macht sein werden. Fafner überredet seinen liebesgierigen Bruder, doch auch bereit zu sein, statt Freia das Rheingold zu nehmen.

Auch Wotan kennt den Zauber des Goldes und will ihn gewinnen, allerdings nicht, um ihn an die Riesen weiterzugeben. Diese nehmen Freia gegen den Einspruch ihrer Brüder mit - unter der Ankündigung, gegen Abend wiederzukommen, um sie gegen das Gold einzutauschen. Mit dem Verlust Freias verlieren die Götter schnell an Farbe und Frische. Die Quelle der Jugend ist ihnen genommen. Loge kümmert das wenig, da Freia in der Vergangenheit an ihn wenig gedacht hat. Er verspottet die Götter sogar.

Wotan beschließt, Alberich aufzusuchen und ihm den Ring zu rauben. Loge weist ihm den Weg.

Zwischengeschichte

Wotan, der immer noch an die Erscheinung Erdas denkt, schwingt sich „in den Schoß der Welt“ hinab, um mehr über sein Schicksal zu erfahren. Erda kündigt ihm ein schmähliches Ende an. Wotan will dem widerstehen und handelt sofort. Er bezwingt Erda „mit Liebeszauber“; sie gebiert ihm die Tochter Brünnhild. Noch durch andere Frauen, die nicht näher genannt werden, wird Wotan der Vater von acht Mädchen: Gerhilde, Ortlinde, Waltraute, Schwertleite, Helmwige, Siegrune, Grimgerde und Rossweisse. Diese bilden mit Brünnhilde zusammen die Walküren. Sie sollen Wotan dazu dienen, gefallene Helden in Walhall zu sammeln, um gegen den zu erwartenden Angriff Alberichs gewappnet zu sein. Die Walküren folgen den Forderungen ihres Vaters und füllen Walhall mit den besten Männern der Erde.

Vor einem allerdings bangt Wotan weiterhin: dass Alberich den Ring zurückgewinnt, den derzeitig Fafner besitzt, der sich in einen Lindwurm verwandelt hat und seinen Schatz bewacht. „Dann wäre Walhall verloren.“ Alberich könnte dann Wotans eigene Helden gegen ihn aufbringen.

Deshalb hatte Wotan schon früher daran gedacht, Fafner irgendwie den Ring zu entreißen, aber „der durch Verträge ich Herr, den Verträgen bin ich nun Knecht!“ Er kann nicht gegen seine eigenen Gesetze handeln.

Nur einen Ausweg gibt es für ihn: dass ein Mensch sich gegen ihn, den Gott, erhebt und durch Zerstörung des Speers die von ihm selbst geschaffene, verhasste Ordnung auflöst. Doch diesen „Freien“ kann er nicht selbst erzeugen und leiten: „denn selbst muss der Freie sich schaffen“.

Trotzdem versucht Wotan, während die Walküren die besten Helden der Welt in Walhall versammeln, sich in seinem Sohn Siegmund, - mit dem er, zusammen mit dessen Zwillingsschwester Sieglinde und deren Mutter, jahrelang im Wald wohnt und sich von Jagd ernährt, - sich in diesem Sohn einen Feind zu erziehen, der doch nur das will, was Wotan auch verfolgt. Er verheißt ihm, dass er in der Stunde höchster Not ein Schwert finden werde, das ihm den Sieg garantiert: Nothung, Wotans eigene Waffe.

Eines Tages kehren Wotan, der sich ‚Wälse’ oder ‚Wolfe’ nennt, und Siegmund von der Jagd zurück und finden ihre Hütte verbrannt, von Feinden angesteckt, und die Mutter und Sieglinde verschleppt. Lange Jahre leben beide dann allein im „wilden Wald“. Sie haben mehrere Attacken von Feinden zu erdulden, die aber immer abgeschlagen werden, unter großen Opfern der Angreifer. So werden Siegmund und Wotan zu gefürchteten und verhassten Sagenfiguren für die ganze Umgebung.

Sieglinde wird inzwischen als Braut an Hunding verschachert, dessen Sippe in der Nähe ihrer alten Wohnung haust. Am Hochzeitsabend allerdings, während Sieglinde traurig vor sich hin sinnt, tritt Wotan, als Wanderer verkleidet, in die Hütte ein: Niemand wagt, sich gegen ihn zu stellen. Er stößt sein Schwert bis zum Heft in den Stamm der Esche, die mitten im Raum steht. Der soll diese Waffe behalten dürfen, der sie aus dem Stamm zu ziehen vermag. Sieglinde ahnt, wer der Fremde ist. Alle Hochzeitsgäste versuchen sich nach Wotans Verschwinden an der Klinge. Es gelingt keinem.

Bei einem erneuten Angriff im Wald wird Siegmund vom Vater getrennt und findet seine Spur nicht wieder. Wotan weiß, dass er nur von einem unabhängigen „Gegner“ etwas erwarten kann. In den vergangenen Jahren hat er alles getan, um Siegmund gegen die Götter, also gegen Wotans Welt selbst, aufzubringen.

Siegmund allein sucht nun in der menschlichen Gesellschaft Anschluss. Ihn „drängt es nach Männern und Frauen“. Doch immer wird er geächtet. Es kommt sogar zur kämpferischen Auseinandersetzung, als er einem Mädchen hilft, das gegen ihren Willen mit einem ungeliebten Mann verheiratet werden soll. Siegmund erschlägt die Familie des Mädchens im Kampf und wird daraufhin von deren Sippenangehörigen gnadenlos verfolgt.

Die Walküre

Orchester: Gewittersturm Er flieht durch den Wald, bis er schließlich, am Ende seiner Kraft, eine Hütte entdeckt, eindringt und zu Boden fällt. Eine Frau ist allein in der Hütte, sieht ihn und versorgt ihn mit Wasser: Sieglinde, seine Zwillingsschwester. Noch erkennen sie sich nicht.

Hunding tritt ein und betrachtet verwundert den Fremden. Sieglinde erklärt ihm, was geschehen ist. Hunding fällt sofort die Ähnlichkeit der Zwillinge auf. Er fordert Siegmund auf, zu bekennen, wer er sei. Nach einigem Zögern erzählt dieser seine Geschichte.

Die Sache spitzt sich zu, als sich herausstellt, dass Hunding zu eben jener Sippe gehört, von denen Siegmund einige getötet hat und vor der er sich jetzt auf der Flucht befindet. Hunding setzt für den nächsten Tag den Kampf zwischen ihm und Siegmund fest.

Die hereinbrechende Nacht schon bringt die Entscheidung. Siegmund ruft seinen Vater an, wo das versprochene Schwert sei, das er in höchster Not finden solle. Ein Mondstrahl lenkt seinen Blick auf die Esche und den Schwertgriff. Gleichzeitig schleicht sich Sieglinde herein. Sie hat Hunding mit einem Schlaftrunk betäubt, um Siegmund die Flucht zu ermöglichen. Sie schildert die Geschichte des Schwertes; beide erzählen aus ihrer Vergangenheit, bis deutlich wird, dass sie Geschwister sind („Winterstürme wichen dem Wonnemond“).

Siegmund erkennt ‚sein’ Schwert und zieht es in ekstatischer Spannung aus dem Stamm. Berauscht von gegenseitiger, inzestuöser Liebe stürzen die Geschwister in die Frühlingsnacht hinaus. (Aus dieser nächtlichen Paarung entsteht Siegfried, der Sohn Siegmunds und Sieglindes, mithin der Enkel Wotans.)

Hunding erfährt wenige Stunden danach von der Flucht und ruft Fricka, der Ehe Hüterin, an. Sie erschaudert vor der blutschänderischen und ehebrecherischen Tat und sucht ihren Gatten auf, um Rache von ihm zu fordern. Wotan denkt zuerst nicht daran und zeigt ganz offen sein Wohlgefallen an dem liebenden Zwillingspaar. Er versucht Fricka zu beweisen, dass Siegmund zu ihrer aller Segen leben muss. Doch Fricka weist ihm eindeutig nach, dass Siegmund kein unabhängiger, kein freier Held ist, sondern ein Produkt von Wotans Erziehung, er also von ihm keine Lösung erhoffen kann. Wotan muss die Richtigkeit dieser Argumentation anerkennen und befiehlt seiner Tochter Brünnhild, entgegen einem früheren Befehl, im kommenden Kampf zwischen Siegmund und Hunding den letzteren zu schützen. Außerdem entzieht er dem Schwert Nothung dessen Zauberkraft.

Brünnhilde versteht ihren Vater nicht und fragt nach dem Grund für seinen Sinneswandel. Wotan enthüllt ihr als einziger die schicksalhafte Verstrickung, in der er sich befindet. Das, was er einstmals erstrebte, wird ihm jetzt zum Fluch. Er zieht das Fazit seines Machthungers: „Auf geb’ ich mein Werk: nur eines will ich noch, das Ende! Und für das Ende sorgt Alberich.“

Erda hatte ihm einst verhießen, dass der Götter Ende nahe sei, wenn es dem Liebelosen, Alberich, gelänge einen Sohn zu zeugen. Alberich hatte sich, so erzählt Wotan weiter, die Gunst einer Frau (Grimhild, die in der Tetralogie nicht erscheint) mit Gold erkauft. Grimhild gebar also neben ihren anderen Kindern Gutrune und Gunter, dem König der Gibichungen, eines Stammes am Rhein, noch einen Sohn: Hagen.

Wotan weiß, dass ihm mit diesem Nibelungen-Sohn der Untergang droht. Er verachtet die Welt, die ihm ‚einst gelacht’, und Brünnhilde muss dem Gebot des Vaters folgen. Sie erscheint vor Siegmund, der die von der Flucht erschöpfte Schwester in seinen Armen hält, um ihm den Tod anzukündigen. Jedoch Siegmund ist eher willens, seine Schwester zu töten, als sie auf der Erde allein zurückzulassen. Fasziniert von der Geschwisterliebe trotzt Brünnhild dem väterlichen Befehl und verspricht für den kommenden Kampf Siegmund ihren Schutz. Schon hört man Hunding, der seinen Rivalen zum Kampf fordert. Doch das entscheidende Wort spricht Wotan. Er zerschlägt Siegmunds Schwert mit seinem Speer, Hunding tötet Siegmund, Brünnhilde, entsetzt, sammelt die Schwertstücke ein und flieht mit Sieglinde. Wotan, verbittert über den Tod seines Sohnes, tötet Hunding mit einem einzigen, verächtlichen Wort: „Geh!“ Dann entsinnt er sich des Trotzes der eigenen Tochter und jagt ihr nach.

Brünnhild sucht bei ihren Schwestern, den Walküren, Zuflucht (Walkürenritt zu Beginn des dritten Aktes). Doch aus Angst vor dem Groll des Gottes verweigern die Schwestern ihre Hilfe. Brünnhild sieht keinen anderen Ausweg, als Sieglinde allein fliehen zu heißen. Sie kündigt ihr einen Sohn an, für den sie die Schwertstücke aufbewahren und den sie Siegfried nennen soll. Sieglinde flieht, Wotan erscheint.

Er will Brünnhilde zunächst der härtesten Strafe aussetzen, nämlich sie in Schlaf zu versetzen und dem ersten Besten, der vorbeikommt und sie weckt, als Frau überlassen. Doch Brünnhild gelingt es, ihre Strafe insofern abzumildern, dass sie nicht jeder erwecken kann. Wotan lässt um den Felsen, auf dem Brünnhilde schläft, ein riesiges Feuer entbrennen. „Wer meines Speeres Spitze fürchtet, durchschreite das Feuer nie.“ (‚Feuerzauber’ am Ende der Oper)

Zwischengeschichte

Sieglinde irrt indessen mit der keimenden Frucht im Schoß durch den Wald. Mime, Alberichs Bruder, findet sie und bringt sie in seine Schmiede-Höhle. Sieglinde überlässt ihm die Schwertstücke „als schwachen Lohn“ und bittet ihn, das noch zu gebärende Kind ‚Siegfried’ zu nennen.

Sie stirbt bei dessen Geburt. Mime zieht den Säugling auf in der Hoffnung, mit ihm sich einen Helden zu schaffen, der den Lindwurm Fafner erschlägt und ihn, Mime, in den Besitz von Ring und Schatz bringt. Die Erziehung will allerdings nicht ganz gelingen. Der heranwachsende Siegfried mag seinen ‚Vater’ nicht; er hört nicht auf ihn und zieht lieber im Wald umher.

Siegfried

Mime versucht, ihm ein gutes Schwert zu schweißen, aber für den starken Knaben ist keine Waffe hart genug.

Eines Tages dringt Siegfried mit einer bestimmten Frage in ihn. Aus der Beobachtung der Tierwelt hat er gelernt, dass zu einer Familie auch eine Mutter gehört. Da Mime ihm diese nicht bringen kann, sieht er sich gezwungen, dem auffahrenden Jüngling die wahre Geschichte seiner Herkunft zu erzählen. Auch zeigt er ihm die Stücke des Schwertes, das einmal sein Vater geführt haben soll. Siegfried befiehlt ihm sofort, daraus ein neues Schwert zu schmieden. Mit der Vorfreude auf die Waffe läuft er in den Wald hinaus.

Während Mime noch grübelt, wie er die Stücke schmieden soll, tritt ein Wanderer herein. Es ist Wotan, der das Streben der Weit nur noch als Zuschauer erleben will. Er setzt sein Haupt aus auf die Beantwortung dreier Fragen an Mime. Da dieser die dritte Frage nicht lösen kann - die Frage nach dem Schmied des Schwertes - ist damit Mimes Haupt verfallen. Wotan, der Wanderer, überlässt es demjenigen, „der das Fürchten nicht gelernt“.

Siegfried, der zurückkehrt, fragt vergebens nach dem Schwert. Stattdessen muss er sich von Mime beschreiben lassen, was Furcht sei. Da er das nicht versteht, Mime aber ein vitales Interesse in Erinnerung an Wotan daran hat, dass Siegfried das Fürchten lernt, will er ihn zu einem „schlimmen Wurm“ führen, der ihm das Fürchten schon beibringen wird. Dazu bedarf es allerdings eines Schwertes. Siegfried, der nicht länger warten will, schmiedet sich Nothung selbst (Siegfrieds Schmiedelied). Damit hat er sich, nicht wie es bei seinem Vater Siegmund der Fall gewesen war, eine Waffe geschaffen, die ihm nicht von anderer Seite geschenkt worden ist. Es ist ein eigenes, freies Werk.

Mime kocht indessen einen Trank, der Siegfried im entscheidenden Moment nach dem Drachenkampf die Besinnung rauben soll, sodass Mime ihn leichter Hand töten kann.

Indessen wacht Alberich vor der Höhle des Lindwurms und wartet auf den erhofften Drachentöter. Stattdessen erscheint Wotan. Die beiden Rivalen um die Macht der Welt stehen sich wieder gegenüber. Doch Wotan ist ein anderer als damals. Ihn interessiert der Ring, das Symbol der Macht, nicht mehr. Im Gegenteil: Er behandelt Alberich sehr freundlich und spornt ihn sogar an, selbst den Ring zu gewinnen. Wotan hat resigniert: „Alles ist nach seiner Art, an ihr wirst du nichts ändern.“

Wotan verschwindet wieder im Wald, Alberich schaut ihm zweifelnd nach. Mime und Siegfried treten auf. Mime zieht sich sehr bald mit einigen Kampfanweisungen zurück. Siegfried genießt die Stille des Waldes und beobachtet einen Vogel (‚Waldweben’). Er versucht, mit seinem Horn dessen Stimme nachzuahmen, weckt damit aber nur den Lindwurm. Es kommt zum Kampf, Siegfried siegt, leckt an Fafners Blut und versteht plötzlich die Sprache der Vögel. Sie singen ihm zu, er solle jetzt auch den Nibelungenhort samt Ring und Tarnhelm in Besitz nehmen. Während er sich in die Höhle begibt, streiten sich Mime und Alberich vor dem Eingang um den Schatz. Alberich ist siegessicher und zieht sich mit einem hinterlistigen Grinsen zurück.

Mime begrüßt Siegfried als Held und will ihm zur Labung seinen Trank anbieten. Doch Siegfried hört auch in seinen Reden die wahre Absicht heraus; er erschlägt Mime. Im Hintergrund hört man Alberichs Lachen.

Der Waldvogel weist Siegfried nun den Weg zum „herrlichsten Weib“, zu Brünnhild. Doch da steht Wotan im Weg. Er hält den Jüngling auf, indem er ihn nach der Herkunft des Schwertes fragt. Siegfried gibt es richtigerweise als eigenes, neu geschaffenes Werk aus und drängt immer mehr auf Wotan ein. Ohne weiteres ist der Herrscher der Götter aber nicht bereit, einen Stärkeren anzuerkennen; der alte Machttrieb keimt schnell auf, Wotan setzt Siegfried seinen Speer entgegen und gibt sich gleichzeitig als derjenige zu erkennen, der seinen Vater getötet hat. Siegfried zerschlägt mit einem Schlag den Speer. Wotan weicht -endgültig resigniert - dem Stärkeren; der Weg zu Brünnhild ist frei. Die Walküre erwacht von Siegfrieds Kuss und vereinigt sich mit ihm in der kommenden Nacht (‚Leuchtende Liebe, lachender Tod’).

Götterdämmerung

Vorspiel/Nornenszene: Hier wird der Anfang der gesamten Geschichte erzählt. Am anderen Morgen tauschen beide Liebeszeichen aus: Siegfried lässt Brünnhild den Ring, sie schenkt ihm ihr Ross ‚Grane’.

Siegfrieds Rheinfahrt

Siegfried kommt zu Gunters Hof an den Rhein, wo auch Gutrune und Hagen weilen. Dort hat man schon von ihm gehört und von seinem Schatz. Vor allen Dingen ist Gunter an Brünnhild interessiert. Hagen, sein Bruder, will Siegfried durch einen Trank des Gedächtnisses berauben und so den Weg für Gunter zu Brünnhild frei machen. Gleichzeitig könnte dann Gutrune Siegfried heiraten und der Schatz wäre in ihren Händen. Hagen selbst ist natürlich auf Grund seines Vaters Alberich nur an dem Ring interessiert.

Siegfried wird also freundlich aufgenommen, verliert die Erinnerung an Brünnhild durch Hagens Trank, verliebt sich in Gutrune und ist bereit, als Preis für sie ihrem Bruder Gunter bei der Werbung um Brünnhi1d zu helfen.

Während beide sich auf den Weg zum Walkürenfelsen machen, erscheint Alberich seinem Sohn im Schlaf und erinnert ihn an den Ring, den er unbedingt erlangen müsse.

Zur gleichen Zeit wird Brünnhild von ihrer Schwester Waltraute aufgesucht. Sie berichtet, dass sich in Walhall Entscheidendes getan hat (‚Waltrautes Erzählung’). Wotan ist von seinen rastlosen Wanderungen in die Welt zurückgekehrt, mit den Stücken seines zerschlagenen Speeres in der Hand. Er hat alle Götter und Helden um sich versammelt, hat die Welt-Esche fällen und zu einem riesigen Scheiterhaufen rund um Walhall schichten lassen. Seine Walküren hat er nicht mehr auf Heldensuche geschickt: er sitzt nur auf „hehrem Sitz, stumm und ernst“. Seine beiden Raben hat er in die Welt hinaus gesandt. Nur eine Botschaft können sie ihm bringen, die den Gott wieder lächeln lässt. „Des tiefen Rheines Töchter gäbe den Ring sie (Brünnhild) zurück, von des Fluches Last erlöst wär’ Gott und Welt“. Das hörte Waltraute; sie stahl sich aus Walhall fort, um Brünnhild um den Ring zu bitten.

Brünnhild ist entsetzt über dieses Ansinnen. Siegfrieds Liebespfand ist ihr weit wichtiger als der Götter und der Welt Elend. Erfolglos muss Waltraute zurück reiten.

Brünnhild hört Siegfrieds Horn, lacht ihrem Geliebten entgegen und ist zu Tode erschrocken, als ein Unbekannter vor ihr steht: Siegfried, in Gunters Rüstung. Er entreißt der sträubenden Brünnhild den Ring und zwingt sie, die Nacht mit ihm zu verbringen. Aus Treue zu Gunter legt er allerdings sein Schwert zwischen sich und die Frau. Siegfried versetzt sich am nächsten Morgen mit Hilfe des Tarnhelms zurück in Gunters Burg an den Rhein und erzählt Hagen von seinem, bzw. Gunters Erfolg.

Hagen ruft die Gibichsmannen, das Heer, zusammen und lässt sie Vorbereitungen zum Dank für die Götter und zum Empfang für Gunter und seine Braut treffen. Diese ziehen feierlich ein: Brünnhild steht fassungslos vor dem nichts ahnenden Siegfried. Sie versteht die ganze Situation nicht und denkt an Verrat.

Hagen bietet sich ihr als Helfer an. Brünnhild gesteht, dass Siegfried nur im Rücken verwundbar ist. Gunter sträubt sich zuerst gegen den geplanten Mord. Hagen aber weiß ihn an seiner eigenen Gier zu packen und ihn zu überreden.

Am folgenden Tag wird eine Jagd veranstaltet. Siegfried kommt von der Fährte eines Bären ab und trifft auf die drei Rheintöchter. Sie sind bereit, ihm zu dem verlorenen Wild zu verhelfen, wenn er ihnen den Ring an seiner Hand schenkt. Siegfried zögert zwar, wird dann aber doch weich und will die Bitte der Nixen erfüllen. Diese erzählen von der gefährlichen Kraft des Rings und reizen damit Siegfrieds Trotz. Er behält den Ring.

Die Jagdgesellschaft findet wieder zusammen. Siegfried muss gestehen, dass er als einziger beutelos ist. Als Ausgleich singt er den Männern aus seinem früheren Leben, und zwar bis zu dem Punkt, wo er Brünnhild gewinnt. Hagen sieht die Gelegenheit. Er reicht ihm einen Trank, der Siegfrieds Gedächtnis wieder belebt. Alle hören nun von Siegfrieds Liebe zu Brünnhild. Hagen spielt den Rächer und stößt Siegfried von hinten nieder.

In einem Trauerzug wird Siegfried in Gunters Burg getragen (‚Trauermarsch’). Gutrune erbleicht beim Anblick ihres gerade getrauten Ehegatten. Hagen nimmt ohne Zögern die Schuld am Tod des Helden auf sich und verlangt als Lohn gleichzeitig den Ring. Hier berührt er allerdings auch Gunters Interesse. Beide kämpfen, Hagen ersticht seinen Bruder und will sich gerade den Ring von Siegfrieds Finger ziehen. Da hebt sich der Arm des Toten langsam in die Höhe. Ein Entsetzen geht durch die Reihen der Anwesenden.

Brünnhild tritt auf und bezeichnet sich als die eigentliche Geliebte Siegfrieds. Sie will ihm in den Tod folgen und dadurch gleichzeitig den Ring von seinem Fluch befreien. Sie lässt einen Scheiterhaufen errichten, schickt Wotans Raben mit der Botschaft der Erlösung nach Walhall, setzt den Holzstoß in Brand und reitet mit ihrem Pferd hinein (Brünnhildes Schlussgesang). Der Rhein tritt über die Ufer, überschwemmt das Feuer und gibt den Rheintöchtern den Weg zum „verfluchten Ring“ frei. Ein letztes Mal versucht Hagen, ihn an sich zu reißen, jedoch die Nixen ziehen ihn in die Tiefe des Wassers hinab.

Das Ende der bisherigen Weltordnung ist gekommen. Die Welt-Esche, rings um Walhall gelegt, brennt und mit ihr stürzt der Herrschersitz der Götter zusammen. Eine neue Zeit kann beginnen.

Bedeutende Inszenierungen

Literatur

  • Hans Mayer: Anmerkungen zu Richard Wagner. Frankfurt am Main, Suhrkamp 1966
  • Loriot: Loriots kleiner Opernführer: Der Ring des Nibelungen. Zürich, Diogenes 2003