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Titan (Element)

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Eigenschaften
Scandium - Titan - Vanadium
Ti
Zr  
 
 
Allgemein
Name, Symbol, Ordnungszahl Titan, Ti, 22
Serie Übergangsmetalle
Gruppe, Periode, Block 4, 4, d
Aussehen silbrig metallisch
Massenanteil an der Erdhülle 0,41 %
Atomar
Atommasse 47,867
Atomradius (berechnet) 140 (176) pm
Kovalenter Radius 136 pm
van der Waals-Radius -
Elektronenkonfiguration [Ar]3d2 4s2
Elektronen pro Energieniveau 2, 8, 10, 2
Physikalisch
Aggregatzustand(bei 20°C) fest
Modifikationen -
Kristallstruktur hexagonal (bis 882 °C, darüber krz)
Dichte (Mohshärte) 4507 kg/m3 (6)
Magnetismus -
Schmelzpunkt 1941 K (1668 °C)
Siedepunkt 3560 K (3287 °C)
Molares Volumen 10,64 · 10-6 m3/mol
Verdampfungswärme 421 kJ/mol
Schmelzwärme 15,45 kJ/mol
Dampfdruck 0,49 Pa bei 1933 K
Schallgeschwindigkeit 4140 m/s bei 293,15 K
Spezifische Wärmekapazität 520 J/(kg · K)
Elektrische Leitfähigkeit 2,34 · 106 S/m
Wärmeleitfähigkeit 21,9 W/(m · K)
Weiteres
E-Modul 105 000 N/mm²
1. Ionisierungsenergie 658,8 kJ/mol
2. Ionisierungsenergie 1309,8 kJ/mol
3. Ionisierungsenergie 2652,5 kJ/mol
4. Ionisierungsenergie 4174,6 kJ/mol
5. Ionisierungsenergie 9581 kJ/mol
6. Ionisierungsenergie 11533 kJ/mol
7. Ionisierungsenergie 13590 kJ/mol
8. Ionisierungsenergie 16440 kJ/mol
9. Ionisierungsenergie 18530 kJ/mol
10. Ionisierungsenergie 20833 kJ/mol
Chemisch
Oxidationszustände +3, +4
Oxide (Basizität) TiO2 (amphoter)
Normalpotential 1,3 V (TiO2 + 4H+ + 4e-
→ Ti + 2H2O)
Elektronegativität 1,54 (Pauling-Skala)
Isotope
Isotop NH t1/2 ZM ZE MeV ZP
44Ti {syn.} 49 a ε 0,268 44Sc
45Ti {syn.} 184,8 min ε 2,062 45Sc
46Ti 8,0 % Ti ist stabil mit 24 Neutronen
47Ti 7,3 % Ti ist stabil mit 25 Neutronen
48Ti 73,8 % Ti ist stabil mit 26 Neutronen
49Ti 5,5 % Ti ist stabil mit 27 Neutronen
50Ti 5,4 % Ti ist stabil mit 28 Neutronen
51Ti {syn.} 5,76 min β- 2,471 51V
52Ti {syn.} 1,7 min β- 1,973 52V
NMR-Eigenschaften
47Ti 49Ti
Kernspin -5/2 -7/2
gamma / rad/T 1,508 · 107 1,508 · 107
Empfindlichkeit 0,00209 0,00376
Larmorfrequenz bei B = 4,7 T 11,3 MHz 11,3 MHz
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt,
gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Titan ist ein chemisches Element im Periodensystem der Elemente mit dem Symbol Ti und der Ordnungszahl 22. Es gehört zu den Übergangsmetallen. Leicht, fest, dehnbar, weiß-metallisch glänzend und korrosionsbeständig ist es besonders für Anwendungen geeignet, bei denen es auf hohe Korrosionsbeständigkeit, Festigkeit und geringes Gewicht ankommt.

Geschichte

Titan wurde 1791 in England durch den Geistlichen und Amateurchemiker William Gregor im Titaneisen bemerkt. Mehrere Jahre später entdeckte es der deutsche Chemiker Heinrich Klapproth im Rutilerz erneut. 1795 benannte er das neue Element Titan.

Reines Titanmetall (99,9 %) stellte 1910 erstmals Matthew A. Hunter her, indem er in einer Stahlbombe Titantetrachlorid mit Natrium auf 700 bis 800 °C erhitzte.

Erst die Einführung der großtechnisch durchgeführten Reduktion von Titantetrachlorid mit Magnesium (Kroll-Prozess durch William Justin Kroll 1946) erschloss das Titan für kommerzielle Anwendungen.

Vorkommen

Titan kommt in der Lithosphäre nur in Verbindungen mit Sauerstoff als Oxid vor. Es ist keineswegs selten, steht es doch an 10. Stelle der Elementhäufigkeit. Meist ist es aber nur in geringer Konzentration vorhanden.

Wichtige Mineralien sind :

Die Hauptvorkommen liegen in Australien, Skandinavien, Nordamerika und Malaysia.

Meteoriten können Titan enthalten. In der Sonne und in Sternen der Spektralklasse M wurde ebenfalls Titan nachgewiesen. Gesteinsproben der Mondmission Apollo 17 enthielten bis zu 12,1 % TiO2. Auch in Kohlenaschen, Pflanzen und im menschlichen Körper ist es enthalten. schnipp

Gewinnung

Meist vom Ilmenit oder Rutil ausgehend wird angereichertes Titandioxid mit Chlor zu Titantetrachlorid in der Hitze umgesetzt. Anschließend erfolgt eine Reduktion zum Titan durch flüssiges Magnesium (Kroll-Prozess nach William Justin Kroll). Zur Herstellung von bearbeitbaren Legierungen muss der erhaltene Titanschwamm im Vakuum-Lichtbogenofen umgeschmolzen werden.

Eigenschaften

Armbanduhr mit Titanhülle

Titan bildet an Luft eine äußerst beständige oxidische Schutzschicht aus, die es in vielen Medien korrosionsbeständig macht. Bemerkenswert ist die hohe Festigkeit bei einer relativ geringen Dichte. Oberhalb einer Temperatur von 400 °C gehen die Festigkeitseigenschaften aber schnell zurück. Hochreines Titan ist duktil. Bei höheren Temperaturen versprödet es durch Aufnahme von Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff sehr schnell. Zu beachten ist auch die hohe Reaktivität von Titan mit vielen Medien bei erhöhten Temperaturen oder erhöhtem Druck, wenn die Passivschicht dem chemischen Angriff nicht gewachsen ist. Hier kann sich die Reaktionsgeschwindigkeit bis zur Explosion anwachsen. In reinem Sauerstoff bei 25 °C und 25 bar verbrennt Titan von einer frischen Schnittkante ausgehend vollständig zum Titandioxid. Bei Temperaturen oberhalb von 880 °C reagiert es mit Sauerstoff, bei Temperaturen ab 550 °C mit Chlor trotz Passivierungsschicht. Titan brennt auch unter reiner Stickstoffatmosphäre, was bei Hitzeentwicklung wie zum Beispiel bei spanender Bearbeitung unbedingt beachtet werden muss.

In verdünnter Schwefelsäure, Salzsäure, chloridhaltigen Lösungen und den meisten organischen Säuren ist Titan beständig. Wegen der Explosionsgefahr sind bei Anwendungen in Chlorgas die Betriebsbedingungen strikt einzuhalten.

Die mechanischen Eigenschaften und das korrosive Verhalten lassen sich durch meist geringfügige Legierungszusätze von Aluminium, Vanadium, Mangan, Molybdän, Palladium, Kupfer, Zirkonium und Zinn erheblich steigern.

Durch Beschuss mit Deuteronen (= Ionen des Deuteriums) wird Titan radioaktiv. Es emittiert dann Positronen und Gammastrahlung. Unterhalb von 880 °C liegt Titan in einer hexagonal dichtesten Kugelpackung vor. Oberhalb von 880 °C bildet sich eine kubisch-raumzentrierte Gitterstruktur aus.

Besonders erwähnenswert ist Titandioxid in seiner Verwendung als Farbpigment. Es zeichnet sich durch eine extrem hohe weiße "Deckkraft" aus und ist wegen seiner Ungiftigkeit als Lebensmittelzusatz E171 zugelassen.

Theoretisch ist die Bildung von Titansäure Ti(OH)4 durch Reaktion von Titandioxid mit Wasser möglich. Aber wegen der starken Neigung von Titan mit Sauerstoff das außerordentlich stabile Titandioxid zu bilden, zerfällt Titansäure sofort zu Titandioxid und Wasser. Die Bildung von Titansäure ist ohnehin sehr unwahrscheinlich. Stabile Titansäure ist nur unter extremen oder besonderen Bedingungen denkbar. Titandioxid hingegen ist so stabil, dass es nicht einmal von konzentrierter Salzsäure angegriffen werden kann.

Verbindungen

Während metallisches Titan wegen der hohen Herstellungskosten oft anspruchsvollen technischen Anwendungen vorbehalten bleibt, ist das relativ preiswerte und ungiftige Farbpigment Titandioxid (Titanweiß; in Lebensmitteln als E 171 zu finden) ein Begleiter des alltäglichen Lebens geworden. Praktisch alle heutigen weißen Kunststoffe und Farben, auch Lebensmittelfarben, enthalten Titandioxid. Aber auch im Bereich der Elektro- und Werkstofftechnik werden Titanverbindungen eingesetzt.

Verwendung

  • Vor allem als Legierungsbestandteil von Stahl. Es verleiht Stahl eine hohe Zähigkeit, Festigkeit und Duktilität. Titanstähle haben auch ein gutes Verhältnis von Gewicht zu Festigkeit.
  • Anwendungen in Seewasser und chloridhaltigen Medien:
  • Verwendungen im Outdoor-Bereich
    • (Taucher-)Messer mit Titan- oder Titanlegierungsklingen, ebenso Essbestecke
    • als Zeltheringe (geringes Gewicht trotz hoher Festigkeit)

In der Mittelohrchirurgie findet Titan als Material für Gehörknöchelchenersatz-Prothesen und für Paukenröhrchen bevorzugte Verwendung.

  • über 90 % der Titanerzförderung wird hauptsächlich nach dem Chlorid- und im geringeren Maße nach dem Sulfatverfahren zu Titandioxid verarbeitet
  • Schmuck aus Titan
  • in Flugzeugen und Raumschiffen für besonders beanspruchte Teile, die trotzdem leicht sein müssen
  • bei hochwertigen Fahrrädern in Verbindung mit Aluminium und Vanadium als Rahmenmaterial
  • bei Golfschlägern als Schlägerkopf
  • beim Stockschießen als äußerst stabiler Stab beim Eisstockstiel
  • in Dampfturbinen für die am stärksten belasteten Schaufeln des Niederdruckteiles
  • in der Rüstung: Viele U-Boote der ehemaligen Sowjetunion hatten Druckkörper aus einer Titanlegierung (z.B. Mike-Klasse, Alfa-Klasse, Typhoon-Klasse oder Delta-Klasse). Daneben kommt Titan, stärker als bei zivilen Luftfahrt, in der militärischen Luftfahrt zum Einsatz. Dies führte dazu, dass zu Hochzeiten der sowjetischen Rüstungsproduktions ein Großteil der weltweiten Titanproduktion sowohl in Russland produziert als auch wieder verbaut wurde.

Titan wird als Brillenrahmen verwendet (zb.Adidas)

Verbindungen des Titans mit Bor, Kohlenstoff oder Stickstoff finden Verwendung als Hartstoffe. Auch zur Herstellung von Cermets, Verbundwerkstoffen aus Keramik und Metall, werden Titanverbindungen eingesetzt.

Normen

Titan und Titanlegierungen sind unter anderem genormt in:

  • DIN 17850, Ausgabe:1990-11 Titan; Chemische Zusammensetzung
  • ASTM B 348: Standard Specification for Titanium and Titanium Alloy, Bars and Billets
  • ASTM B 265: Standard Specification for Titanium and Titanium Alloy, Sheets and Plates
  • ASTM F 67: Standard Specification for Unalloyed Titanium, for Surgical Implant Applications
  • ASTM F 136: Standard Specification for Wrought Titanium-6Aluminum-4Vanadium ELI (Extra Low Interstitial) Alloy for Surgical Implant Applications
  • ASTM B 338: Standard Specification for Seamless and Welded Titanium and Titanium Alloy Tubes for Condensers and Heat Exchangers
  • ASTM B 337: Specification for Seamless and Welded Titanium and Titanium Alloy Pipe

Sicherheitshinweise

Titanpulver ist feuergefährlich. Die meisten Titansalze gelten als harmlos. Unbeständige Verbindungen wie Titantrichlorid sind stark korrosiv, da sie mit Spuren von Wasser Salzsäure bilden.

Titantetrachlorid wird in Nebelkerzen und Nebelgranaten eingesetzt; es reagiert mit der Luftfeuchte und bildet einen weißen Rauch aus Titandioxid, außerdem Salzsäurenebel.

Im Körpergewebe neigt Titan zur Anreicherung. Eine biologische Rolle des Titans im menschlichen Körper ist zur Zeit nicht bekannt.

Commons: Titan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Titan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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