Schlösser Augustusburg und Falkenlust
Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust liegen in der Stadt Brühl, im Rheinland. Sie gehören zu den bedeutendsten Bauwerken des Barocks und Rokokos in der Region. Seit 1984 sind sie UNESCO-Welterbestätte.
Lage
Das Schloss Augustusburg liegt im Osten der Stadt Brühl und ist mit dem Jagdschloss Falkenlust durch eine Allee durch den weitläufigen Schlosspark verbunden.
Die Geschichte der Schlösser
Bereits im 12. Jahrhundert besaßen die Erzbischöfe von Köln hier ein Gut mit Wildpark. Im Jahre 1284 ließ der Kölner Erzbischof Siegfried eine Wasserburg als Bollwerk gegen die Stadt Köln erbauen, die 1298 fertiggestellt wurde. Unter Erzbischof Walram wurde die Burg verstärkt. Sie überdauerte bis 1689 als sie schließlich von den Franzosen gesprengt wurde.
Augustusburg
Der Kölner Erzbischof Clemens August I. von Bayern (1700–1761) aus der Dynastie der Wittelsbacher ließ an der Stelle der Ruinen das Schloss Augustusburg erbauen. 1725 begannen die Arbeiten nach den Plänen des westfälischen Architekten Johann Conrad Schlaun, wobei die Fundamente des Vorgängerbaus in das neue Schloss integriert wurden. Aus diesem Grunde sind die Fensterachsen der Seitenflügel nicht komplett symmetrisch aufgeteilt, da die Breite des Schlosses an dieser Stelle mit dem älteren Bau übereinstimmt. Dies ist insofern ungewöhnlich, da die Symmetrie während des Barock eines der wichtigsten Ausdrucksmittel war. Das Schloss Augustusburg bildet eine Dreiflügelanlage mit Walmdach, die einen Ehrenhof umschließt. Die nach Osten weisenden Stirnseiten des Nord- und Südflügels gehören zu den bedeutendsten Werken des deutschen Barocks.

Ab 1728 erfolgte die weitere Ausstattung des Neubaus durch den Münchner Hofbaumeister François de Cuvilliés, der die Fassaden und die Paradezimmer im Stil der Régence und des Frührokokos gestaltete. Es entstand zu dieser Zeit auch die Westseite mit den Galerietrakten. Johann Balthasar Neumann schuf 1740 bis 1746 das Treppenhaus, das als eine der Hauptschöpfungen des deutschen Barocks gilt. Johann Heinrich Roth führte die abschließenden Innenarbeiten durch. Der Gardensaal im ersten Obergeschoss ist mit gelbem und grünem Stuckmarmor ausgeschmückt und durch Pilaster gegliedert. Das Deckenfresko ist von Carlo Carlone. Der gesamte Raum ist zum Ruhm des Hauses Wittelsbach eingerichtet und gestaltet. Von Carlo Carlone stammt auch das Deckengemälde im Treppenhaus, in dem an der Hauptschauwand der Fürstbischof Clemens August mit einer goldenen Büste verherrlicht wird. Die Stuckarbeiten stammen von Giuseppe Artario, Carlo Pietro Morsegno und Joseph Anton Brillie. Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Treppenhaus wurde unter Mithilfe polnischer Restauratoren wiederhergestellt.
Im Erdgeschoss des Südflügels befinden sich die einstigen Gemächer des Fürstbischofs, die sich zur Gartenanlage öffnen. In der 1493 geweihten Schlosskirche, die früher ein Franziskanerkloster beherbergte, befindet sich ein beeindruckender Hochaltar von Balthasar Neumann. 1735 wurde sie zur Hofkirche umgestaltet und erhielt ein Oratorium, das mit dem Orangerieflügel an das Schloss angebunden wurde.
Das Schloss Augustusburg war als reines Jagd- und Sommerschloss konzipiert und als solches nur vier bis sechs Wochen des Jahres bewohnt. Die Hauptresidenzen waren damals das Kurfürstliche Schloss und das Poppelsdorfer Schloss in Bonn.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss Augustusburg schwer beschädigt. Jedoch schon 1946 wurde damit begonnen die alte Pracht des Schlosses wiederherzustellen. Auch das Jagdschloss benötigte nach dem Krieg umfangreiche Restaurationsarbeiten.
Bis 1994 gab der Bundespräsident in Schloss Empfänge für Staatsgäste. Seit der Saison 2001 bietet die Verwaltung Schloss Brühl als Ergänzung zu den üblichen Schlossbesichtigungen besondere Themenführungen an. Schloss Augustusburg und die Parkanlage sind außerdem Spielstätten der Brühler Schlosskonzerte.
Falkenlust
Das Jagdschloss Falkenlust wurde 1729 bis 1740 von de Cuvilliés nach dem Vorbild der Amalienburg erbaut und bei der äußerst beliebten Falkenjagd genutzt.
Das eigentlich Schloss von zwei flachen Nebengebäuden flankiert, von denen aus ein schmiedeeisernes Gitter im Bogen nach vorne läuft und die Anlage von der offenen Landschaft abgrenzt. Während der Hof zur Allee und damit in Richtung Augustusburg geöffnet ist, zeigte die Feldseite des Schlösschens ursprünglich auf unbestelltes Jagdgebiet. Dieser Blick ist heute allerdings durch Baumaßnahmen und Ackerwirtschaft verstellt. Der Grundriss des Jagdschlosses lehnt sich an die Amalienburg an. Das Jagdschloss besitzt ebenso wie das Vorbild auf dem Dach des Hauptgebäudes eine Aussichtsplattform, um die Falkenjagd beobachten zu können. In den beiden Geschossen liegt in der Mittelachse ein Vorraum, der zu einem Salon führt. Dahinter befinden sich je ein Schlafzimmer, ein Kabinett und eine Garderobe für den Kurfürsten und einen Gast. Im Südteil des Schlosses befindet sich das Treppenhaus, das mit holländischen Kacheln ausgeschmückt wurde. Die Deckenmalerei stammt von Laurenz de la Roque und zeigt Szenen der Falkenjagd. In den Kabinetten findet man zudem kostbare Lackplatten, die teilweise aus China stammen. Im Speisezimmer thront über dem Kamin das lebensgroße Porträt von Kurfürst Karl Albrecht von Bayern, dem Bruder von Clemens August und der spätere Kaiser Karl VII.
1760 gab Casanova ein Galadiner für die Kölner Bürgermeisterin im Schloss Falkenlust.
1730 wurde eine mit reicher Muscheldekoration versehene Kapelle im Park des Jagdschlosses errichtet. Das kleine Oktogon wurde durch Peter Laporterie gebaut und im Stil einer Grotte ausgeschmückt.
Die Gartenanlagen
Dem Schloss gehört ein typischer, von Bosketten umringter Schlosspark an. Anders als sonst in vielen zeitgenössischen Schlössern wurden die prunkhaften Gartenanlagen nicht axial der Hauptfassade - die in Augustusburg zur Stadt zeigt -, sondern dem südlichen Seitenflügel vorgelagert. Die Entwürfe für die Gartenparterres stammen von Dominique Girard, einem Schüler André Le Nôtres. Südlich des Schlosses wurde ein zweiteiliges Broderieparterre angelegt und mit je zwei großen Wasserbecken mit Fontänen verziert. Ein weiteres Bassin schließt das Parterre mittig ab und eine Sichtachse führt hier vom Schloss in den Waldbereich.

Der Barockgarten wurde im 19. Jahrhundert von Peter Joseph Lenné zu einem englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Rekonstruktionsversuche der Anlage sind aufgrund schlechter Quellenverhältnisse schwierig. Die Anlage wurde vor und nach dem Zweiten Weltkrieg einem Plan von 1730 nachempfunden.
Die gesamte Parkanlage enthält neben dem Hauptparterre mehrere, abgeschlossene Bereiche. So findet sich unterhalb des Orangerieflügels der so genannte „Geheime Garten“ und im Waldgebiet des Schlosses befand sich das 1747 errichtete „Chinesische Haus“, ein exotischer, 60 Meter breiter Pavillon. Dieses, der damaligen Chinamode folgende Lustschloss musste 1822 abgetragen werden, da es baufällig war. Teile des den Pavillon umgebenden Kanalsystems sind bis heute erhalten.
Die Gartenanlagen um die Schlösser wurden wegen ihrer hervorragenden Qualität und historischen Bedeutung als Teil der Straße der Gartenkunst an Rhein und Maas klassifiziert.
Naturschutzgebiet
Der heute naturbelassene Teil des Schlossparks von Augustusburg von ca. 50 ha mit 300-jährigem Baumbestand und einer üppigen Tier- und Pflanzenwelt wurde unter Naturschutz gestellt.
Galerie
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Die Stadtfassade des Schlosses Augustusburg
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Blick in den Ehrenhof
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Blick auf die Gartenfassade
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Schloss Falkenlust, Hofseite
Literatur
- Wilfried Hansmann: Schloss Augustusburg zu Brühl. 6. veränderte Auflage, Neuss 1990, Rheinische Kunststätten Heft 23, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz (Hrsg.) ISBN 3880946566
- Wilfried Hansmann: Das Jagdschloss Falkenlust zu Brühl. 6. neubearbeitete Auflage, Neuss 1990, Rheinische Kunststätten Heft 149, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz (Hrsg.) ISBN 3880946558
- Wilfried Hansmann: Carlo Carlone Gemälde und Farbskizzen in Schloss Augustusburg zu Brühl. Verwaltung Schloss Brühl (Hg.), Brühl (2004)
- Wilfried Hansmann und Wilhelm Joliet: »Viel Tausend Vergnügen« mit Falken und Reihern Die Rotterdamer Fliesen und Fliesentableaus in Schloss Falkenlust zu Brühl. Verwaltung Schloss Brühl (Hrsg.), Brühl (2004)
Weblinks
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