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Süddeutsche Zeitung

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Süddeutsche Zeitung

Datei:Sueddeutsche-zeitung.gif
Beschreibung Abonnement-Tageszeitung
Verlag Süddeutscher Verlag
Erstausgabe 6. Oktober 1945
Erscheinungsweise montags bis samstags
Verkaufte Auflage 442.565 Exemplare
(IVW Q2/2006)
Chefredakteur Hans Werner Kilz
Weblink sueddeutsche.de

Die Süddeutsche Zeitung (Abkürzung SZ) ist die größte deutsche überregionale Abonnement-Tageszeitung. Sie wird im Süddeutschen Verlag in München verlegt, seit ihr als so genannte „wichtige meinungsbildende“ Tageszeitung die Lizenz zum Druck durch die US-amerikanische Besatzungsmacht erteilt wurde.

Innenpolitisch gilt die Süddeutsche Zeitung, wie bei Gründung geplant, als liberal-kritisches Medium. Wirtschaftspolitisch ist sie eher marktliberal einzuordnen.

Spezifisch für die SZ ist das Gewicht, das in den letzten Jahren der Kultur eingeräumt wird. Das Feuilleton folgt direkt auf den politischen Teil. Neben der Glosse Streiflicht ist die Seite 3 ein besonderes Merkmal der SZ. Hier erscheinen regelmäßig große Reportagen und Hintergrundartikel. Auf der vierten Seite, der Meinungsseite, findet man täglich einen Leitartikel, von bekannten Autoren der SZ geschrieben. Außerdem erscheint montags eine Beilage mit einer Auswahl von englischsprachigen Artikeln der New York Times, freitags das SZ-Magazin, samstags eine Wochenendbeilage und donnerstags, für die Auflage der Region München, eine Veranstaltungsbeilage SZ-Extra.

Im Sommer 2005 wurde die Süddeutsche Zeitung bei einer großangelegten Umfrage unter deutschen Journalisten als „Leitmedium“ Nummer Eins genannt - noch vor dem Spiegel. In der Studie Journalismus in Deutschland des Kommunikationswissenschaftlers Siegfried Weischenberg sagten 34,6 Prozent von 1.536 repräsentativ ausgewählten Journalisten, dass sie regelmäßig zur SZ griffen, um sich zu informieren oder Themenanregungen zu finden. Beim Spiegel waren es 33,8 Prozent.

Geschichte

SZ-Redaktions- und Verlagsgebäude in der Münchner Sendlinger Straße

Die Münchner Neuesten Nachrichten gingen der Süddeutschen Zeitung voraus; ihr Titel wurde von der SZ vor einigen Jahren für ihren Lokalteil übernommen.

Die erste Ausgabe erschien am Samstag, dem 6. Oktober 1945 unter vergebener Lizenz Nr. 1 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung Ost zum Preis von 20 Pfennig. Das Blatt gehört somit zu den Zeitungen der Lizenzpresse. Diese erste Lizenz für die Herausgabe einer Zeitung in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg wurde August Schwingenstein, Edmund Goldschagg und Franz Josef Schöningh gewährt.

Aus dem Geleitwort auf Seite 1 der ersten Ausgabe:

„Zum Geleit – Zum ersten Male seit dem Zusammenbruch der braunen Schreckenherrschaft erscheint in München eine von Deutschen geleitete Zeitung. Sie ist von den politischen Notwendigkeiten der Gegenwart begrenzt, aber durch keine Zensur gefesselt, durch keinen Gewissenszwang geknebelt. Die Süddeutsche Zeitung ist nicht das Organ einer Regierung oder einer bestimmten Partei, sondern ein Sprachrohr für alle Deutschen, die einig sind in der Liebe zur Freiheit, im Haß gegen den totalen Staat. Im Abscheu gegen alles, was nationalsozialistisch ist.“
„Die Leiter der Zeitung, verschiedenen Parteien entstammend, glauben, daß nach zwölf Jahren schmachvoller Gewissensknechtung und aufbefohlender Lüge der gemeinsame Wille zu politischer Mündigkeit und Sauberkeit, zu Verantwortunsbewußtsein und Wahrhaftigkeit eine genügend starke Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit bildet. [...] Wir beginnen auf schmaler Plattform mit geringen Mitteln und spiegeln damit die allgemeine Lage. Wir glauben, daß wir in nicht allzu ferner Zeit auch den allmählichen Aufstieg spiegeln werden.
– Schriftleitung und Verlag“

Seit Beginn der Krise auf dem Anzeigenmarkt der Tageszeitungen im Jahre 2000 verschlechterte sich auch die Lage der SZ zusehends. Es mussten neue Gesellschafter ins Boot geholt werden: Mit 18,75% kaufte sich die Südwestdeutsche Medienholding (Stuttgarter Zeitung, etc.) ein, die wiederum zu 44% der Medien-Union GmbH Ludwigshafen (Die Rheinpfalz, etc.) gehört. Aber auch die nordrhein-westfälische Ausgabe musste aus Kostengründen eingestellt werden, ebenso die Jugendbeilage Jetzt. Es kam zu zahlreichen Entlassungen. Die wirtschaftliche Situation hat sich zwischenzeitlich umgekehrt: Der Fehlbetrag 2002 betrug 76,6 Mio Euro, 2003 gab es bereits einen Überschuss von 0,6 Mio Euro, und 2004 wieder einen Überschuss von 37,1 Mio Euro.

Beim SZ-Magazin gab es im Mai 2000 einen Skandal, als bekannt wurde, dass das Magazin gefälschte Prominenten-Interviews des Journalisten Tom Kummer veröffentlicht hatte. Kummers fragwürdiges Verhältnis zur Beziehung von Realität und Fiktion (siehe Borderline-Journalismus) war schon länger bekannt gewesen.

Zusammen mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel und den Zeitungen der Axel Springer AG kündigte die Süddeutsche Zeitung Anfang August 2004 ihre Rückkehr zur klassischen Rechtschreibung an, wozu die FAZ sich bereits im August 2000 entschieden hatte. Die SZ-Redaktion entschloss sich jedoch zu einem Kompromiss, der nur einige Teile der neuen Rechtschreibung rückgängig machte.

Im Oktober 2006 fälschte die Redaktion testweise mehrere Wikipedia-Artikel. Während die meisten innerhalb sehr kurzer Zeit entdeckt wurden, überlebten einige bis zur Veröffentlichung eines Bekennerartikels am 4. November 2006.

Mitarbeiter

Chefredakteure

Bekannte Redakteure/Autoren

SZ-Bibliothek und andere Verlagsprojekte

Unter dem Druck, neue Umsatzquellen zu erschließen, wurde mit verschiedenen Marketingmaßnahmen Neuland betreten. Angeregt wurden diese Aktivitäten, die man als Produktlinienerweiterung bezeichnet, von ähnlichen Aktionen in Italien und Spanien. Die erfolgreichste, zunächst als Test gestartete, war die Etablierung einer Süddeutsche Zeitung Bibliothek („50 große Romane des 20. Jahrhunderts“ im Wochenrhythmus), die mit branchenunüblichen Voraussetzungen an den Start ging:

  • Benennung der Reihe in Anlehnung an echte Rankings wie die Zeit-Bibliothek
  • Verschenken des ersten Bandes an jeden Käufer oder Abonnenten der SZ vom 20. März 2004.
  • Sehr niedriger Preis im Vergleich zu den in der Buchbranche gewöhnlich kalkulierten Preisen: weniger als 5 Euro für festgebundene Bücher.
  • Publikumswerbung, wie sie sich Autokonzerne in der SZ nicht leisten können: wöchentlich mehrfach vierfarbige Anzeigen und Anzeigenstrecken in SZ und SZ-Magazin; im Laufe des Jahres dann auch Anzeigen in anderen Zeitschriften (Brigitte, Spiegel, etc.), die für die niedrigpreisige Ware „Buch“ in dieser Massierung üblicherweise nicht kalkulierbar sind.
  • Mischung von Bestsellern und Longsellern („Name der Rose“) mit günstigeren Lizenzen (veraltete Ausgabe von Kafkas „Amerika“).
  • Platzierung am Markt als qualitativ hochwertige Auswahl mit Kanoncharakter durch redaktionell aufgemachte Werbung auf der ersten Seite und der ersten Seite des Feuilletons der jeweiligen Samstagsausgabe, dem Erscheinungstermin des jeweiligen Bandes; zusätzlich „redaktionelle“ Werbung am Tag davor. Als Autoren fungierten die Redakteure der SZ, von denen gesagt wird, sie hätten die ursprüngliche große Lizenzeinkaufsliste zusammengestellt.
  • Nutzen sämtlicher Verkaufsstellen, die einem Zeitungsvertrieb zur Verfügung stehen: vor allem Kioske, Tankstellen, Zeitungsstände und sogar Buchhandlungen.
  • Günstiger Lizenzeinkauf bei den Rechteinhabern mit dem Argument der Masse; damit Verringerung des Risikos, falls sich ein Titel möglicherweise schlechter verkaufen sollte.

Das Rezept ging auf: Es wurden 80.000 komplette Serien, insgesamt sogar mehr als 10 Mio Bücher verkauft. In Österreich wurde diese Serie unter gleichem Namen ebenfalls vertrieben, hier von der Tageszeitung Der Standard, an der der Süddeutsche Verlag mit 49% beteiligt ist.

Nach dem gleichen erfolgreichen Muster wurde am 20. Oktober 2004 eine CD-Klassik-Edition gestartet, der Klavier Kaiser, eine Sammlung von 20 CDs, bei der 14 Pianisten, darunter Daniel Barenboim, Alfred Brendel und Glenn Gould vom Musikkritiker Prof. Joachim Kaiser besprochen werden. Begleitet wird diese Aktivität zusätzlich von Hörfunksendern. Bis April 2005 wurden hier 75.000 Ausgaben verkauft.

Mit diesen Zusatzaktivitäten, die gleichzeitig ideale Werbung bei den potentiellen Zielgruppen machen, erlöste die SZ im Jahr 2004 zusätzliche Umsätze von 26 Mio. Euro (SZ vom 23. April 2005).

Das Wissens-Magazin der Süddeutschen Zeitung, SZ Wissen erschien erstmals am 11. Dezember 2004 und erreichte bis April 2005 eine Auflage von knapp 90.000 Heften, in direkter Konkurrenz zum ähnlich lautenden Wissensmagazin der Zeit.

Am 5. März 2005 startete die SZ-Cinemathek, eine Sammlung von 100 Kinofilmen großer Regisseure auf DVD. Begleitend wird in der Wochenend-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung der aktuelle Film von bekannten Personen aus der Filmwelt, wie z. B. Caroline Link und Volker Schlöndorff besprochen. Alles läuft ab nach dem Muster der SZ-Bibliothek inkl. Freiexemplar zum Start für jeden Käufer. Hier wurden bis Mitte April 2005 bereits 20.000 komplette Serien und insgesamt 600.000 DVDs verkauft. (Zu einer kritischen Einschätzung dieser Sammlung siehe Artikel Filmgeschichte.) Mittlerweile wurde die Cinemathek ergänzt um die SZ-Junge Cinemathek.

Im Juni 2005 ging es weiter mit der SZ-Diskothek, im September mit der Kinderbuchreihe Junge Bibliothek, im Januar 2006 mit der SZ-Kriminalbibliothek; es erschien rechtzeitig zur Fußball-WM 2006 die SZ-WM-Bibliothek, im Herbst 2006 die Hörbuchedition SZ-Bibliothek der Erzähler, im Oktober 2006 die SZ-Vinothek, die schlicht Wein verkauft, und als bisheriger Höhepunkt Ende Oktober 2006 die SZ Klassik, die Aufnahmen von 16 großen Geigern vereint.

So ist es nur konsequent, mit der Süddeutsche Zeitung Mediathek nun auch unter die Online-Versandhändler zu gehen, die die oben genannten Objekte, unter Umgehung des Handels, direkt an die Endkunden vertreibt.

Literatur

  • Süddeutsche Zeitung. Rösl, München 1859,1(1.Okt.) - 1860,345(13.Dez.)
  • Süddeutsche Zeitung. Münchner neueste Nachrichten aus Politik, Kultur, Wirtschaft, Sport. Süddt. Verl., München 1.1945,1(24.Aug.)ff. ISSN 0174-4917

(daneben erschienen und erscheinen diverse regionale Ausgaben, Sonderausgaben und ihre Vorläufer, zeitlich begrenzt)

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