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Rostocker Kinos

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Theater des Friedens (2008)

Die Rostocker Kinos blicken zum Teil auf eine lange Geschichte zurück. Die ersten von sechs noch in der DDR betriebenen Lichtspielhäusern gingen bereits während der Stummfilm-Zeit an den Start. Bis heute überlebt haben nur zwei der alten Kinos. Arthouse-Filme können im Programmkino Lichtspieltheater Wundervoll (Li.Wu.) mit den beiden Spielstätten Metropol und Frieda23, Mainstream-Filme in den CineStar-Kinos Capitol und Multiplex angeschaut werden.

Geschichte

Theater des Friedens (1953)

Ende des 19. Jahrhunderts erlebten die Rostocker auf dem Pfingstmarkt erstmals Lebende Bilder, dort bot ein Schausteller kinematographische Vorstellungen an, das Spektakel kostete 10 Pfennig Eintritt. Schausteller Orth benutze zur Vorführung das Bioskop der Brüder Skladanowsky. Die schnell populär werdenden Vorstellungen mobiler Lichtspieltheater verlangten bald nach größeren Vorführstätten, dazu wurden in Rostock bekannte Lokalitäten zu Kinosälen umfunktioniert, darunter der große Saal in Mahn & Ohlerichs Keller, im Tivoli am Rosengarten, Ecke Lindenstraße oder im Belle-vue an der Alexandrinenstraße.[1]

Der 1836 eröffnete Apollosaal des Hotels Sonne musste im Januar 1902 wegen mangelnder Feuersicherheit und weiteren Sicherheitsmängeln schließen. Doch er wurde umgebaut, 1907 als Apollo-Theater für lebende Bilder wiedereröffnet und nach einem erneuten Umbau ab 1926 als Kammerlichtspiele Sonne betrieben.[2] 1909 eröffnete das damals noch als Kinematograph bezeichnete Thalia-Theater (ab 1927 Schauburg) in der Kröpeliner Straße 12, der Besitzer des Apollo-Theaters baute im selben Jahr das Metropol-Theater im Barnstorfer Weg und 1912 öffnete das Palast-Theater in der Doberaner Straße zum ersten mal seine Pforten. Mit deutlichem Abstand folgten 1924 die Park-Lichtspiele Warnemünde in der Wachtlerstraße (heute Dänische Straße), 1937 die Lichtspielhäuser Hansa-Theater in der Maßmannstraße und 1938 das von Karl Boldt errichtete Capitol in der Breiten Straße, das zwischen 1940 und 1947 UFA-Palast hieß.[3] Von insgesamt neun Lichtspieltheatern in Rostock und Warnemünde überlebten nur sechs den Zweiten Weltkrieg. Die Kammerlichtspiele Sonne und die Schauburg wurden Opfer der Luftangriffe im April 1942, wobei letzteres ab 1943 noch ein paar Jahre in der Ulmenstraße 22 neben dem Tanzlokal Schwedt existierte.[4][5]

Hansa-Theater, Metropol und Parklichtspiele wurden unter diesen Namen auch in der DDR betrieben. Unter der Leitung von Sovexport hieß das Capitol zwischen 1947 und 1952 DEFA-Palast. Kurz nach Gründung der VE Kreislichtspielbetriebe im Frühjahr 1953 erhielt das Palast-Theater den Namen Theater des Friedens. In Warnemünde richtete sich 1968 im Kino Seestern das Volkstheater Rostock mit der Kleinen Komödie ein. Das Union-Theater in der Kröpeliner Straße 21 hieß nach einem Umbau in den 1980er Jahren Kino Café Camera.[6]

Situation heute

Außer dem wiederbelebten Metropol hat nur eines dieser Kinos bis heute überlebt – das CineStar Capitol, mit heute 1089 Sitzplätzen in 4 Kinosälen.[7] Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung hatte die Lübecker Kieft & Kieft Filmtheater GmbH die Kinos Hansa-Theater, Capitol und Park-Lichtspiele übernommen, das Kino in Warnemünde aber bereits 1995, das Hansa-Theater dann 2012 als unrentabel abgestoßen.[8] Für die Vorführung kommerziell geprägter Blockbuster wurde 1996 im Ortsteil Lütten Klein das erste CineStar Multiplex-Kino Mecklenburg-Vorpommerns errichtet: mit 7 Leinwänden und 1996 Sitzplätzen.

Lichtspieltheater Wundervoll Metropol

Das Lichtspieltheater Wundervoll (Li.Wu.) ist seit 1993 ein Programmkino, das in drei Sälen „künstlerisch und politisch ambitionierte Filme“ zeigt.[9] Die beiden Spielstätten in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt sind das 2012 wieder eröffnete Metropol und die 2014 errichtete Frieda23.[10] Die Frieda23 ist außerdem zentrale Spielstätte des Rostocker Filmfestivals, dem Festival im Stadthafen (FiSH), das vom Institut für neue Medien (IfnM) organisiert wird. Das Li.Wu. ist Mitglied in den Netzwerken AG Kino – Gilde Deutscher Filmkunsttheater und Europa Cinemas; Förderer sind die Hansestadt Rostock und die Filmförderungsanstalt FFA.[11]

Liste der Rostocker Kinos

Name Adresse Sitze Öffnung – Schließung
Hansatheater, Kammerlichtspiele Lange Str. 49 300 1905–1920
Apollo-Theater, Kammer-Lichtspiele Sonne Steinstr. 10 (Hotel zur Sonne) 650 1907–1945
Kinematographisches Theater Hopfenmarkt 14 1908–1911
Thalia-Theater, Schauburg Kröpeliner Str. 12,

Ulmenstraße 22

500 1909-Anfang der 50er
Metropol-Theater Barnstorfer Weg 4 578 1910–1996
Palasttheater, Theater des Friedens Doberaner Str. 5 273 seit 1912
Union-Theater, Kino Cafe Kamera Kröpeliner Str. 48 450 1914–1994
Seestern-Lichtspiele Warnemünde Am Strom 38 200 1916–1968
Park-Lichtspiele Warnemünde Wachtlerstr. 7/8

(später Dänische Straße)

260 1924–1995
Hansa-Filmpalast Maßmannstr. 14–15 950 1937–2012
Capitol, UFA-Palast, DEFA-Palast Breite Str. 3–5 1100 seit 1938
Freilichtbühne (Sommerfilmtage) Platz der Jugend 1959–1995
Zeltplatzkino Seestern Markgrafenheide Zeltplatz Markgrafenheide seit 1977
Lichtspieltheater Wundervoll Barnstorfer Weg 4 88 seit 1993
Cinestar Sankt-Petersburger-Str. 18b 2167 seit 1996
Ostsee-Welten 5D Warnemünde Am Leuchtturm 15 200 seit 2008

Einzelnachweise

  1. Kathrin Möller: Für fünf Pfennig ins Kino in Rostocker Blitzlichter 1900/ 2000, Verlag Redieck & Schade, Rostock 1999, Seite 191
  2. Puls/Staszak: Von der Bürgerkapelle zur Norddeutschen Philharmonie, Verlag Redieck & Schade, Rostock 1997, Seite 75
  3. Der Kinematograph. Kinolisten 1917–1950. Theater des Friedens – Location
  4. Zu den Kinematographen und Lichtspielhäusern Vgl. Adressbuch Rostock ab 1905
  5. Pichulek/Weber: Die Kröpeliner-Tor-Vorstadt in Rostock, Wartenberg Verlag 2001, Seite 31
  6. vgl. Wolfhard Eschenburg und Horst D. Schulz: Straßen in Warnemünde - Namen, Geschichte und Geschichten. Redieck & Schade, Rostock 2011, S. 134.
  7. CineStar Capitol – Übersicht
  8. Kino Hansa-Filmpalast schließt. In: Rostock-Heute. 10. Juli 2012, abgerufen am 15. Februar 2021.
  9. Förderverein des li.wu. – Über uns
  10. Lichtspieltheater Wundervoll – Unsere Kinos
  11. Lichtspieltheater Wundervoll