Matteo Bragadin
Matteo Giovanni Bragadin (* 1689 in Venedig; † 10. Oktober 1767 ebenda) war ein venezianischer Staatsinquisitor.
Bragadin war ein Sohn des Andrea Bragadin, der einer Familie angehörte, die ursprünglich aus Dalmatien nach Venedig zugewandert war. Die Bragadin waren eine der vier sogenannte evangelischen Familien, zu denen auch die Bembo, Corner und Giustinian gehörten. Sie zählten damit zum ältesten Adel der Stadt. Matteo und sein älterer Bruder Daniele (1683–1755), der 1735 Prokurator von San Marco wurde, erbten das Familienvermögen. Dabei war Matteo der letzte (kinderlose) Angehörige der Familie, die mit ihm ausstarb.
Der Palazzo Bragadin (Campo Santa Marina al civico 6041) befindet sich im Sestiere Castello.[1]
Matteo Bragadin war Senator der Republik Venedig und gehörte dem Kleinen Rat (Minor Consiglio) an. Dieser bestand aus sechs Vertretern der sechs Sestieri der Kernstadt. In dieser Funktion war Bragadin zugleich Staatsinquisitor, da die Männer des Kleinen Rates jeweils einen der Inquisitoren als Inquisitore rosso stellten.
1735 verklagte ihn sein eigener Bruder beim Rat der Zehn. Acht Monate lang wurde dort der Vorwurf untersucht, der Jüngere habe den Älteren vergiften wollen. Doch am Ende wurde Matteo von allen Vorwürfen freigesprochen.
Obwohl er sehr religiös war, glaubte er auch an magische Praktiken. Zusammen mit seinen Freunden Marco Dandolo und Marco Barbaro war er zeitlebens der wichtigste Protektor Giacomo Casanovas.
Am 29. April 1746 erlitt er, nachdem Casanova bei einer Hochzeit im Palazzo Soranzo aufgespielt hatte, einen Schlaganfall. Casanova schreibt in seiner Histoire de ma vie, er habe durch einen schnell herbeigeführten Aderlass, den ein herbeigerufener Wundarzt durchführte, den Senator gerettet. Danach habe er den Kranken in dessen Gondel nach Santa Marina zu seinem Haus gebracht, wo ein Arzt einen zweiten Aderlass durchgeführt habe. Dieser Arzt – der Autor nennt ihn Ferro mit Namen – hätte ihn mit einer Quecksilber-Heilsalbe fast umgebracht, was Casanova verhindert habe. Der Senator habe sich Casanova daher auf Lebenszeit zu Dank verpflichtet gefühlt.
Im Staatsarchiv lassen sich die Spitzelberichte (riferte) finden, die über Casanova berichteten, wie er die drei Adligen mit magischen Zeremonien täuschte – möglicherweise war dies auch einer der Gründe für Casanovas spätere Inhaftierung.
Bragadin verband in jedem Falle eine tiefe Freundschaft und Dankbarkeit. So unterstützte er Casanova mit seinem reichen Erfahrungsschatz auf der politischen Ebene, aber auch mit Geld. Dabei ging er so weit, dass er den größten Teil seines Vermögens verbrauchte. Für Casanova war Bragadin, wie er selbst konstatiert, wie ein Vater (zumal er selbst früh Waise wurde), ja, er wurde selbst für einen Adligen gehalten. Dies aber hätte ihm Kontakte zu Ausländern untersagt (Histoire de ma vie 2, 22)
Casanova schildert Bragadin nicht nur als Freund und Protektor, sondern auch als Frauenfeind. Bragadin adoptierte ihn bald als seinen Sohn und verpflichtete sich, ihn auf Lebenszeit mit zehn Zecchini pro Monat zu unterstützen. Er bot ihm sein Haus an, unterhielt für ihn eine eigene Gondel, setzte seine umfangreichen Kontakte zu seinen Gunsten ein. So konnte Casanova drei Jahre lang ein materiell sorgenfreies Leben führen. Es gelang ihm sogar zu erreichen, dass jeder, der eine Vergünstigung von seinem „Vater“, wie er Bragadin nannte, erhoffte, sich zuerst an ihn wenden musste. Auf Bragadins Anraten verließ er 1749 für einige Zeit Venedig, bis ihm Bragadin brieflich signalisierte, dass er zurückkehren könne.
1753 hielt Casannova um die Hand der Cat(t)erina Maria Teresa Francesca Capretta (1738 – nach 1793) an, die Casanova „C. C.“ nannte. Dies geschah auf Vermittlung Bragadins. Doch nachdem Casanova in den Bleikammern inhaftiert worden war, sah Bragadin ihn nie wieder. Allerdings blieben die beiden Männer in Briefkontakt.
Anmerkungen
- ↑ Helmut Watzlawick: Casanova topography – Visits to Ca' Bragadin and Ca' Grimani, in: L'intermédiaire des Casanovistes XXVII (2010), S. 37; ähnlich Adriano Contini: Where Casanova lived, in L'intermédiaire des Casanovistes XXVIII (2011), S. 53.
Personendaten | |
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NAME | Bragadin, Matteo |
ALTERNATIVNAMEN | Bragadin, Matteo Giovanni |
KURZBESCHREIBUNG | venezianischer Staatsinquisitor |
GEBURTSDATUM | 1689 |
GEBURTSORT | Venedig |
STERBEDATUM | 10. Oktober 1767 |
STERBEORT | Venedig |