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Rochlitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Karte
Datei:Wappen der Stadt Rochlitz.jpg Lage von Rochlitz Markiert
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Regierungsbezirk: Regierungsbezirk Chemnitz
Landkreis: Landkreis Mittweida
Fläche: 23,71 km²
Einwohner: 7233 (31.12.2002)
Bevölkerungsdichte: 305 Einwohner je km²
Höhe: XXX m ü. NN
Postleitzahl: 09306
Vorwahl: 03737
Geografische Lage: 51° 2' 60 n. Br.
12° 48' 0
ö. L.
Kfz-Kennzeichen: MW
Amtlicher Gemeindeschlüssel: 14 1 82 350
Gliederung des Stadtgebiets: XX Stadtteile/Stadtbezirke
Adresse der Stadtverwaltung: Markt 1
09306 Rochlitz
Website: www.rochlitz.de
E-Mail-Adresse: info@rochlitz.de
Politik
Bürgermeister: Joachim Knappe (Partei)

Rochlitz (altsorbischer Name "Rochelinzi") ist "Große Kreisstadt" an der Mulde, im Bundesland Sachsen, bekannt durch den Rochlitzer Berg und den dort anstehenden und abgebauten Rochlitzer Porphyr. Von der Jahrhundertflut im August 2002 stark betroffen.

Rochlitz

Geographie

am Rochlitzer Berg gelegen


Geschichte

Bereits in mittelslawischer Zeit, d.h. im 9. bis 10. Jahrhundert, bestanden im heutigen Stadtgebiet mehrere dörfliche Siedlungen. Vermutlich am Ende des 11. Jahrhunderts entstand unterhalb der Burg und des östlichen Suburbiums mit der Petrikirche eine Markt- und Kaufmannssiedlung im Gebiet des heutigen Mühlplatz mit dem "Hohen Haus", die sicherlich mit der Lage an der Zaßnitzer Furt durch die Mulde in Zusammenhang steht. Noch im 19. Jahrhundert wurde dieser Bereich als "Alte Stadt" bezeichnet. Ebenfalls im 11. Jahrhundert wurde ein die Reichsburg versorgender Wirtschaftshof im nördlichen Teil des heutigen Stadtgebietes mit dem Burgwall "Keßling" in Rochlitz-Poppitz angelegt, der später nach Königsfeld bei Rochlitz verlegt wurde.

Um 1200 wurde unter Graf Dedo V. dem Feisten oder einem seiner Söhne Dietrich (1190-1207) und Konrad (1207-1210), möglicherweise auch erst unter Markgraf Dietrich von Meißen (ab 1210) die Rechtsstadt Rochlitz mit der Stadtkirche St. Kunigunde gegründet. Die Stadtanlage hebt sich insbesondere durch ihren langgestreckten Straßenmarkt heraus, der eine Analogie im nahegelegenen Geithain besitzt. Archäologische Ausgrabungen und erhaltene romanische Reste wie die Fenster am Westturmriegel der Kunigundenkirche ermöglichen Aussagen zu ihrem Ursprungsbau, einer querhauslosen Kurzbasilika der gleichen Zeitstellung. Trotz ihrer zentralen Lage am unteren Marktende fungierte bis zur Reformation die ältere, extra muros (außerhalb der Stadtbefestigung) gelegene St.-Petrikirche ebenfalls als Pfarrkirche für die westlichen Teile der Stadt. Bei stadtarchäologischen Untersuchungen wurden im Gebiet um die Kunigundenkirche Funde aus dem späten 12./frühen 13. Jahrhundert festgestellt, während die weiter westlich gelegenen Gebiete offensichtlich erst mit einiger zeitlicher Verzögerung bebaut worden sind.

Eine Stadtmauer umgab Rochlitz erst wohl erst im späten 13. Jahrhundert, zuvor haben anscheinend lediglich Wall, Graben und Gebück bestanden. 1288 wird dann die Mauer anläßlich eines Teileinsturzes erstmals genannt. Die Stadt Rochlitz selbst wird erst 1336 ersterwähnt, der Rat 1360. Das früheste nachweisbare Siegel der Stadt mit der Umschrift sigillum civitatis rochlizensis hängt an einer Urkunde von 1364. 1367-73 erfolgte die Erneuerung der Stadtmauer bzw. die Errichtung der äußeren Stadtmauer. Vor 1379 erwarb der Rat die niedere Gerichtsbarkeit. 1380 erhielt die Stadt das Bleichprivileg und es wurde eine zweite Landesbleiche neben Chemnitz eingerichtet. 1430 fielen die Hussiten in der Stadt Rochlitz ein. Im 15. Jahrhundert erlebte die Stadt eine Blütezeit. 1464 erfolgten der Erwerb der Obergerichtsbarkeit und die Erweiterung des Weichbildes. In der Spätgotik wurde die Kundigundenkirche von 1417-1476 unter Einbeziehung romanischer Bausubstanz im Westen neu erbaut. Die beiden Keramikfiguren von Heinrich II. und Kunigunde stammen aus der Zeit um 1476, im Inneren zeigt die Kirche eine Ausstattung des frühen 16. Jahrhunderts. (Schnitzaltar von 1513). Für die Zeit um 1500 wird eine Zahl von etwa 2000 Einwohnern angenommen.

1537 wurde in Rochlitz durch Herzogin Elisabeth die Reformation eingeführt. Bereits 1534 war der "Alte" Friedhof mit Beinhaus im Bereich des heutigen Clemens-Pfau-Platzes angelegt worden. 1538 wurde auf dem aufgelassenem Kunigunden-Friedhof mit dem Bau einer Lateinschule (1876 abgebrochen, heute Gebäude der Bibliothek) begonnen, die schon 1595 mit Mitteln Sophies wieder umgebaut wurde. 1563 gesellte sich noch ein Neubau der Hospitalkirche (Heilig-Geist-Kirche) zu dem Ensemble hinzu (Abbruch 1904). In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand auch die östlich des heutigen Marktes und dem Rathaus gelegene "Mittelzeile", wohl anstelle hölzerner Krambuden, was eine wesentliche Verkleinerung des ehemaligen Untermarktes bedeutete. Am 2. März 1547 fand vor den Toren der Stadt die Schlacht von Rochlitz im Schmalkaldischen Krieg statt, der bedeutendste militärische Erfolg der vereinigten protestantischen Streitkräfte vor der vernichtenden Niederlage in der Schlacht bei Mühlberg.

Im Dreißigjährigen Krieg wurden Stadt und Schloß mehrfach belagert und eingenommen. Außerdem wurde die Stadt 1632 von einem Stadtbrand heimgesucht. Ein weiterer großer Stadtbrand traf die Bürger bereits wieder 1681. Beim dem folgenden Wiederaufbau fand die Firstschwenkung zu traufseitigen Häusern statt. Ab 1682 war Rochlitz Garnisionsstadt einer Infanterie-Einheit. 1691 weilte der Wund- und Augenarzt Johann Andreas Eisenbart (1663-1727) in Rochlitz. Aus dem Jahr 1688/89 stammt die Dreiturmfront der Kunigundenkirche, der barocker Vorbau wurde 1709 angefügt und beherbergte mir der Kunigundenbibliothek die erste öffentliche Bibliothek der Stadt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Rochlitz an das entstehende Postsystem angeschlossen. Hiervon zeugen zwei Distanzsäulen von 1723 (1820 erneuert), ab 1734 (1743?) bestanden ein Postamt und regelmäßiger Postverkehr. 1769 wurde in Rochlitz eine Wollmanufaktur begründet.

Ein weiterer Stadtbrand wütete 1802, der Wiederaufbau der Stadt veränderte das Bild stark. Aus dieser Zeit stammen vor allem die Bürgerhäuser am Markt und der Turm der Kunigundenkirche (1804). Er fand seinen Abschluß mit dem Neubau des Rathauses 1826-1828. 1816 wurde eine erste Steinbrücke über die Mulde gebaut, ab 1830 begann der Abbruch der Stadtbefestigungen. 1834 wurde eine allgemeine Städteordnung erlassen. Die Gründerzeit bedeutete auch für Rochlitz einen erheblichen Aufschwung und eine beträchtliche Vergrößerung der Stadt. Zu nennen sind hier: 1872 Anschluß an das Eisenbahnnetz, 1874-76 Neubau der "1. Bürgerschule" (Muldenschule), 1885 Abbruch des "Pulverturms", Stadterweiterungen ab 1889 in Richtung Bahnhof, Anlage der Bismarckstraße, 1889/90 Bau des "Kaiserlichen Hauptpost- und Telegraphenamtes", 1895 des "Königlich-Sächsisches Lehrerseminars", 1897 des Kriegerdenkmals auf dem Topfmarkt (bis 1942) … . In den "Goldenen Zwanzigern" wurde ab 1922 die Kleinsiedlung ("Gartenstadt") mit der Straße "Am Anfang" angelegt und 1922/23 ein zweites Rochlitzer Gaswerk am Mönchswinkel errichtet. Eine besondere Sehenswürdigkeit stellt der Marktbrunnen dar, der 1929 von dem bekannten Dresdner Bildhauer Prof. Georg Wrba (1872-1939) geschaffen worden ist.

Im "Dritten Reich" konnten die Nationalsozialisten schon frühzeitig im Stadtrat Fuß fassen und 1934 den parteilosen Bürgermeister Dr. Rudolf Herrmann mit Hilfe einer politischen Intrige absetzen. Schon 1933 wurden Adolf Hitler und Paul von Hindenburg Ehrenbürger der Stadt. 1933/34 wurde die heutige Muldenbrücke errichtet und nach dem Reichsstatthalter Martin Mutschmann benannt. 1936 feierte man das "Fest der Landschaft Rochlitz - 1000 Jahre deutsch". Der umständliche Titel verrät, dass es sich dabei um ein historisches Konstrukt handelt. Tatsächlicher Anlass war aber weniger das sehr weit hergeholte historische Ereignis - das Rochlitzer Gebiet war spätestens unter dem 936 verstorbenen König Heinrich I. unter deutsche Herrschaft geraten - als konkrete wirtschaftliche Gründe, v. a. die Förderung des Fremdenverkehrs. Die Initiative dazu ist jedoch nicht von den nationalsozialistischen Machthabern, sondern vom Vorsitzenden des Rochlitzer Geschichtsvereins und ehrenamtlichen Leiter des Museums, Studienrat Dr. Albert Bernstein, ausgegangen. Ab 1938 hielt mit der "Mechanik GmbH" auch die Rüstungsindustrie Einzug in der Stadt, und wahrscheinlich vom 19.9.1944 bis 28.3.1945 wurde hier KZ-Nebenlager als "Außenkommando Rochlitz (Sachsen)" des KZ Flossenbürg mit etwa 600 inhaftierten jüdischen Frauen betrieben.

Die Befreiung vom Nationalsozialismus erlebte die Stadt am 14. April 1945 durch die 6. Panzerdivision der US-Army. Die Mulde bildete die Demarkationslinie bis zum Einzug der Roten Armee am 22. Juni 1945. In der DDR-Zeit erfuhr Rochlitz eine beträchtliche Erhöhung der Einwohnerzahl und Ausbreitung in das Umland durch die Errichtung der Wohngebiete "Am Friedenseck" ("Sternsiedlung") 1955-61, "Am Regenbogen" 1960-65, "Wilhelm-Pieck-Straße" 1977/78 und "Am Eichberg" ab 1982/83 in Poppitz (in der Bevölkerung spöttisch "Golanhöhen" genannt in Anspielung auf die politischen Konflikte im Nahen Osten zur Zeit ihrer Errichtung). Die Mehrzahl der Bevölkerung arbeitete in den drei Großbetrieben VEB Elektroschaltgeräte (1952-1991), VEB Stern Radio Rochlitz und VEB Orsta-Hydraulik.


Wirtschaft

  • Verkehrsverbindungen:
    • Straße: Bundesstraßen B175, B107 und B7

Öffentliche Einrichtungen

Krankenhaus

Ämter

Arbeitsamt

Freizeit- und Sportanlagen


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Schloss
  • St. Petri und Kunigundenkirche



Literatur

  • Matthias Donath, Rochlitz. Kunigundenkirche und Petrikirche. Große Baudenkmäler 526 (München, Berlin 1998).
  • Volkmar Geupel, Weitere stadtarchäologische Untersuchungen in Rochlitz. Archäologie aktuell im Freistaat Sachsen 4, 1996, 231-235.
  • Volkmar Geupel, Zwischen Rochlitz und Wechselburg. In: Leipzig und sein Umland. Archäologie zwischen Elster und Mulde. Führer zu arch. Denkmälern in Deutschland 32 (Stuttgart 1996) 208-222, ISBN 3-8062-1272-4.
  • 1000 Jahre Rochlitz. Festschrift (Beucha 1995), ISBN 3-930076-16-0.
  • Udo Baumbach, Die Straßennamen der Stadt Rochlitz. Ein Lexikon zur Stadtgeschichte (Beucha 1994), ISBN 3-930076-06-3.

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