Die dritte Kultur
Der Buchtitel The Third Culture des Literaturagenten John Brockman ist eigentlich ein Stichwort aus C. P. Snow’s 1959 erschienene Arbeit „The Two Cultures and the Scientific Revolution” (die zwei Kulturen und die wissenschaftliche Revolution), in der Snow die Kluft beschreibt, die „die zwei Kulturen“ trennt; auf der einen Seite die Literatur-Intellektuellen und auf der anderen Seite die Naturwissenschaftler. Als Ursache hatte er die einseitigen Lehrpläne der Universitäten diagnostiziert und als Folge die Verarmung beider Kulturen genannt. Das Heranwachsen einer „dritten Kultur“, eine neue Generation von Wissenschaftlern, die die Kommunikationslücke zwischen den zwei traditionellen Kulturen schließen soll, hat er in seiner zweiten Studie „"The Two Cultures: A Second Look“ 1963 prophezeit.
In seinem Buch, in dem er Essays von anerkannten Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen vorstellt, verneint Brockman Snow’s optimistische Haltung, daß eine effektive Kommunikation zwischen den zwei Kulturen in Sichtweite sei und behauptet stattdessen, daß die aktuelle Bewegung zeitgenössischer Wissenschaftler, die in ihren populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen versuchen, Antworten zu den sogenannten „letzten Fragen“ einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, die dritte Kultur sei.
Zu den im Buch vorgestellten Wissenschaftlern gehören u a.: aus dem Biologie Bereich George C. Williams, Stephen Jay Gould, Richard Dawkins und Niels Eldredge; aus der Kognitionsforschung Marvin Minsky, Roger Schank, Daniel Dennet, Steven Pinker und Roger Penrose; aus der Kosmologie Martin Rees, Lee Smolin und Paul Davies; und aus der Komplexitätsforschung der Nobelpreisträger Murray Gell-Mann, Stuart Kaufmann, J. Doyne Farmer und W. Daniel Hillis.
Literatur
- John Brockman, Die dritte Kultur, Das Weltbild der modernen Naturwissenschaft. ISBN 3442720354